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Entwicklung des Rudels 2021: Sommer - Herbst Das Alphapaar war im Mai und Juni sehr präsent und regelmäßig an den Fotofallen vorbei gekommen, was vermuten lässt, dass sich die Wurfhöhle und später der erste Welpenspielplatz in relativer Nähe des Gebiets befanden, das von den Kameras abgedeckt war. |
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Droopy und Whitesocks. |
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Im Juli verschwanden Droopy und Whitesocks dann plötzlich von der Bildfläche. Vielleicht, weil sie mit den Welpen umgezogen waren. |
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Oben Greyston und Luna, unten Droopy und Whitesocks. |
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Im September geschah dann etwas Unerwartetes: Charlotte trieb sich die ersten zehn Tage häufig in der Fotofallen-Zone herum, freilich immer zwischen den frühen Morgen- und Abendstunden. |
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Charlotte. |
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Und just am Morgen des zehnten Tages wurde am Dorfrand ein Rehbock gerissen. Der Riss war noch ganz frisch, als ich den Blutspuren auf dem Weg folgend zum Opfer kam und die Bissspuren an der Drossel waren deutlich erkennbar. |
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Die Tatsache, dass noch ein verlockender Rehlauf dalag, könnte außerdem bedeuten, dass die Frühstückenden sich, weil gestört, überstürzt aus dem Staube machten. Sollte ich dieser Störfaktor gewesen sein, bin ich sehr froh, dass die Wölfe sich zurückzogen. Vielleicht war es aber auch nur ein Fuchs, der vom Jagdglück der Wölfe profitieren wollte und sein Mittagessen fallen ließ, um ungehindert zu fliehen. Nachmittags um halb fünf passierte Charlotte die erste Fotofalle aus Richtung Riss kommend. Allerdings bezweifle ich, dass sie den Bock gerissen hatte, erst recht allein, und ihr Bauch wirkte auch nicht sonderlich voll. |
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Charlotte. |
Am nächsten Morgen war bis auf ein paar Haarbüschel und Blutflecken nichts mehr vom Reh zu finden. Aber Droopy und Whitesocks kehrten später mit prallen Wänsten aus Richtung Fundort zurück |
Droopy und Whitesocks. |
Die zwei Alten dominierten in puncto Anwesenheit die zweite Monatshälfte, markierten sehr entschlossen ihr Territorium und liefen mehrfach in höchster Aufregung an den Kameras vorbei. Greyston und Luna hingegen ließen sich nur am Ende des Monats blicken. |
Whitesocks markiert das Territorium |
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Doch den Wow-Effekt lieferten Greyston und Luna. Am 7. Oktober passierten sie abends die Fotofallen zum ersten Mal in Begleitung von vier kräftigen Welpen. Noch interessanter ist vielleicht der Umstand, dass drei der Kleinen gut anderthalb Stunden später erneut an den Kameras vorbei kamen, diesmal auf dem Rückweg in den Wald und allein. Vielleicht, weil die aktuelle Kinderstube zumindest nicht allzu weit entfernt lag, so dass auch fünf Monate alte Welpen sie problemlos und selbständig erreichen konnten? |
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Greyston und Luna – gefolgt von vier Welpen. |
Das Erscheinen des Nachwuchses warf natürlich die Frage auf, wieso nicht auch das Alphapaar endlich von seinen Jungen begleitet wurde. Aber das war auch im Vorjahr (zumindest im Bereich der Fotofallen) nicht geschehen. Hatte der Wurf möglicherweise gar nicht überlebt? Untersuchungen im Ausland haben gezeigt, dass die Welpensterblichkeit ganz wesentlich von der Anzahl der Rudelmitglieder abhängt, die dem neuen Nachwuchs Futter, Schutz und Wärme garantieren. Nehmen fünf oder weniger Tiere an der Versorgung der Jungen teil, sinkt deren Überlebenschance bereits auf 68%. Wir wissen aber, dass bei uns außer den beiden Elternpaaren nur drei oder vier weitere Wölfe anwesend waren und überdies in äußerst unregelmäßigen Abständen. Wir wissen ferner, dass keiner von ihnen je in Begleitung eines der Elternpaare auftauchte, was ihre Teilnahme an der Welpenaufzucht eher unwahrscheinlich macht. Für betagte Tiere wie Droopy und Whitesocks, die überdies schon zu Winterende wieder stark von Räude befallen waren, erwies sich der Versuch, ihren Nachwuchs allein zu versorgen möglicherweise als erfolglos. |
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Blackgirl. |
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Im November änderte sich die Situation erneut. Droopy und Whitesocks zogen sich etwas zurück. Sie passierten die Fotofallen kaum noch. |
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Droopy und Whitesocks – überhaupt nicht beunruhigt von Charlottes Witterung. |
Stunden später kehrte Charlotte wieder zurück, zeigte sich keine Spur beeindruckt von der Witterung der Alten, sondern steuerte direkt auf die Sauschale zu, spielte ein bisschen mit ihr herum, wälzte sich wieder darauf und verschwand schließlich mit ihr im Fang in die Büsche. |
Charlotte wälzte sich erst wieder ausgiebig auf der Wildschweinschale ehe sie damit abzog. |
Anfang November geschah noch etwas anderes: als ich nachts hinterm Haus die Taschenlampe anknipste, fand ich drei, vier Meter entfernt stehend einen erwachsenen grauen Wolf mit einem frischen Rehlauf im Fang. Ich bin nicht sicher, wer von uns beiden sich mehr erschrocken hat. |
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Droopy und Whitesocks wurden Mitte und Ende November noch einmal gesichtet, allerdings von einer Kamera der Uni, die weiter oben in den Bergen, am weitesten vom Dorf entfernt installiert war. |
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Die Welpen haben sichtlich Respekt vor ihren Eltern. |
Sie warten ab, bis die Alten die Inspektion beenden. |
Erst dann untersuchen zwei von ihnen selbst die Stelle. |
Bis den Welpen klar wird, dass ihre Eltern längst weitergegangen sind. - |
Da Greyston und Luna in der letzten Novemberwoche nur noch die von der Uni Kamera überwachte Route zu frequentieren schienen, die auch von Droopy und Whitesocks benutzt wurde, verschob ich eine meiner Fotofallen an jene Kreuzung, wo die Tiere sich entscheiden mussten, ob sie Richtung Dorf oder zur Fotofalle der Studenten weitergehen würden. |
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Luna gefolgt von Greyston und rechts kommt ein Jungwolf dazu. |
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Zum Glück hatte es mittlerweile geschneit, eine gut 10 Zentimeter hohe Schneedecke schuf wunderbare Bedingungen für die Fährtensuche und ich konnte den Weg von Lunas ganzer Familie für einige Kilometer verfolgen. Sehr interessant war dabei die Entdeckung, dass das Rudel sich bei dieser Wanderung an den größeren Weggabelungen aufteilte, sodass beide Grüppchen zwar nebeneinander jedoch 20-50 Meter voneinander entfernt in die selbe Richtung liefen, bis sich die Wege wieder vereinten. Da niemand in die Büsche abbog, dürften nicht jagdtechnische Gründe dahinter stecken, sondern vielleicht eher die Absicht, den Jungwölfen das Wegenetz einzuprägen. |
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Dank Fotofallen und intensiver Fährtenverfolgung kennen wir das Wegenetz unseres Rudeln nun ein bisschen besser. |
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Drei Tage später machte sich dann auch die Fotofalle an der Kreuzung bezahlt, denn das Fünfer-Rudel kam daran vorbei und folgte der Route bergauf, statt in Richtung Dorf abzubiegen. |
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Rechts vorn Greyston, der einige Schritte dem Abzweig Richtung Dorf folgt, links an der Böschung Luna, auf dem Weg die drei Jungwölfe. Luna geht voran, die Jungen halten sich wohlerzogen zurück. Zwei folgen der Mutter, während der Dritte scheinbar schaut, was sein Vater macht. |
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Insgesamt frequentierte die neue Familie im Dezember sieben Mal die überwachten Routen. Droopy und Whitesocks wurden am 11. Dezember zum letzten Mal gesehen; das liegt nun einen ganzen Monat zurück, aber noch ist unklar, ob sie das Gebiet verlassen mussten oder einfach im nicht mit Fotofallen bestückten Bereich ihres Territoriums unterwegs sind. |
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Angesichts der unklaren Verhältnisse im Territorium wäre es sehr aufschlussreich, die verwandtschaftlichen Beziehungen der beiden Paare zueinander sowie Blackgirls und Charlottes mögliche Abstammung von Droopy und Whitesocks zu überprüfen. Doch wie schon im vergangenen Jahr fehlt der Uni Pavia dafür angeblich das Geld. Weiter zu: Ernährung Text und Fotos (c) Sabine Middelhaufe, Januar 2022 |
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