Jagd und
Tourismus "Die am
schlimmsten betroffenen neun Regionen, was die Anzahl der Jäger,
die Verbreitung von Wil-derei, jagdfreundlichen Gesetzen und die
Verbreitung von Giftködern angeht, sind inklusive ihrer Provinzen: Nur der Vollständigkeit
halber sei erwähnt, daß Umbrien die höchste Dichte
an Jägern aufweist: 47 Jäger auf 1000 Einwohner. Am
meisten Jäger wiederum gibt es in der Region Toskana: 107.000
(Zum Vergleich: In der Lombardei sind es 88.000)." |
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Jäger
und Jagdhund Was der angehende Jäger über Jagdhunde wissen muß erfährt er in den Unterlagen für die Jagdeignungsprüfung: a) Der Jagdhund braucht einen hinreichend großen Freiraum, in dem er leben kann; für die Stubenhaltung eignet er sich nicht. b) Der Hund existiert auch, wenn sein Herr in Urlaub fahren will, und nicht immer wollen Hotels unseren treuen Freund beherbergen. c) Einen Jagdhund kauft man nicht aufgrund eines instinktiven Gefühls, sondern in Kenntnis seiner besonderen Eigenschaften (Arbeitsstandard und morphologische Ausbildung) d) Berücksichtigt werden sollte auch die Abstammung des Hundes. Der Verband für das Italienische Hundewesen (ENCI) registriert deshalb |
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die Daten aller in den Zuchtbüchern eingetragenen Hunde. Die konsequente Ausbildung des Jagdhundes beginnt im jungen Alter und das Gelernte muß auch beim erwachsenen Tier ständig trainiert werden. Verläßlicher Gehorsam, ohne dem Hund dadurch seine natürliche Jagdpassion zu nehmen, ist eine grundlegende Erfordernis. Die natürlichen Anlagen werden selbst durch energische Erziehung kaum verändert. Die Ergebnisse bei Jagd und Prüfungen hängen von den Anlagen, der Lenkbarkeit und der Bindung des Hundes an den Jäger ab. Die feste Überzeugung "alter" Jäger, dass der Hund bei der Suche nach jeglichem Wild ausschließlich seine angeborenen Fähigkeiten brauche, widerspricht der heutigen Notwendigkeit nach spezialisierter Jagd. Das italienische Gesetz fordert den Gebrauch von Hunden, die für sie nicht jagdbare Wildarten getreulich respektieren: der Laufhund für die Hasenjagd beispielsweise darf kein anderes Haarwild und kein Federwild verfolgen. Und weiter lernt der künftige Jäger: Jagdhunde unterteilen sich in 5 Gruppen: Vorsteh,- Stöber -und Apportier,- Lauf,- Erd- und Schweißhunde. Die in Italien gebräuchlichen Rassen innerhalb der einzelnen Gruppen sind:Vorstehhunde: Spinone Italiano, Bracco Italiano, Pointer, English, Irish und Gordon Setter, Epagneul Breton, Deutsch Kurzhaar und Drahthaar, frz. Griffon und Viszla. Stöberhunde: Springer und Cocker Spaniel |
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Apportierhunde: Golden und Labrador Retriever Laufhunde: Segugio Italiano, Beagle, Beagle Harrier, Petit Bleu de Gascogne, Briquet Griffon Vendéen, Griffon Nivernese, Juralaufhund Typ "Bruno" und "St.Hubert", Ariégeois, Porcelaine, Anglo Francais de petite vénérie, Istrianischer Laufhund. Laufhunde für kleines Haarwild (Primitivhunde): Cirneco dell'Etna, Podenco, Pharaonenhund, Basenji und Canaan dog. Erdhunde: Deutscher Jagdterrier, Airedale Terrier, Standard Teckel. Schweißhunde: Hannoverischer Schweißhund, Bayrischer Gebirgsschweißhund und Bloodhound. (Quelle: Lernmaterial für die Jägerprüfung: Cinofilia) |
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Der
Jägeraspirant weiß bei seiner Prüfung also durchaus,
dass sein vierbeiniger Helfer nicht nur nützliche Seiten, sondern
auch Bedürfnisse hat. Leider ändert das nichts an der
Tatsache, dass Haltung und Behandlung gerade des Jagdhundes in
Italien für lange Zeit ein trauriges Kapitel war. Tierschützer wurden nicht
müde, auf die Misstände hinzuweisen. "Der italienische Jäger benutzt den Jagdhund als Verlängerung seines Arms, aber der tüchtige Gehilfe wird für diese Arbeit in keiner Weise belohnt. Während der Federwildjäger im Durchschnitt ein oder zwei Vierbeiner hält (meist Setter oder Epagneul Breton), besitzt der Wildschweinjäger häufig bis zu 17 Hunde, in der Mehrheit kleine Mischlinge, die mehr oder weniger auf gut Glück zur Jagd geschickt werden, so dass viele von ihnen schon während der ersten Tage der Saison sterben. Während der dreimonatigen Wildschweinjagd werden sehr viele Hunde schwer oder tödlich verletzt. Aber wie sollte ein Hund, der neun Monate lang angekettet war oder in irgendeinem Loch in seinen eigenen Exkrementen lebte, nun plötzlich gut jagen? Ein Hund, der noch dazu vielleicht völlig verwurmt ist, dank der Diät aus trockenem Brot und Essensresten und der fehlenden Bewegung keine Muskeln entwickeln konnte." (Quelle: cane in toscana) |
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Aus meinen eigenen Beobachtungen in den 1980er Jahren an verschiedenen Orten in der
Toskana muss ich diese Behauptungen, in Bezug auf die damalige Zeit, leider in mancher Hinsicht bestätigen.
Selbst der für 500 - 600 Euro gekaufte Rassehund mit Pedigree
wurde bei "Versagen" ohne große Gewissensnöte
"entsorgt". Vielleicht schwätzte man ihn einem unkundigen
Jagdkollegen auf, vielleicht erschoss man ihn oder setzte ihn
irgendwo weitab seiner bisherigen Heimat aus. Besonders hart traf es die Laufhunde. Gerade die Wildschweinjäger hielten beharrlich
an der alten Weisheit fest, dass ein "segugio" als brauchbarer
Jagdhund geboren wird. Wenn der Junghund auch
im zweiten Winter noch keine guten Anlagen zeigte, war das Risiko, nicht wieder mit nachhause genommen zu werden für ihn durchaus real.
Aber, und das ist ein |
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wesentlicher Punkt, man muss gerade in Italien unterscheiden zwischen dem Jäger, der nur Beute machen will und deshalb einen Hund hat, und dem Hundefan, der Jäger ist und sich intensiv für eine oder mehrere bestimmte Jagdhunderassen engagiert. Folglich gibt es vielfach auch den Jagdhund, der mit Herrchen auf dem Sofa liegen darf, den Hundeführer, der mit seinem reinrassigen Vorsteh- oder Laufhund Prüfungen absolviert, den Jäger-Züchter, der seine Tiere regelmäßig in Ausbildungszonen trainiert und in Form hält und die alten, pensionierten Vierbeiner genauso liebevoll hält und versorgt wie die jungen, leistungsfähigen. Darum scheint es mir wichtig und interessant, solche italienischen JägerInnen und Züchter einmal selbst zu Worte kommen zu lassen, denen das Wohlbefinden ihrer Hunde wirklich am Herzen liegt. Gian Carlo Perani liefert nicht nur ein liebevolles Rasseportrait, sondern auch Wissenswertes zum Thema Gangart, Farbvererbung und seinem Leben mit dem Bracco Italiano, dem kurzhaarigen Italienischen Vorstehhund also. Federico Chelini, der sich ganz und gar in den Deutschen Wachtelhund verliebt hat, berichtet von seinen Erfahrungen mit dieser Rasse bei der Jagd in der Toskana. Paolo Andrea Sangiorgi, der Deutsch Drahthaar züchtet, bei der Jagd und auf Prüfungen, auch in Deutschland, führt, teilt hier seine Erfahrungen mit dem |
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Deutsch
Drahthaar in Italien, während Marco Prandini von der Deutsch Drahthaar Verbandsjugendprüfung in Italien erzählt, den heimischen Zucht- und Prüfungsmethoden, der Einstellung des Jägers zum Hund uvm. sowie von der ersten offiziellen HZP des Deutsch Drahthaar in Italien Flavio
Fusetti wiederum berichtet "Aus
der Welt des Bracco Italiano", spricht über
den Werdegang der Rasse, seine Hoffnungen und Befürchtungen
für
den Bracco im Ausland, die Gefahren einer vorwiegenden Schönheitszucht und ähnliche Themen. Text (c) 2007 |
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Fotos: Mario Villa 1,5; Sabine Middelhaufe 2,3; Stinie 4; Lucia Delor 6. |
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