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Zweithund Bracco Italiano (4)


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Zweithund Bracco Italiano (4)
Von Regina Brand

Primo hat jetzt seinen 8. Lebensmonat begonnen, ist 65 cm hoch und schätzungsweise 30 kg schwer; ich kann ihn nur mehr schlecht hochheben. Und er ist in den vergangenen Wochen zunehmend zu einer nicht mehr so kleinen, aber mitunter ziemlich provokanten „Mist-Pieppn“ geworden - was ja auch zu erwarten war!
Er frißt zumeist wie ein Drescher, quer durch die „Gartenbeete“ ALLES, und verträgt gottseidank auch viel, im Gegensatz zu seinem Big Companion Rodin, der immer wieder mal mäkelt und mich damit fast in den Wahnsinn treibt. Rodin nimmt, im Gegensatz zu Primo, leider immer sehr schnell ab, wenn er wieder einmal derartige "Spampernadln" ausprobiert.
Die Quaddelei bei Primo ist verschwunden, das Fell glänzt und ist wunderbar weich, der Schimmel“zwerg“ strotzt nur so mit Muskelpaketchen an seinen Bizepsen und an der Hinterhand.


Die Zwergenzeit ist eindeutig vorbei!
Je älter man wird, desto „hysterischer“ wird man anscheined in Bezug auf Gesundheit seiner Jüngsthunde, und auch der anderen Großen im Rudel. Primulinus hat mich auch bezüglich Zähne (bislang wunderschön, vollzahnig) in Atem gehalten, die unteren Fangzähne passten nämlich vorläufig nicht wirklich in die vorgesehenen Lücken hinter den Oberen, aber auch das hat sich sehr zufriedenstellend gegeben.
Sorgenkandidat 1 war er auch in Punkto vergrößerter Lymphdrüsen im Halsbereich. Hat er sie oder hat er sie nicht? Auch hier bin ich schon vorgeschädigt, weil Rodins Vorgänger, Gordon Setter Leon durch Lymphosarkom mit kaum 7 Jahren viel zu früh starb. Man kann sich selbst verrückt machen, aber wie mir auch immer wieder und immer mehr Infos aus dem Bekanntenkreis zeigen, ist das nicht immer nur „blöd“!
Zur Zeit hat das Primokind einen Haufen Blödheiten auf Lager. Ich war ja darauf gefaßt, weil die Pubertät leider an kaum einem Hund spurlos vorübergeht, aber trotzdem nervts manchmal!
Die Kacke-Fresserei ist ein wieder sehr aktuelles Thema, und vor allem ein markanteres Problem, weil mir momentan auch Ideen fehlen, wie ich diesem unappetitlichen Hobby des so liebenswerten Frechlings sinnvoll und gut verknüpfbar entgegen wirken könnte!
Dass er mit Leidenschaft und guter Nase, wie auch mit ebenso guten Augen, - er sieht ALLES vor mir! - auch tote Tiere, vergammelte Kadaver findet, nehme ich zwar angeekelt, aber doch viel verständiger hin, denn schließlich ist es eine Aufgabe der Bracchi, „tote Tiere“ zu finden (und zu apportieren). Zwar graust mir hochgradig, aber ich versteh's und bin über seine Nicht-knatsch – und nicht-knutsch-Tendenzen dieser stinkenden Verblichenen recht zufrieden! Als Leichenspürhund hätte Primo sicher wunderbare Jobchancen! Eine der nächsten wichtigen Lerneinheiten wird wohl werden, diese Verblichenen auch auszuhändigen, für mich wär's dann wohl vernünftig, ständig Wegwerfhandschuhe dabei zu haben...

Und gleich gehts in den Zoo(-Shop)!
Unlängst hab ich meine Beiden zu einem Besuch im Megazoo Shop mitgenommen. Ich brauchte für sie ein paar Dinge, und es interessierte mich, was Primo wohl zum Anblick und Geruch von Zwergkaninchen, Meerschweinchen und Co. sagen würde.
Rodin, der draussen im Freilauf verlässlich Hasen und anderes Wild links „stehen lässt“, und auch gut ins „Down“ fällt, wenn der Stopp-Pfiff oder Triller ertönt, flippt beim Anblick der Zwergkaninchen und Meerlis im Streichel-Oval-Gehege trotzdem regelrecht aus, und ich muss ihn immer sehr zurückhalten. Ob der Große ein Killer wäre? Ich weiß es nicht, schätze ihn aber eher als Tot-Knutscher ein.
Primo war neugierig, interessiert, hat sie leise „angewuppphhht“, aber bei weitem nicht so animiert wie Rodin. Die kleinen Finken und Zwergpapageien, sowie die Amazonen in den großen Volieren faszinierten ihn wesentlich mehr. Er stand zwar nicht wirklich vor, aber für viele Minuten völlig regungslos an den Gittern und beobachtete diese Vögel sehr interessiert beim Herumhüpfen, Picken und Fliegen, während ich mich in aller Ruhe erkundigen konnte, wie viel diese Vögelchen (vorläufig ein Paar Agaporniden mit einer größeren Zimmervoliere) denn an Platz, Kosten und Futtermenge, Zeitaufwand so ausmachen würden.

Bacio..?
Etwas, was sich seit etlichen Wochen herauskristallisiert, ist Primos ganz spezielle Eigenheit, mich morgens mit vielen innigen Küsschen (das tut zwar auch Rodin, aber eher in Form einer ersten Augenwaschung) und einem „Geschenk“ aufzuwecken. Schimmelstrumpfi marschiert mit irgendeinem Spielzeug oder auch meiner Haushose, einem T-Shirt von mir im Goscherl, eifrigst wedelnd um mich und Rodin herum, spielknurrt leise, und ist ganz begeistert, wenn ich „endlich“ auch auf den Füßen bin. Ist sein Morgengruß durch irgendwelche Geräusche von draussen zu früh, akzeptiert er aber auch sang- und klaglos, wenn es heißt: „Ruhe und weiter schlafen!“, kuschelt sich an mich und schnarcht weiter. Nach rund zwei Stunden gibt’s dann das gleiche entzückende Begrüßungsritual noch einmal, wobei ich das auch sehr lobe und fördere!
Was ich wahrscheinlich erst im Winter wieder klasse finde, ist, dass er nächtens sehr eng an mich oder an Rodin gekuschelt liegt, zumeist jetzt über meinem Kopf eingegraben zwischen der dicken Nackenrolle und meinem Kissen. Rodin flüchtet, dem ist es schnell zu eng und zu warm, dann in die Box oder nimmt abseits vom „kleinen Italiener“ Platz auf der Decke eng an meinen Beinen.
Bin ich kurz allein unterwegs, und die Hunde bleiben in der Wohnung allein zurück, gibt’s bei meinem Zurückkommen und Wiedersehen das gleiche „Geschenk“ Ritual. Es scheint wirklich Bracco-typisch zu sein. Der ehemalige Faltenzwerg transportiert auch immer noch sehr gern Halsbänder und Leinen vom Wohnungseingang zum Lift und ebenso auf dem Rückweg von unseren Wanderungen.
Zur Zeit sind Stöckchen, Hölzer sehr interessant, weil aufgrund von sichtbarem Desinteresse diverse Apportel und Dummies zu Hause bzw. im Rucksack bleiben.

"Geschenk" für Frauchen.
Da mir die Kacke-Fresserei wirklich zuwider ist und Primo sich mittlerweile angewöhnt hat, auch OHNE Bestrafungen, sich die „Leckerbissen“, die er manchmal aufklaubt, nicht mehr abspenstig machen zu lassen, gibt’s - wieder einmal - den Einsatz der „Höllenkrachmacherei“, nicht wirklich laut, aber für empfindliche Hundeöhrchen eine, wie es scheint, erschreckende Rasselbüchse. Die Seitwärts- oder Rückwärts-Hupfer, wenn das Ding scheppert, oder gar noch ganz überraschend in die Nähe fliegt, sind phänomenal und oft sehr witzig anzusehen. Vor lauter Schreck verliert er dann den grauslichen Happen aus dem Maul und das Objekt der Begierde aus den Augen, kommt aber anschließend zumeist sofort zu mir. Leider hab ich auch noch eine ziemlich gute Zielgenauigkeit – einfach gemein, die Alte! Aber ich hab die Wahl: Entweder alle Daumenlang wieder Durchfall, und auch das notwendige Entwurmen, wobei ich nicht glaube, dass zu oft auch gesund sein könnte, oder eben mal ein bisschen radikalere Erziehungsmethoden, die hoffentlich bei Primo genauso gut funktionieren wie ehemals bei seinen Setter-Vorgängern.
Unsere Spätabendrunden werden z. Z. auch zum „Laufen“ (Traben) an der Leine für Ausstellungen genutzt. Da Rodin auch mitgeht, hab ich mir angewöhnt, den Großen an stilleren Laufstrecken abzusetzen, sehen kann ich ihn gut, weil er nachts ein gut und weit sichtbares blau leuchtends Halsband trägt. Und dann laufen der Primolino und ich; es wird.


Kacke suchen, ich?? Was einem die Leute so alles zutrauen....!

Hier habe ich gottseidank sehr früh entdeckt, dass man beim Bracco-Schimmelstrumpf wesentlich sanfter und dezenter agieren, einiges von sich aus kommen lassen, und Geduld haben muss, der Große hat da ein bisschen mehr Druck locker ertragen. Primo weicht aus, wenn man ihm zu sehr „auf die Pelle“ rückt und etwas erzwingen will. Wenn ich Rodin schärfer angesprochen oder hin und wieder auch mal angeblafft habe, schüttelte der sich und gut wars. Aber es blieb dann doch so einiges hängen, was ich von ihm wollte, setzte sich gut in seinem Kopf.
Wenn man Primo anblafft, schärfer anspricht, weil er gerade etwas anstellt, macht dieser zu, wird bockig und stur, weicht aus – zuhause in seine Box, draussen geht er dann, soweit die Leine reicht, weg von mir, und ist für etliche Minuten nicht mehr zu haben. Ebenso ist es jetzt auch in seinem Verhältnis zu Rodin. Seit dem letzten Crash, der keiner war, hat das wilde Rangeln und Spielen der Beiden in der Wohnung fast aufgehört. Rodin hat ihm durch eine Lektion, in der er mit Primo auf die gleiche Art, aber noch viel wilder als dieser mit ihm, rangelte, und ihn am Boden festnagelte, gezeigt, dass er die Grobheiten des „Kleinen“ nicht mehr mag und duldet. Seitdem reicht ein leises Brummen, ein scharfer Blick, um den Schimmelhaxerten von sich fern zu halten.


Manchmal wird's dem Schwarzen zu bunt.
Kuscheln JA, nebeneinander einige Stangerl kauen JA, gemeinsam mit Frauchen kuscheln auch JA, aber Spielraufen NEIN. (Und damit bin wieder ich zum Objekt der Rangel-Begierde geworden.) Draussen verstehen sich die beiden auch blendend, Rodin nimmt mittlerweile viel Rücksicht auf Primo, rennt und spielt gern mit ihm, schwimmt mit ihm und beschützt den Bracco-Burschen nach wie vor. Aber auch umgekehrt hat es Vorteile gebracht, weil Rodin, hoffentlich dauerhaft, wieder wesentlich mehr wirklich in der Nähe bleibt, wesentlich öfter, wenn er nicht gerade zu „faul“ dazu ist, ebenso rasch zu mir kommt, wenn der Rückruf-Pfiff ertönt. Primo hält sich sehr an Rodin, aber wenn dieser doch zu weit (maximal 150 erlaubte Meter) abdriftet, ist der „Kleine“ im Zwiespalt, bleibt stehen, guckt Rodin nach und kommt, wenn ich ihn leise rufe oder pfeife, gern zu mir zurück.
Nur die Büsche auf den Hängen an der Insel haben es ihm manchmal zu sehr angetan, weil er bemerkt hat, dass dort häufig (menschliche) Hinterlassenschaften zu finden und fressen sind. Und – er hat begriffen, dass ich dort weder mit Rufen noch mit der Rasselbüchse etwas ausrichten kann, wenn er sich unerlaubt ins Gebüsch „verirrt“. Also habe ich nun doch eine Schleppleine erworben, zwar mit dem Vorsatz, sie in erster Linie zum „Zurückbringen-lernen“ einzusetzen, allerdings auch, um Primolus an ihr dauerhaft zu verklickern, dass er ABSOLUT NICHTS im Gebüsch verloren hat.

Zu wem soll man nun laufen, Freund Rodin oder Frauchen...?
Inzwischen gab's wieder einmal einen Besuch in Tomy´s Zoo(Handlung). Auch dort gibt’s Kaninchen, Meerschweinchen und Co. in Streichelgehegen, und ich merkte an Rodin schon beim Eingang, dass sich da etwas sehr intensiv Reizendes, Interessantes weiter hinten in den Tiefen des sehr großen Ladens befinden musste. Primo fand dann unter etlichen weißen und gescheckten Zwergkaninchen das einzige Rote am interessantesten, aber er flippt beim Anblick bei weitem nicht so aus wie Rodin. Braunschimmelchen interessierten wieder die ebenfalls vorhandenen Prachtfinken und Zwergpapageien wesentlich mehr. Fasziniert und stumm stand er für etliche Minuten völlig regungslos vor den Großvolieren und „staunte“, beobachtete, bis ich ihn leise und sanft weiter lenkte. Wenn man Rodin da doch energischer am „Krawattl“ packen muss, um weiter zu kommen, ist das beim Schimmelhaxi (noch) kein Problem.
Aber – würde ich uns wirklich eine Zimmervoliere mit Zwergpapageien zulegen, hätte der „Kleine“ stundenlang spannendstes „Fernsehen“ pur! Da könnte man ihn sogar unbesorgt stehen lassen, der bewegt sich nicht mehr weg, bis man ihn wieder abholt! In dieser Hinsicht ähnelt er doch wieder Rodin. Der steht an Volieren mit Wachteln, Rebhühnern, Fasanen stumm und starr vor, draussen in der Natur spürt er sie auch auf und steht vor, anderes Geflügel interessiert ihn allerdings überhaupt nicht. Primo entwickelt sich offenbar recht ähnlich. Enten, nein danke, Schwäne sind dem „Kleinen“ noch zu groß und zu zischig, Tauben werden vorgestanden, dezent nachgerückt, aber nicht gehetzt. Krähen sind uninteressant, Amseln und Spatzen werden interessiert beobachtet. Kein Hetztrieb zu beobachten bis jetzt. Aber auch noch kein Ungehorsam, keine Rebellion in größerem Stil.

Vielleicht doch nicht zum Vorstehen geeignet..?
Der 6. Lebensmonat ging also sehr zufriedenstellend zu Ende. Primo hat auch seine erste Austellung auf der Bundessieger CACIB Tulln mit Bravour und seinem ersten und einzigen „Vielversprechend“ gemeistert, den Richter trotz seiner „Spampernadln“ begeistert, mich wieder einmal schwer fasziniert. Zähne-anschauen-lassen ging letztendlich doch nur durch meinen Zuspruch und mein Zutun, das Laufen wäre für Ehrgeizigere ein Fiasko gewesen, ich war trotz monatelangem Üben darauf gefaßt, dass es genauso und nicht anders ausfallen würde, Hopsen, Hüpfen, Gini anspringen … egal. MIR war wichtig, dass er Spaß hat, ich war lediglich neugierig, wie er auf diese doch recht streßvollen Situationen reagieren würde: unendllich viele Gerüche, sehr viele unterschiedliche, große und kleine Hunde, nicht allesamt freundlich, viele, viele Menschen, sooo viel zu entdecken (Spielsachen, Freßbares an vielen Ständen). Schimmelyoungster hatte immens viel zu gucken, zu riechen und zu entdecken. Freundschaft schloss er sofort mit den etlichen Spinoni, die sich hinter uns am Ring niederließen. Bekanntschaft machte er auch mit Rodins jungem Handler, und auch mit vielen anderen Settern. Er war am Anfang, als wir das Ausstellungs-Gelände betraten, etwas skeptisch, aber durchaus nicht ängstlich, nur vorsichtiger, lockerte sich aber immer mehr. Auch wenn Rodin da gern buchstäblich die Sau rausläßt und zieht wie ein bayrischer Bierwagen-Gaul, (obwohl er inzwischen „normalerweise“ sehr gut und verlässlich bei Fuß gehen kann) und überall seine Nase drinnen haben muss, so war Primo diesbezüglich, wenn auch ebenfalls recht neugierig, doch noch eine sehr wohltuend, dezente und gehorsame Erscheinung, die bei „Sitz“ sofort saß, auch sitzen blieb, als ich ihn gekoppelt mit Rodin, den ich zuerst ein bisschen mit einem energischeren „Jetzt reichts, reiß Dich zusammen!“ stauchen musste, kurz beim Stand für Ausstelllungsleinen sitzen ließ (natürlich immer mit einem extra scharfen Blick auf sie).

Die erste Ausstellung.
Wir Menschen sind offenbar wesentlich leichter zu stressen als Hunde. Rodin wiederum ist der, der sich auf dem ihm zugewiesenen Platz am Ring auf seiner Decke hinlegt, scheinbar döst, aber ruhig beobachtet, was um ihn herum passiert, und dabei keinen Zentimeter weicht. Bei Primo traue ich mich das noch nicht, ihn hatte ich bei den „Tratsch-Besuchen“ von Freunden und Bekannten am Ring mit, aber auch er war sehr relaxed und locker, setzte sich auf meine Füße und beobachtete und guckte.
Die Laufübungen mit Primo im noch jungfräulichen Ring vor Richtbeginn haben mich eigentlich sehr positiv gestimmt. Stehen-bleiben war kein Problem, die Stellung der Beine korrigieren auch nicht, wo die Schwachstellen beim Jungspund liegen, wußte ich ja …
Auch Rodin ließ sich zum Üben in den Setter-Ring von seinem neuen, jungen Handler Bence entführen und DAS ist etwas, was ich wiederum an dem großen Schwarzen so schätze: Er ist da extrem unkompliziert. Er hängt nicht mit anderen großen Rüden an, er lässt – mitunter auch lästige – Youngster direkt neben sich gewähren, er ist buchstäblich die Ruhe selbst, er ist freundlich, sanft und gehorsam! Entgegen meiner ursprünglichen Befürchtung, der Viszla, Bracco, Spinone etc. Ring befände sich eventuell in einer anderen Halle, war dieser genau neben dem Setter-Ring platziert, und ausgerechnet meine Beiden wurden dann genau zur gleichen Zeit in den jeweiligen Ringen vorgeführt. MIR half das beim Stehen Primo´s immens, denn der Schimmelstrumpfi sah Rodin sofort! Rodin hat gottseidank im Nebenring ein bisschen länger gebraucht, bis er auch seinen kleinen Kumpel gegenüber wahr nahm. Letztendlich war die Ausstellung ein Ausflug in eine andere Welt als diese übliche und gewohnte hier.

Primo und Sparring Partner
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Hier geht es weiter mit dem Training des Gehorsams, des behutsamen Abbaus diverser Jüngsthund-Baustellen wie rasantem Springen in die Leine, momentan eine beliebte Unart beim Schimmelschlumpf, speziell, wenn Rodin an uns vorbeiläuft. Die mittlerweile 30 kg Lebendgewicht von Primo haben es bei solchen Aktionen in sich, vor kurzem hätte er mich in so einer „Hinter-mir-nach-links-springen“-Aktion fast umgerissen. Wobei ich mir um meine Schultern und Arme weniger Sorgen mache, die haben genug Muskulatur und ich bin anscheinend doch reflexmäßig ganz gut drauf, um solchen Einfällen einigermaßen gewappnet gegenüber zu stehen, noch aus den Erfahrungen mit Rodin in seiner Jugend. Aber ich muss schneller daran arbeiten, denn das zur Zeit herrschende relativ schöne, trockene Wetter wird nicht mehr lange anhalten, dann wird’s feucht, kalt und rutschig und die Unfallgefahr steigt. Ich hab im Moment eher Angst um seinen Hals, seine Wirbelsäule, denn auch die wird diese aprupten, wilden Springereien und das Zurück“prallen“ durch Halsband und Leine nicht lange gut überstehen.
Nächstes Kapitel ist das momentane – grad am Eck vor unserer Wohnstraße stattfindende Leine-ins-Maul-nehmen-und-dran-reißen! Ich mag's nicht, weil die Leinen drunter leiden, aber ich mag's noch viel weniger, weil darunter auch sein schönes, vollständiges und nahezu perfektes Gebiß leiden könnte.
Hier funktioniert sein Verständnis für mein mittlerweile etwas schärfer ausfallendes „Nein“, und „Pfui ist das" schon recht gut, manchmal reicht sogar ein scharfer Blick.


Max und Moritz diese beiden....

Primo ist anders! Das Ablegen und Bleiben in Gesellschaft von Rodin und mit diesem durch die Leine „verbandelt“, wenn ich weggehe, funktioniert beim Schimmelschlumpf bei weitem nicht so, wie bei den Vorgängern! Rodin war und ist da Spitze. Primo akzeptiert mittlerweile wenigstens, dass er draussen bleiben muss und setzt sich dann stumm und sehr empört in den Laden guckend hin. Aber verfolgt mich beharrlich mit seinen Augen! Wehe, ich bewege mich ausserhalb seines Blickwinkels. Auch hier scheint das Outfit des Italieners allein schon sehr beruhigend und beschwichtigend zu wirken, keiner hat Angst vor ihm! Allerdings kam bislang auch noch keiner auf die Idee, Primo in Vergesellschaftung mit Rodin streicheln zu wollen, die guckenden und oftmals staunenden Leute halten gesunden Abstand, Rodin ist ihnen wohl zu groß und zu schwarz.
Obwohl der unendlich liebenswerte, und ebenso unendlich geliebte kleine Charmeur einen zum Schmelzen bringenden Schlafzimmerblick hinlegt, den ich nienienie mehr missen möchte, weicht er immer noch den meisten Menschen, die ihn gerne streicheln würden, beharrlich aus.
Da er zur Zeit an Dummy und Leckerli-Suche eher uninteressiert ist, der Ball auch noch eine eher untergeordnete Rolle spielt, gibt’s gerade sehr viel Gehorsams-“Stadt-Überlebens“-Training.
Ansätze wie z. B. „Bei-Fuß-gehen“, gesittet an lockerer (ohnehin 3 m langer) Führleine, konsequentes Stehenbleiben an den Straßen, ob groß oder klein, andere Hunde ignorieren, andere Menschen teilweise auch ignorieren bzw, NICHT-Hinaufspringen. Die in der näheren Umgebung befindlichen großen Grünanlagen sind ihm schon zu sehr bekannt, er „gehorcht“ da nicht mehr besonders, weicht aus, holt sich seine Frei-Bewegung im typischen „Narrische-5-Minuten 3 x in der Viertelstunde“-Verhalten, kommt zwar ganz in meine Nähe, haut dann aber wieder ab und nimmt sich seine Zeit. Nicht lange allerdings, da ich Rodin sehr gut bei mir halten kann und Primo OHNE Rodin sowieso nicht leben kann.

Das Spiel mit willigen Kollegen kann auch mal Priorität haben.

Noch sind mir die Tricks, ihn wirklich zu mir zu locken und damit auch wieder an die Leine nehmen zu können, OHNE dass er das als Strafe auffaßt, noch nicht ausgegangen, ich beobachte ihn, lasse ihn großteils gewähren, ohne ihn mit Rufen oder Pfiffen, die da ohnehin nicht viel bringen würden, zu bedrängen, und nach rund 5 – 10 Minuten kommt er mit fliegenden Öhrchen angerannt, weil er plötzlich entdeckt hat, dass wir „verschwunden“ sind (hinter einem dicken Baumstamm oder Büschen – oder weil ich plötzlich etwas irre Interessantes im Gras gefunden zu haben scheine.
Die Spiegel-Erfahrung: Ich habe im Badezimmer einen großen Spiegel an der Tür. Wenn ich im Badezimmer dusche oder auch Wäsche aufhänge oder anderes zu tun habe, sitzt Primo rund zwei Meter von der Tür entfernt ganz fasziniert und starrt den Spiegel an. Manchmal baut sich eine kleine Bürste auf seinem Rücken auf, manchmal knurrt er den Spiegel lustig an oder tappt mit seinen Pfoten danach – am meisten fasziniert ihn aber der Spiegel am Ende des Eingangsbereichs vor dem Wohnzimmer. Der Anblick seiner selbst scheint ihm buchstäblich un-geheuer zu sein, noch schlimmer, wenn ich hinter ihm stehe! „Wieso gibt’s Frauchen und mich doppelt?“
Der Regen macht ihm jetzt absolut nix mehr aus, da er wohl sieht, dass sich auch Rodin nicht davon abhalten lässt, und Spaß daran hat. Dafür ist das Abtrocknen nach dem Heimkommen ein umso größerer Spaß und auch mit lustigem Raufen mit Frauchen um das alte große Badetuch verbunden.
Da Primo offenbar sehr gut sieht…meistens schon interessante Dinge vor mir sieht, und auch sehr gern und aufmerksam fernsieht, (bevorzugt natürlich Filme, in denen Wild und andere interessante Tiere vorkommen) hab ich mir den kleinen Spaß gemacht, zu testen, ob Schimmelstrumpfi denn auch so gut hört und vielleicht für klassische Musik zu haben ist. W.A. Mozarts Klavierkonzert Nr. 23, A-Dur, KV 488 z. B. bringt ihn jedenfalls dazu, sehr entspannt und ruhig auf meinem Kopfpolster zu schlummern. Rodin hört viel unterschiedliche Musik, Irish und Scottish Folk liebt er, aber alpenländische U-Volksmusik bringt ihn dazu, zu flüchten (mich auch!) E-Volksmusik in dezentem Maße wiederum genießt anscheinend auch er.


Soll ich dir etwa den Stock halten, Kumpel?
Des Italieners Unsicherheit bezüglich fremder größerer Hunde ist wieder in den Hintergrund getreten, auch Dank seines besten, knapp 12 Monate jungen Freundes „Fox“, einem Kurzhaar-Viszla , mit dem er sich nach wie vor blendend versteht!
Fremden Menschen ist er jetzt auch ein bisschen mehr zugetan, aber wie sein Vorgänger Leon, orientiert er sich am Verhalten seines großen Kumpels, und ob der meint, dass der Mensch gegenüber auch in Ordnung und vertrauenswürdig ist. Erst danach schließt auch Prima auf. Er wächst schön langsam zu einem recht selbstsicheren und unerschrockenen Begleiter heran.
Die letzten Wochen waren für Primo (und uns) mit vielem angefüllt, Üben fürs Leben, so etlichen Hunde-Begegnungen, Treffen mit Freunden, Lernen, wie man sich in verschiedenen Situationen benimmt.
Die Kamera bleibt zur Zeit leider meist zuhause, da ich keine Lust auf die Erfahrung habe, zu fotografieren, und gerade dann Jungspund im Gebüsch verschwinden zu sehen. Das Kacke-Fressen ist – leider – noch immer aktuell!
Das manchmalige Gelingen dieser Unart ist aber großteils doch meine Schuld, da ich entweder die Rasselbüchse zuhause vergesse oder auch unaufmerksam war. Ansonsten ist das Schimmelstrumpfi unterwegs nach wie vor sehr brav, wird allerdings, wenn auch noch dezent, immer eigenständiger, wie ich in den letzten Tagen bei unserer Wanderung zu viert beobachten konnte.
Wohltuend im Erfahren anderer Hunde sind für ihn auch solche Gasthunde wie diese Woche Luna, weil diese ihm Grenzen aufzeigt, ihn durchaus auch schärfer zurecht weist, wo Rodin ausweicht oder auch schon scheinbar resigniert hat. Sie hätte diesmal durchaus länger bleiben können und dürfen!

Was nun, Chef?
Primo ist ein mittelschwerer Zerstörer. Spielzeug, Sportschuhe, Hausschuhe, Kartons, Zeitungen, Rätselhefte, eine Hundebürste, eine Fernbedienung, etliche Leintücher, und zwei Polster gehen mittlerweile auf sein Konto. Er zerstört allerdings nicht, wenn er hin und wieder mit Rodin wirklich alleine bleibt, sondern nur, wenn ich in der Küche hantiere oder im Badezimmer bin.
Außerdem entwickelt er sich immer mehr zu einem Flummi, springt mit Vorliebe über andere Hunde, hat eine gewaltige Sprungkraft und wirkt tatsächlich wie aus Gummi gebaut.
Vor einigen Tagen hatte ich auch die beiden jungen Hütehunde meines ältesten Sohnes und seiner Lebensgefährtin hier: Merlin, seines Zeichens Australian Shepherd Working Line, ein bildhübsches Kerlchen, knapp 2 Jahre jung, und Pino, ein einjähriger Australian Cattle Dog, ebenso hübsch.
Pino hat vor Rodin sowieso, und überraschender Weise auch vor dem doch um einiges jüngeren, aber schon deutlich größeren Primo ordentlich Respekt. Das erste Verblüffende für mich beim Eintritt in meine Wohnung war, dass Rodin, der hier sonst sehr territorial agiert mit Brummen, Knurren und Zähnefletschen, absolut keine derartigen Anstalten machte, obwohl er neulich bei einem Kurzbesuch von Pino anfangs noch ganz typisch nach dem Motto „Ich fress Dich gleich“ agierte.
Merlin ist ohnehin ein ganz Lieber, auch wenn ich absolut kein Hütehund-Fan bin, aber der Kerl hat einen sehr behutsamen, „schleichenden“ Charme, und liegt mit Vorliebe unter meinem Schreibtisch. Es ist mir sehr willkommen, dass sich die Vier wirklich gut verstehen (lernen). Rodin ist natürlich der Chef, den bringt gottseidank kaum mehr etwas aus der Ruhe, auch nicht ein Fellstangerl-mopsender Pino; der Schwarze spielt dann die „Drei Affen“, er sieht nix, hört nix und er schweigt zu den Junghund-Blödheiten, die sie da aufführen...


Alle Fotos: Regina Brand
(c) Text
2011

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