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Züchterinterview


Irish Water Spaniel




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Anja Mets (Niederlande) - Irish Water Spaniel
Interview von Sabine Middelhaufe

Anja Mets-Boom ist vom niederländischen Jagdverband (KNJV) zertifizierte, praktizierende Jagdhundeausbilderin und studierte Kynologisches Wissen Grad I, II sowie Morfologie und Bewegung des Hundes. Sie war lange Zeit Vorstandsmitglied im holländischen Irish Water Spaniel Klub (IWSVN), wo sie für drei Jahre die Funktion der Gesundheitskoordinatorin erfüllte und ist weiterhin in der Int. Foundation for IWS Health aktiv, einem weltweiten Netzwerk aus IWS Vereinigungen, das Informationen über die Rasse zusammen trägt und im Internet veröffentlicht. Seit 1998 hat Anja mit einigen ihrer IWS dual-purpose Titel erlangt, und zwar bei Retriever- und Arbeitsprüfungen in Holland und England, bei Spaniel Field Trials in Holland, Belgien und Frankreich und bei Ausstellungen, die drei holländische und einen Internationalen Champion Titel einbrachten. Sie möchte 2013, nach einem Vierteljahrhundert der IWS Haltung und jagdlichen Führung, mit ihrer jüngsten Hündin einen Wurf machen, der ganz bestimmt vom umfassenden Wissen dieser IWS Expertin, ihrem tiefen Verständnis und ihrer Liebe für diese aussergewöhnliche Rasse profitieren wird.

Anja Mets-Boom mit ihren drei IWS, Fynder the Rose of Murroe, genannt Roisin, Myra und trialer Saracen Eminently Eamon.nl, genannt Eamon.
Photo © A. Mets.

Seit wann interessieren Sie sich für den Irish Water Spaniel und warum haben Sie gerade diese Rasse gewählt?

Mein Mann und ich begannen 1986 diese Rasse zu halten. Allerdings hatte er ab 1966 schon eine IWS Hündin und wir wählten die Rasse, weil ich eben diese Hündin 1975 bei seinen Eltern kennen gelernt hatte und uns beiden, meinem Mann und mir, gefiel der Charakter und das Aussehen dieses Hundes. Nun sind es 25 Jahre die ich IWS halte; seit 1986 haben fünf Vertreter, drei Rüden und zwei Hündinnen, mit uns gelebt. Gegenwärtig haben wir einen Rüden und zwei Hündinnen.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Ihre Ausdauer, Intelligenz und Resistenz gegenüber den Strapazen der Jagd sind sehr ausgeprägt, ebenso ihre Loyalität zum Herrn bzw. Führer. Nach dem zu urteilen, was ich bei meinen IWS aus Arbeitszucht erlebt habe, sind sie sehr weichmäulige Apportierer. Wenn man mit ihnen im Feld erfolgreich sein will, ist es aber schon wichtig, Hunde aus Leistungszucht zu nehmen.

Gruppe IWS.  Photo: © D. Huijsman
Titelphoto:
Fynder the Rose of Murroe, genannt Roisin. Foto © A. Mets.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Was Jägern nicht unbedingt gefallen mag, ist die Tatsache, dass IWS manchmal recht eigensinnig sein können, was meiner Ansicht nach aber daher rührt, dass sie ursprünglich dafür gezüchtet wurden, autonom zu arbeiten. Auch können sie eifrig, manchmal sogar übereifrig sein.
Sie brauchen schon im Welpenalter eine gute Sozialisierung und können mit Fremden und neuen Situationen zurückhaltend sein.
In ihren Leistungen sind sie nicht immer stabil, d.h. auch sie haben gute und schlechte Tage.
Ihr Fell
muss 2-3 cm kurz gehalten werden.
Alles in allem würde ich sagen, IWS sind eine Art archetypischer Hunde. Sie stehen der Natur sehr nahe, auch mit ihrer eigenen Konstitution und sind beispielsweise gegen einige Arten von Antibiotika auf der Basis potenzierter Sulfonamide allergisch. Auch sollte der Halter wissen, dass IWS spezielle Betäubungsmittel brauchen, wie die, die bei Greyhounds verwendet werden.

Wurf des Realta Zwingers in den USA. Photo © R. Sexton (USA).

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

IWS müssen Elan zeigen während sie arbeiten und ihren Kopf nicht so über den Boden gesenkt halten wie etwa der English Cocker Spaniel, sondern höher.
Sie gehen nicht in Dornbüsche wenn sie nicht sicher sind, dass dort wirklich Federwild sitzt. Daraus kann man folgern, dass ein IWS keine Zeit vergeuden will, sondern sehr zielstrebig und tüchtig ist. Wenn die Hunde nach dem Schuss auf ihren Einsatz zum Apportieren warten, merkt man, dass einige die Laute der verschiedenen Vögel erkennen. Auch Stockenten, Tauben und Gänse unterscheiden sie an ihrer Form und wissen, dass Möwen und Schwalben uninteressant sind, da die Jäger sie ja nie schiessen. Ich finde das faszinierend.

Fynder the Rose of Murroe, genannt Roisin als Welpe. (Photo © A. Mets.)

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Ja, ich wünschte, die Zucht würde sich mehr auf die Arbeitsqualitäten dieser Stöberhunderasse konzentrieren. Obwohl Jagden in den Niederlanden nicht sehr häufig sind, bleibt der IWS doch ein Jagdhund, und man sollte seine Anlagen nicht dadurch verlieren, dass man die Hunde nicht mehr arbeiten lässt und mit Tieren aus reinen Schönheitszuchten züchtet. Das verlangt natürlich eine Menge Einsatz und Zeit, denn man muss die Entwicklung der Rasse ja auch im Ausland mitverfolgen. Man muss herum fragen und IWS bei Ausstellungen und Arbeitsprüfungen usw. in Europa und den USA anschauen. Mir ist schon klar, dass nicht jeder die Möglichkeit hierzu hat.
Auch Gesundheitstests müssen durchgeführt werden und ein niedriger Inzucht Koeffizient ist wichtig.

Wurf des Realta Zwingers in den USA. Photo © R. Sexton (USA).

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Ich denke es ist mehr Werbung nötig. Viele Leute und viele Jäger kennen die Rasse überhaupt nicht. Andererseits ist der IWS aber auch ein besonderer Hund; die meisten Vertreter sind sensibel und gleichzeitig äusserst aktiv. Sie reifen nur langsam aus, sind zumindest in den ersten beiden Lebensjahren sehr verspeilt und können auch mal dreist sein. All das mag ihre Ausbildung ein bisschen schwierig machen, aber es ist eine positive Herausforderung.
Ursprünglich sollten IWS unabhängig vom Jäger arbeiten, während sie heutzutage bei der Jagd, den Bring-Prüfungen oder den Field Trials für Spaniels gehorchen und sich gemäss den Regeln der Veranstaltung und der Richter verhalten müssen. Man sagt nicht zufällig, dass die IWS wie die Iren selbst sind, nämlich ein bisschen stur, rebellisch, clever und temperamentvoll. Aber was die Hunde angeht, wenn sie einmal begriffen haben, was man von ihnen verlangt, tun sie es auch.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, ich meine es ist wichtig. Nur so können andere Leute die Rasse ja kennen lernen. Die Hunde nur zuhause zu halten bringt nichts.
Mir gefällt beides, die Ausstellungen und die jagdliche Arbeit, mit etwas mehr Interesse an letzterer. Das Training und die Teilnahme an Prüfungen oder Jagden entspricht der Natur dieser Hunde, finde ich. Ausserdem macht es mir wirklich Freude, mit Tieren zu arbeiten. Dadurch entsteht eine ganz besondere Verbindung und es ist eine besondere Erfüllung in meinem Leben.

(Photo © A. Mets.)

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Sie sind vielseitige Hunde und arbeiten gut als Spaniels, d.h. sie stöbern, machen hoch und bringen problemlos Wild wie Fasan, Rebhuhn oder Waldschnepfe, und sie bewähren sich ebenso als Retriever, die Hasen, Kanin, Tauben, Stockenten, Gänse und das schon genannte Federwild apportieren. Die Jagd im Sumpf, am Fluss, an den Mündungen und Seen und Feuchtgebieten allgemein ist natürlich perfekt für sie. Besser als in dichten Dornen. Ihre mit feinen Schwimmhäuten versehenen Pfoten und ihre Fellstruktur kann in solcher Vegetation von Nachteil sein, und sie daran hindern, ihre Aufgabe wirklich gut auszuführen. Schwimmen hingegen ist ihre Leidenschaft und es kümmert sie nicht, welche Temperatur das Wasser hat.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

IWS reifen langsam und man muss Geduld mit ihnen haben. Ausserdem sollte man ihnen "kreative" Ausbildungseinheiten anbieten, damit das Training sie nicht langweilt. Der Halter muss das Vertrauen und den Respekt des Hundes gewinnen, denn wenn das einmal erreicht ist, hat man einen Hund fürs Leben, einen sehr loyalen und guten Jagdgebrauchshund.

(Photo © A. Mets.)


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