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Züchterinterview


Braque Francais (2)




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Die Braque Francais in Italien - Interview mit Marco Ragatzu, Präsident des Club Italiano Bracco Francese (CIBF) und Züchter mit dem Zwinger "di San Donato"
Von Sabine Middelhaufe

Wann wurden die ersten Braque Francais (BF) nach Italien importiert?

Die wichtigsten Importe gehen auf das Jahr 1960 zurück, als Luigi Trincavelli, Besitzer des Zwingers della Valdossola, das erste Paar BF aus Frankreich holte und damit die Zucht der Rasse in Italien begann. Offensichtlich sprechen wir hier vom kleinen BF Typ Pyrenees, der in Frankreich der verbreitetste ist und auch in Italien mehr Zuspruch gefunden hat als der Typ Gascogne.
Seit diesen Anfängen 1960 entwickelte sich die züchterische Aktivität bei uns für etwa ein Jahrzehnt sehr gut, um dann bis zur Jahrhundertwende praktisch zum Stillstand zu kommen. In der Folgezeit wurden die Importe durch mich und andere Anhänger der Rasse (unter ihnen Filippo Segato und Gabriele Piatti), wieder aufgenommen und man kann behaupten, dass die Zucht des BF in Italien seit Gründung des CIBF Anfang 2000 ein solides Fundament besitzt.

D'joker du milobre du bouisse.
Titelfoto: Axel du vallon de beaudini.

Rolaf du vallon de beaudini.

Marco Ragatzu mit Ondine de la Suveliere.

Aus welchen französischen Zwingern stammten die ersten importierten Hunde?

Die BF, die Ende des 20. Jh. nach Italien kamen, stammten aus den Zwingern du Mas d’Erdial, du Mas de la Combe, du Mas de Diable, du Vallon de Beaudini, de Saint Gens, de la Suveliere, du Domaine de Pontfrac, du Milobre de Bouisse sowie du Clos de Gaou. Abgesehen von diesen Zuchten unterschiedlichen Namens gründeten sich die, vor allem über den CIBF durchgeführten Importe, am Interesse an speziellen Blutlinien, die als die besten gelten, darunter de Prebois, de Saint Gens und du Milobre de Bouisse.

Wie viele BF sind gegenwärtig in Italien registriert?

Es müssten ungefähr 2000 Hunde sein, allerdings ist diese Zahl nur ein Schätzwert, basierend auf der Beteiligung an Veranstaltungen und den bei uns aktiven Zuchttieren; die Zahl ist also mit Sicherheit sehr niedrig gegriffen.

Adriano.

In Vorsstehpose.

Wird die BF in Italien hauptsächlich als Jagdhund gehalten oder auch als Familienhund, wie in anderen Ländern?

Da es sich hier um einen Hund handelt, der in jeder Hinsicht einfach zu halten ist, wird er nicht nur als Jagdgehilfe geschätzt, sondern auch als Begleithund und ferner in vielen sozialen Aufgabenbereichen eingesetzt, etwa bei der Pet Therapy. In Italien hat er sich ausserdem einen ausgezeichneten Ruf als Trüffelhund erworben.

Seit wann ist die Rasse von der ENCI (Verband für das ital. Hundewesen) anerkannt und wird in einem eigenen Zuchtbuch geführt?

Die BF ist bei uns seit jeher anerkannt, d.h. seit ihrer Geburt und Anerkennung als Rasse durch die FCI, also seit Mitte des 19. Jhs.

BF aus der Zucht di San Donato von Marco Ragatzu.

Das ausdrucksvolle Gesicht der BF.

Wann wurde der italienische BF Club gegründet und wie viele Mitglieder zählt er heute? Unterhält er auch direkten Kontakt mit dem Verein in Frankreich?

Der CIBF entstand 2000 und wurde 2003 von der ENCI anerkannt. Unter den Gründungsmitgliedern befanden sich ausser mir selbst, der ich bis heute Präsident des Vereins bin, auch Antonino La Barbera (Vizepräsident) und Filippo Segato (Sekretär). Mitglieder haben wir von Anfang an ohne große Schwankungen ungefähr 100 gehabt.
Der CIBF hat immer eine enge Beziehung und Zusammenarbeit mit dem französischen Klub aufrecht erhalten, dessen tatkräftige Unterstützung wir sowohl bei der Zucht als auch für die Wahrung und Erhaltung der Rasse geniessen. Italien nimmt üblicherweise mit seinen BF auch an den Nationale d’Elevage in Frankreich teil. Hier sei u.a. an Luna di San Donato erinnert, die bei der Nationale d’Elevage in Vivonne ein CAC erreicht hat, Rita di San Donato, die bei Arbeits- und Schönheitsmeisterschaften in Frankreich Titel gewonnen hat und Buffon del Limoncello, der sich nach Abschluss der italienischen Meisterschaften gegenwärtig in Frankreich befindet, um die Qualifikationen für die französischen Championships zu erreichen und in der Zucht jenseits der Alpen eingesetzt zu werden.
Im Moment existiert leider noch kein internationaler Wettbewerb für die Rasse, aber es wird derzeit die Möglichkeit einer jährlichen Meisterschaft geprüft, die alle Länder ansprechen soll, wo die BF gezüchtet und eingesetzt wird.

"Es liegt was in der Luft... "

Auf welchen Grundlagen, abgesehen von Standard, beruht die Zucht der BF in Italien?

Über die Anerkennung des morfologische Standards und die damit verbundenen Vorschriften bei der Zucht hinaus, hat der CIBF eine Initiative zur Untersuchung der Rasse mittels Gesundheits-Checks wie etwa der HD- und ED Untersuchung eingeleitet, die wir allen Haltern empfehlen und die neben den bei Klubveranstaltungen erzielten Prüfungs- und Ausstellungsresultaten Voraussetzung für die Aufnahme eines Hundes in die Liste der ausgewählten Zuchttiere darstellt.
Für Meisterschaften hingegen haben alle Resultate Gültigkeit, die bei von der ENCI anerkannten Veranstaltungen erreicht wurden, während für die Vereinsveranstaltungen nur Ergebnisse beachtet werden können, die bei Spezialschauen und Prüfungen des CIBF unter sachverständigen Richtern erzielt wurden. Um in der Zucht eingesetzt zu werden, muss eine BF natürlich ins italienische Stammbuch eingetragen sein.
Die Selektion folgt bei uns also den vom Standard vorgegebenen Charakteristiken, und wir haben glücklicherweise von jeher eine Mehrheit von Hunden, die diese Eigenschaften besitzen und nicht vom Ideal abweichen, ganz im Gegenteil darf man sagen, dass sie sich auf einem qualitativ ausgezeichneten Niveau halten, analog zur Situation im Heimatland der Rasse.

Buffon del Limoncello.

Die schnelle und passionierte Suche der BF.

Sieht man in Italien prinzipiell mehr BF bei Ausstellungen oder bei Leistungsprüfungen?

Bei allgemeinen Veranstaltungen dieser Art trifft man kaum BF an, bei den klubinternen Wettbewerben hingegen (die von der ENCI übrigens als gleichwertig anerkannt sind) nehmen die Hunde in zahlenmäßg gleicher Verteilung an Schauen und Prüfungen teil, denn eine BF die bei der Prüfung (an Schnepfe, Huhn und natürlichem Wild) beurteilt wird, erhält bei den Treffen normalerweise auch einen Formwert, da der CIBF Ausstellung und Prüfung im Rahmen des selben Treffens organisiert.

Welche Art von Prüfungen genau bietet Ihr Verein seinen Mitgliedern an?

Der CIBF veranstaltet im Frühjahr und Herbst Jagdprüfungen mit Schuss und Apport aus dem Wasser und zu Lande, Prüfungen mit Schnepfen, Rebhühnern und sardischen Hühnern. Bewertet werden die angeborenen Jagdanlagen des Hundes und seine Ausbildung, also die Fähigkeit, Wild zu finden und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit seinem menschlichen Führer vollständig und erfolgreich auszuführen sowie die Fähigkeit, das vom Menschen Gelehrte zu begreifen, umzusetzen, ob nun bei der Jagd oder in anderen Bereichen.
Grundsätzlich kann die BF an allen Prüfungen für ausländische kontinentale Vorstehhunde teilnehmen und ähnlich wie in Deutschland tun das etwa 60% der Hunde zumindest einmal im Rahmen nationaler Treffen.
Die Selektion der BF ist bei uns noch sehr jung, aber die bisherige Entwicklung zeigt, dass die Zucht sich eher an bestimmten Blutlinien orientiert, statt an einzelnen, erfolgreichen Hunden. Unter den BF die üblicherweise Titel erlangen sind vorwiegend Nachkommen der Blutlinien del Limoncello, di San Donato und delle Surie zu finden und diese wiederum gehen auf die Stämme der ersten Importe der 90er Jahre zurück.
Vasia di San Donato, (Tochter von Luna di San Donato), ist übrigens die erste Hündin, die in Italien Absoluter Champion wurde und sie ist Mutter anderer Champions, die von Omar Mariani geführt werden.
Buffon del Limoncello, der als der beste Trialer in Italien gilt und von Leo Scarpinati geführt wird, ist Sohn eines Bruders von Vasia und Zita di San Donato, seine Mutter Tochter von Unik du Milobre de Bouisse.

BF Typ Gascogne.

Bei der Prüfung.

Sie haben in Frankreich BF bei der Jagd gesehen. Gibt es Unterschiede und Übereinstimmung im Einsatz und der Führung der Rasse dort und in Italien?

Ja, ich hatte das große Glück, in Frankreich BF im Einsatz zu erleben, allerdings ist die Jagd dort in der Tat ganz anders als bei uns, denn die Jäger und ihre Gewohnheiten sind anders.
Ich meine das so: die Italiener achten mehr auf das Ergebnis, das dank der natürlichen Jagdanlagen, der Fähigkeiten des "Raubtiers Hund" zustande kommt, während die Franzosen sich tendenziell mehr bemühen, einfach ausbildbare Hunde zu erzielen, die man dann gut am Wild lenken kann. Während wir uns also dem Naturell des Hundes anvertrauen, ist es jenseits der Alpen der Jäger, der "entscheidet" wie und wo gejagt wird.
Ich habe einmal einen BF Rüden aus Frankreich importiert, Rolaf du Vallon de Beaudini, der bei Prüfungen hervorragend abschnitt, aber bei der praktischen Jagd keinen blassen Schimmer hatte, wie er natürliches Wild behandeln muss! Ich habe ihn also zunächst einmal einfach jagen und aus seinen eigenen Fehlern lernen lassen, indem ich ihn nur an echtes Wild brachte (Fasanen in der Maremma und Rebhühner in Polen), so dass seine Raubtiernatur, die bis dahin unterdrückt war, hervor kommen konnte. Im Grunde habe ich ihm ein Kostüm, eine Maske abgenommen und konnte erst dann in seiner "Nacktheit" die grossartigen Qualitäten und die Konkretheit des Jagdhundes in ihm bewundern. Dank Tullio Bottani, der ihn anschliessend noch einmal neu für die Prüfungen vorbereitet hat, hat Rolaf die Titel für die Internationalen und die Italienischen Arbeitsmeisterschaften erlangt.
Im Grunde ist es das, was der wirklich am Hund interessierte italienische Jäger meiner Meinung nach versuchen sollte, sich präsent zu halten und was der CIBF seinen Mitgliedern anbietet: Prüfungen müssen dazu dienen, Hunde für die Jagd zu bewerten, für eine Jagd, wie wir sie bei uns eben durchführen. Natürlich ist es wichtig, intelligente, lernfreudige und führige Hunde zu züchten, aber man muss sich auch und vor allem auf deren angeborene Jagdanlagen konzentrieren.

Elegantissimo!

BF aus der Zucht di San Donato.

Wie viele BF Welpen werden durchschnittlich pro Jahr in Italien geboren?

Ungefähr 100. Nach einem anfänglichen Boom mit über 200 Geburten, ist die Zahl in den vergangenen 5 Jahren recht stabil bei 100 Welpen geblieben. Dank der guten Ergebnisse der BF erwarten wir aber in Zukunft eine deutliche Zunahme.

Wie würden Sie in wenigen Worten die Unterschiede zwischen der BF Typ Gascogne und Typ Pyrenees sowie der BF und anderen Braque Rassen, etwa Bourbonnais und Saint Germain beschreiben?

Der Typ Pyrenees ist sehr viel leichter und schneller, ein echter Galoppierer, während der Gascogne auf Grund seiner Größe vorwiegend ein langsamerer Galoppierer mit Trabphasen ist. Tatsächlich wird der Gascogne bei uns kaum verwendet, da der Pyrenees besser für unsere Terrains und Wilddichte geeignet ist.
Im Charakter ähneln sich die beiden Typen durchaus, doch ist der kleine einfacher zu handhaben und garantiert bessere Ergebnisse bei der Jagd.
Die übrigen Braque Rassen, mit Ausnahme der Braque d'Auvergne, sind bei uns noch weniger vertreten als der Typ Gascogne und ihre Zucht wird durch das Fehlen angemessener Blutlinien weiter erschwert.

Vielen Dank an Marco Ragatzu für dieses Gespräch.

Junghund in Vorstehpose.


Alle Fotos (c)
Marco Ragatzu

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