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Kurzportrait


Der Irish Water Spaniel (1)

 


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Der Irish Water Spaniel (1)
Von Sabine Middelhaufe

Dieser bis zu 59 cm grosse Stöberhund mit dem leberfarben gelockten Haarkleid ist von den ehemaligen Wasserspanielrassen die einzig heute noch existierende. Die ursprüngliche Aufgabe des Irish Water Spaniel bestand darin, in den Mooren und Sümpfen seiner Heimat das Federwild aufzustöbern, hoch zu machen und zu apportieren. Demgegenüber ist der moderne Wasserspaniel vielseitiger, wird er doch neben seiner klassischen Aufgabe auch als Stöberer und Apportierer bei Gesellschaftsjagden in Wald und Feld verwendet, bei Bewegungsjagden in der Treiberkette eingesetzt, und natürlich ist er dem Einzelschützen ein willkommener und nützlicher Helfer bei der Ansitzjagd auf Wasservögel.
Will man die Geschichte des Irish Water Spaniels bei seinen fernsten Urahnen beginnen, muss man jene persischen Jagdhunde erwähnen, die über Spanien nach Irland gelangten und sich, gemäss einiger Quellen dort, zweifellos durch Verpaarung mit einheimischen Vierläufern, zu den direkten Vorfahren der Wasserspaniels entwickelten.
Immerhin kamen bei archäologischen Ausgrabungen in Irland in den 1930er Jahren Überreste eines dem Water Spaniel äusserst ähnlichen Jagdhundes ans Licht, der im 7. oder 8. Jh. gelebt hatte.
Bei Hunden wie diesem, die für ihre irischen Herrn Federwild aus dem Wasser apportierten, aber noch wahrscheinlicher bei ihren Nachfahren im 12. Jh., handelte es sich vielleicht um die im Gebiet des Flusses Shannon besonders verbreiteten Shannon Spaniels oder Rat Tail Spaniels, wie sie wegen ihrer typischerweise kurz behaarten Rute damals genannt wurden.


Fynder the Rose of Murroe
, genannt Roisin. Foto © A. Mets.

Titelfoto: Saracen Eminently Eamon.nl, genannt Eamon, trialer, apportiert das Kanin. Foto ©  A. Mets

Da sich sowohl im Süden als auch im Norden Irlands deutlich unterscheidbare Wasserspanieltypen entwickelten, grenzten ihre Liebhaber die stets leberfarbenen, mit kurzen, festen Löckchen behaarten South Country Irish Water Spaniels von den leberbraun-weissen North Country Irish Water Spaniels ab, die an ihren, übrigens sehr viel kürzeren Behängen und an den Läufen nur spärlich befedert waren, aber ein sehr viel stärker gelocktes Fell hatten.
Die meisten Quellen gehen davon aus, dass der moderne irische Wasserspaniel auf den südlichen Schlag zurück geht, der im ausklingenden 12. Jh., vor der Herrschaft König McCarthy II., entstand.
Welche Wertschätzung dieser Hund im Mittelalter genoss, kann man auch daraus ersehen, dass Sir Robert Cecil keinem Geringeren als dem König von Frankreich 1598 ein Exemplar als Geschenk übersandte. Und dass der Wasserspaniel, übrigens der einzige Spaniel dem nie die Rute kupiert wurde, damals bereits einige Rasse bestimmende Eigenschaften besass, dokumentiert Topsell, der in seinem 1607 erschienen Werk "History of the Foure-Footed Beastes" die langen, harten Locken des Wasserspaniels und seinen nackten Rattenschwanz beschreibt.
Das erste Gemälde, das mit Sicherheit einen Irish Water Spaniel darstellt, stammt aus dem Jahr 1841, einer Zeit, als die Reinzucht und damit die Schaffung einer Rasse im eigentlichen Sinne erst rund 10 Jahre alt war und von all den unterschiedlichen Wasserhundeschlägen, also vom Tweed Water Spaniel über den englischen bis hin zu den irischen Wasserhunden, nur noch diese eine irische Varietät übrig geblieben war.


Famous Crowd's Paperback Writer
, genannt Fellow, aus dänischer Zucht. Foto: Yvonne Cassada

Auch in England, das sei angemerkt, waren Wasserspaniels schon im frühen Mittelalter bekannt, freilich oft unter unspezifischen Bezeichnungen wie Fynder oder Aquaticus, obwohl Skakespeare in einem seiner Werke eindeutig vom Wasserspaniel spricht und damit die englische Variante meint.
Ob der English Water Spaniel je zur Fixierung des Irish Water Spaniel verwendet wurde ist völlig ungewiss, da der Vater des modernen IWS, Justin McCarthy, keine schriftlichen Dokumente über seine züchterische Arbeit hinterliess.
Wie bereits angedeutet, begann man also erst in den 1830er Jahren den Irish Water Spaniel auf ganz bestimmte Merkmale hin rein zu züchten, und der Dubliner Jäger und Züchter Justin McCarthy gilt als der Mann, der dem IWS durch rigorose Selektion seinen unverwechselbaren Typ gab, der noch heute unverrückbar im genetischen Make up der Rasse verankert ist.
Einer der ersten, dem gewünschten Rassetyp entsprechende Irish Water Spaniel war der 1834 gewölfte Boatswain (oder Bo'sun), aus McCarthys Zucht. Dieser Rüde erreichte das erstaunliche Alter von 18 Jahren, und als er 1852 starb, war er Vater, Grossvater und vielfacher Urgrossvater zahlreicher Arbeits- und Ausstellungssieger. Viele heutige IWS gehen in ihrer Abstammung auf den 1849 geborenen Jack, einen der vielen Boatswain-Söhne zurück.


Birtok
.
Foto:Ildikó Czech (Ungarn)

Mitte des 19. Jhs. waren Hundeausstellungen in England bekanntlich enorm populär und Irish Water Spaniels wurden zum ersten Mal 1862 anlässlich der Birmingham Dog Show gezeigt, wo vier Jahre später ein Urenkel Boatswains, Doctor genannt, den ersten Best of Breed Titel gewann.
Unter den Jägern Irlands und Englands verdiente sich die neue Rasse rasch einen phänomenalen Ruf, denn der Irish Water Spaniel war einer der wenigen Jagdhunde, der sich wagemutig und ohne zu zögern auch in die eisigen, turbulenten Wasser der Nordsee stürzte, um pflichtbewusst das vom Herrn geschossene Federwild zu bringen und ausserdem ausgezeichnete Anlagen als Stöberhund besass.
In den 1870er Jahren begann man sich auch in Skandinavien, Festlandeuropa und Übersee für den Wasserspaniel zu interessieren, und schon 1875 war der Irish Water Spaniel der drittpopulärste Jagdhund in den Vereinigten Staaten. 1877 wurden bei der allerersten Westminster Kennel Club Dog Show in New York gleich vier Rassevertreter gezeigt und im Folgejahr erkannte der American Kennel Club den Irish Water Spaniel offiziell an.
1890 schlossen sich Züchter und Liebhaber der Rasse erstmals im Irish Water Spaniel Club zusammen. Später entstand noch ein zweiter Verein, die Irish Water Spaniel Association.
In den 1920er Jahren setzten sich beide gemeinsam für die Verbreitung der Rasse ein, die in der Tat stetig an Beliebtheit gewann, wie die Eintragungen im Stammbuch des Kennel Clubs bewiesen.
Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges endete freilich der Aufstieg der Rasse, die in Grossbritannien nie wieder ihre frühere Popularität erreichen sollte.


Catanka Twist and Shout
, genannt Twister. Fotos:Ildikó Czech (Ungarn)

In den 1970er und 80er Jahren erlebte der IWS in seiner irischen Heimat eine kleine Renaissance, vielleicht auch weil Züchter wie Eddie Lennon mit Hunden seines Lisnabrogue Kennels bewies, dass ein gut veranlagter und entsprechend ausgebildeter IWS ohne weiteres das Zeug hat, bei Wettbewerben wie den Novice und Open Stake Field Trials als Champion hervor zu gehen.
Auch in Grossbritannien konnten sich in den 80er und 90er Jahren Zwinger wie Barrington’s Fynder, Ford’s Cuboglach, Griffin’s Tyheulog und Ferrans Killountain bei den Any Variety Field Trials und allgemeinen Any Variety Novice stakes profilieren.
Der Irish Water Spaniel Club of America wurde 1937 gegründet, doch auch in den USA büsste die Rasse im 20. Jh. rasch und unwiderruflich ihre einstige Stellung unter den "most popular" ein. Als 1979 bei der Westminster Kennel Club Dog Show in New York ein Irish Water Spaniel Best in Show wurde entfachte das zwar erwartungsgemäß ein gewisses Interesse an diesem kaum noch bekannten Hund, führte aber sicher nicht zu seiner Renaissance.
Natürlich hat der IWS immer eine kleine, treue Fangemeinde unter den nordamerikanischen Wasservogeljägern gehabt, dessen ungeachtet gehört er dort seit langem zu den seltenen Rassen.
Nicht anders in Grossbritannien, wo der IWS mit weniger als 300 Welpen pro Jahr im Kennel Club Vulnerable Breeds Register geführt wird.


Int. Ch. Killymuck Maolagain Maigue, trialer, genannt Mulligan. Foto ©  A. Mets
.

Gegenwärtig gibt es auch einige kleine IWS Zuchten in Australien und Neuseeland, Schweden, Dänemark, Finnland, Holland, Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn.
Erfreulicherweise ist der IWS, obwohl ein fröhliches, intelligentes Mitglied der Familie, dem man sogar einen gewissen Sinn für Humor nachsagt, für viele seiner Halter und Züchter doch vor allem ein Arbeitshund, der bei der Jagd, bei Prüfungen und Field Trials britischer Manier zeigen soll, was in ihm steckt. Und man muss gewiss nicht unbedingt an der Nordseeküste leben, um die Wasserfreude des IWS, sein ausserordentliches Talent als Verlorensucher und Apportierer und seine spanieltypische Begabung zum Stöbern unter der Flinte wertschätzen zu können.
In Grossbritannien hat sich der Sporting Irish Water Spaniel Club genau dies zur Aufgabe gemacht: die Rasse als erbgesunden, resistenten und vielseitigen Gebrauchshund zu züchten, zu fördern und Haltern durch ein breites Angebot von Tests und Trials bei der Führung ihres IWS zu helfen.


Saracen Eminently Eamon.nl,
trialer, genannt Eamon. Foto ©  A. Mets

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