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Den Wölfen im Oltrepo Pavese
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Entwicklung des Rudels 2023
Von Sabine Middelhaufe

Sommer
Während Greyston alle zwei, drei Tage an den üblichen Fotofallen auftauchte, blieb Luna nach ihrer Sichtung am 16. Mai erst einmal gute zwei Wochen verschollen, was nicht verwundert, wenn sie einen Wurf Welpen zu versorgen hatte.
Welche Funktion Alice in dieser familiären Situation bekleidete, ist schwer zu sagen. Sie hat mit dem Erwachsenwerden nachts deutliche Furcht vor den vielen kleinen roten Leuchten der Fotofallen entwickelt. Anfangs fixierte sie die Geräte noch ängstlich und sprang dann weg. Inzwischen neigt sie dazu, hastig an ihnen vorbei zu sprinten. Ich glaube, einer der Gründe, wieso man sie so selten auf den Filmen sieht, ist einfach, dass sie die Stellen mit den Fallen nachts umgeht. Dass Alice an den Fleischtransporten für Mutter und Geschwister teilnimmt, bezweifle ich, denn 2022 habe ich sie nur einmal dabei beobachtet. Auch Luna trägt normalerweise keine Beute fort. Möglich also, dass Alice vorwiegend den Babysitter macht.

Alice im Wald. Tagsüber leuchtet die Fotofalle nicht und sie geht unbeeindruckt daran vorbei.

Erst am 2. Juni wanderte Luna in Begleitung von Greyston am Rande unseres Dorfes vorbei und erschien am nächsten Tag auf dem Monte Poggio. Diesmal war das Gesäuge auf dem haarlosen Bauch gut erkennbar. Ebenso am 5. Juni, als sie, wieder gemeinsam mit dem Rüden, zur sehr ungewöhnlichen Nachmittagsstunde eine Fotofalle passierten.

Oben und unten: Luna mit deutlichem Gesäuge.

Drei Tage darauf sah man sie allein im Wald oberhalb unsers Nachbardorfs. Zu diesem Zeitpunkt waren die Welpen schon drei Wochen alt und würden nun anfangen, vorgewürgten Futterbrei zu fressen, eine Art der Versorgung, die nicht mehr strikt von der Mutter abhängt. Das hinderte Luna allerdings nicht, für mehr als eine Woche von der Bildfläche (der Fotofallen) zu verschwinden - um in der Nähe der Kleinen zu bleiben?
Am 17. Juni kamen Greyston, Luna und Alex wieder zu uns ins Dorf, was vermuten lässt, dass Alice derweil die Aufsicht über die Welpen führte – sofern es denn noch welche gab. Schließlich hatte es letztes Jahr auch nur ein kleiner Rüde geschafft, bis zum dritten Lebensmonat zu überleben… Grund zur Hoffnung gab allerdings Greystons unermüdlicher Einsatz bei der Futterbeschaffung. Er war Tag und Nacht im Territorium unterwegs, oft mit Beutestücken, fast ausschließlich vom Reh.

Oben und unten: Greyston hat wieder ein Reh gerissen.

Anfang Juli schien sich die Lage zu normalisieren; Luna nahm wieder an den üblichen Streifzügen mit Greyston und oft auch Sohn Alex teil. Von ihrem Gesäuge oder gar herabhängenden Zitzen war nichts mehr zu sehen.
Wieso sie sich am 19. Juli dann erneut für 10 Tage abseilte – keine Ahnung. Dass Luna bisweilen andere Routen benutzte; möglich. Aber dass sie ständig ohne Greyston unterwegs sein sollte, der seinerseits vor den üblichen Fotofallen allgegenwärtig war; sehr unwahrscheinlich.

Alex (oben) und Greyston (unten) tragen Futter zur Rendezvous Zone. In Greystons Falle handelt es sich um Vorderlauf und
Schulter eines Rehs.

Wie schon letztes Jahr, beteiligte sich Alex fleißig an der Futterbeschaffung bzw. dem Transport großer Beutestücke.
Die Richtung, in die er und sein Vater dabei gingen und vor allem nicht gingen, half zwar, die mögliche Zone mit den Welpen noch genauer einzugrenzen, aber tatsächlich suchen tat ich sie nicht. Einerseits, weil ich spätestens um halb fünf morgens zur Fallenkontrolle aufbrach und im Zwielicht lieber brav auf den Wegen blieb, statt in den dichten Büschen vielleicht auf erzürnte Bachen zu treffen. Andererseits, weil es außer meiner Neugier wirklich keine Rechtfertigung dafür gegeben hätte, den Wölfen nachzuspionieren und dabei möglicherweise die Kinderstube zu stören.

    Der 13. August war ein interessanter Tag. Um 20.35 traten Greyston, Luna und Alex in den Wald.
Um 22.10 eilte Greyston allein mit einem großen Batzen Reh im Fang wieder in die entgegengesetzte Richtung und somit die vermutete Rendezvous Zone.
Um 23.30 schleppte erneut ein Wolf (vielleicht noch mal Greyston) einen Batzen Fleisch vorbei. Allerdings hatte nicht er die Fotofalle ausgelöst, sondern ein stehohriges, langschwänziges Etwas, das im gestreckten Galopp Sekunden vor ihm die Kamera passierte. Ein panischer Fuchs mit kahler Lunte? Oder – der diesjährige Welpe? Nur, wo sollte der plötzlich hergekommen sein?

Oben und unten: Greyston, Alex und Luna kommen in den Wald.

Oben: Greyston mit Beute auf dem Rückweg.

Oben: Auch auf dem Video ist die vierbeinige "Erscheinung" oben lks.im Bild nicht wirklich identifizierbar.
Unten: Der Futterlieferant folgt jedenfalls Sekunden später.



Offensichtlich fieberte ich den Videos der nächsten Tage entgegen. Nichts.
Als am Morgen des 17. auch wieder “nur” erwachsene Wölfe zu sehen waren, sank meine Hoffnung und ich beschloss, die Kameras erst mal getrost sich selbst zu überlassen.
Fast eine Woche darauf kam ich mit den SD cards dreier Fallen heim.
Auf der ersten, Alex im Wald.
Auf der zweiten – ein Wolfswelpe! Nachts um halb elf allein am Waldrand. Seltsam, wäre nicht auch Bodie letztes Jahr ständig allein herum gestromert.
Immerhin gab es also wirklich Nachwuchs.

Zweifelsfrei ein Wolfswelpe!

Der übernächste Clip: wieder der Welpe, gefolgt von ein, zwei...vier Geschwistern!

Die fünf neuen Wolfswelpen im Alter von fast 13 Wochen.

Und da die Bande den Wald verließ, kam sie bald bei der anderen Kamera an.
Nicht ganz zufälligerweise hängt die am Anfang eines kurzen Wildwechsels, der zu den Froschteichen und damit auch jener Rendezvous Zone führt, in der wir 2020 rein zufällig einen schwarzen und einen grauen Wolfswelpen in Begleitung eines schwarzen und eines grauen Erwachsenen entdeckt hatten.

Vier der Welpen sind noch Augenpaare im Dunkeln (lks. oben), während einer schon bei der Fotofalle herumläuft.

Wegen der Wärme und der Trockenheit im Wald könnte es gut sein, dass Luna ihre Welpen ganz gezielt in unmittelbare Nähe von sauberem Wasser geführt hatte, denn die Welpen hielten sich nun ständig dort auf und Greyston lieferte abends die “Knabbereien”, denn so ein Vorderlauf vom Reh reicht als Hauptmahlzeit für fünf hungrige Welpen sicher nicht.

Greyston bringt den Snack.

Oben und unten: zwei Welpen beäugten neugierig die Kamera.

Oben und unten: während die Welpen sich auf dem Weg vor der Fotofalle tummelten, blieb das Trio stets zusammen und auch das
Paar blieb meistens “für sich”.

Dass dieses Jahr wegen der Schweinepest die Schwarzwildjagd verboten ist, könnte die Überlebenschancen der Welpen erheblich verbessern...

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Text und Fotos (c) Sabine Middelhaufe, 2023

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