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Züchterinterview


Drever




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Reino Toivanen - Drever
Interview von Sabine Middelhaufe

Es muss ein Vergnügen sein im Sommer durch Skandinavien zu reisen, wenn die Tage fast nicht aufhören und im Norden sogar um Mitternacht noch die Sonne scheint. Das wäre die Gelegenheit, um persönlich die verschiedenen, in Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland entstandenen Laufhunderassen kennen zu lernen, die renommierten Zwinger zu besuchen und sich mit den Züchtern zu unterhalten. Aber leider, leider musste ich mich diesmal noch mit einem Interview mit Reino Toivanen, dem Gründer des Pajulammen Kennels in Finnland, via Email begnügen.

Seit wann interessierst Du dich für den Drever, und warum hast Du gerade die schwedische Dachsbracke gewählt?

Ich jage seit 45 Jahren Waldvögel, Hasen und Füchse. Für die Vogeljagd hatte ich früher Finnenspitze und fürs Haarwild Finnenbracken. Aber die sind ja sehr gross und schnell, und die Hasen und Füchse zogen riesige Fluchtkreise. Und weil unsere Jagdreviere immer enger werden suchte ich 1993 eine kleinere und langsamere Bracke. Ich probierte etliche Beagles aus aber war nicht mit diesen zufrieden.

Dann sah ich zufällig einen Drever im Wald jagen – ausdauernd, eifrig, genau im richtigen Tempo, spurlaut und mit enormer Passion - und bäng, war's um mich geschehen.
Ich kaufte meine erste Drever Hündin Ansa 1996. Sie war schwarz-weiss mit roten Flecken über den Augen. Sie wurde Finnischer Champion und mental könnte ein Hund nicht besser sein.
Ihre Jagdlust war ganz grenzenlos – vielleicht zu grenzenlos. Mit ihr begann ich jedenfalls meine Drever Zucht. Der erste Wurf mit einem norwegischen rot-weissen Rüden brachte Welpen, die später allesamt „Ausstellungsstars“ wurden und einige verdienten sich auch bei Leistungsprüfungen an Hase und Fuchs ihre Preise.
Den 2. und 3. Wurf machte ich mit einem finnischen schwarz-weissen Rüden. Diese Welpen wuchsen zu leicht gebauten „Jagdmaschinen“ heran, wie in finnischen Linien allgemein üblich. Alle Welpen hatten das offene Wesen und die endlose Jagdlust der Mutter Ansa geerbt.
Ansa starb im Alter von 13,5 Jahren. Jetzt habe ich eine 2-jährige rot-weisse Hündin aus schwedischer Zucht, Svarttjärns Hanna. Sie ist mental sehr gut drauf und hat in Ausstellungen ihre Zertifikation als beste Hündin und ein BOB (Best of Breed) bekommen. Sie hat auch bei der Jagd gut angefangen. Mal sehen, wie sich weiterentwickelt.


Links: Reino Toivanen mit seiner ersten Hündin, Ansa
Titelfoto: Svarttjärns Hanna. Man sieht, dass die Nasenpartie beim Drever ziemlich lang ist.

Würdest Du uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Bracken gegenüber bevorzugen könnte?

Welche Rasse man bevorzugt hängt zunächst einmal davon ab, welches Wild man jagen will und in welchem Gelände. Der Drever ist definitiv ein Hound für dichte, weite, nur zu Fuss zugängliche Waldgebiete und demzufolge für fast alle Haarwildarten, die im Wald leben geeignet.
In dichter Vegetation braucht man keinen sehr schnellen, sondern vor allem einen zähen, ausdauernden Hund mit hervorragender Nase, Eigeninitiative, enormer Jagdlust, reichlich Jagdverstand und sehr gutem Orientierungsvermögen. Da die Körperlänge 1.5 x die Widerristhöhe ist, kann der Drever als leichter Hund auch sehr gut im tiefen Schnee arbeiten, was bei uns in Skandinavien natürlich sehr wichtig ist.

Svarttjärns Hanna im Profil. Hier kann man die äusseren Merkmale des Drever gut erkennen: Der lange Körper (1.5 x Widerristhöhe
= 30-38 cm x 1.5), der gerade, beinahe horizontale und muskulöse Rücken. Kreuz und Lenden sind lang und sinken nur langsam.
Die Winkel der Hintenläufe sind sehr stark, die Bauchlinie steigt nur ein wenig. Der gut gebaute Drever tragt die Rute immer unter
Rückenlinie. Die Vorbrust ist klar und gut entwickelt. Der Drever ist also eindeutig für die dauerhafte Jagdarbeit entwickelt worden.

Gibt es Deiner Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Wenn man einen Drever kauft, hat man einen „fertigen“ Hund für die Hirschjagd. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Rasse sehr vielseitig und anpassungsfähig ist. Hier in Finnland jagt man mit ihr neben Fuchs und Hase z.B. auch Marderhunde. Nur für Elche interessiert sich der Drever überhaupt nicht, ansonsten ist er für jedes Haarwild verwendbar. In der Meute wäre der Drever auch für die Schwarzwildjagd geeignet, aber die Schweden, Norweger und Finnen jagen nun mal nicht mit der Meute, und als Einzelhund ist der Drever nicht passend für das Wildschwein.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Meiner Meinung nach sind die wichtigsten Eigenschaften des Drevers sein guter Charakter, und das heisst auch, er ist nie böse zu Menschen und anderen Hunden, beste Gesundheit, absolute Spursicherheit, weshalb er auch ein ausgezeichneter Schweisshund ist, guter Laut, hinreichend Wildschärfe, sicheres, langsames Brackieren und starke Jagdlust.

Reino Toivanen mit seinen Drever Hündinnen Licka und Hanna.

Wie schätzt Du die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Deiner Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Du ändern würdest?

Die Situation des Drever in Finnland ist schlechter geworden, denn es gibt bei uns heute grosse Züchter, die nur an Ausstellungspreise denken und für die Zucht Tiere ohne Arbeitsprüfung benutzen. Der Drever ist aber nun mal ein Jagdhund und eine Aufteilung in Leistungs- und Schönheitszucht wäre auch im Hinblick auf die zahlenmäßige Größe der Rasse nicht empfehlenswert. Meiner Ansicht nach sollten der Finnische Drever Verein und der Finnische Kennel Club die Regeln für Championships so ändern, dass der Titel nur einem Hund mit Arbeitsprüfung zuerkannt werden kann. Wer heute einen guten Jagd-Drever erwerben will, muss jedenfalls die Blutlinien der Welpen sehr gut kennen.

Dreifarbiger Drever aus finnischer Zucht.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Deiner Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Leider braucht es in der Tat mehr Aufklärung, und der potentielle Drever Käufer sollte sich mit Hilfe Rasse erfahrener Leute sehr genau über die verschiedenen Zuchttiere informieren, da es wie bereits erwähnt heute schon viele Linien gibt, die z.B. Drever mit geringer Jagdlust hervorbringen.

Hältst Du persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, als Züchter halte ich das sogar für sehr notwendig. Bei Ausstellungen sieht und bewertet der Richter den Charakter des Hundes, seine Bewegungen usw. und sagt mir ganz klar, ob der Hund dem Rassestandard entspricht oder nicht. Noch wichtiger sind aber die Gebrauchsprüfungen. Hier reicht nicht nur ein Resultat sondern mehrere Resultate, damit man sehen kann, wie sicher der Hund im Jagen tatsächlich ist. Wie sonst kann der Züchter denn den passenden Rüden für seine Zucht wählen?

Hanna bei der Ausstellung. Die Bewegung des Drever soll frei und locker sein und die Schritte lang und niedrig. Der richtig gebaute
Drever trägt die Rute auch in der Bewegung unter Rückenlinie.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Am besten passt der Drever für die Jagd auf Hase, Fuchs, Marderhund und Hirsch. Er wird natürlich immer als Einzelhund geführt.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würdest Du jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Ich würde ihm raten, sich an Züchter und Jäger zu wenden, die die Rasse schon lange und gut kennen und sie wirklich alles zu fragen, was ihn interessiert. Ganz allgemein kann ich nur jedem sagen, dass er mit dem Drever in den meisten Fällen einen eifrigen und vielseitigen kleinen Jagdhund erwirbt.

Minna Toivanen führt Hanna vor.

Alle Fotos (c) Reino Toivanen.

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