Die Vogeljagd Wer zur Jagdausübung berechtigt ist, darf alle nicht geschützten Vogelarten schießen. Dazu errichtet er z.B. hier bei uns in der Provinz Pavia zunächst einmal die ca. 2x2 Meter große "Jagdhütte" am Rande einer Heuwiese, (sehr zur Freude der lokalen Besitzer natürlich, die so das meist nutzlose Stückchen Land verpachten können), mäht das Gras um die Hütte herum schön kurz und hängt die winzigen Käfige mit den Lockvögeln in die Bäume am Feldrand. Sodann setzt er sich bequem in der Hütte zurecht, wo vielfach ein kleiner Gaskocher, Kaffee, Zucker und ähnliche Kleinigkeiten das Warten erleichtern, lädt sein Gewehr und zielt auf die in Scharen eintreffenden Vögel, für die er im nahen Umkreis freundlicherweise eine Tränke und viele bequeme Äste zum Ausruhen bereitgestellt hat |
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Nach
Angaben der Organisation Caccia il cacciatore kommen allein
in der Lombardei auf 30.000 Jäger 10.000 dieser festen Hütten
für die Vogeljagd. Wie erinnerlich: "Die Lockvögel
werden gefangen und permanent in winzig kleinen Käfigen gehalten.
Ihnen werden die Federn ausgerissen um einen der Jahreszeit nicht
entsprechenden Federwechsel in Gang zu setzen. Wenn die Federn nachwachsen,
meint der Vogel, der während des Sommers in einem dunklen Keller
gehalten wird, es sei Frühling und schickt entsprechende Signale
an seine Artgenossen. Ein gefangener Buchfink kann auf dem Schwarzmarkt
bis zu 100 Euro kosten." (Quelle: caccia
il cacciatore) Natürlich ist gesetzlich vorgeschrieben, welche Arten geschossen werden dürfen, wieviele Vögel der Jäger pro Jagdtag erlegen und wieviele Lockvögel er einsetzen darf. Aber wer will das bei der enormen Anzahl von Jägern wirklich rigoros kontrollieren? |
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Was solche gesetzlichen Vorgaben in Italien anbetrifft, stellte
Fulco Pratesi, 1. Vorsitzender von WWF Italien Ende 2004 folgende
Rechnung auf: |
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Jäger
und Jagdaufseher |
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Jagdgebiete sind oft sehr weiträumig und schwer zugänglich. |
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Wilderei Die Wilderei hat in Italien eine uralte Tradition und wird, obwohl offiziell verboten, vor allem dann toleriert, wenn es sich bei der Beute "nur" um Vögel handelt. Verwendet werden gemäß lokaler Gepflogenheiten Schlingen, Netze, Steinfallen oder Bögen, d.h. gebogene Fallen aus Haselnusszweigen, die, mit Ebereschenbeeren bestückt, zuschnappen, sobald sich Rotkehlchen, Buchfinken, Grasmücken, Grünfinken, Kirschkernbeisser, Bergfinken, Meisen, Wintergoldhähnchen oder Laubsänger darauf niederlassen. (Quelle: caccia il cacciatore) Da die winzige Beute ja für den Verkauf als Delikatesse bestimmt ist, sind all diese Fallen so konzipiert, dass sie den Vogel nicht übermäßig verletzen oder "verunstalten". Das Tierchen verfängt oder erhängt sich also darin, oder wird von der Steinfalle zu Boden gedrückt. Der Tod tritt in den meisten Fällen durch Verhungern ein. |
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Ein gut tellergroßer, flacher Stein wird mit Holzstäben so im Schnee aufgestellt, daß der Vogel beim Versuch, die als Köder vor den Stein gelegten Beeren am Wacholderzweig zu erhaschen die Stäbe berührt und die Falle über ihm zuklappt. Foto: Middelhaufe |
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Allein
in einem 5-km-Radius um meinen Wohnort in der südlichen
Lombardei habe ich während der Wintermonate täglich
oft 100 -150 Steinfallen demontiert, vollauf bewusst, nur einen
Bruchteil der real vorhandenen
Fallen überhaupt entdeckt zu haben. Und natürlich fand
ich sie meist schon am nächsten Tag allesamt wieder erneuert. Unsere örtlichen Wilderer (die sich natürlich niemals so bezeichnen würden und auch von den Nachbarn mitnichten als solche betrachtet werden!) installieren pro Kopf vermutlich rund 30-50 Steinfallen, ein jeder in seinem stillschweigend abgesteckten Territorium, und ist bemüht, sie möglichst alle zwei Tage zu kontrollieren, um die Beute frisch und unversehrt verkaufen zu können. Ein Geschäft übrigens, das sich lohnt, denn Restaurants in der Umgebung bezahlen für jedes Vögelchen mindestens 5 Euro! Den Namen "Wilderer" verdient sich sogar bei der örtlichen Bevölkerung, wer mit Fallen "echtes Wild" fängt. In die auf Wildwechseln geschickt befestigten Metallschlingen gehen Sauen, Rehe und Füchse. In der Toskana musste ich viele Male meine Hunde aus solchen Schlingen befreien, in die sie, am hellichten Tag, mit dem Kopf oder einer Pfote geraten waren. In der Lombardei, wo ich heute lebe, brachten meine Vierbeiner häufig Rehläufe oder -hälse, an denen noch Teile der Metallschlingen vorhanden waren. Während die staatlichen Jagdaufseher bei der Vogelwilderei vermutlich auch mal ein Augen zudrücken, ist das bei illegaler Jagd auf Sauen, Rehe usw. eher unwahrscheinlich. Aber das große Problem in Italien ist das traditionelle Schweigen. Jeder weiß zwar, dass Nachbar A Fangschlingen legt, aber niemand würde ihn dafür einzeigen, denn wenn man ihn heute in Ruhe wildern lässt, wird er einen morgen in Ruhe den alten Kühlschrank in den Bach am Feldrand "entsorgen" lassen oder sich nicht an etwas erinnern, das man gestern getan hat und besser nicht publik wird. Eine Hand wäscht die andere, heißt die Devise, und gegen diese Mentalität haben Jagd- und Forstaufseher dann auch noch zu kämpfen. Manchmal mit zweifelhaftem Erfolg, wie in einem Artikel vom 21. März 2006 in der Zeitung BresciaOggi erwähnt. Dort wird der x-te Fall von Wilderei aufgedeckt. Aber: "Einen Jäger, der beispielsweise eine geschützte Tierart erlegt, kann man nicht wegen Jagddiebstahl anklagen (nur Vogelfänger ohne Lizenz werden genauso wie Diebe behandelt): Zusammengefasst, die erwischte Person muss als Strafe keine grosse Summe bezahlen." |
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Andere Beispiele aus der Brescianer Presse: 05. November 2002 - Festnahme eines weiteren Wilderers 06. November 2002 - Festnahme eines weiteren Wilderers mit Unmengen von Vögeln 08. November 2002 - Festnahme eines Jägers, wegen illegalen Besitzes von Jagdwaffen 08. November 2004 - Festnahme eines weiteren Wilderers 09. November 2004 - Enormer Tierhandel von geschützten Arten aufgedeckt 09. November 2004 - LKW voller geschützter Vögel, die bereits tot waren, gestoppt. 20. November 2005 - Wilderer gefasst mit Adlern. Ausserdem waren Hirsche und Rehe im Kühlfach |
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21. März 2006 - Wilderer gefasst mit 519 geschützen
Vögeln im Kühlfach |
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> Giftköder - Jagd und Umweltbelastung - Menschliche Opfer der Jagd |
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