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Züchterinterview


Epagneul Francais (1)




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Adi Schrotter - Epagneul Francais
Interview von Sabine Middelhaufe

Adi Schrotter, Baumeister von Beruf und seit 51 Jahren Jäger und Hundeführer aus Leidenschaft, war ab 1992 sehr aktives Mitglied im Deutschen Verein für Frz. Vorstehhunde und ist seit 2000 Präsident und Zuchtwart des österreichischen Vereins Französische Vorstehhunde, V.B.B.FL.Ö. Ihm ist es zu verdanken, dass der erste Epagneul Francais 1996 nach Österreich kam und die Rasse dort aufgebaut wurde und bei Ausstellungen, Prüfungen ebenso wie in der Jagdpraxis immer wieder beweisen konnte, was in ihr steckt.

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Seit etwa 25 Jahren gibt es meinerseits ein grosses Interesse am Epagneul Francais des alten Schlages. Mittlerweile führe und züchte ich seit 15 Jahren diese seltene edle Rasse sehr erfolgreich und sehr nachhaltig. Mein Zwinger "vom Hausruck" wurde vom ÖKV mit dem "Gütesiegel für die vorbildliche Zuchtstätte" ausgezeichnet. Diese französische Vorstehhunderasse ist für unser Voralpengebiet in Österreich mit landwirtschaftlich genutzten Gegenden, hügeligen Wäldern, Fluren, Wiesen, Feldern besonders gut einsetzbar. Zwei EFR arbeiten sogar im Hochgebirge. Ich hatte schon vorher einige Vorstehrassen ausgebildet und geführt, aber keine von ihnen zeigte die vorzüglichen Leistungen und das Verhalten des EFR. Ich habe mich schon vor 20 Jahren bei den Prüfungen immer wieder gefragt, warum es sonst in Mitteleuropa keine frz. Vorstehhunde gibt. Mein Interesse ist jedenfalls im Laufe der Zeit mehr und mehr gewachsen. Anfangs mangelte es in Deutschland und Österreich an Literatur zur Rasse, aber schliesslich habe ich mich entschlossen, es mit einem Franzosen zu versuchen, was sicherlich bestens geglückt ist. Meine Epagneul Francais Hündin, Rica vom Justlhof, wurde als erster Repräsentant dieser Rasse in Österreich ins ÖHZB Nr. 1 des ÖKV eingetragen.


Rica vom Justlhof (Auch im Titelfoto. VJP, VFP, AP, FWP, VGP, SSP, BRP, fünffache Weltsiegerin, BOB, CACA, CACIB,
CACIT, FCI-Champion; Z.: R. Gerauer; Bes.: A. Schrotter, Österreich)

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Die Eigenschaften des EFR sind nach meiner Einschätzung für alle jagdlichen Verwendungen als Vollgebrauchshund und für sonstige Verwendungen ganz hervorragend. Er ist ein sozialer Freund und Partner des Führers und der Familie, worin andere Rasse vielleicht nur bedingt mithalten können. Die Art wie die EFR jagen ist immer sehr gut, ja bewundernswert, auch in Bereichen, wo andere Rassen nicht nachkommen und meine Vorstellungen nicht erfüllen. Man betrachte ihn allein bei der Suche: da gibt es keine Fernaufklärer, die überstürzen und dadurch vieles übersehen, nicht finden oder gar nicht vorstehen usw. Nein, unter der Flinte wird gesucht und mit ständigem Kontakt zum Führer; diese Eigenschaft ist beim EFR sehr gut ausgeprägt. Der Vergleich mit den Bretonen ist nicht angemessen. Diese sind flitzig, schneller, aber bei der Treibjagd auch eher ermüdet, vielleicht durch ihren kleineren Körperbau, da sie sonst sehr gute Vorsteher sind.

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Nein, bisher stimmt diesbezüglich alles beim EFR. Eine sehr gute Beachtung findet die Rasse gegenwärtig bei den Führern und Züchtern in Ländern wie Frankreich, Österreich und Deutschland. Leider können manche Führer mangels entsprechenden Jagdgebieten und Möglichkeiten ihre Hunde nicht mehr so führen wie sie oder die Hunde es möchten. Das Wild wird überall weniger und die Hunde sind deshalb nicht mehr so ausgelastet. Trotzdem verfügt diese Rasse nach wie vor über alle Anlagen und Verwendungsmöglichkeiten als Vollgebrauchshund und besitzt sämtliche Voraussetzungen eines Vorstehhundes in höchster Vollendung, bis hin in unsere heutige Zeit.

Rambo (AP - VGP, Totverbeller), Sohn von Rica vom Justlhof. Z. u. Bes.: A. Schrotter, Österreich

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Ein guter Rassevertreter hat natürlich alle Anlagen zum exzellenten Vorsteh-, d.h. Vollgebrauchshund, die man sich wünscht. Dazu gehören im einzelnen: sehr gute, feine Nasenleistung, sicheres Finden, bombensicheres Vorstehen, Durchstehen bei Suche und Buschieren, beispielhafte Arbeitsfreude, angeborener Apportiertrieb, angewölfte Fähigkeit zur Nachsuche und Schweissarbeit, Führerbezogenheit und Gehorsam, grosse Jagdpassion, natürliche Härte auf Raubzeug.
Der Francais hat ausserdem eine enorme Ruhe und Zuverlässigkeit, ist wasserfreudig und insgesamt ein sehr guter, ausgeglichener Jagdhund, und ausserhalb des Einsatzes ein äusserst angenehmer, sozialer, kinderlieber Familienhund für alle Fälle.
Übrigens kann der EFR auch als Sport,- Rettungs,- Such- und Therapiehund verwendet werden. Er ist ein eleganter, schöner und nicht zu grosser Vertreter der ältesten kontinentalen Vorstehhunderasse, mit attraktivem Haarkleid und Färbung und seinem galoppartigem Gang. Daher unser Motto: "Ein Franzose muss es sein."
Im Jagdgebrauchshundewesen gibt es sehr viele Anlagen, die gemäss der Hundeprüfungsordnung des ÖJGV bis hin zur VGP-Vollgebrauchsprüfung mit ihren 30-32 Prüfungsfächern, sehr streng geprüft werden. Für alle diese Ansprüche müssen die Hunde natürlich eingearbeitet werden. Nach der Leistungsausbildungen ist der Hund sehr gut für die heutigen jagdlichen Möglichkeiten verwendbar. In Frankreich gibt es übrigens nur wenige jagdlich geprüfte Hunde, eher Ausstellungshunde vielleicht mit der absolvierten Anlagenprüfung. In Deutschland und Österreich sind für die Zucht die jagdlichen Leistungsprüfungen und die Zuchteignungsprüfungen neben der AP, VGP, Brauchbarkeitsprüfung (diese drei sind die Mindestanforderung), FWP, SSP, Bringtreueprüfung u.a. und die HD 1-2 Freiheit und der Formwert V1 bis SG1 erforderlich.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

In der Zucht selbst ist nichts zu beanstanden. Wenn ich persönlich mehr Einfluss und Macht hätte, würde ich diese Rasse jedoch viel mehr fördern und die europäischen Interessenten und Züchter auf die Wichtigkeit des Erhalts dieser Rasse aufmerksam machen. "Wer keinen Franzosen führt ist selber schuld".

Adi Schrotter mit Rica vom Justlhof und einigen ihrer Welpen.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Die Aufklärung zu dieser Rasse in Europa ist sehr mangelhaft. Es wird fast keine Werbung gemacht, ausser in Österreich und Deutschland. In den jagdlichen Kreisen kennt fast niemand diese Hunde. Auch kennen leider andere kynologische Verbände und Vereine, Behörden und öffentlichen Körperschaften die EFR kaum. Oft fragen andere Hundeführer, was ist das für eine Rasse? Noch nie gesehen und gehört. Hier braucht es noch sehr viel Aufklärung. Ich mache in Österreich reine Pionierarbeit mit den frz. Vorstehhunderassen. Aber auch hier bei uns fehlt eine grosse Unterstützung. Schade!

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ich halte es als vorbildlicher Züchter und Führer des Epagneul Francais, Picard und Bleu Picard für vordringlich und notwendig mit den Welpen- bzw. Hundebesitzern immer persönliche Kontakte aufzubauen und zu halten. "Gemeinsam sind wir stärker mit unseren Franzosen." Treffpunkte sind die Jahreshauptversammlung, Vereinstreffen, Kurse, Hundeausstellungen, Jagdhundevorführungen, und vor allem auch bei Prüfungsvorbereitungskursen werden Kontakte hergestellt.
Ausserdem gibt es 3-4 Mal im Jahr Vereinszeitschriften (Kuriere), wobei auch jedes Mitglied mit Fotos und Berichten zur persönlichen Gestaltung am bis zu 70 Seiten starken Kurier beitragen kann. Unser Vereinskurier wird auch an Mitglieder in Frankreich, Deutschland, Holland, Schweiz und Slowenien versendet und findet grossen Anklang.

Korona vom Justlhof (Z. u. Bes.: Robert Gerauer, Deutschland), absolvierte sämtliche Prüfungen
von AP bis VGP sowie Schweissprüfung mit grossem Erfolg.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Besonders begeistert sind meine Freunde und ich von den Treibjagden, teils mit Buschieren, Nachsuchearbeit, Schweiss, Vorsteharbeit (Federwild und Hasen), Suche, Apportieren, Ausarbeiten usw. In Bezug auf das Wild gibt es keine klare Abgrenzung; der EFR macht alles, wenn man es ihm nur richtig beibringt, ob Federwild oder Haarwild (Hasen) und zeigt auch beim Raubzeug gute Leistungen.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Ich kann nur jedem Jungjäger, Erstlingsführer und vorbildlichen Hundeführer raten, sich mit einem EFR einzulassen, ihn auszubilden usw., denn der EFR ist ein geborener Vorstehhund mit dem Temperament des passionierten Jagdhundes. Seine Bewegungen sind fliessend, geschmeidig, gleichmäßig, energisch und dennoch sehr elegant. Was will man Besseres?
Generell kann man sagen, dass man mit allzu strenger Härte beim EFR nicht viel Chancen hat. Seine typischen Eigenschaften, Gehorsam und jagdliche Passion, sind vorgegeben und sicher immer vorhanden. Wenn man einen EFR in der Praxis, bei Treibjagden etwa, führt, geniesst man grosse Bewunderung. Er ist bei geringer Ausbildung auch für den Einsatzbereich Nachsuche-Schweissarbeit gut verwendbar. Einige der entsprechend ausgebildeten Hunde führte ich auch als Totverbeller. Ausbildung und Üben ist sehr wichtig, vor allem auch der Umgang und die tierschutzgerechte Haltung des Hundes in der Familie. Die Zwingerhaltung ist in unserem Verein untersagt.

Der Bringtrieb ist dem Epagneul Francais angewölft.

Alle Fotos (c) Adi Schlotter "vom Hausruck", Österreich .

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