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HZP des Deutsch Drahthaar in Italien


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HZP des Deutsch Drahthaar in Italien
Von
Marco Prandini

Endlich schliesst sich der Kreis, dachte ich, als mein Freund Gino Fortini anrief, um mir mitzuteilen, dass die Herbst-Zucht-Prüfung unseres Klubs dank der Teilnahme einiger deutscher Richter der Landesgruppe Nord- und Süd Bayern des Deutsch Drahthaar Vereins nun auch in Deutschland offiziellen Charakter bekommen würde.
Damit haben wir nach der VJP und der Zuchtschau endlich auch eine HZP auf die Beine gestellt.
Aber statt Sie nun mit deutschen Abkürzungen und Fachausdrücken zu langweilen, möchte ich lieber einige Grundkonzepte erklären, die jeder Deutsch Drahthaar Besitzer ins geistige Schubfach seines Wissens über diese besondere Rasse legen und sorgsam aufbewahren sollte.
Wir haben es hier mit einem Hund zu tun, der von Anfang an im Hinblick auf seine Leistungsfähigkeit gezüchtet wurde und diese Leistungsfähigkeit in einem weit gesteckten Rahmen jagdlicher Ansprüche immer behalten hat.
Man kann den Deutsch Drahthaar ohne weiteres als den einzigen Spezialisten in jagdlicher Vielseitigkeit definieren. Die Schöpfer dieser Rasse wollten nämlich keine reinen Vorstehhunde an ihrer Seite, zumal es zu jener Zeit und für die damalige jagdliche Wirklichkeit bereits hervorragende Vorsteher gab, sondern sie wollten mit einem einzigen Hund sämtliche Herausforderungen meistern können, mit denen der Jäger, auch der heutige, täglich konfrontiert wird. Sie wollten also gewissermaßen mit einem einzigen Napf einen Lauf,- Vorsteh,- Schweiss,- Apportier- und Wasserhund füttern, der obendrein die Jagdbeute und das Heim seines Herrn entschlossen sichern würde.

Der Autor, Marco Prandini, mit einem seiner DD

Viele Jäger wählen den DD heutzutage wegen seines stolzen Auftretens, seiner Entschlossenheit im jagdlichen Einsatz, wegen seines bewundernswerten Schneids oder seiner angeborenen Führigkeit - und benutzen ihn dann als ausschliesslichen Vorstehhund. Aber früher oder später müssen sie erkennen, dass sie einem Hund gegenüber stehen, dessen ausserordentliche Entschlossenheit ebenso charakteristisch ist, wie sein Bestreben, die - bisweilen fehlerhafte - Arbeit des Jägers erfolgreich zu beenden, Beute gegen Konkurrenten zu verteidigen und ein stetes Interesse an der Fährte des Haarwilds zu demonstrieren. Und all dies darf man ihm nicht verweigern, denn es ist Teil seines genetischen Gepäcks, das vielleicht nicht jedem gefällt, aber aus dem Deutsch Drahthaar nun mal den perfekten Allrounder für jene Jäger macht, die einen solchen Hund tatsächlich benötigen und ihm ermöglichen können, all seine Fähigkeiten vollständig einzusetzen.
Die von einem DD geforderten Leistungen zu modifizieren oder einzuschränken, oder, schlimmer noch, in diesem Sinne züchterisch zu selektieren, hiesse diese Rasse ihrer eigentlichen Natur zu berauben, sie an andere Rassen anzugleichen, die die Aufgabe des Vorstehhundes längst meisterhaft erfüllen, und den Drahthaar zwar im italienischen Jagdhundewesen unbestreitbar besser vermarktbar zu machen, damit aber nicht mehr dem Rassestandard des Ursprungslandes zu entsprechen.

Aber zurück zu unserer HZP, der Herbst-Zucht-Prüfung, an der nur Hunde teilnehmen können, die das zweite Lebensjahr noch nicht vollendet haben, HD frei sind, ihre "Mutprobe" bestanden haben und natürlich schon bei der Verbands-Jugend-Prüfung die erforderlichen Resultate erbracht hatten.
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass man hier immer von Prüfungen spricht und nicht von Wettbewerben; tatsächlich befinden wir uns hier im Rahmen der Notwendigkeiten, und das wahre Hindernis besteht darin, die Prüfung an sich zu bestehen, und nicht die an diesem Tage anwesenden Konkurrenten auszustechen. Es gibt keine Medaillen oder Prämien für einen ersten Platz, sondern nur eine Urkunde, für alle gleich, auf der das Endergebnis der Leistungen jedes Hundes festgehalten ist, nach dem er sich 12 Einzelbewertungen unterzogen hat, und zwar bei der Feld- und Wasserarbeit, wobei natürlich auch der Grad der Ausbildung und die natürlichen Anlagen berücksichtigt werden.
Für unsere HZP bot der Jagdbetrieb “La Rossetta” in Molinella (Bologna), dem wir hier noch einmal herzlich danken, nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten und unsere Kräfte nach der Prüfung wiederherstellende Mahlzeiten, sondern er hatte uns auch einen perfekten See zur Verfügung gestellt, der durch dichten Schilfbewuchs fast um den gesamten Wasserrand und die Mitte des Sees, die Wassertiefe und die "rustikalen" Enten die anstrengende Arbeit der Hunde am Wasser zur wirklichkeitsnahen Herausforderung werden liess.
Die Fähigkeiten der jungen Hunde, die bei dieser Prüfung gefordert und beurteilt wurden waren, um es einmal zusammenzufassen: Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit, Arbeitsfreude, Suche der lebenden Enten im Schilf sowie die typischen Ausbildungsdisziplinen: auf Befehl Bringen der Ente aus dem Wasser, Bringen von Feder- und Haarwild am Ende der Schleppe und schliesslich allgemeiner Gehorsam.

Die Prüfung endete mit der Übergabe der Urkunden, begleitet vom Konzert der Jagdhörner unserer Freunde aus Deutschland und einem herzlichen Dankeschön an Giorgio Cappelli und Gino Fortini, den beiden Organisationstalenten hinter dieser ersten offiziellen HZP, an Alessandro Melchionda, den Präsidenten des C.I.D. (Club Italiano Drahthaar), der uns bei der Prüfung als Vermittler zwischen den Regeln und ihrer Interpretation zur Seite stand, an unsere liebe "Tante" Heide Haverland, die immer bereite Dolmetscherin und schliesslich an einen neuen Freund unseres Klubs, "Meister" Mathias, seit einigen Jahren in der Toskana "italienisiert".

Foto: Tornatora/Prandini
(c) Text 2009

 

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