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Züchterinterview


Deutsche Bracke




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Sylvia Dreeskornfeld - Deutsche Bracken "vom Forsthaus Ehu"
Interview von Sabine Middelhaufe

Sylvia Dreeskornfeld, Jahrgang 1969, ist von Beruf Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und seit 4 Jahren Jagdscheininhaber. Vor 10 Jahren entschied sich ihr Ehemann - Förster und aktiver Jäger - für die Deutsche Bracke, eine Rasse, die auch sie sehr faszinierte. Sylvia ging sechs Jahre mit zur Jagd und bildete die erste Deutsche Bracke der Familie mit aus. 2006 kam die zweite Deutsche Bracke hinzu; ihr Ehemann führte diese auf der Anlagenprüfung und auf der Schweißprüfung. Leider zog im Jahr 2007 der Sturm „Kyrill“ über das Sauerland, so dass man für die weitere Vorbereitung auf die Gebrauchsprüfung keine Zeit mehr fand. Doch entschied sich Sylvia Ende 2007 spontan, den Jagdschein zu machen, damit sie den Rüden Hinnerk auf der Gebrauchsprüfung 2008 führen konnte. Seit Anfang 2008 ist sie nun also aktive Jägerin und Hundeführerin. 2010 kam die Hündin Merle vom Kaufunger Wald, im Jahr 2011 die Westfälische Dachsbracke Otti vom Kaufunger Wald zur Familie Dreeskornfeld, die 2012 ihren ersten Wurf Deutsche Bracken (A-Wurf vom Forsthaus Ehu) großgezogen hat. Übrigens ist Sylvia seit 2008 Geschäftsführerin im Deutschen Brackenclub (Zuchtverein für die Deutsche Bracken und die Westfälischen Dachsbracken).

Sylvia Dreeskornfeld mit Akira vom Forsthaus Ehu (Foto: Holger Dreeskornfeld)
Titelfoto: Merle vom Kaufunger Wald mit dem A-Wurf vom Forsthaus Ehu. (Foto: Sylvia Dreeskornfeld)

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Wie jeder Jäger mussten wir überlegen, für welche Jagdart wir einen Jagdhund einsetzen möchten und können. Für uns kam nur die Stöberjagd auf Schalenwild in Betracht. Der klassische Stöberhund – der Deutsche Wachtel – kam aufgrund seiner Haarpracht für uns nicht in Frage. Terrier hätten wir nervlich nicht ausgehalten. Wir haben uns daher vor über 10 Jahren für die Deutsche Bracke entschieden. Ein weiterer Grund hierfür war, dass dieser Jagdhund bereits seit Jahrhunderten in unserer Region (Sauerland, NRW) geführt und eingesetzt wurde.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Grundsätzlich haben alle Bracken die gleichen jagdlichen Eigenschaften und Qualitäten. Wenn man sich für eine Bracke entscheidet – ganz gleich ob Tiroler-, Brandl-, Kopov-, Dachsbracke oder Deutsche Bracke – ist das sicher mehr oder weniger eine Frage der Optik. Persönlich sind wir der Meinung, dass man die Bracken regionsbezogen einsetzen sollte. Daher haben wir uns für die Deutsche Bracke entschieden. Leider entscheiden sich die Jäger oft für ortsferne Rassen nach dem Motto „The lawn ist always greener on the other side of the fence“…

Gruppe Deutscher Bracken mit Westfälischer Dachsbracke.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Nein, ganz sicher nicht. Man kann allenfalls sagen, dass ein Hund nicht rassetypisch eingesetzt wird. Gelegentliche Nachsuchen oder ein- bis zwei Stöberjagden pro Saison sind definitiv zu wenig. Das ist aber auch bei jeder Jagdhunderasse so. Jeder Jagdhund muss in seinem Spezialgebiet ausgelastet und eingesetzt werden. Die Hasenjagd (Brackieren) wird ersetzt durch die Stöberjagd auf Schalenwild.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Spurlaut, Fährtentreue und ganz wichtig: Führerbezogenheit.

Merle vom Kaufunger Wald. (Foto: Sylvia Dreeskornfeld)

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

In der heutigen Zucht der Rasse würde ich absolut gar nichts verändern. Die Rasse ist so – wie sie sich derzeit darstellt – absolut ausgereift. Wichtig wäre mir nur, dass alle Hunde auf den Verbandsprüfungen und der Pfostenschau (Zuchtschau) vorgestellt würden. Die Zuchtbasis unserer Rasse ist dermaßen eng, so dass es dringend erforderlich ist, alle Deutsche Bracken auf den Prüfungen vorzustellen. Besonders schön wäre es, wenn unsere Rasse bekannter würde und sich dadurch die Zuchtbasis erweitern würde. In Deutschland besteht ein Vorurteil gegen die Brackenjagd. Unser Wunsch wäre, wenn sich in Ausbildung, Literatur und Praxis der Erfolg der Brackenjagd verbreiten würde.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Hier braucht es ganz gewiss viel mehr Aufklärung. Persönlich finden wir es immer wieder erschreckend, wenn potentielle Käufer sich einen „unserer bunten Hunde“ zulegen möchten, weil sie doch so „hübsch“ sind. Auch stellen sich die Hundeführer vor, dass sie es bei dieser Rasse mit einem klassischen „Allrounder“ zu tun haben. Den klassischen Allrounder gibt es nirgendwo – weder bei den Jagdhunden noch bei den Menschen. Bei einem Arzt können wir doch auch nicht verlangen, dass er auch eine zerborstene Wasserleitung flicken muss... Bei den Jagdhunden ist es ebenso: jedem Jagdhund sein Arbeitsbereich. Den Bracken die großräumige Stöberjagd, dem Vorstehhund die Jagd auf Niederwild und dem Schweißhund die Nachsuche. So hat jeder Hund sein Spezialgebiet. Leider ist der Einsatzbereich der Bracken vielen Hundeführer gar nicht oder gänzlich unbekannt. Das ist aber auch schon ein Fehler bei den Jagdscheinkursen. Das Thema Hundeausbildung kommt ohnehin recht kurz; das der Bracken umso mehr. Viele Jagdscheinausbilder kennen noch nicht einmal die Bracken oder verbinden diese immer noch mit dem einstigen Einsatzbereich des Brackierens, welches heute (in Deutschland) nicht mehr praktiziert wird.

Linus vom Ihnetal als Totverbeller. (Foto: Sylvia Dreeskornfeld)

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Unbedingt. Wie oben schon erwähnt, halte ich die Prüfungen für unabdingbar. Rein zuchttechnisch sind wir schon darauf angewiesen, dass die Hunde auf den Verbandsprüfungen vorgeführt werden. Wie sonst kann ein Züchter wissen, wie es um seine Zucht steht?
Die Zuchtschau ist ebenso wichtig wie die Prüfungen und die Vereinstreffen. Wo sonst können wir uns mehr über die Hunderasse informieren, jagdliche- und Hunde-Erfahrungen austauschen wie auf einem derartigen Treffen? Letztlich wird doch jeder Hundeführer begeistert sein, von den Leistungen seines Hundes zu berichten und seinen Hund zu präsentieren.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Die Deutsche Bracke (letztlich alle Brackenrassen) sind die klassischen Vertreter, die heute vorwiegend für die Arbeit vor dem Schuss eingesetzt werden, wobei sie auf alles laufende Wild stöbern. Es gibt jedoch auch Bracken / Dachsbracken, die neben der Stöberarbeit vorwiegend auf Schweiß geführt werden. Hier muss man sich aber im Klaren sein, dass dieser Bereich selten der Auslastung dient.

Hinnerk vom Brachtpetal und Merle vom Kaufunger Wald nach anstrengender Jagd. (Foto: Sylvia Dreeskornfeld)

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Sich vor dem Kauf des Hundes ausreichend über die Rasse zu informieren. Dies funktioniert am besten, in dem man möglichst viel Kontakt zu entsprechenden Hundeführern sucht und idealerweise häufig an Drückjagden teilnimmt, auf welcher vorwiegend mit Bracken gejagt wird.
Grundsätzlich sei nochmals angemerkt, dass man eine Bracke selten dressurmäßig erziehen kann wie beispielsweise einen Vorstehhund. Die Bracke arbeitet mit Freude für ihren Führer, lebt gerne mit ihm zusammen und nicht im Zwinger und wäre bei übermäßiger Strenge (Schläge, etc.) gebrochen und nicht mehr zu gebrauchen.
Die Bracken als Vorgänger aller unserer Jagdhunderassen einschließlich der Schweißhunde werden „angeleitet“. Der Jäger, der das richtig hinbekommt, ist krank, denn er ist vom unheilbaren "Brackenvirus" befallen.

Text (c) 2012

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