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Labrador Yukon - oder: Abenteuer Welpenerziehung (1)


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Labrador Yukon - oder: Abenteuer Welpenerziehung (1)
Von Ingo Wechsung

Yukon, gerade mal 10 Wochen jung, zehrt an unseren Nerven.
Ich hab nun, ach, Dr. Feddersen-Petersens Wälzer "Hundepsychologie" und "Ausdrucksverhalten des Hundes", eine "Welpenschule für Retriever", diverse Bücher speziell über "Labrador Retriever", eines über Entlebucher Sennenhunde und ein Konvolut über Hütehunde durchaus studiert mit heißem Bemühen, von vielen Dutzend Web-Artikeln und anderen Büchern gar nicht zu reden.
Doch da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! Und vor mit sitzt Unschuldslamm Yukon und schaut mich aufmerksam an, jedoch anscheinend nicht bemerkend, daß ich die frische Pfütze neben ihm aufs Äußerste mißbillige. Die Pfütze war leicht zu finden durch rückwärts Verfolgen der Spur einer vorher in sie eingetunkten caniden Hinterpfote.


Unschuldslamm....
Mann, Mann, Mann! Was machen wir nur falsch? Trotz ständiger Beobachtung und Beschäftigung schafft es dieser Hund, in die Wohnung zu pinkeln und schlimmeres. Es ist, als wenn er auf den einen Moment der Unachtsamkeit warten würde. Oder kann man sich mit einem Welpen auch zu viel beschäftigen?
Es gibt andere Hinweise auf "dominantes" Verhalten. So die anscheinend fehlende Beißhemmung. Quiekt man auf, wenn das Knabbern in herzhaften Zugriff übergeht, schaut er einen interessiert an, um dann begeistert noch herzhafter zuzuschnappen. Verwehrt man ihm das, sucht er sich eine andere Körperstelle, zum Beispiel den Fuß, um durch noch härteres Beißen diese Unbotmäßigkeit zu bestrafen - so scheint es.
In jedem Welpen-Buch steht, daß das Quiken und Spielabbrechen den Welpen bald lehren wird, daß er nicht beißen darf. Nur hat leider Yukon die Bücher nicht gelesen und weiß das deshalb nicht. Außerdem, was ist bald? 2 bis 3 Tage, Wochen, Monate? Oder ist Yukon die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt??
Und weiter zum Thema Spielabbruch: wie macht man das, wenn man auf dem Sofa liegt und gar nicht gespielt hat? Er kann zwar noch nicht hochspringen, aber einen auf dem Sofa Liegenden ohne Weiteres erreichen. Seit ein paar Tagen mindestens die Ohren, nämlich durch ein mit Knurrlauten versetztes helles Bellen (das ich als "Spiel jetzt gefälligst mit mir, denn ich will, ich will, ich will!" verstehe). Sollen wir ihn durch Aufstehen und Weggehen lehren, daß er uns mit Leichtigkeit vom Sofa vertreiben kann?
Nur gut, daß Yukon zu uns gekommen ist, die wir immerhin Hundeerfahrung haben und erst vor kurzem die Schnappi-Phase bei Bonny, der 6 Wochen älteren Cane Corso Hündin unseres Sohnes miterlebt haben - sonst säße er eventuell schon im Tierheim, ("hat nach den Kindern geschnappt")!

Nie spielt jemand mit mir, ich armer, armer Hund!
Ich denke mir, dass folgendes zusammenkommt:
1. Wir waren in der ersten Woche eventuell zu aufmerksam, gerade auch wegen der Pinkelei. Yukon denkt, die Welt dreht sich nur um ihn. Nichtbeachtung "duldet" er (schon) nicht (mehr).
2. Es steht sehr viel Platz zur Verfügung, auf dem er sich ständig frei bewegen kann. Da kann man (seiner Ansicht nach) wohl schon mal die eine oder andere Ecke als Toilette opfern.
3. Durch Beachtung der Regel nach jedem Spiel, jedem Schlaf, nach dem Fressen und sonst mindestens jede Stunde muß der Hund raus ist es mittlerweile so, daß er sich oft nur aus Höflichkeit oder dem will to please (hahahaha, was haben wir gelacht!) ein paar Tröpfchen abringt. Manchmal fläzt er sich aber auch nur auf die Fußmatte, oder guckt in der Gegend umher oder rennt zur anderen Tür, um wieder reinzukommen. Seine Blasenkapazität ist aber groß genug, um in der Nacht ca. 6 bis 7 Stunden durchzuhalten. Er kennt also das unangenehme Gefühl einer drückenden Blase tagsüber gar nicht, und wurde leider zu selten in flagranti erwischt, als daß er das Tabu hätte verinnerlichen können. Also läßt er laufen, zumal
4. es draußen ja auch kalt und ungemütlich ist.
Deshalb wird ab sofort ein Programm der Strenge durchgeführt, mit folgenden Schwerpunkten:
1. Es geht nicht mehr dauernd raus, sondern nur nach längeren Zeiträumen (ca. 2 Stunden) oder wenn er sein Bedürfnis anzeigt, was er manchmal durch kurze Blicke nach draußen tut.
2. Die Überwachung wird verstärkt, um im Falle eines Malheurs sofort tabuisieren zu können.
3. Der heimelige, schon zwei mal benutzte Sch..ssplatz unter dem Ecktischchen wird verstellt.
4. Bei nicht akzeptierten Spielabbrüchen (Bellen), geht es zur Beruhigung für ein Viertelstündchen in den Kennel.
5. Zur Prävention der morgendlichen Beißwut wird vor dem Frühstück eine Runde gedreht.
Bin gespannt, ob und wann und wie das wirkt.

Endlich klappt's draussen mit dem "Bächlein machen"- ist eigentlich auch viel interessanter!
Spielstunde
Da Bonny und Yukon sich ja bald ein Büro werden teilen müssen, haben wir vermehrt Treffen der beiden arrangiert. Nach dem ersten Kennenlernen in Yukons Welpenschule und  einem Sonntagsspaziergang war ich mit Yukon bei Bonnys Welpenspielstunde zu Gast.
Außer den beiden und einer schwarzen Labrador Hündin (14 Wochen) war noch ein erwachsener Hütehund mir unbekannter Rasse anwesend, dessen Aufgabe es sein sollte, die Welpen zu trennen, falls sie zu heftig zur Sache gehen würden.
Dieser Hütehund etablierte in den ersten Minuten dem Neuling Yukon gegenüber seine Rolle sehr wirkungsvoll durch zwei- oder dreimaliges Anbellen. Zuerst habe ich es nicht verstanden, Yukon hatte aus meiner Sicht gar nichts falsch gemacht. Es war aber interessant zu sehen, wie sich Yukon mit eingezogenem Schwanz und "ohne Widerrede" trollte. Später durfte er dem Alten auch mal die Lefzen lecken, aber dessen Autorität stand für alle drei Welpen fest.
In der Folge vermeinte ich weiter zu sehen, daß Bonny ihrerseits Yukon vor der wilden und körperlich überlegenen Labrador Hündin "schützte", indem sie sich in die Rangelei zwischen den beiden einmischte, wobei sie immer die Schwarze packte.
Die Interaktionen zwischen Bonny und Yukon hielten sich durchaus im Rahmen das Vertretbaren.
Es ist nicht immer einfach das zu sehen, da im Hundespiel alles so schnell geht.


Bonny und Yukon beim Spiel.

Beim nächsten Treffen war dann aber für alle deutlich zu sehen:
- Bonny dominiert und unterwirft Yukon, läßt aber sofort ab, wenn er fiept (was allerdings nur zweimal in dieser Dreiviertelstunde vorkam).
- Bonny läßt sich oft auch verbal aus einer Rangelei abrufen. Wenn nicht, kann man sie gefahrlos (?) wegziehen.
- Falls man das macht, muß man allerdings gleichzeitig Yukon zurückhalten, da er sich sonst die Gelegenheit nicht entgehen läßt, ungestraft in irgendein Körperteil von Bonny zu beißen.
- Bonny hat, trotz heftigem Geknurre und Gefauche, das einem das Blut in den Adern gefrieren läßt, dennoch eine Engelsgeduld. Yukons Defensivdrohen geht nämlich blitzartig in Angriff über, und er packt sie hart. Mindestens zweimal hing er quasi an ihrer Lefze, was ungemein schmerhaft gewesen sein muß.
- Abgesehen davon greift er aber auch von selbst an.
Erfreulicherweise konnte man außer Rangeleien auch folgende gemeinsame friedliche Aktivitäten beobachten:
- gemeinsames Suchen, Ausgraben und Auffressen eines halben Dutzend in den Schnee geworfener Leckerli, Schnauze an Schnauze, ohne jede Aggression;
- gemeinsames Trinken aus dem See;
- Zusammenarbeit beim "Stellen" eines passierenden Hundes, der zu alt war, um zu spielen. Er wurde durch perfekte Aufstellung schräg von vorn links und rechts von den kleinen Raufbolden blockiert;
- Zusammenhalt beim Spiel mit einem anderen Rüden, zusammen ging es nach artiger Begrüßung und Schnüffelei auf ihn, der es sich nicht verdrießen ließ und den Kleinen mal zeigte, was Rennen heißt;
- gemeinsames Explorieren geheimnisvoller, schneebedeckter Baumstämme.
Die Leidtragende dieses Tages war unsere kleine Enkeltochter, die mehrfach unabsichtlich umgerissen wurde, aber auch von Yukon unartigerweise angesprungen wurde. Das müssen wir ihm unbedingt noch abgewöhnen, bei aller Liebe zu kleinen Mädchen.

Bonny und Yukon - she's the boss...
Schliesslich folgte ein Treffen, zu dem auch noch Bonnys Bruder Buddy dazustieß. Er kam mit seinen Menschen und einer kleinen Jack Russell Hündin, Cora.
Yukon findet es inzwischen offenbar völlig normal, zwei Cani Corso auf einmal zu provozieren und sich mit ihnen herumzubalgen. Das Problem im Büro wird künftig sein, entsprechende Spiel- und Ruhezeiten zu etablieren.
An Cora übte Yukon seine Männlichkeit schon mal für später; wie sich herausstellte war sie noch läufig (was wahrscheinlich der Grund ist, daß sie ihn gewähren ließ)! Mir wäre es in dem Moment ehrlich gesagt lieber gewesen, wenn er sich die typische Abfuhr geholt hätte, die aufreitenden Rüden normalerweise zuteil wird.

Spaziergang zum Saugatter.
Am Wildschweingatter
Neulich unternahmen wir einen Ausflug zum Wildschweingehege. Ein zukünftiger Jagdbegleithund oder auch nur ein Familienhund der im Waldrandgrundstück lebt kann ja gar nicht früh genug Wild kennenlernen, und um so besser, wenn dies kontrolliert und behütet passiert.
Vom Parkplatz aus ist es ein halber Kilometer zu gehen; diese Strecke absolvierten wir unter kurzweiligen Spielen wie "Hier", Erkundungen der Spuren anderer Hunde, Apportieren von Tannenzapfen und dem Passierenlassen fremder Menschen (zweimal Frau mit Kind - sehr, sehr schwer). Natürlich hagelte es Lob in Hülle und Fülle und in Form von zu Leckerchen verarbeiteten Geflügel-Wienern.
Am Gehege angekommen mußten wir zu unserer Enttäuschung feststellen, daß kein einziges Wildschwein da war. Und das an der Fütterungsstelle, wo sich normalerweise ein Dutzend von ihnen versammelt, um gnädig Brot in Empfang zu nehmen.

Die Wildschweine liessen auf sich warten.
Nur ein paar Krähen kreisten über dem Waldstück und  schienen uns auszulachen. Die Spuren im Gehege verrieten jedoch, daß die Schweine keineswegs Opfer des harten Winters geworden sein konnten oder gar zur Kompensation irgendwelcher im Schnee steckengebliebener Fleischtransporte herangezogen worden waren. Sie waren da, nur eben nicht zu sehen.
Also hieß es, das Gehege zu umrunden. Das ist noch einmal ein Weg von vielleicht 2 Kilometern.
Auf halber Höhe der ersten Längsseite des Saugatters fiel auf, daß Yukon uns auf etwas hinweisen wollte. Er lief mehrmals nach vorn, stoppte dann und blickte in Richtung des dichtesten Waldes im Gehege. Und tatsächlich, nach ein paar Augenblicken sahen wir auch, was er nur gerochen haben konnte. Auf dem Bild (unten) kann man sehen, daß da links von der Buche eine mächtige Sau steht. Dieses Wildschwein sowie einige kleinere, die es begleiteten, waren leider nicht dazu aufgelegt, sich uns zu nähern, so daß Yukon sie auch hätte sehen können.

Im Hintergrund eine imposante Sau.
Jedoch wurde unsere Geduld dann auf der anderen Seite des Geheges belohnt - Yukon sah sich plötzlich vier Schweinen gegenüber. Ohne Angst zu zeigen, blaffte er sie sogar an. Was in freier Wildbahn unter Umständen den Tod des Menschen bedeuten könnte. Griffe das Schwein dann nämlich an, könnte sich der Hund sicher noch durch Flucht retten - aber der unbewaffnete Mensch ist gegen die Hauer dieser Tiere machtlos.

Schneespass.
Erinnerungen an Baldwin
In den vergangenen Wochen war folgender Satz häufig bei uns zu hören: "Das hätte Baldwin nie bzw. ganz anders gemacht!"
Es ist schon faszinierend, wie individuell Hunde doch sind! Und das offenbar weit über die rassetyp-ischen Wesensmerkmale hinaus.
Wir Ex-Beagle und jetzt Labrador Besitzer haben inzwischen gelernt: Wenn dein Labrador beim Spaziergang nicht zu sehen ist, dann liegt das nicht daran, daß er die Gegend jenseits des Horizonts erkundet, wie ein Beagle das ganz selbstverständlich tut, sondern er ist einfach nur hinter dir. Manchmal läuft er ja auch vor, aber nur ein paar Meter, dann setzt er sich hin und wartet.
Konnte Beagle Baldwin jemals im Bogen geworfene Leckerchen nicht im Flug fangen? Ich kann mich nicht erinnern und hab immer gemeint, Hunde könnten so was von Natur aus. Bonny, Yukon und auch Yukons Mutter überraschten mich damit, daß sie das Leckerchen nicht nur zu Boden fallen lassen, sondern mitunter sogar glauben, es müsse noch in der Hand sein. Man zeigt wo es liegt, aber die Hand wird beschnüffelt, und das Leckerchen liegt nur wenige Zentimeter von der Nase weg, ohne daß es sofort gefunden wird.
Offenbar ist die Retrievernase (noch?) nicht so gut. Dabei steht in jedem Buch, was für eine tolle Nase Retriever haben...

Beagle Baldwin - schrullig und unvergessen.
In manchen Büchern steht auch, wie man eine Fährte legt: bei jedem Schritt einen Leckerbissen, und der Jackpot am Ende, das Ganze wenige Meter lang und dann setze man den Hund auch noch auf den Anfang der Fährte.
Ich hab mich oft gefragt, welchen Sinn das haben soll. Bei so was hätte Baldwin nicht einmal bemerkt, daß es eine Herausforderung oder auch nur ein Spiel sein soll, stattdessen hätte er sich wohl gefragt, was das für eine lustige neue Art der Fütterung ist.
Langsam beginnt mir dank Yukon zu dämmern, wie vergleichweise gut Baldwins Nase war. Oft haben wir ja mit ihm folgendes gespielt: In den Keller gehen, ein paar Futterbröckchen aus der Tonne nehmen, ihn dann dort sitzen und warten lassen, während wir die 3 oder 4 Bröckchen im Wohnzimmer möglichst unauffindbar versteckten. Dann wurde er gerufen und durfte suchen. Er hat immer und alles in kurzer Zeit gefunden.
Oder bei dem, was er unter Apportieren verstand: in irgendeine Richtung, die annähernd der Wurfrichtung entsprach, rannte er los. Irgendwann würde der Stock schon in den Wind kommen, und die Nase ihn hinziehen. Das funktionierte tatsächlich nicht selten.
Anders ist es bei den Augen. Wir wissen inzwischen, daß Yukon fliegende Enten aufmerksam visuell verfolgt. Baldwin hätte nie ohne triftigen Grund seine Nase mehr als ein paar Zentimeter vom Boden erhoben, und Vögel waren für ihn Luft. Auch sonst gab es da oben für ihn einfach nichts interessantes zu sehen. Es sei denn, jemand warf Leckerchen im Bogen oder man mußte herausfinden, was gekocht wurde.
Yukon schaut fern, klettert auf bedenklich schwankende Möbel oder andere Dinge, läuft auf Schachtgittern und aus eigenem Antrieb durch den U-förmigen Tunnel beim Welpenkurs, obwohl das noch gar nicht dran war.
Bei Baldwin undenkbar. Sein größter Albtraum muß dies gewesen sein: die Überquerung einer stählernen Hängebrücke in den Alpen.

Baldwins Albtraum....
Yukon jagt, erbeutet und verzehrt Motten, Spinnen und Fliegen. Baldwin lief höchstens mal einer Spinne, die auf dem Boden rannte, hinterher, wenn man ihn dazu aufforderte. Sobald sie sich totstellte, wurde sie berochen, dann mit einem verächtlichen Schnauben links liegen gelassen. Allenfalls stupste er sie leicht mit der Pfote an.
Yukon ist eher der Draufgänger. Wenn er ganz wild ist, ist selbst am Nackenfell auf den Boden ziehen in Rückenlage und scharfes, lautes "Nein" für ihn nur ein Signal, daß das Beißspiel jetzt noch wilder weitergeht.
Weder mit Wasser noch mit Bürsten oder anderen Pflegeutensilien durfte man Baldwin kommen, der running gag war, wie er still und heimlich irgendwohin verschwand, wenn das Wort "Pfotensalbe" ertönte. Dabei ist da ja nun wirklich nichts dabei, aber er mochte es nun mal nicht leiden, wenn an ihm pflegend herumgemacht wurde. Hier ist Yukon ziemlich gelassen, läßt sich sogar die Zähne putzen und die unangenehme Situation in der Badewanne versucht er durch einen schnellen Sprung, statt wie Baldwin durch markerschütterndes Geschrei, zu lösen. Am Haus vorbeigehende Passanten müssen nun nicht mehr, wie früher, glauben, daß es bei uns zu Mittag "lebenden Hund am Spieß gebraten" gibt.
Apropos Wasser. In den langen Jahren hatte sich Baldwins Wasserscheu soweit gemildert, daß er als eine Art Thermometer funktionierte. Pro Grad Celsius mehr ging er ungefähr einen halben Zentimeter tiefer in Gewässer, vorausgesetzt es handelte sich nicht um welche, die Wellen ans Ufer klatschen ließen.

Letzter Schnee auf Baldwins Grab.
Bei kälteren Temperaturen oder gar Minusgraden, ging er nicht mal in die Nähe von Wasser. War es kühl, trank er vielleicht ein wenig, dabei sorgsam bedacht, die Pfoten trocken zu halten. Betrat er das Wasser, mußte schon angenehmes Wetter sein. An tollen Sommertagen wurden schon mal die Hoden durch vollständiges Eintauchen derselben gekühlt. Watete er sogar ein paar Schritte fast schwimmend dahin, war die Hitze unerträglich.
Nur das schwarze Deckhaar und der Kopf mußten immer trocken bleiben und durften niemals durch das kleinste Tröpfchen Wasser entweiht werden. Deshalb glich seine Haltung im Wasser kurioserweise immer irgendwie der einer Frau, die gerade beim Frisör war und die teure Dauerwelle beim Schwimmen nicht ruinieren möchte.
Yukon ist da anderes. Bei gerade mal 10°C mußte ich ihn schon fast zurückhalten, als er für meinen Geschmack zu weit in die von Schmelzwasser angeschwollene Lauchert ging. Wäre das Wasser ruhiger gewesen, hätte er bestimmt sein Schwimmerdebüt gegeben


Alle Fotos: Ingo Wechsung
(c) Text 2010

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