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Erfahrungen mit dem


Welsh Springer Spaniel (2)

 

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Leben mit einem Welsh Springer Spaniel - Update
Von Susanna Müller

Nun ist Rhian 4 Jahre alt und endlich erwachsen (falls ein Welshie das je wird) und es sind viele Erfahrungen dazugekommen. Meine Beobachtungen zu Wesen und Führigkeit/Lernfreude sind immer noch gültig. Zwar ist nicht mehr jeder Hund ein Spielpartner, aber die Verträglichkeit und ausgeprägte Sozialkompetenz sind geblieben, ebenso das zuweilen überschäumende Temperament.
Zum Jagdtrieb konnte ich zuvor nicht viel sagen, weil wir hier einfach nur selten auf Wild stossen. So wusste ich nur, dass hochflüchtiges Rehwild gehetzt wird, solange es sichtig ist. Inzwischen war ich mit Rhian in der Slowakei und in England, an Orten mit reichlich Feder- und Niederwild.
Ihr Interesse war schlagartig da (obwohl sie aus einer Zucht stammt, in der jagdliche Anlagen nicht berücksichtigt werden) und von ganz anderer Dimension als bei unseren Singvögeln.... Ob Reb- oder Moorhuhn, Waldschnepfe oder Fasan – sie sucht sie aktiv mit hoher Passion und geht dabei auch weiter, als dies ein britischer Spaniel (ein Buschierer, kein Stöberhund!) eigentlich tun sollte. Auch Hasen und Kaninchen fallen ganz klar in ihr Beuteschema. Reh und Hirsch weniger, werden aber, wenn sie in einem Sektor wirklich präsent sind, auch angezeigt.


Rhian zeigte mir in England sogar ganz spontan eine vorbildliche Quersuche – etwas, was ich ihr mit mässigem Erfolg bei der Verlorensuche beizubringen versuchte. Doch mit zunehmender Erfahrung arbeitet sie auch auf der Dummysuche selbständig quer zum Wind immer besser. Meist jagt und sucht sie aber eher auf Linie, oder kombiniert Linie und Quersuche, was für den WSS laut Literatur typisch ist. Dummyarbeit zur rassegerechten Beschäftigung ist ein Thema, auf welches ich später ausführlicher eingehen werde.
Mir wurde jedenfalls klar, dass der WSS tatsächlich immer noch zu den mittlerweile rar gewordenen Dual Purpose Rassen gehört, und dass diese Eigenschaften unbedingt erhalten werden sollten. Wie eine WSS-Züchterin in England mir sagte: "Whatever you do, don't kill the passion!" – Damit war die Passion, Wild im Nahbereich des Führers aufzustöbern gemeint.
Bei der Suche zeigte Rhian auch ein anderes rassetypisches Verhalten, welches ich auch bei anderen WSS beobachten konnte: die suchen nur dort, wo es sich lohnen könnte. Zeigt man dem ESS ein Dickicht zum Absuchen, geht er begeistert rein und sucht es ab. Der WSS läuft darum herum und geht nur rein, wenn er denkt, dass was drin ist. Nur weil ich das wünsche tut er es nicht! Mit Rhian kann man den gemütlichsten Waldspaziergang machen da, wo aktuell kein Wild ist. Da geht sie auch nicht auf die Suche danach, haut nicht ab, nimmt keine Spuren auf, bleibt auf dem Weg, ist zu haben für Tricks.... Ist aber was da, sind die Erfolgschancen hoch - dann sieht es ganz anders aus! Dann wird unermüdlich gestöbert und gesucht.
Für mich hat dies auch Konsequenzen, selbst wenn der Alltag wegen fehlender Wilddichte nicht davon betroffen ist. Mit Hilfe der Reizangel arbeite ich an der Impulskontrolle und bringe Rhian langsam bei, dass Beobachten und Verharren lohnender sind als sofortiges Loshetzen, und dass ein zuverlässig befolgtes "Sitz!" den Weg zum Erfolg darstellt. Parallel betreiben wir verstärkt Nasenarbeit. Rhian sucht und findet in der Blindsuche alles, was meinen Geruch trägt. Da lerne ich, was Wind, Topografie und Geruch betrifft, mehr von meinem Hund als sie von mir.

In einem Trüffelsuchkurs habe ich ihr auch das Anzeigen und Rückverweisen beigebracht – lieber würde sie apportieren! Aber trotz Ausdehnung der Anzeige auf die zahlreicher vorhandenen Steinpilze wird dies eher ein Spass als ein ernsthaftes Auslastungsmodell bleiben. Ich bin kein Pilzler, und Rhian findet die Suche nach Dummies und verlorenen Autoschlüsseln deutlich interessanter. Sie ist einerseits beuteorientiert – was eine Umlenkung des Jagdtriebs erleichtert. Andererseits hat sich gezeigt, dass auch die Suche selber für sie selbstbelohnend sein kann – bad news, wenn sie denkt, was bessereres finden zu können.... Rhian hat aber schon Fortschritte gemacht beim Gehorsam, wenn sie im Jagdmodus ist. Könnte ich öfters in wildreichen Gebieten üben, würde das noch besser gehen.
Wir haben auch einige Schlepp- und Spritzfährten ausprobiert, und obwohl Rhian noch leicht in die Stöbersuche verfiel zeigte sie sich so motiviert bei der Spurensuche, dass ich trotz einiger Bedenken mit meinem Freiverlorenspezialisten an einem Mantrailing-Einführungskurs teilgenommen habe. Was soll ich sagen, sie war wie eine Ente, die erstmals ins Wasser kommt! Es war geradezu unheimlich, wie gut sie auf die Personensuche angesprungen ist, wie super sie gesucht hat. Das musste ich natürlich weiterführen – und da begannen die Schwierigkeiten. Nicht nur bei der Suche nach Trainingspartnern, sondern nach dem fulminanten Start begann Rhian auch recht bald, eigene Spielregeln zu entwickeln, möglichst clever sein zu wollen. Dem war ich ohne fachkundige Anleitung schlecht gewachsen, und ich habe sie oft mehr behindert als sinnvoll unterstützt. Trotzdem machen wir beide gute Fortschritte, und sie liebt die Menschenjagd heiss. Sie ist auch keineswegs der einzige WSS, der sich beim Mantrailing als hochtalentiert erweist, auch andere haben Spass daran. Wir bleiben dran...
Ist der WSS als Jagdbegleithund geeignet? Ich denke ja, wenn man sich darüber klar ist, was ein "Nasenhund" bedeutet und auch auslastungsmässig einfordern kann. Ein WSS wird bei entsprechender Motivation mit Begeisterung Tricks und Hundesport wie Agility, Flyball, usw machen. Manchen genügt dies auch völlig. Andere werden, wie meine Rhian, sich bei der Konfrontation mit ihrem ursprünglichen Metier 100% zu selbigem entscheiden. Darauf sollte man vorbereitet sein, und entsprechende Jobs für den Hund schon bereit haben.
Wer sein Herz an sportliche Erfolge mit dem Hund hängt, ist mit dem WSS nicht unbedingt optimal beraten. Wer hingegen einen unermüdlichen Begleiter sucht, der halt auch mal eigenständig handelt, aber doch immer wieder die Führung seines Menschen sucht, wenn sich das als sinnvoll erweist – der kann im Welshie seinen Traumhund finden. Rhian begleitet mich begeistert auf kleine und grosse, simple und anspruchsvolle Wanderungen. Ihre Verträglichkeit mit Hund und Mensch und ihre Geländesicherheit und Ausdauer machen sie zum idealen Wanderhund. Dass wir unterwegs mal verschiedene Interessen haben, tut dem keinen Abbruch – wir finden immer wieder Gemeinsamkeiten, vom Meeresstrand bis zum Alpengipfel.
Ja, und was ist mit dem angedachten zweiten Welshie? Der ist definitiv geplant und ich werde bald ein Doppelpack haben. Das wird dann ein weiteres Update und neue Fotos geben...

Alle Bilder zeigen die Welsh Springer Hündin Xella-Lupine vom Einhorn, genannt Rhian.
Fotos (c) Susanna Müller


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