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Kurzportrait


Der Epagneul Francais

 


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Der Epagneul Francais
Von Sabine Middelhaufe

Frankreich hat eine Vielzahl von Vorstehhunden hervorgebracht. Die kurzhaarigen Rassen mit kupierter Rute heissen üblicherweise "Braque", die langhaarigen Rassen vom Spanieltyp hingegen "Epagneul". Anders als der Epagneul Breton, ist der bis zu 61 cm hohe, stets leberbraun-weisse Epagneul Francais ausserhalb seiner Heimat nur wenig bekannt und hat erst in den letzten etwa 10 - 15 Jahren ein gewisses Interesse bei den Jägern auch im Ausland geweckt. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man den Epagneul Francais mit dem Münsterländer und dem braun-weissen Deutsch Langhaar verwechseln, die in der Tat mit ihm verwandt sind.


Der vierjährige Rüde Cyro aus frz.-schweizerischer Zucht (Auch im Titelfoto). Bes.: H. u. J. Zweifel, Schweiz.

Auf die antiken Wurzeln einer Rasse hinzuweisen ist sehr verlockend, denn eine Jahrhunderte währende Anwesenheit in der rauen Welt von Jagd und Jägern impliziert für den Leser wohl doch irgendwie die kontinuierliche Zuverlässigkeit und Güte der Rasse. Freilich muss man sich hier immer wieder bewusst machen, dass die fernen Vorfahren heutiger Hunde lediglich der Grundstock waren, aus dem durch Selektion und häufige Verkreuzung mit anderen Hundetypen erst vor rund 150 Jahren echte Rassen im biologischen Sinne entstanden.
Manche Autoren führen den Epagneul Francais (und diverse andere moderne Rassen) auf die schon 1200 v. Chr. von den Kelten verwendeten, sehr ähnlich aussehenden Hunde zurück, deren Existenz beispielsweise durch den antiken griechischen Dichter Oppianas von Apamea bestätigt wird. Auch der Sokrates Schüler Xenophon (400 v.Chr.) kannte diese Hunde, die zu jener Zeit für die Vogeljagd und die Jagd mit Netzen eingesetzt wurden.


Larissa vom Hausruck
, Tochter von Rica vom Justlhof. Z. u. Bes.: A. Schrotter, Österreich

Schon sehr früh im Mittelalter nahmen die Hunde dieses Typs, denen man wegen ihrer Funktion bei der Netzjagd den Namen "chien couchant", also "sich legender Hund" gab, in Anpassung an Klima und Gelände der diversen Landstriche Frankreichs allmählich jene Kennzeichen an, die erlaubten, sie schon zu Lebzeiten Karls des Grossen als Urformen der Epagneul Rassen zu definieren, die nun entstanden und sich in ganz Europa ausbreiteten. Dass sie ein besonderes Talent für die Jagd auf Fasan und Rebhuhn mitbrachten beweist die Tatsache, dass sie von 600 - 1400 n. Chr. hierfür verwendet wurden.
Der Ur-Francais, im Norden des Landes beheimatet, genoss offenbar während des gesamten Mittelalters und bis ins 18. Jh. hinein hohes Ansehen beim Adel. Übrigens waren der heutige Epagneul Picard, Bleu Picard und Francais zunächst eine einzige, gemischt farbige "Rasse" gewesen, deren Aufteilung erst später vorgenommen wurde. Der Begeisterung der edlen Herrschaften für die Jagd verdanken wir wohl die relativ zahlreichen bildlichen Darstellungen und schriftlichen Erwähnungen voll des Lobes für diese Hunde.
Renommierte Kynologen wie Rudolf Fries und Paul Megnin würden sie später als Urahnen sämtlicher langhaariger europäischer Vorstehhunde bezeichnen.


Doch gerade der Enthusiasmus der sozialen Elite für ihre Jagdhunde kostete auch letztere Kopf und Kragen: durch die Französische Revolution (1790) und die Wirren der Folgejahre verschwanden viele Hunderassen fast vollständig. So waren auch die direkten Ahnen des Epagneul Francais gegen Anfang des 19. Jhs. nahezu ausgestorben. Ausserdem begannen nun die britischen Rassen ihren Siegeszug über den Kontinent. Erst um 1850 besann man sich wieder auf die eigenen, nationalen Hunderassen, doch hätte sich der jagende Priester und Hundekenner Abbe Fournier in seinem berühmt gewordenen Zwinger "St. Hilaire" nicht für die Rettung des Epagneul Francais eingesetzt, wäre Frankreich heute um eine faszinierende Vorstehhunderasse ärmer.
Obwohl James de Connick 1891 bereits einen Rassestandard verfasste, wurde der Epagneul Francais Club in Frankreich erst 1921 ins Leben gerufen; sein Präsident war Abbe Fournier, der mit züchterischem Geschick und wohl überlegter Selektion die wesentlichen Blutlinien schuf, mit deren Hilfe sich der moderne Epagneul Francais zu dem eleganten, kraftvollen und vielseitigen Jagdgebrauchshund entwickeln konnte, den wir heute kennen.
Der gegenwärtig gültige FCI Standard stammt aus dem Jahr 2009.


Typischer Kopf des Epagneul Francais. (Bes.: A. Schrotter, Österreich)

Es ist vielleicht erwähnenswert, dass der Name Epagneul Francais im englischsprachigen Raum mit "French Spaniel" übersetzt wird. Das mag den Uneingeweihten verwirren, da Spaniels Stöberhunde sind, sämtliche Epagneul Rassen hingegen Vorsteher. Tatsächlich soll die Namensgebung nur auf die gemeinsamen Wurzeln der diversen Epagneuls und der britischen Landspaniels hinweisen; aus letzteren wurden im Mittelalter ja allmählich die langhaarigen Vorstehrassen Grossbritanniens entwickelt.
Anders als im modernen Europa, wo der Epagneul Francais bis vor kurzem praktisch unbekannt war, ist er in Kanada seit gut 40 Jahren vertreten und dort längst als geschätzter Helfer des Jägers anerkannt.
Der erste Rassevertreter der 1985 nach Deutschland kam, war die Hündin Alix Tosca de Pierre Piquee, die im Zwinger "vom Justlhof" zwei Würfe brachte. Diese Alix Nachkommen erwiesen sich auch bei den verschiedenen Prüfungen als jagdlich hervorragend veranlagte Hunde, die, später ihrerseits in die Zucht aufgenommen, für exzellenten Nachwuchs sorgten und die Qualitäten des Epagneul Francais als vielseitigem, leistungsfähigen Vollgebrauchshund einmal mehr unter Beweis stellten.


Eine der Töchter von Alix, Korona vom Justlhof, wurde 1996 mit Barliers Dakota verpaart, einem französischen Rüden aus dem alten elsässer Zwinger. Unter jenen Geschwistern dieses Wurfes, die nach Österreich verkauft wurden, war auch Rica vom Justlhof, die Adolf Schrotter, der heutige Präsident des Österreichischen Vereins für französische Vorstehhunde, erwarb. Rica machte nicht nur beim praktischen Jagdeinsatz von sich reden, sondern auch bei den unterschiedlichsten Leistungsprüfungen und Ausstellungen. Die Karriere dieser mit fast 13 Jahren verstorbenen Hündin ist einzigartig: sie absolvierte mit Bravour u.a. die VJP, VFP, AP, FWP, VGP, SSP, BRP, erlangte fünf Mal den Titel Weltsiegerin, war Europa,- Deutschland- und Bundessiegerin, Jugend-Österreich und Internationaler Champion, BOB, CACA, CACIB, CACIT und FCI Champion. Dank ihrer völligen HD-Freiheit wurde Rica die Stammmutter der Epagneul Francais Zucht in Adolf Schrotters Zwinger "vom Hausruck".
In Deutschland, Österreich und der Schweiz bemühen sich die jeweiligen Klubs also seit einigen Jahren dem Epagneul Francais seine verdiente Beachtung in Jägerkreisen zu verschaffen, und auch in Holland, Belgien, Luxemburg, Schweden und Italien sind einige Rassevertreter zu finden.


Rica v. Justlhof
. (Z.: Robert Gerauer, Deutschland; Bes.: A. Schrotter, Österreich)

Fotos: Lone Nielsen 1, 2; Adolf Schrotter 3, 5, 7; Max Weindler 4, 6.

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