Erfahrungen mit
dem Welsh Springer Spaniel - ein zweiter Welshie kommt ins Haus Lang hat es gedauert nach der Ankündigung des Zweitwelshies, bis ich meine Erfahrungen niedergeschrieben habe. Aber was lange währt.... |
Die Welpenzeit war einfach nur schön. Es war Sommer, das Wetter war gut, und der Zwerg war einfach toll. Rhian war anfänglich nicht sehr begeistert, und disziplinierte ihn auf Abstand. Er liess aber nicht locker – da bekam ich schon Ahnung von seiner Hartnäckigkeit. Nach wenigen Tagen spielten die Zwei wunderbar zusammen, nur kuscheln und kontaktliegen durfte der freche Welpe nicht. Wir waren viel draussen; er pendelte dabei zwischen Rhian und mir, und erwies sich als eifriger und gelehriger Schüler. Er war äusserst unerschrocken, liebenswürdig und hatte es faustdick hinter den grossen Schlappohren. |
Er musste Ruhe lernen, denn er drehte extrem schnell viel zu hoch. Er hatte aber viel freie Bewegung und wir erkundeten gemeinsam ausgewählte Feld- und Waldgegenden. Seine Paradedisziplin war der Abruf, es war eine Freude, wie er immer angeflitzt kam. Dass er dabei ungebremst in meinem Bauch landete, nahm ich gerne in Kauf – Rückruf ist immer toll! |
Die sommerliche Idylle fand ein Ende, als Splash 4-5 Monate alt war. Fast von einem Tag auf den andern war die zuvor hervorragende Leinenführigkeit weg, hatte ich einen Hund, dessen Erkundungsdrang keine Grenzen mehr kannte, und der nur noch an gemeinsamen Tätigkeiten interessiert war, wenn er grad nichts besseres zu tun hatte. Typisch vorpubertärer Junghund halt, aber nun wurden die Unterschiede zu Rhian deutlicher. |
Mit Splash bekam ich das andere Ende der Palette: einen Arbeitshund und Jagdgeier, der blitzschnell auf Bewegung, Witterung und Spuren anspringt. Ich bemerkte viele Parallelen zu Rhian, und ohne die mit ihr gemachten Erfahrungen wäre ich wohl manchmal verzweifelt. Denn bei Splash war alles viel extremer, das Temperament, der Bewegungs- und Erkundungsdrang, die Ablenkbarkeit, die unglaubliche Sturheit, die Eigenständigkeit. Splash ist, wenn seine Passion geweckt ist, sehr viel härter im Nehmen als Rhian, auch im Bezug auf Strafen. Gleichzeitig ist er bei normalem Erregungsniveau sehr sensibel. Das hat zur Folge, dass bei ihm unerwünschtes Verhalten noch schlechter als bei Rhian über strafende Einwirkung nachhaltig abgebrochen werden kann. Der Weg zum Erfolg führt bei ihm eindeutig fast ausschliesslich über Motivation und positive Bestärkung. Wenn es für ihn Sinn macht, dann kann er sich plötzlich erstaunlich gut beherrschen, beispielsweise bei der Dummyarbeit. Ich habe diesbezüglich weniger gemacht als mit Rhian, weil ich bei Splash erst die Spurensuche festigen wollte. Trotzdem hat er die Spielregeln schnell kapiert und ist erstaunlich steady. |
Welches Potential in diesem Hund steckt, sah man schon sehr früh beim Mantrailing. Mit 5 Monaten wechselte er problemlos von Schleppfährten zu Eigen- und Fremdtrails, die er mit so viel Passion und Spurwillen absolvierte, dass einem der Atem wegblieb. Ob über Wege, Wiesen oder quer durchs Unterholz war ihm egal, auch den Übergang auf Asphalt schaffte er in wenigen Trainingseinheiten wie selbstverständlich. Dass er bei so viel Leidenschaft ein Tempo vorlegte, dass die Pfoten rauchten, machte sein Handling allerdings nicht ganz einfach. |
Inzwischen ist Splash zwei Jahre alt, und hat grosse Fortschritte gemacht in den letzten Monaten. Er ist selektiver geworden, rast nicht mehr wie angestochen kreuz und quer durchs Gelände, sondern wählt die interessantesten Gerüche aus. Er hält wieder gut Kontakt zu mir, sein Radius ist aber grösser als der von Rhian. Nach aufregenden Erlebnissen wie Katzen- oder Wildsichtung fährt er schneller wieder runter, ist besser ansprechbar. Immer öfter verharrt er, bevor er losstürzt, und sein Rückruf ist auch wieder vorzüglich. Auch die Leinenführigkeit hat sich gebessert, da heisst es allerdings dranbleiben, denn er testet welshietypisch täglich, wie weit er gehen kann. |
Mein Zweitwelshie ist ein toller Hund, aber Splash ist anspruchsvoller als Rhian, was seine Führung betrifft. Das liegt sowohl an seinem impulsiven Temperament, als auch an seiner hohen Jagdpassion, weniger an seinem Geschlecht. Wenn ich mich unter den mir bekannten Welshies umschaue, ist er sicher kein Durchschnitts-WSS. Er hat aber den wunderbaren Charakter, den ich an der Rasse so schätze: fröhlich und offen den Menschen zugewandt, ohne jede Aggressivität gegen Mensch und Hund, unerschrocken und unendlich neugierig auf seine Umwelt, reaktionsschnell, sensibel und eigenständig. Auch er ist ein ausdauernder, geländesicherer Begleiter auf Bergwanderungen geworden, der das Vieh auf Alpweiden nicht behelligt, und auch abenteuerliche Brückenkonstruktionen nicht scheut. |
Fotos (c) Susanna Müller
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