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Kurzportrait


Die Deutsche Bracke

 


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Die Deutsche Bracke
Von Sabine Middelhaufe

Die Deutsche Bracke ist mit bis zu 53 cm Widerristhöhe ein mittelgrosser, auf hohen Läufen stehender Hund, der kräftig gebaut aber elegant erscheint. Ihr kurzes, dichtes, recht hartes Haar zeigt die Farben Rot bis Gelb mit schwarzem Mantel oder Decke und weissen Abzeichen an Kopf, Hals, Brust und Rutenspitze. Dank hervorragender Nasenleistung, Ausdauer und ausgeprägtem Spurwillen empfiehlt sich die Deutsche Bracke nicht nur als zuverlässiger Helfer bei der eigentlichen Brackierjagd auf Hasen und Fuchs, sondern auch bei der Bewegungsjagd auf Schalenwild und bei der Schweissarbeit.
Die Entstehung vieler europäischer Laufhunderassen wird auf die Keltenbracke zurückgeführt, einen feinnasigen, laut jagenden und extrem ausdauernden Hund, den bereits die Kelten für jene Jagdweise verwendeten, die man in der Neuzeit Parforcejagd nennen würde.
Die Keltenbracke ist nachweislich die Urform, aus der die kräftigen, oft sehr grossen Bracken des Westens hervorgingen, für die als äussere Kennzeichen die auffallend langen, tief angesetzten Behänge, schmale Schädel und akzentuiertes Hinterhauptbein typisch waren.
Moderne Rassen, die sich aus den Bracken des Westens entwickelten sind unter anderem der Segugio Italiano, die Schweizer und Französischen Laufhunde, Bloodhound, Foxhound und Beagle.
Eng mit den Bracken der Mitte verwandt waren die sog. Intermediären Bracken, die sich nach aktueller Einschätzung ebenfalls von der Keltenbracke herleiten. Ihre heutigen Vertreter sind neben den deutschen und skandinavischen Bracken auch die österreichischen Rassen und jene des östlichen Mittelmeerraums.
Ganz allgemein teilte man diese Hunde in Deutschland zunächst nach ihrer Höhe ein: der grosse Schlag hiess Holzbracke, seine ebenfalls quadratisch aufgebaute kleinere Version Steinbracke, die man also nicht mit den niederläufigen, langformatigen Dachsbracken verwechseln darf.


Die Deutsche Bracke ist schnell, agil und hart im Nehmen.
Titelfoto: Welpen der Deutschen Bracke.

Zu den Wurzeln dieser Begriffe lieferte Dr. Jungklaus Willmshaide (1936) eine interessante Erklärung: "Aber weder dies mittellateinische noch jenes sabellische Wort (petronius)* lieferten das Modell zu "Steinbracke", sondern ein mit ihnen gleichbedeutendes keltisches, peter-brachio, worin das verklungene Zahlwort (petora = vier)* mit "Stein", als sei es griechisch petros wie im Apostelnamen, übersetzt wurde. So entstand "Steinbrack" aus peter-brach = Quartbracke, Kleinbracke, gleichbedeutend, übrigens auch im Typ, mit piccolo segugio (it.: Kleiner Laufhund)*. (...) Zu dem alten volksmundlichen Wort "Steinbracke" ersann die kynologische Restauration (Beckmann) den Gegensatz "Holzbracke", der sonach als Verlegensheitsausdruck für ein schweres Missverständnis zu bewerten ist. (...) Was gilt nun als "Klein"? Viertelung (quart)* verkleinert ein Quantum, aber ihre Wirkung auf den Tierkörper ist mehrdeutig, (...) sehr wahrscheinlich waren die burgundischen Treibbracken-Petrunculi höher als Beagles und Steinbracken, indem sie den heutigen Briquets und somit unseren "grossen" Bracken entsprachen." (* von mir eingefügt)
Auch die Holzbracken waren hinsichtlich ihrer Grösse keineswegs einheitlich. Der ursprünglichere, grosse Schlag hatte bis zu 55 cm Widerristhöhe, einen bisweilen sehr zügellosen Jagdtrieb und fand sich im 19. Jh. u.a. um die westfälischen Orte Finnentrop und Olpe.
Durch die Verkreuzung grosser, robuster Holzbracken mit Steinbracken erzielte man den kleinen Schlag der Holzbracke von 40-50 cm Rückenhöhe. Als besonders gelungene, elegante Vertreterin galt die ebenfalls in Olpe gezüchtete, gleichnamige Bracke. Sie hatte mit 45 cm eine sehr funktionelle Grösse, liess sich trotz aller Passion besser führen als die grossen Holzbracken und bestach nebenbei mit ihrem schönen Kopf, und dem dreifarbigen, glatten Haarkleid: tiefschwarzer Sattel auf rotem Grund und weisse Abzeichen.


Die Deutsche Bracke wird bisweilen auch noch als Olper Bracke bezeichnet.

Der Eigenname der verschiedenen deutschen Brackenschläge rührte natürlich von ihrem Ursprungsgebiet her. So kannte man neben vielen anderen die Holsteiner Bracke, die Rote Hannoversche Haidbracke, die zur Entstehung des Hannoverschen Schweisshundes beitrug, die Hannoversche Mantelbracke, die Ammerländer Bracke, die bisweilen zur Blutauffrischung der Haidbracke verwendet wurde, die Bergische Cronenberger Bracke und die Westfälische oder Sauerländer Bracke.
1817 schrieb Friedrich Ludwig Walther, ein Professor aus Gießen: "So trifft man die Bracken schwerlich irgendwo so rein und schön an, als im Herzogthum Westphalen und zwar sowohl die grossen Bracken wie die Steinbracken."
Denn tatsächlich gab es in Westfalen diverse Lokalschläge, die freilich schon in den 30er Jahren des 20. Jhs. nur noch vereinzelt anzutreffen waren, darunter die rot-weisse Thieringhauser Steinbracke aus der Gegend um Olpe, die Siegerländer, eine rote und rot-weisse Steinbracke, die meistens nicht im Hinblick auf ihre Grösse selektiert wurde, so dass es kleine und grosse Vertreter gab sowie die Plettenberger oder Ruhrsteinbracke in den Farben schwarz-rot oder dreifarbig, wobei das Schwarz stets überwog, und die Esloher Steinbracke.


Schnell und ausdauernd.

Der wichtigste und zahlenmäßig am stärksten verbreitete westfälische Schlag war ohne Zweifel die im Sauerland und Siegerland beheimatete dreifarbige Holzbracke, deren Bezeichnung als "Sauerländische Bracke" durchaus nicht allen Kynologen des beginnenden 20. Jh. gefiel, da im Sauerland eben noch etliche andere Schläge zuhause waren.
Tatsächlich hatte man diese kräftige, derbe Holzbracke im vorangegangenen 19. Jahrhundert in Anlehnung an das damalige Zentrum ihrer Zucht Finnentroper genannt. Als sich dann das hauptsächliche Gebiet der Zucht nach Olpe verlagerte, und die grossen Finnentroper mit der etwas kleineren, eleganten Olper Holzbracke verkreuzt wurde, bürgerte sich für eine Weile der Name Finnentrop-Olper ein.
Während es in der Goldenen Ära der Bracke in Deutschland also eine erstaunliche Vielzahl von lokalen Brackentypen gab, waren viele von ihnen zum Ende des 19. Jhs. hin schon verschwunden oder zur Rarität geworden.
Der 1896 ins Leben gerufene Deutsche Bracken Club machte es sich deshalb zur Aufgabe, die noch vorhandenen Bracken aus dem Nordwesten Deutschlands in einem Einheitstyp zu vereinigen. Die Hauptrolle spielte dabei der Finnentrop-Olper Schlag, dem Dr. Jungklaus Willmshaide 1936, Strebel zitierend, zwei Auffälligkeiten zuschrieb: "Die Nasenrücken- und Oberkopflinie laufen nicht parallel, sondern sie fallen von dem Stirnabsatz nach beiden Seiten leicht ab, so dass sie einen schwachen stumpfen Winkel bilden." "(...) Er ist deshalb von besonderem Interesse, weil er meiner Ansicht nach die Windhundabstammung verrät. Auch der geringe Stirnabsatz spricht dafür. Ich gehe sogar so weit, dies Charakteristikum für die Bracken in ihrer reinsten Form in Anspruch zu nehmen, ebenso wie die deutlich abgesetzte zurückgeschobene Backe, die etwas abfallende Kruppe und die häufig im Ruhemoment untergeschobene Hinterhand."
Die divergente Schädel-Schnauzen-Linie ist übrigens noch heute ein typisches Merkmal des Segugio Italiano.


Bereit für den Einsatz.

Das zweite Kuriosum der Olper Bracke betraf ihre Tasthaare. Willmshaide schreibt: "Daher hat schon vor vielen Jahren Dr. Paul Schneider (...) auf die bei allen westfälischen Bracken mit Ausnahme des Olper Schlags nach hinten gerichteten Tastwarzenhaare der Oberlippe aufmerksam gemacht: bei den Olpern sind sie halbkreisförmig nach vorne gebogen und so ausserordentlich lang, dass die Hunde in diesem Punkt ein katzenartiges Aussehen bekommen. Die an zahlreichen Hunden, besonders gelegentlich der Plettenberger Schau 1924 vorgenommene protokollierte Prüfung bestätigte das "Schneidersche Phänomen" als Kennzeichen des Olper Schlages, ausserhalb dessen es sich nur ganz vereinzelt fand."
Durch Verkreuzung der relativ grossen Olper also Sauerländischen Holzbracken mit örtlichen Steinbracken, d.h. der kleinen Variante, erlangte man den angestrebten Einheitstyp, der im Jahre 1900 den Namen Deutsche Bracke erhielt. Die Rasse wird eingedenk ihrer Herkunft aber mitunter auch noch als "Westfälische Bracke", "Sauerländische Bracke" oder "Olper Bracke" bezeichnet.
Heute gibt es in Deutschland etwa 700 Vertreter der Rasse, von denen einige ausschliesslich für die Schweissarbeit verwendet werden, die Mehrheit aber als Waldgebrauchshunde bei Bewegungsjagden Einsatz findet.

Typischer Vertreter der Deutschen Bracke.
Alle Fotos: Klaus Schmadalla
Text (c) 2012

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