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Der English Cocker Spaniel

 


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Der English Cocker Spaniel
Von Sabine Middelhaufe

Der Standard oder die Typenbeschreibung einer Rasse wird oft als theoretische Vorgabe eines bestimmten, mitunter etwas zweifelhaft erscheinenden Schönheitsideals mißverstanden, und vermutlich ist es heute so, daß mehr Züchter ihr Augenmerk auf die "Schönheit" ihrer Hunde richten als auf ihre Leistungsfähigkeit. Doch ernsthafte Züchter halten es mit der alten Devise: "Ein schöner Hund ist noch kein Jagdhund, aber deshalb braucht ein Jagdhund nicht häßlich zu sein."
Inwiefern die im Standard geforderten äußeren Rassekennzeichen die Voraussetzung für die jagdliche Verwendbarkeit bilden, hat bereits 1925 Dr. Everth vom Jagdspaniel-Klub sehr treffend formuliert:
"Als formschön sehe ich den Hund an, der die typischen Eigenschaften unserer Spaniels besitzt, die ihn befähigen sollen, allen jagdlichen Anforderungen in vollem Maße zu genügen: stählerne Kraft, richtige Größe, gut angesetzten Hals, kräftigen, langen und breiten Fang - Eigenschaften, die ihn zum Bringen des Wildes befähigen, - tiefe Brust, kompakten Rumpf, trockene, schräge Schultern, gerade Läufe, breite, muskulöse, gut gewinkelte Hinterhand: Eigenschaften, die ihn befähigen, schnell und ausdauernd zu sein und den Anstrengungen eines langen Jagdtages auch unter den schwierigsten Verhältnissen zu genügen - dazu ein gutes Haarkleid, das ihn gegen die Unbilden der Witterung schützt und ein volles, klares Auge mit gut anliegenden Lidern. (...) Aber gebrauchen kann ihn der Jäger nur, wenn der Hund auch die für die Jagd unerläßlichen inneren Eigenschaften hat: beste Nase, viel Temperament, Spurfreudigkeit, lockeren Hals, Wasserpassion und Schärfe."

Viele Jahre später sagte Otto Heimrich bezüglich der Größe und Haarbeschaffenheit des Spaniels: "Stöbern erfordert (...) auch physische Kräfte, soll das Jagen in unwegsamen Geländeabschnitten erfolgversprechend sein. Der Größenrahmen eines Stöberhundes (und somit die Stärke seiner Organe und Muskeln) spielen dabei eine nicht unwichtige Rolle und wird zwischen 40 und 50 cm als ideal angesehen. Unterhalb dieser Größenangabe tut sich ein Hund schwer, in rationeller Weise durch dichtes Zeug (auch Schnee) zu kommen. Auch ist beim Verlorenbringen von Wild in der jagdlichen Praxis der Rückweg meist schwieriger, erfordert also mehr Kraft (...). Jeder Zoll über 50 cm Risthöhe ist hingegen überflüssig, beim Durchdringen bürstendichter Dickungen hinderlich und als gesteigerte Schnelligkeit bei der Verfolgung des Wildes unerwünscht. Daß Jagdverstand, Wille und Härte einige Zentimeter weniger Risthöhe auszugleichen vermögen, ist eine bekannte Tatsache. Bei gleicher Anlagenqualität wird jedoch der mit mehr Substanz physisch stärkere Hund unbestreitbar mehr leisten. Ein Hund, der in sperrigem, dornigem, triefendnassem und manchmal auch verschneitem Gelände arbeiten soll, muß ein entsprechendes Haarkleid haben: wärmende Unterwolle, von schlichtem Grannenhaar gut überdeckt, an manchen Körperpartien zusätzliche Schutzhaare. Nicht von ungefähr sind daher Wald-Gebrauchshunde in der Regel langhaarig. Übermäßige Haarfülle verkehrt diesen Vorzug allerdings ins Gegenteil, erschwert nicht nur Pflege und Haltung des Hundes, sondern kann (wie die belassene Halsung) zur Gefahr für Leib und Leben des Stöberhundes werden. Man sollte praktizierenden Jägern gegenüber, die hinsichtlich nützlichem und ärgerlichem Haarkleid Anschauungsunterricht zur Genüge haben, diese Sache nicht mit dem Thema "Herrichten" des Haarkleides abhandeln wollen."


Hier auch noch ein aufschlussreicher Kommentar des verstorbenen Ausstellungsrichters Dr. Fink zum Gangwerk des Spaniels:
"Der Gang, also der Bewegungsvorgang eines Hundes überhaupt, ist weitgehend vom Gebäude des Hundes abhängig. Ein Cocker mit einem fehlerhaften Gebäude wird stets einen schlechten Gang haben.
1. Man spricht von einem unfreien und gebundenen Gang, wenn er zu wenig ausgreifend ist.
2. Der Gang ist schwerfällig, d. h. mähend, wenn eine steile Schulterlage oder eine schlechte Winkelung der Hinterhand, auch eine lockere Schulter, das Elastische verhindern. Auch der Begriff "steifer Gang" gehört hierher.
3. Ein Gang ist flach, wenn die Pfoten nicht hoch genug, also zu nahe am Boden, nach vorn gebracht werden. (Steile Schulterlage)
4. Der Gang wird schiebend, wenn der Schub der Hinterhand nicht von der Vorderhand entsprechend aufgefangen wird, d. h. daß infolge schlechter Schulterlage die Vorderläufe nicht weit genug nach vorn gebracht werden können.
5. Bei kuhhessiger Stellung der Sprunggelenke werden die Hinterläufe seitwärts nach vorn gebracht. Der Gang wird schwankend.
6. Von vorn gesehen sollen die Vorderläufe in mäßiger Breite auseinandergehen. Wenn sie zu weit auseinanderstehen (Ursachen: zu breite Brust, lockere Schulterblätter), wird der Gang schwankend, schwerfällig, meist auch rudernd.
7. Ist die Stellung der Vorderläufe zu eng (Ursachen: zu schmale Brust oder krumme Vorderläufe, Faßbeinigkeit), wird der Gang ebenfalls schwerfällig und schwankend."
Auch zum Thema "Schönheit und Leistung" äußerte sich Dr. Fink sehr eindeutig: "Sind nicht Wesensfestigkeit und jagdliche Brauchbarkeit zwei sich ergänzende Begriffe? Ein scheuer und nervöser Cocker ist nicht für die Jagd zu gebrauchen. Wer will ihn aber als Haushund? In den Rassekennzeichen wird der Cocker als ein emsiger und munterer Jagdhund beschrieben. (...) Alles, was unter (...) seelischen Eigenschaften zusammengefaßt wird, ist das Erbgut des Jagdhundes, das ihm aber auch als Haushund nicht verlorengehen darf. So wird vermieden, daß Angstbeißer, schußscheue und höchst lärmempfindliche Cocker überhandnehmen, die schon beim Knall aus dem Auspuff schreckhaft reagieren und das Weite suchen."
In seiner Gesamterscheinung ist der Cocker ein lebhafter, kräftig-kompakter Jagdhund mit ausgewogenem Körper von Quadratformat, der sich raumgreifend und mit großem Schwung fortbewegt.
Er erscheint in den Farbschlägen Schwarz, Rot, Schwarz mit Loh (Black and Tan), Schwarz-Weiß, Blauschimmel, Orange-Weiß, Orangeschimmel, Braun-Weiß, Braunschimmel, Schokobraun, Schokobraun mit Loh, Tricolor und Zobel.
Die Schulterhöhe soll beim Rüden ca. 41 cm betragen, bei den Hündinnen ca. 38 cm. Das ungefähre Gewicht liegt, je nach Geschlecht, zwischen 12 und 15 kg.
Als Fehler gelten beim Cocker: unzuverlässiges oder aggressives Wesen, grimmiger Ausdruck (Stirnfalten), schlechtes Gangwerk, leichte Knochen, gerade Schulter, weiche Sprung- und Fesselgelenke, offene oder große Pfoten, flache Rippen, kleine, glänzende Augen (Perl- oder Knopfaugen), Unter- oder Überbiß.

Alle Fotos: Karin Hahn

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