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Belgien
Von Sabine Middelhaufe

Ende Januar 2018 berichtete The Guardian:
     „[Die Wölfin] Naya, die im Mai 2 Jahre alt wird, war mit 6 Monaten von der Universität Dresden mit einem Sendehalsband versehen worden, verließ aber erst im Oktober 2017 das elterliche Rudel in der Lübtheener Heide, zwischen Hamburg und Berlin, um die bisherige Grenze der Wolfsverbreitung zu überschreiten und durch Deutschland in die Niederlande zu wandern und schließlich am 3. Januar über die Grenze nach Belgien. (...) Manche Wölfe bleiben einfach in der Gegend [ihrer Geburt], andere, ungefähr 20%, machen eine lange Wanderung und laufen hunderte von Kilometern, um sich dann niederzulassen, sagte Jansman.“
     Hugh Jansman, ein Forscher vom Wageningen University and research centre, hatte Nayas Reise verfolgt. Nahe der belgischen Stadt Meerhout tötete sie zwei Schafe und verletzte ein drittes. Dann, so schien es, ließ sie sich auf einem großen Militärgelände unweit der holländischen Grenze nieder.
    “Sie zog durch vier oder fünf Nationalparks in den Niederlanden, aber verließ sie alle nach ein, zwei Tagen wieder und zeigte damit, dass sie auf der Suche nach etwas anderem war. Hier [nahe Leopoldsburg und Peer] ist der erste Ort, wo sie ein weites Militärgelände gefunden hat. Möglicherweise gibt es weniger menschlichen Geruch in Militärgebieten. Das ist ein Hauptgrund, sich niederzulassen.“
    Jansman untersuchte auch die Orte, wo Naya gewesen war und fand dort Reste von gerissenen Rehen und Hasen, mit denen sie ihre Schaffleisch-Diät scheinbar ergänzt hatte.

Mitte August 2018 schrieb Flanderstoday:
„Neun Schafe getötet. - Ein neuer Wolf ist in Flandern entdeckt worden und, laut der Umweltorganisation Landschap, scheint es ein Rüde zu sein. Aber nicht nur das, in Videoaufnahmen wurde er zusammen mit der bereits bekannten Wölfin namens Naya gesehen, die durch Flandern streift. (...) „Im März hatten wir einen weiteren Wolf, aber leider wurde er von einem Auto angefahren,“ erzählte Jan Loos von Landschap. „Dieser hier ist also der dritte Wolf, der von anderswo hierher gekommen ist. Das beweist, dass es in Europa natürliche Korridore gibt, auf denen die Tiere herumziehen.“ (...) Der neue Wolf machte auf sich aufmerksam, indem er im Laufe der vergangenen Woche neun Schafe in Limburg riss.(...) Ob der neue Wolf allein jagte oder gemeinsam mit Naya ist bisher ungewiss.“

Foto: V. Dorsch.

    Etwa zur selben Zeit präsentierte Flanderns Umweltministerin einen „Wolfsplan“ für ihr Bundesland. „Dieser Plan sieht den besonderen Schutz von Gegenden vor, die die Wölfe als ihr Revier ausgewählt haben. Dies beinhaltet, dass Wandern oder andere waldbezogene Freizeitaktivitäten dort eingeschränkt werden sollen und, dass sich auch der Verkehr an neue Regeln halten muss,“ berichtete vrt NWS.
„(...) Wölfe sind europaweit geschützte Tiere, die weder gejagt noch erlegt werden dürfen. Das trifft allerdings auch für Kreuzungen mit Wölfen zu. Auch Mischlingswölfe stehen unter Naturschutz. Deshalb sieht der flämische „Wolfsplan“ Maßnahmen vor, Kreuzungen zu vermeiden. Hundebesitzer, die bestimmte Hunderassen halten, sollten ihre Tiere in der Nähe von Wolfsrevieren nicht freilaufen lassen. Verwilderte Hunde sollen nach Möglichkeit eingesammelt und in bestimmte Tierheime gebracht werden.“  
     Offensichtlich gefiel es Naya in Flandern, denn am 21. März 2019 titelte The Brussels Times: „Wölfe nehmen in Belgien zu.“ 
Am selben Tag hatte man, nach mehreren solcher Vorfälle in den vorherigen Monaten, in der Provinz Limburg wieder ein totes Schaf gemeldet.
   „Bis Ende Februar waren vier tote Schafe in Helchteren gefunden worden. Laut DNA Analyse steckten zwei Wölfe hinter diesen Angriffen. Am Mittwoch wurden in Peer drei Alpakas getötet, den zugefügten Bissverletzungen nach zu urteilen wohl wieder das Werk eines Wolfes.

Inzwischen gibt es eine Reihe von Wölfen in Belgien, darunter Naya und August, die ein Territorium in Peer haben und unter Verdacht stehen, für die Attacken auf die Alpakas verantwortlich zu sein. (...) Seit die Ankunft von Wölfen in Belgien verzeichnet wird [Januar 2018], wurden nach Angaben der ANB [Flemish Agency for Nature and Forests] 15 Schafe totgebissen.“
    Wie eine Studie jüngst belegte, sind nur 4% aller Schaf- und Ziegenherden in Flandern ausreichend gegen Wolfsangriffe geschützt. Deshalb haben die Organisationen Natuurpunt, Natagora und WWF-Belgien das Projekt Wolf Fencing Team Belgium ins Leben gerufen: mit Hilfe von Freiwilligen will man Tierzüchtern ab dem Frühsommer 2019 beim Aufbau geeigneter Zäune helfen.
„Gegenwärtig stellen Schafe und Ziegen nur einen geringen Teil der Diät von Wölfen dar,“ sagte  Pepijn T’Hooft von WWF, „aber wir sehen, dass sie sich bereits daran gewöhnen. Deshalb ist es wichtig, entschlossen zu handeln.“

Foto: Hannelore. Titelfoto: Wolf_550_Quelle bundesamt für naturschutz frei verwendbar

Wehret den Anfängen. Insbesondere angesichts der Nachricht am 2. Mai 2019 in The Brussels Times: „Naya, die „belgische“ Wölfin erwartet Welpen. - Wölfin Naya erwartet Welpen und könnte in den nächsten Tagen werfen, wie Natuur en Bos und das Institute for Nature and Forest Research am Donnerstag in einer Pressemitteilung verkündeten.“
    Dass Nachwuchs bevorsteht hatte man aber schon gewusst, denn flandersnews berichtete Mitte April:
„Weitere 15 Kameras sind an verschiedenen Orten in der Provinz Limburg installiert worden, um die Wölfe Naya und August im Auge zu behalten. Die Kameras wurden zu den bereits vorhandenen 45 hinzugefügt und bringen die Gesamtzahl von Wolfsbeobachtungskameras auf 60 Stück.“
Dank der guten Überwachung konnte die Flemish Agency for Nature and Forests laut Brüssels Reporter schon am 3. Mai mitteilen: „Naya, die wilde belgische Wölfin hat 'ganz gewiss' Welpen geworfen“.
Im folgenden Artikel liest man dann zwar 'fast gewiss', aber tatsächlich sind die Experten sicher, dass die seit Ende April währende Abwesenheit Nayas auf Bildern der Fotofallen nur bedeuten kann, dass sie in der Wurfhöhle ihren Nachwuchs zur Welt gebracht hat, weshalb Vater August nun allein für die Versorgung seiner neuen Familie sorgen muss.
    Eingedenk des in den nächsten Monaten stark ansteigenden Nahrungsbedarfs hat die Agency for Nature and Forests ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Schafe durch Präventivmaßnahmen geschützt werden müssen. Man kann nur hoffe, dass das  Wolf Fencing Team Belgium einsatzbereit ist.
   Erste Fotos der Wolfswelpen erwartet man im Frühsommer.

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Text (c) Juli 2019
Quellen:
https://www.theguardian.com/environment/2018/jan/22/pioneering-female-becomes-first-wolf-in-belgium-in-a-century
https://www.brusselstimes.com/all-news/brussels-all-news/54743/wolves-on-the-rise-in-belgium/
https://www.brusselstimes.com/all-news/belgium-all-news/56125/naya-the-wolf-is-expecting-cubs/
https://brusselsreporter.com/brussels/2019/naya-the-wild-belgian-wolf-has-most-certainly-given-birth-to-cubs/
https://www.vrt.be/vrtnws/en/2019/04/19/extra-camera-to-keep-an-eye-on-limburgs-wolves/
https://www.vrt.be/vrtnws/en/2018/01/22/first_wolf_attackinbelgium-1-3130686/
http://www.flanderstoday.eu/volunteers-sought-help-farmers-live-safely-wolves
http://www.flanderstoday.eu/baby-wolves-flanders-next-year-says-conservation-expert
https://www.vrt.be/vrtnws/de/2018/08/25/zwei-woelfe-in-limburg-sorgen-fuer-einen-flaemischen-wolfsplan/

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