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Erfahrungen mit dem


English Cocker Spaniel (2)

 

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Der English Cocker Spaniel (1)
Von Sabine Middelhaufe

Cocker - da denkt man zuerst an große braune Augen, die andächtig zu Herrchen und Fraule aufblicken, langes, samtweiches glänzendes Fell, und das alles an einem fröhlichen kleinen Hund, der in unverwüstlich guter Spiellaune durch die Gegend hüpft, allzeit bereit mit seinem Zweibeiner Pferde zu stehlen.
Na ja, völlig falsch ist dieses Bild vom Cocker ja nicht. Er setzt gern diesen Blick auf, der Steine erweichen würde (und in jedem Falle seinen Menschen), speziell wenn er etwas will, oder wenn er Blödsinn ausgeheckt hat und nun die Höhere Instanz überzeugen muß, daß das Schinkenbrot ganz allein vom Teller gesprungen ist, ehrlich!, und die mit Cockerhaar gespickten Schlammreste auf dem Sofa unmöglich von ihm stammen können, das war bestimmt die Katze!
Ich will keinem Cocker Spaniel überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten unterstellen, aber irgendwie versteht er es, seinen treuherzigen Blick äußerst geschickt einzusetzen.

Ob man ihn hübsch findet ist natürlich Geschmacksache, als entschiedener Fan der Rasse behaupte ich selbstredend, daß er ein wohl proportionierter, attraktiver, langhaariger Jagdhund ist. Jagdhund?


Ein echter Jagdspaniel hat instinktiv Interesse am Wild. Oben ein Wurf achtwöchiger roter und schwarzer Cocker,
unten ihre Black and Tan Geschwister, die sich ebenso erregt an dem frisch erlegten Wildschwein zu schaffen machen.
Fotos: M. Hahn

Doch, doch: Jagdhund!
Als ich vor 40 Jahren mein Hundeleben mit der Blauschimmel Cockerhündin Jessica begann war ihre Zugehörigkeit zur Gruppe der Stöberhunde zwar nicht der wesentliche Faktor für die Rassewahl, doch lenkte sie meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell und entschlossen auf diese Tatsache, und spätestens als sie zum ersten Mal die Seele eines Myxomatosekranken Kaninchens in den Karnickelhimmel und den Rest des armes Tierchens in ihren Bauch beförderte, fiel bei mir der Groschen.
Klar, Jessica war - wie die meisten ihrer Rassegenossen die ich das Vergnügen hatte, kennenzulernen - ein fröhlicher kleiner Hund, ein Clown, ein kontaktfreudiger Wackelsteert, eine Lebens- und Reisegefährtin, die auch die unerquicklichsten Situationen mit Abenteuerlust und felsenfestem Vertrauen in die Weisheit meiner Entschlüsse hinnahm. Aber was sie sonst noch war, das zeigte sich erst draußen; vorzugsweise in den Wäldern und Feldern, notfalls im Stadtpark.
Zu sagen, daß ein Hund "ernst" wird, klingt im ersten Moment vielleicht seltsam. Möglicherweise ist das Wort schlecht gewählt. Was ich damit ausdrücken will ist die Veränderung, die in Jessica sicht- und spürbar wurde, wenn sie, den Häusern und Asphaltstraßen entronnen, von "lustige, spielbereite Begleiterin" auf "pflichtbewußter Jagdhund" umschaltete. Das kleine schwarz-weiße Ding, das da Tag für Tag gewissenhaft in Gebüsche, Dornenhecken und hohen Wiesenwildwuchs eindrang, den Kaninchen auf der Spur, stundenlang systematisch die Wiesen, abgeernteten Felder und Waldrändern absuchte, sich vom aufgeweichten Acker nicht verdrießen ließ, obwohl ihr der Schlamm bis zu den Sprunggelenken reichte, sich vom hohen Schnee nicht entmutigt fühlte, selbst wenn sie kaum drin vorwärts kam und das lange Haar bald voller Schneeklunker hing - ich nenne das einen "ernsten" Hund.
Hunde können nicht nur Zufriedenheit ausstrahlen, sondern auch Befriedigung. Jessica war höchst zufrieden ob eines Lobes, Streichelns und erst recht eines Extrahäppchens. Befriedigt allerdings war sie erst, wenn sie am Ende einer langen, langen Schleppe den Hasenbalg aufnehmen und apportieren konnte, oder ein riesiges Feld erfolgreich nach der dort versteckten toten Krähe abgesucht hatte. Oder wenn sie nach gleichsam stirnrunzelnder Spurensicherung schließlich unter einem Baum in frenetisches Bellen ausbrechen konnte, um mich zu informieren, daß die Katze daoben, da! säße.

Cocker bei der Arbeit im Feld. Foto: M. Hahn
Wahrscheinlich krausen Sie jetzt die Stirn. War da nicht was..? Sollte man, als Nicht-Jäger versteht sich, dem Cocker das Jagen nicht aberziehen statt ihn darin auch noch zu trainieren? Jain...
Ich erinnere mich noch gut an unseren Freund Felix, einen weiß-orangenen Cocker, der sich beim Anblick eines direkt vor ihm aufstehenden Hasen aufs Hinterteil setzte und Meister Lampe in meditativer Stille nachschaute. Felix folgte jedem Ball oder Stöckchen wie ein geölter Blitz, bekundete jedoch niemals Interesse an Wild. Ich kann
es natürlich nicht beschwören, bin jedoch sehr zuversichtlich, daß Felix Schleppen, Kunstfährten und dergleichen nie vermißt hat.
Zara, Farbschlag Blauschimmel, stellte noch als betagte Cockerdame den Kaninchen im Hamburger Stadtpark nach, und weil sie sie infolge einer Kieferoperation nicht mehr schüttelnd totbeißen konnte, tauchte sie die glücklosen Gesellen in den Ententeich - und das ist kein Jägerlatein. Zaras Frauchen, eine Rentnerin, war von den jagdlichen Aktivitäten ihrer Hündin begreiflicherweise wenig erbaut, zumal die ansonsten folgsame Cockerline von totalem Gehörausfall heimgesucht wurde, sobald sie Kaninchen witterte. Da Zara ihre Leidenschaft schon im frühsten Alter bekundet hatte, wären jagdlich orientierte Übungen zur Festigung des Gehorsam vorm lebenden Wild mit ziemlicher Sicherheit auf recht fruchtbaren Boden gefallen.
Meine ganz persönliche Meinung ist folglich die: Jagdgelüste in der Tiefschlafphase soll man nicht wecken, einverstanden. Ein Cocker, dem Spuren, Fährten, Baue, Exkremente vom Wild und die Verursacher selbst ganz schnuppe sind, kann in Disziplinen wie Agility, Mantrailing, Frisbee, Rettungshundearbeit uvm. sein Glück finden. Dasselbe gilt für Cocker mit deutlicher Tendenz zum Nicht-Jäger. D.h. Spaniels, die zwar zum Spurt hinter nahebei wegflüchtendem Wild ansetzen, (in erster Linie, weil sich da was bewegt, nichts weil es sich um Wild handelt!) nach simpler Übung des Appells indes bereit sind, Tabu-Objekte in Frieden ziehen zu lassen, um lieber dem Bällchen, Stock oder Frisbee nachzulaufen.
Der wahre Jagdspaniel allerdings verdient und verlangt etwas anderes. Er wohnt zwar problemlos in der Stadtwohnung, schlummert vorzugsweise auf dem Sofa, ist daheim fröhlich, freundlich und friedlich, aber wenn's nach draußen geht, dann bitte in die freie Natur, und bitte zum Arbeiten.


Früh übt sich....
... wer später mit dem Jäger auf den Hochsitz steigen will! Fotos: M. Hahn

Für naturliebende Nicht-Jäger bietet sich die Ausbildung zum Jagdbegleithund geradezu an, denn der Cocker, sofern er nur von Anfang an richtig an die Begegnung mit dem Wild herangeführt wird, ist glänzend dazu geeignet, uns auf alle nur möglichen Spuren aufmerksam zu machen, die Wildtiere schlafend, fressend, verdauend, badend, kämpfend usw. hinterlassen, ohne dabei das eherne Gesetz zu mißachten, das da lautet: gesundes Wild wird nicht gehetzt! Anzeigen, ja - verfolgen, nein.
Klar will gerade der jagdlich ambitionierte Cocker auch regelmäßig den Ernstfall simulieren, um seine Beutelust zu befriedigen. Kunstfährten, Schleppen und freie Suchen, mit einem natürlichen Bringsel als "Trophäe" für den Spaniel (sprich Hasenbalg, Kaninchenfell vom Bauern, Abwurfstangen, ein Stück Rehdecke und dergleichen) sind da angemessene Exerzizien.
Die meisten Cocker wollen gefallen und sind deshalb relativ einfach zu erziehen und auszubilden, so daß ihre Jagdanlagen am Ende zum Segen werden, denn sie verhelfen uns Zweibeinern zu Entdeckungen, die wir ohne den aufmerksamen Hund kaum machen würden.
Ich kenne keine aktuellen Statistiken über die zahlenmäßige Verbreitung des Cocker Spaniels in Jägerhand. Ich weiß aber, daß es sie gibt, die Jäger, die auf ihre Cocker schwören. In der Regel sind es Inhaber von Revieren mit reichlich Niederwild, also Fasanen, Rebhühnern, Enten, Wildkaninchen und Hasen. Muß verletztes Schalenwild (oder zu gut Deutsch: Wild mit Hufen, also Rehe, Hirsche, Wildschweine usw.) "nachgesucht" werden, wie das der Waidmann nennt, kommt der gut eingearbeitete Cocker natürlich auch zum Einsatz, denn allem Spott zum Trotze, besitzt der "Kleine" genug Nase, Ausdauer und Passion, um lange, anstrengende Fährtenarbeit zu absolvieren.


Nach getaner Tat.....schmutzig, aber höchst befriedigt. Foto: M. Hahn


Bereit für die Heimfahrt. Es sei denn....
...es sei denn, Herrchen Jäger besteht auf einem improvisierten Bad...! Fotos: M. Hahn

Grundsätzlich kann der Cocker seinem grünberockten Herrn ein vielseitiger Assistent sein: Sucht er Wild in Dickungen, die der Herr tunlichst vermeidet zu betreten, sucht er selbständig und weit ausholend mit tiefer Nase die direkte Körperwittrung seiner Beute.
Beutetrieb besitzt der Cocker reichlich, und deshalb "bleibt er dran", am Wild, beharrlich auf dessen Spur, unter ständig em Lautgeben, damit auch der Jäger weiß, wo's lang geht, aber instinktiv bestrebt, die Beute in eine für den Schützen günstige Position zu drängen.
Bei aller Entschlossenheit, sich das, was er da verfolgt nicht durch die Lappen gehen zu lassen, ist der Cocker doch fähig und bereit, Disziplin zu akzeptieren und deshalb gesundes Wild nicht in fremde Reviere zu verfolgen.
Der erfahrene Cocker verhält sich während des Schusses ruhig und setzt, sobald die Situation klar ist, zum Apportieren an. Es sei denn, das nur verletzte Wild ergreift die Flucht. Dann muß der Cocker noch mal hinterher, die Beute wenn nötig und möglich töten und anschließend apportieren.
Derselbe Spaniel im offenen Feld arbeitet hingegen völlig anders. Hier bleibt er nahe vor seinem Herrn, findet mittels systematischer Quersuche das Federwild, veranlaßt es sodann zum Aufstehen, verharrt gehorsam während des Schusses und spurtet erst hernach zum Apportieren los.
Ja, ich weiß, das klingt gar nicht nett - der Sofaschmuser als Killer? Nein, liebe Leute, der Cocker ist kein Killer, sondern ein Jagdhund; er tötet instinktiv, nicht weil irgendein böser Jäger (oder gewissenloser Nicht-Jäger) ihm das andressiert hat. Er haßt die Maus, das Kaninchen, den Vogel den er tötet nicht. Er gehört ohne persönliche Wahlmöglichkeit einfach zur biologischen Gruppe der Carnivoren, und denen hat Mutter Natur auferlegt, sich vom Fleisch bestimmter anderer Tiere zu ernähren. Daß er sein Futter aus der Dose oder Packung bezieht ändert (zumindest bei vielen Cockern und Hunden generell) nichts an der stets präsenten Lust, all die Instinkte auszuleben und zu befriedigen, die normalerweise mit dem Beutemachen einhergehen. Nicht dreimal am Tag, vielleicht sogar nur wenige Male im Leben und "nur" mit einer verirrten Feldmaus als Opfer. Wie auch immer, für sie, die Hunde, ist das natürlich. Ein Problem ist es nur für uns. Und wir müssen es lösen; jeder auf seine Weise und nach bestem Wissen und Gewissen.
Cockerwelpen auf Erkundungsgang. Foto: Hahn
Also nur Lob für den Cocker?
Nein, natürlich hat er auch seine Schattenseiten. Besonders pflegeleicht z.B. ist er sicher nicht. Und damit ist keineswegs nur der übliche Schmutz gemeint. Ich mußte Jessica mehr als einmal die langen Haare an den Behängen weitgehend abrasieren, weil es schlichtweg unmöglich gewesen wäre, den Berg von Kletten, den sie dort beim Sprint durch die Wiese angesammelt hatte, anders zu entfernen.
Und dann ist da das Problem der Freßlust. Viele Cocker fressen gern, ständig und bedenkenlos alles, was sie finden. In manchen Fällen ist das pure Frustration; der Hund kompensiert auf diese
Weise seine Langeweile oder unbefriedigende Beschäftigung. In anderen Fällen gehört es einfach zum Hund dazu.
Das Temperament des Cockers schließlich kann unter Umständen zur Plage werden, dann nämlich, wenn aus der rassetypischen Fröhlichkeit und Unternehmungslust Hyperaktivität wird. Daran ist aber selten der Cocker schuld. Viel öfter hat der Mensch in den ersten Monaten mit seinem süßen, spielfreudigen Welpen versäumt, dem Knirps Grenzen zu setzen, Ruhephasen zu verordnen und ihn nicht nur für seine Bereitschaft zur Action zu loben, sondern auch für seine Willigkeit, einfach mal entspannt, neben seinem neuen Zweibeiner zu liegen.
Mittagsschlaf. Foto: Hahn

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Der English Cocker Spaniel (2)
Von Karin Hahn

Der Cocker Spaniel ist eine wundervolle Rasse die wir lieben gelernt haben, und ohne die wir uns gar nicht mehr vorstellen können zu leben.
Im Jahre 1974 zog zunächst die kleine rote Biene in unsere Familie ein, - zum damaligen Zeitpunkt bestehend aus Karin und Manfred Hahn, den Kindern Diana, 2 Jahre alt, und Jennifer, 6 Jahre alt - doch bald folgten weitere Cocker.

Unsere ersten drei Spaniels waren reine Kindernarren, aus den Kinderzimmer überhaupt nicht weg zu denken. Die beiden Mädchen teilten ihre ganzen Sorgen den Cockern mit, und schon war alles nicht mehr schlimm. Der Cocker ist ein so guter Tröster in der Not…!
Und ein lieber, verschmuster, lebhafter Familienhund.
Harmonisch im Körperbau, mit wunderschönem, seidig langem Haarkleid ist er natürlich ausserdem.

Im Jahre 1976 kam dann Nancy zu uns, eine Black and Tan Hündin und mit ihr begann 1978 unsere kleine häusliche Cocker Zucht.
Viele Jahre sind vergangen, und wir haben so einiges mit Cockern erlebt - da gäbe es ganz viele Geschichten zu schreiben!
Der Cocker als Jagdhund zum Beispiel: unsere Maggie hatte eines morgens nichts besseres zu tun, als im Garten ein Kaninchen für ihre Welpen zu jagen. Als ich dann die Kleinen füttern wollte, lagen sie da, mit dicken Bäuchen und hatten bereits das halbe Kaninchen aufgefressen.
Für Ausstellungen hingegen waren meine Cocker nie zu haben. Sie sahen es glaube ich immer als Strafe an. Trotzdem haben wir einige Titel geholt, wie Europa Jugend Siegerin, Europa Sieger, VDH Champions, CACIB und viele mehr. Aber ich bin sicher, meine Cocker wären an so einem Ausstellungstag lieber durch die Kieskuhle gesaust…

Der Cocker ist übrigens ein Wasserhund durch und durch. Suche ich doch eines Tages unsere Elin. Sagt ein Freund, Finger zeigend in Richtung Seemitte: "Meinst du die?" Mir blieb fast das Herz stehen.
Wir sind für viele Jahre mit 7 Cockern nach Dänemark in Urlaub gefahren. Da konnten sie frei laufen; meistens sah man von ihnen allerdings nur noch einen kleinen Punkt in weiter Ferne, denn Möwen jagen und Fasane, zwischendurch ein Bad in der Nordsee, das ist was für einen Spaniel!

Heute gibt es die Cocker ja mit langer Rute; da muß man sich erst einmal dran gewöhnen, denn laufend klopft es nun im Haus, da sie immer gut gelaunt sind und die Rute ständig in Bewegung ist. Sie ins Auto reinspringen lassen und die Tür gleich zuschlagen, das geht auch nicht mehr. Man muß schon aufpassen, ob die lange Rute auch mit im Auto ist. Genauso ist es mit Türen. Manche Rute wurde durch so ein Unglück schon gebrochen.
Bald werden es 40 Jahre Cocker Spaniel Zucht " Hahn´s". Es macht nach wie vor große Freude, und ich werde meine geliebten Cocker im kleinen häuslichen Rahmen weiterhin züchten.

Karin Hahn und einige ihrer Cocker. Alle Fotos: Hahn

 

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