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Drever Håkan -
Håkans erstes Jahr
(2)

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Drever Håkan - Håkans erstes Jahr (2)
Von Elke Lawrenz

Nach unserer Ankunft zu Hause genossen wir die restlichen vier Wochen Ferien mit Håkan in vollen Zügen. Er eroberte schnell das neue Haus und den Garten und lernte die Hunde in der Nachbarschaft kennen. Eine ältere Hundedame begleitete uns oft beim Spaziergang und brachte ihm die ersten Regeln bei, was kleine Hunde dürfen und was nicht. Sie ging auch gerne in einen nahen Bach zum Schwimmen. Das wollte Håkan ihr aber noch nicht nachmachen.
Schlafen durfte der kleine Kerl zunächst mit in unserem Bett. Nach und nach musste er in seine Box neben dem Bett umziehen; er wollte natürlich am liebsten immer ganz dicht an uns gekuschelt schlafen. Trotzdem ließ er sich ein paar Wochen später problemlos überzeugen, die Nacht auf seinem eigenen Ruheplatz zu verbringen.
Sauber war er schon während unserer Reise im Zelt geworden. Da gelangte er ja auch schnell nach draußen. Zu Hause passierte ihm dann ab und zu doch mal ein Unglück, aber wohl mehr, weil unsere Kommunikation noch nicht hundertprozentig sicher funktionierte.
Im Garten durfte Håkan sein Futter suchen, nach einer Entenschwinge an der Reizangel jagen und lernen, nicht auf jeden Reiz sofort zu reagieren, viel durch die Gegend zu schnüffeln und mit Fellstücken zu spielen.
Am Futternapf musste er schon früh lernen, bis zur Erlaubnis zum Fressen zu warten, sonst war das Futter weg.

Aus dem Becher trinken kann er schon...

...und auch Herrchens Schuhe bewachen.

Nach den Ferien begleitete Håkan mich vom ersten Schultag an in die Schule.
Dort lernte er, während des Unterrichtes still auf seinem Platz zu schlafen, aber in den Pausen durfte er mit dem Schülern spielen. Die Schwierigkeiten im Hintergrund bekam er natürlich nicht mit. Obwohl ich dachte, das Kollegium sei von mir früh genug und ausreichend über mein „Schulhundprojekt“ informiert worden, trat mir die Schulleitung mit Besorgnis bezüglich der Gefahr, die von einem Hund ausgeht, und mit Befürchtungen über rechtliche, hygienische und was sonst noch für Konsequenzen entgegen. Ich hatte jedoch die Klassenlehrerin, die Schüler und deren Eltern auf meiner Seite, erfüllte akribisch alle geforderten Auflagen und blieb konsequent bei meinen Plänen.
Einmal die Woche besuchten wir gemeinsam die Welpenschule. Das war ein Spaß! Kein Hund war ihm zu groß und besonders toll fand Håkan Hunde, die ihm den „Hasen“ machten. Er versuchte nämlich immer, die anderen zum Weglaufen zu überreden, um sie dann mit Vollgas auf seinen kurzen Beinen zu verfolgen.
Er begleitete mich auch schon auf den Ansitzen und lernte, sich beim gemeinsamen Warten auf das Wild ruhig zu verhalten. Ab und zu hatte er das Glück, ein erbeutetes Stück Rehwild bewundern zu dürfen und das Pech, es nicht für sich behalten zu können, sondern es beim Transport im Beiwagen bewachen zu müssen, ohne es anzuschneiden.
Zwei Totsuchen durfte Håkan in dieser Zeit bereits durchführen und fand sicher nach 50 bzw.75 Metern.
Bei zwei revierübergreifenden Drückjagden durfte er sogar schon mit stöbern.

Nach der Totsuche muss das Reh im Beiwagen "bewacht" werden, und dann...

....darf der Mensch es zerwirken, der Hund verdientermaßen ausruhen.

Seine Schussfestigkeit bewies Håkan ohne Probleme. Nachdem er sich in der Schule von den Scherzen der Schüler, wie Brötchen- oder Milchtüten platzen zu lassen nicht beindrucken ließ, begaben wir uns mit ihm in die Nähe unserer Schießanlage und näherten uns dieser langsam. Da wir bei ihm keinerlei Erschütterung beobachten konnten, nahmen wir ihn zuversichtlich zum Flintenschießen mit: Er legte sich einfach seufzend in die Sonne, nach dem Motto: „Endlich hat man mal seine Ruhe!“, und schlief, bis wir fertig waren..!
Anfang September fuhren wir dann mit unserem kleinen Drever zum Brackenwochenende nach Olpe und stellten ihn dem Deutschen Bracken Club (DBC) vor. Håkan hinterließ dort einen sehr positiven Eindruck und genoss es, unter Bracken zu sein. Mit großem Enthusiasmus tobte er mit den anderen Welpen auf der Spielwiese umher. Wir hatten den Eindruck, er fühlte sich endlich mal wieder so richtig verstanden.

Brackenspiele!

Im Oktober wurde Håkan, nun 5 Monate, in einem Wochenendseminar zum „Schulbegleithund“ ausgebildet und wir begannen mit der Grundausbildung in einer normalen Hundeschule.
Obwohl er schon auf der Rückreise aus Finnland die Leine kennengelernt hatte und auch problemlos akzeptierte, war der Weg zur wirklich entspannten Leinenführigkeit schwer. Da zeigte sich, was für ein hartköpfiger Geselle dieser kleine Drever sein konnte. Ich musste mir immer wieder anhören: „Was erwartest Du? Du hast `ne Bracke!“
Andere Übungen, wie z. B. Sitzenbleiben, während ich mich entferne, oder Reizkontrolle waren für ihn dagegen viel einfacher als für manch anderen Hund.
Am liebsten waren uns natürlich die langen Spaziergänge zu zweit. Dabei begann ich mit dem Schleppleinentraining. An der langen Leinen konnte ich meinen Hund einerseits gut beobachten und lernte, ihn besser zu verstehen, und andererseits konnte er nach Herzenslust schnüffeln, Informationen jeder Art sammeln und lernen, mit meinen Signalen umzugehen.
Mit der Wassergewöhnung gingen wir langsam und ohne Druck vor, denn Wasser war deutlich nicht sein Lieblingselement; es weckte zwar seine Neugier, aber einen nassen Bauch wollte er doch lieber vermeiden. Er durfte also anfangs Futterbröckchen aus dem Wasser fischen oder die an einer Schnur treibende Entenschwinge, wollte bei alledem jedoch den Grund unter den Läufen behalten.

Nach einem anstrengenden Schultag...

Ebenfalls im Oktober begannen wir mit der Vorbereitung auf die Anlagenprüfung, doch dazu mehr im nächsten Teil.
Im November erschien Håkan als “Bild des Monats“ auf der Homepage des ”Deutschen Bracken Clubs”  unter der Ankündigung: „ Bracken haben im Herbst immer viel zu tun….“
Im Dezember 2012 erlebten wir übrigens noch einen Zwischenfall: Wir gingen in der Nähe eines kleinen Flusses durch den Wald. Dort machte sich ein Hase hoch. Håkan, der entspannt herumschnüffelte, hatte ihn nicht bemerkt. Ich setzte ihn deshalb auf der Fährte an und er folgte ihr sofort. Der Hase war allerdings genau entlang der steilen Uferkante geflohen, Håkan rutsche bei der Verfolgung ab und fiel ins Wasser. Weil das Ufer dort so steil war, kam er ohne Hilfe nicht heraus und schwamm unter einen Wurzelvorsprung, um sich dort festzuklammern. Ich sprang sofort hinterher, um mein „Baby“ zu retten und fand mich prompt selber bis zum Bauch im Wasser...
Den kleinen, hilflos dreinblickenden Hund konnte ich zwar die Böschung hochschieben bemerkte dann aber, dass es auch für mich nicht ganz einfach war, wieder nach oben zu kommen. Am Ende gelang es und wir gingen nass und lachend nach Hause, Fell und Schuhe voller Wasser.

Wassertaufe??

Wieder trocken und sicher zuhause.

Winter macht einem Finnen nichts aus.

Der Winter verging mit vielen Übungen an der kurzen und der langen Leine, Fährten suchen im Schnee und kleinen Höhepunkten, wenn Beute aus dem Wald zu holen war. Auf lange Ansitze verzichteten wir wegen der Kälte. Beim Zerwirken des Wildes musste Håkan nun lernen, daneben liegen zu bleiben, ohne mitzuhelfen, Läufe oder die Decke zu klauen oder mir nur ständig zwischen den Füßen herumzulaufen. Erst nach Abschluss der Arbeit bekam er frische Fleischreste in seinen Napf und ein Ohr oder einen Rehlauf zum Beknabbern. Was für ein Genuss!
Weil Håkan in ziemlich kurzen Abständen unter Analdrüsenverstopfung litt, stellte ich übrigens die gesamte Fütterung auf Rohfleisch, Knochen und Gemüse um und nach einigen Wochen war das Problem erledigt.

Seine Anlagenprüfung legte Håkan Ende März in Soest mit Bestnoten ab.
Unser nächstes Ziel ist die Schweißprüfung. Mit dem Bestehen dieser Prüfung gilt die Bracke nämlich als „brauchbarer Jagdhund“.
Wir konnten zwecks Vorbereitung bisher an den Übungen unserer hiesigen Gruppe des Deutschen Teckelklubs teilnehmen. Das Training begann am 03.04.2013 und findet einmal pro Woche statt.
Unterdessen wurde Håkan am 16.05.2013 1 Jahr alt. Er ist mit 21 kg Lebendgewicht ein stattlicher junger Mann geworden, der weiß, was er ist und was er will. Hinter uns liegt ein schönes, abwechslungsreiches, aber auch anstrengendes Jahr, in dem wir miteinander viel gelernt haben.
Neben den jagdlichen Aktivitäten, von denen es nach Håkans Geschmack durchaus noch mehr geben könnte, begleitet er mich jeden Tag in die Schule und hat mit seiner ruhigen und unerschütterlichen Art einen guten Einfluss auf die Schüler. Auch sonst kommt er überall mit, ins Restaurant, zu Freunden oder auf Reisen. So wandelte er im Herbst sogar schon in Weimar auf Goethes Spuren. Den Frauenplan fand er zwar langweilig, aber das Toben in dem von Goethe angelegten Ilmpark mit dem 10jährigen Sohn meines Lebensgefährten begeisterte ihn sehr.
Er ist zweifellos ein vielseitig einsetzbarer Hund. Wir sind gespannt, wie es weitergeht!

Am ersten Geburtstag.

Text (c) 2013
Alle Fotos (c) Elke Lawrenz
Dieser Beitrag erschien auszugsweise unter dem Titel "Bracken-pack-run" auch in der Brackenzeitung 2/2013. Schauen Sie doch mal rein!

> Teil 3: Vom Hasentraining bis zur Anlagenprüfung

 

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