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Wölfe


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Wolfslosung erkennen
Von Sabine Middelhaufe

Losung zu erkennen, die der Wolf gern gut sichtbar auf Wald- und Feldwegen deponiert, ist eigentlich einfach, denn sie weist typische Merkmale bezüglich Größe (ca. 20 cm), Form („Würstchen“ mit gedrehter Spitze), Inhalt (Haare und Knochenstücke der Beute) und Geruch (schon auf 1-3 m Entfernung wahrnehmbar) auf. 1-3 Tage alte Losung ist normalerweise dunkel und mit einer feinen Schleimschicht überzogen.
So weit die Theorie .

Wenige Stunden alte Wolfslosung.

Der Fuchs frisst gern, was der Wolf von seiner Beute übrig lässt und entsprechend ähnlich sieht seine Losung dann der Wolfslosung. Der Unterschied liegt
darin, dass der Kot des Fuchses oft mehr in sich verdreht und wesentlich kleiner ist. Die Kotpillen neben der Fuchslosung (oben) gehören zum Reh.

Auch hier sieht man, dass Fuchs und Wolf wohl vom selben Beutetier gefressen hatten, nämlich einem Wildschwein, wie die Borsten in beider Losung nahe legen.

Wolfslosung mit Rehhaaren (oben) und (unten) vermutlich mit Damwildhaaren, da die Haarspitzen nicht gespalten sind, was Sau wohl ausschließt.

Die fast immer in der Wolfslosung vorhandenen Knochenstücke können unterschiedlich groß sein (oben).
Mitunter wird sogar eine ganze Rehschale verschlungen (unten).

Schwieriger wird die Bestimmung von Losung, wenn der Kot bereits älter ist. Genau damit muss man sich aber oft auseinandersetzen, da Wölfe zwar gewissenhaft und regelmäßig ihr Revier durchwandern und markieren, nur tun sie das vorwiegend mit Urin und da dürfte die gewöhnliche menschliche Nase schnell an ihre Genzen stoßen. Es kann ohne weiteres passieren, dass eine mit Kot mehrfach hervorgehobene Stelle dann für die nächsten Monate nicht mehr mit Losung markiert wird, sondern nur durch Urinieren und Scharren. Das heisst für den Hobby-Wolfsforscher, dass er es oft mit Hinterlassenschaften zu tun bekommt, die er allem voran überhaupt als solche erkennen muss.
Wie sich die Losung im Laufe der Zeit verändert, sieht man in den folgenden Beispielen.

Frische Losung am 5. Juli fotografiert. Gut erkennbar die enthaltenen Haare und Knochenstücke.

Am 9. Juli, nach nur 4 Tagen sommerlicher Hitze und Trockenheit, hat sich der stark kalkhaltige Abschnitt der Losung bereits völlig verfärbt, während die zwei
anderen Teile deutlich zerfallen sind und fast nur noch aus Haaren bestehen. Ihre veränderte Position dürfte von Füßen oder Pfoten verursacht worden sein.

Am 18. September, also 10 Wochen nachdem der Kot abgesetzt wurde, ist der kalkhaltige Abschnitt immer noch gut erkennbar, doch von den teilweise erneut verschobenen Haaren ist kaum noch etwas zu sehen und nach den kleinen Knochenstücken muss man gezielt Ausschau halten, um sie wiederzufinden. Außerdem
hat der Fuchs in der Zwischenzeit die Wolfslosung mit seinem eigenen Kot mehrfach markiert.

Ein 2. Beispiel, das - diesmal in umgekehrtem Zeitablauf - verdeutlicht, welchen Einfluss Wetter und Kotinhalt auf den Zerfall der Losung haben.

30. Dezember: die Reste dieser gut 4 Monate alten Losung voller Haare und nun gut erkennbarer Knochenstücke, hat Sommerhitze, Dauerregen, Frost und
Schnee überdauert. Wer weiß, wonach er suchen muss, wird auch so ein rund 12 x 15 cm großes Häufchen ausgebleichter Haare bemerken.

22. November, es hat im Herbst oft und stark geregnet. Die wesentliche Form und Position der Losung sind trotzdem noch erkennbar; ebenso der Inhalt: Haare

7. Oktober: der Boden ist feucht, es hat geregnet. Die äußere Schicht der Losung ist verschwunden, aber Form und Position sind unverändert.

Das Original wurde am 27. August zum ersten Mal dokumentiert, war zu diesem Zeitpunkt aber bereits mindestens einige Tage alt.

Beispiel 3 und 4 zeigen die mitunter sehr unterschiedlichen Veränderungen der Losung im regenreichen Herbst:


Am 18. September ist diese schon mehrere Tage alte Losung noch gut als
typischer Wolfskot auszumachen. Über der vorderen Spitze hat sich übrigens
mit seiner kleinen, länglichen und fast schwarzen Losung ein Marder verewigt

Am 25. Oktober ist nach Dauerregen und Laubfall schon kaum noch etwas
übrig geblieben von der Wolfslosung, außer den üblichen Haaren und Knochenstückchen.


Ganz anders der Verlauf beim Kot hier unten: auch er hat 4 Wochen schlechtes Wetter hinter sich, ist aber deutlich weniger zerfallen

Am 27. September ist diese regennasse und schon etwas ältere Losung noch problemlos zu erkennen.

Einen Monat später, am 25. Oktober, könnte man die einzelnen Teile im Laub allerdings ohne weiteres übersehen.

Hat sich der Kot erst einmal auf die Haare und kleinen Knochenstücke des Beutetiers reduziert, geht der Zerfall unter Umständen nur sehr langsam voran und eine Altersbestimmung wird immer schwieriger.

Oben: 4. Dezember, unten: 6 Januar - es ist kaum ein Unterschied festzustellen.

Selbst wenn man über Temperatur und Niederschläge genau Buch führt, kann man die Liegezeit von Losung wie auf den Bildern unten nur noch grob schätzen. Ein kleiner Trost: man weiss immerhin, dass ein Wolf dort gewesen sein muss, ob nun vor zwei oder vier Monaten!

Oben und unten: fotografiert am 8. Oktober. (Größe der Batterie: 4,5 cm)

Auf dem Schnee deponierter Kot, der hart gefriert und dann wieder auftaut, verändert sich kaum, wenn er vorwiegend aus Haaren besteht.

Oben: wenige Stunden alte Losung (nebst Trittsiegel des Verursachers) am 21. Januar, und - unten - fotografiert am 8. Februar.

Wirklich gut aufpassen und ganz genau hinschauen muss man, wenn der Kot in den heißen Sommermonaten austrocknet, in Einzelteile zerfällt, oder von herbstlichen Regengüssen bewegt wird und der Untergrund das Erkennen dann auch noch erschwert.

Ausgetrocknete und zerbröckelte Wolfslosung am 29. August, daneben eine Fuchslosung.

Von Regenwasser angeschwemmte Steine und Kiefernnadeln haben die Losung bewegt. 27. September.

Ein großer Fleck durchnässter Haare ist alles, was von dem ehemals formidablen Häufchen geblieben ist.

Wie groß die Chancen sind, Wolfslosung oder gar die Verursacher persönlich anzutreffen, hängt natürlich von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der Präsenz ansässiger Wölfe und der eigenen Bereitschaft, ein bestimmtes, nicht zu weiträumiges Gebiet regelmäßig zu Fuß zu kontrollieren.
Unten ein Beispiel: in dem rund 6 Quadratkilometer großen Territorium, das zum Revier eines vermutlich sechsköpfigen Rudels gehört, wurden im Januar - März, sowie Ende August - Dezember 2019 an 46 Stellen auf Wald- und Feldwegen einzelne Wolfslosungen gefunden.
Das ist natürlich nur ein Teil der tatsächlich vorhandenen Anzahl, denn auch dem aufmerksamsten Beobachter wird etwas entgehen und im Gegensatz zu den Wölfen, die jeden Teil ihres Reviers im Abstand von 2 - 3 Wochen immer von neuem patroullieren, dürfte es uns schwerfallen, wirklich jeden kleinen Weg, Pfad und Wildwechsel so regelmäßig abzulaufen, vom dichten Wald oder den Äckern und Wiesen ganz zu schweigen.
Ebenso unvollständig ist die unten aufgeführte Sichtung von Wölfen, denn da bestimmt weitgehend der Zufall, ob man Isegrim begegnet oder nicht. Deutlich wird aber, was eigentlich auch ganz logisch ist: auf Wegen, wo man häufiger Losung entdeckt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Wolfssichtung größer.

Zuletzt noch ein interessanter Aspekt, nämlich die Frage, wo Wölfe koten. Bleiben wir bei dem Territorium auf der Satellitenkarte. Dort wurden vier mögliche Arten von Kotplätzen festgestellt:

1) einige Meter vor Weggabelungen (9),
2) in der Mitte von Wegkreuzungen (8),
3) an Wegrändern, trotz der Nähe von Gabelungen oder Kreuzungen (23),
4) an beliebigen Stellen in Heuwiesen (6).

Wo sich ein Weg gabelt, kann der Wolf zwischen drei Richtungen wählen: er kann zurück gehen, rechts oder links abbiegen. Kot, und somit eine geruchliche Nachricht kurz vor der Gabelung zu hinterlegen, garantiert also, dass jeder später dort Vorbeikommende, sie findet.
Noch mehr Möglichkeiten entstehen an einer Kreuzung, von der vier oder fünf Wege abgehen. Hier ist die Mitte der Kreuzung natürlich der ideale Ort, die eigene "Visitenkarte" zu deponieren, denn egal wohin ein anderer Wolf geht oder woher er kommt, er wird die Losung wahrnehmen, auch Wochen später, wenn ihr Duft schon deutlich reduziert ist.
Sinn der Markierung scheint in beiden Fällen also nicht, den eigenen Rudelgefährten mitzuteilen, welchen Weg man selbst eingeschlagen hat, sondern jedem Wolf, der vorbei kommt, zu sagen: Ich war hier! Das ist mein Revier!

Ob Kot, der scheinbar zufällig am Wegrand oder in der Wiese abgesetzt wird, keine Signalwirkung für andere haben soll oder in erster Linie als "Erinnerungsstütze" für die räumliche Orientierung des Verursachers dient, ist noch nicht hinreichend erforscht.

"Grundsätzlich kann man sagen", so der Wolfsexperte Dr. Federico Morimando von der Universität Siena, "dass überdurchschnittliche Häufigkeit des Markierens mit Kot + Urin + Scharren eine klare Reviergrenze kennzeichnet, d.h. man befindet sich an der Peripherie des eigenen oder an der Grenze eines fremden Territoriums."


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Wolfsspuren erkennen

Text und Fotos (c) Sabine Middelhaufe, Februar 2020

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