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Enten
Diverse europäische Institute und Organisationen begannen Ende
der 1960er durch ständige Kontrollen und Zählungen präzise
Daten über die Zahl der Enten und Wasserhühner in Europa
zu sammeln.
In Italien sind 9 Entenarten jagdbar. Die Jagd, oft mit 5 erlaubten
Tagen pro Woche, öffnet am 3. Sonntag im September und endet
am 31.1. des Folgejahres.
Zwischen 1996-2000 überwinterten in Italien durchschnittlich
236.237 Wasserhühner und 334.159 Enten der 9 in Italien jagdbaren
Arten. Die Höchstzahlen registrierter Überwinterer lagen
für denselben Zeitraum bei 290.660 Wasserhühner bzw. 391.584
Enten.
Laut einer Erhebung, die, so sagen Tierschutzorganisationen, wegen der mangelnden Bereitschaft
der Jäger, Auskunft über ihre realen Strecken zu geben unvollständig
blieb, wurden allein in den Provinzen der Region Emilia-Romagna 25%
aller Krickenten und 27% aller Stockenten die durchschnittlich in
ganz Italien überwintern in einer einzigen Saison geschossen.
Im Po-Delta werden nach vorsichtigen Schätzungen jährlich
mindestens 50.000 Enten in jeder Jagdsaison getötet.
Was die Institute und Organisationen für Kontrolle und Schutz
der Wasservögel besonders in Harnisch bringt, ist die Tatsache,
dass die regionalen Abschusspläne mitnichten die realen Populationsdaten
der diversen Entenarten in ganz Europa berücksichtigen, denn
dass die in Italien überwinternden Tiere ihre Brutplätze
in Nordeuropa haben kümmert offensichtlich niemanden. Ja es wird
nicht einmal zwischen den verschiedenen Arten differenziert, sondern
einfach ganz allgemein von "Enten" gesprochen. Demzufolge
darf der Jäger täglich 5-15 "Enten" schießen,
ganz gleich ob es sich um Stock- oder Krickenten, oder die viel selteneren
Schnatter- oder Löffelenten handelt.
Die Region Campania erlaubte
ihren 46.000 Jägern in der Saison 2004/5 gar den Abschuss von
15 "Zugvögeln" pro Tag ohne die Gruppe der Enten gesondert
zu behandeln. Es hätten also ganz legal 39 Mill. Enten geschossen
werden können - hundertmal mehr als in Italien durchschnittlich
überhaupt überwintern.
Aber die Jagd hat noch andere Konsequenzen für die Wasservögel.
Eine Patrone Kaliber 12 wie sie für die Entenjagd verwendet wird
enthält bis zu 280 Schrotkügelchen und bis zu 35 g Blei.
Ein beträchtlicher Anteil dieser Schrote sinkt auf den Gewässerboden
und wird von Wasserhühnern und Enten dort irrtümlich als
Steinchen aufgenommen.
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Die daraus resultierende Bleivergiftung trifft
v.a. Nervensystem, Nieren und Leber, bewirkt Anämie, fortschreitende
Lähmung, Flugunfähigkeit usw. Betroffene Tiere sind in ihrer
Lebensfähigkeit zum Teil stark beeinträchtigt und stellen
natürlich eine leichte Beute dar. Untersuchungsergebnisse über
Bleivergiftung variieren sehr stark. Im Podelta wurde
sie gebietsweise bei bis zu 54% aller Stockenten diagnostiziert.
18 der 26 untersuchten Gebiete enthiel-ten 3-6 g Bleikügelchen
pro Quadratmeter. Man geht davon aus, dass die Bleimenge, die
durch die Jagd an die Umwelt abgegeben wird zwischen 17.000
und 25.000
Tonnen beträgt. Tatsächlich wurde aus diesem Grund
der Gebrauch von Schrot bei der Wasservogeljagd in USA, Schweiz,
Holland, Norwegen, Schweden und Finn-land schon 1991 verboten,
in Kanada 1999.
Wasservögel
werden stets unter Gebrauch lebender Lockvögel oder Plastikattrappen,
die die Tiere gruppenweise anziehen sollen gejagt; oft von
festen
Ansitzen diverser Art aus (darunter Betonkonstruktionen). Die Anlage
künstlicher Teiche um Schwärme von Wasservögeln
heranzulocken ist verbreitet, ebenso der Einsatz automatischer
Gewehre
mit Bleikügelchen die sich ab 30 m fächerförmig
3-4 m ausbreiten.
(c) Text: 2007
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Rebhuhn
Das Rebhuhn ist in fast ganz Italien aufgrund jahrzehntelanger Überjagung
und negativer Umwelteinflüsse ausgestorben. Damit Jäger
trotzdem zum Schuss kommen und damit, als Randerscheinung, die Vorstehhunde
angemessen geprüft werden können, versucht man vor jeder
Jagdsaison die Wiedereinbürgerung Tausender von Rebhühnern.
Ein Unterfangen freilich, das zwangsläufig scheitert, werden
sie doch alle während der Saison sofort geschossen.
(c) Text: 2007
Steinhuhn
Sind Überjagung und schädliche Umwelteinflüsse für
die Dezimierung vieler Arten in Italien verantwortlich, kommen
beim Steinhuhn, laut WWF, noch genetische Gründe hinzu. Um
den Jägern mehr zu bieten wurde nämlich ab den 1950ern
das sg. orientalische Steinhuhn (Alectoris chukar) eingeführt,
und im Rahmen von Wiedereinbürgerungsversuchen mit Rothühnern
sowie heimischen Steinhühnern verkreuzt. Nicht nur ist die
Hoffnung, feste Populationen zu gründen wegen der vorhersehbaren
Überjagung sowie der Gewohnheit von Alectoris chukra sich
Hühnerställen und Häusern zu nähern fast völlig
gescheitert. Geblieben ist auch die große Gefahr für
eine "genetische Verunreinigung" noch existenter, reiner
Stein- und Rothuhnpopulationen.
(c) Text: 2007
Wachtel
Wachteln jagt man in Italien oft und gern unter Einsatz illegaler,
aber weit verbreiteter elektro-mechanischer Lockinstrumente, die,
bequem mit einem Timer versehen, nachts die Wachteln anlocken und
versammeln, so dass man sie morgens ebenso bequem abschießen
kann. In den süditalienischen Regionen dürfen bis zu 15
Exemplare pro Tag und Jäger erlegt werden.
Schätzungen von Wildbeständen sind in Italien in der Regel
mit Vorsicht zu genießen. So vermutete man 2004 eine Wachtelpopulation
von 5000-20.000 Brutpaaren; Tendenz abnehmend. Vogelschutzorganisationen
weisen außerdem auf eine andere Gefahr für diese Art
hin: durch den Ge-brauch der japanischen Wachtel für Hundeausbildung
und -prüfungen entkommen manche dieser "Ein-wanderer",
verpaaren sich mit der heimischen Wachtel und bringen halbsterile
Nachkommen.
(c) Text: 2007
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Schnepfe
Offiziell wird die Schnepfe tagsüber im Wald vom Vorstehhund gesucht. Doch
da diese Vögel bei Sonnenuntergang den Wald verlassen, um nachts im offenen
Gelände zu fressen und sich erst bei Sonnenaufgang wieder in den Wald zurückziehen,
ist nichts einfacher, als sie bei dieser Gelegenheit zu erlegen. Das nennt man
zwar Wilderei, ist aber zweifellos weit weniger anstrengend und sehr viel
effektiver.
Einige Regionen erlauben pro Tag und Jäger den Abschuss von
3-4 Schnepfen. Man steht also wie so oft vor dem italienischen Kuriosum, dass
in einer einzigen Region pro Jagdsaison der Abschuss von mehr Schnepfen
erlaubt ist, als in ganz Europa pro Jahr getötet werden.
(c) Text: 2007
Lerche
Den Lerchen rückt der italienische Jäger gern mit elektro-mechanischen
Attrappen zuleibe, die wie am Boden nach Futter suchende, sich bewegende
Vögel aussehen. Obwohl die Bestände auf dem ganzen europäischen Kontinent
nachweislich abnehmen, erlaubte z.B. der Abschußplan von 2004/05
in der Region Campania seinen 46.000 Jäger 15 Lerchen pro Tag;
Kalabrien, mit einer ca. 37.000 Kopf starken Jägerschaft bot
gar 25 Exemplare pro Tag, oder anders ausgedrückt: einen quasi unbegrenzten
Abschuss.
(c) Text: 2007
Drossel
Da die Sterblichkeitsrate eingebürgerter, ortstreuer Vogelarten
(s. Rebhuhn, Steinhuhn) durch Hunger, Krankheit, natürliche
Feinde aber v.a. sofortige Überjagung bei Saisonbeginn sehr
hoch ist, weichen italienische Jäger auf andere
Arten aus, vorzugsweise Zugvögel.
In Italien sind vier Drosselarten jagdbar: Amsel, Wacholderdrossel,
Steindrossel und Singdrossel. Allein von den Letztgenannten werden
pro Saison nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 4-6 Millionen
getötet.
Speziell in Mittel- und Oberitalien betreibt man die Drosseljagd
von festen Anständen aus und mit Lockvögeln, die zuvor
in den von der jeweiligen Provinz autorisierten Anlagen gefangen
wurden.
Ein paar Zahlen: 2002 fing man in 184 untersuchten, über
sechs Regionen verteilten Anlagen offiziell 51.900 Vögel. Um
ihre fragwürdige Aufgabe als Lockvögel später ausführen
zu können hält man die Tiere in ihren winzigen Käfigen
in einem Raum, der von Mai bis August zunehmend weniger beleuchtet
wird, bis sie schließlich ganz im Dunkeln sitzen. Im Juni
beginnt man mit dem Ausrupfen der Federn an Schwanz und Flügeln
und im August lässt man ganz allmählich wieder Licht in
den Raum wo die Vögel, ähnlich wie Hennen in Legebatterien
untergebracht sind. Beginnt dann im September die Jagd, sind die
völlig aus ihrem biologischen Rhythmus gebrachten Tiere bereit,
ihren Reproduktionsgesang in der unnatürlichen Zeit von Herbst
und Winter anzustimmen und damit ihre freien Artgenossen vor die
Gewehre zu locken. Lockvögel haben einen Preis von bis zu mehreren
100 Euro. (Quelle: Dossier caccia)
(c) Text: 2007
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Fasan
Selbst einem passionierten Jagdbefürworter muss es eigentlich
bei der Vorstellung gruseln, dass Federwild, das den größten
Teil seines Lebens bei Hühnerfutter in Käfigen verbracht
hat, erst kurz vor Beginn der Jagdsaison ausgesetzt und damit
für
den Abschuß freigegeben wird.
In meinem Heimatdörfchen in der Lombardei habe ich während
der vergangenen 12 Jahre viele Male Fasane gesehen, die so zutraulich
durch den Ort stolzierten, dass man sie mit bloßen Händen
fangen konnte. Andere ließen sich einfach in den Hühnerausläufen
nieder, und die Fasanen, die in den Heuwiesen blieben, wo man
sie "ausgewildert" hatte,
waren oft so desorientiert, dass ein halbwegs intelligenter Hund
sie im Alleingang erbeuten konnte.
Die Kunst der Federwildjagd
besteht in manchen Gebieten, um es einmal böse auszudrücken,
nach einigen Jagdtagen also darin, die wenigen, noch nicht erschossenen
oder von Dörflern, Fuchs und streunendem Hund verspeisten
Vögel
ausfindig zu machen. (Quelle: La
caccia vagante)
(c) Text: 2007
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