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Vom Welpen zum Junghund


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Vom Welpen zum Junghund - Am Beispiel des Kleinen Münsterländers
Von Cornelia Bögli

Da mir die Umgebung meines zukünftigen Welpen sehr wichtig ist und für mich auch die Chemie zwischen Züchter und mir stimmen muss, besuchen wir trotz grosser Distanz (wir leben in der Schweiz, der Züchter in Deutschland) die fünf Wochen alte Venus.
Mit acht Wochen holen wir sie dann aus der Nähe von Frankfurt. Dies bedeutet eine reine Fahrzeit von vier Stunden. Um dem Welpen möglichst wenig Stress zu bereiten, fahren wir schon am Vortag nach Deutschland. Wir können so die Heimreise bereits am Vormittag antreten und sind nicht erst am Abend wieder zu Hause.
Ausgerüstet mit Halsband, Leine, Führgeschirr, Wasser, Napf und Box, können wir nach Erledigung der Formalitäten und guten Gesprächen den Heimweg antreten. Die Box wird von Venus nicht akzeptiert , so dass sie auf meinem Schoss Platz nimmt. Die Reise verläuft mit mehreren Rasten, wo sich Venus bewegen und lösen kann, sehr gut.

Oben: Venus (5 Wochen alt) beim Züchter. Unten: 8 Wochen alt - Abschied von Mutter.

Im neuen Heim geht’s auf Erkundigung von Haus und Garten.
Da wir Venus nicht im Schlafzimmer haben möchten, schlafe ich mit ihr für die ersten 8 Wochen im Zimmer meines Sohnes, der nicht mehr zu Hause lebt, mit der Tür offen gegen den Flur, wo Venus ihren Schlafkorb hat. Dies ist gut für die Bindung und ich bekomme mit, wenn sie unruhig wird und nach draussen muss. Die Box steht im Zimmer, muss aber offen sein, damit Venus darin schläft.

Interessant ist, dass sie die ersten drei Wochen kaum eine Pfütze hinterlässt. Danach eine Phase von drei Wochen, wo sie sich doch mehrmals drinnen versäubert. Möglich ist, dass ich sie nicht gehört habe. Kotabsatz war nur einmal zu verzeichnen. Mit 16 Wochen ist sie zuverlässig sauber und zeigt an, wenn sie nach draussen muss.
Die Bewegungen sind am Anfang noch unkoordiniert, so dass sie sich beim Rennen über den Abhang im Garten überkugelt. Auch beim Spielen mit dem Ball muss darauf geachtet werden, dass sich Venus nicht überschlägt und auch keine zu engen Wendungen macht, um ihre Gelenke zu schonen. Die Treppen im Haus dürfen von ihr nicht begangen werden, sie wird bis zum sechsten Monat getragen. Auch beim Spielen mit anderen Hunden schaue ich darauf, dass die Kräfteverhältnisse ausgeglichen sind und das Spiel nicht zu grob wird.
Venus reagiert gut auf Spielzeug (Seilknoten, Boudin und Ball) und lässt sich damit auch gut heran rufen. Ich übe täglich in mehreren kurzen Sequenzen das Herbeikommen mit Belohnung, Spiel oder Leckerli.

Oben: Welpenspielstunde.
Unten: Spiel mit Tibet Terrier Oriad.

Um die Sozialisierung zu fördern, besuche ich an zwei Tagen in der Woche je eine Welpenspielstunde von verschiedenen Anbietern.
Gute Tipps habe ich dort erhalten, z.B.: Leckerli am Körper in der geschlossenen Hand. Zuerst die Hand unter das Halsband führen und erst dann das Leckeli geben. Niemals nach dem Hund grabschen, sonst lernt er auszuweichen. Den Hund nicht beim Namen rufen, wenn er in der Gruppe ist, sondern mit Gestik, Fortrennen oder Lockrufen dazu bringen, dass er kommt. Er lernt sonst, seinen Namen zu überhören. Wenn nötig, muss er wortlos abgeholt werden.

Oben: Erstes Vorstehen mit 3 Monaten.
Unten: Mit 4 Monten auf der Spur.

Nach einigen Tagen beginnen kurze Ausflüge in den Wald und über Felder. Venus wird möglichst ohne Leine geführt. Ich trainiere sie, auf mich zu achten und mir zu folgen. Bewusst rufe ich sie nicht, wenn ich an einer Kreuzung die Richtung ändere. Mit der Zeit wird ihr Radius grösser und ich verstecke mich hinter einem Baum, wenn sie nicht auf mich achtet. Dies führt dazu, dass sie sich alle drei bis zehn Sekunden nach mir umdreht, um mich im Auge zu haben. Mit sieben Monaten sieht sie fast immer, wenn ich mich versuche zu verstecken.

Oben: Vorstehen kann man auch mit dem Hinterlauf... (4 Monate).
Unten: Ausflüge in Wald und Feld
(4 Monate).

Um die wichtige Prägungsphase der ersten 16 Wochen zu nützen, unternehme ich sehr viel mit Venus. Sie kommt mit mir in die Therapie, in die Stadt, an den Bahnhof, ins Restaurant, ins Einkaufzentrum und auf Besuch. Ich spaziere an verschiedenen Orten und gewöhne sie auch an Wasser in Bächen und am See. Auf den Spaziergängen treffen wir auch auf unterschiedliche Hunde.
Um sie auch geistig auszulasten, übe ich mit ihr das Apportieren mit einem Futterbeutel. Venus lernt so, dass das Zurückbringen das Öffnen des Beutels bedeutet, wo sie selber Futter herausholen kann.
Bei Futterfährten ist sie so motiviert, dass sie Stücke überläuft. Mit Schleppen klappt es viel besser. Beliebt ist auch die Futtersuche, die sich auch im Haus gut durchführen lässt.

Brav macht sie "sitz".

Schon als Welpe steht Venus vor. Diese Anlage festigt sich mit den Monaten. Dies nutze ich aus, um sie ins Sitz zu bringen, wenn sie mir auf diese Weise „Wild“ anzeigt, normalerweise Vögel. Ich habe den Befehl „Sitz“ gewählt, weil sie diesen gerne ausführt. Als Belohnung gibt’s Spiel, Leckerli oder Erkunden des interessanten Grundes.
Gefüttert wird sie dreimal am Tag. Um das Futter zu erhalten, muss sie sich setzen und bleiben. Die erste Zeit wird sie von mir zurückgehalten, damit sie nie zum Futter kommt ohne Erlaubnis. Schon mit 4 Monaten kann ich auch Wurststücke vor sie hinlegen und sie nimmt sie nicht, wenn der Befehl nicht aufgehoben ist. Auffällig ist, dass Venus als Welpe beinahe nach jeder Mahlzeit den Schluckauf bekommt.

Venus beobachtet ein Insekt.

Sie wächst pro Woche etwa 1 cm und nimmt 500 Gramm an Gewicht zu. Mit 8 Wochen ist sie 5.5 kg schwer und 35 cm gross, mit 6 Monaten 17.5 kg und 51 cm gross.
Der Zahnwechsel beginnt bei Venus früh. Mit 16 Wochen hat sie schon den ersten Milchzahn verloren. Mit 61/2 Monaten ist das Gebiss vollständig.
Den Garten hat sie schnell erobert und meldet deshalb schon als Welpe, wenn sich in der Umgebung etwas tut. Laut gegeben hat sie schon mit 12 Wochen das erste Mal.
Mit fünf Monaten scharrt sie zum ersten Mal nach dem Kotabsatz. Dieses Verhalten zeigt sie auch mit 7 Monaten nicht immer.
Der Fellwechsel beginnt auf dem Rücken mit 5 Monaten. Langsam entstehen auch die Fahne , die Federn und die Hosen. Die braunen Partien werden grösser und kleine weisse Markierungen verschwinden, z B. die weisse Stirnzeichnung. Zudem gibt es immer mehr braune Punkte im weissen Fellteil.
Die Entwicklung vom Welpen zum Junghund ist eine spannende Zeit, die viel Engagement und Zeit braucht, aber auch wie im Fall von Venus sehr viel Freude bereitet. Sie ist nun ein aufgestellter, aufmerksamer und freudig arbeitender Junghund mit sehr gutem Appell.

Venus mit 6 Monaten.

Alle Fotos: Cornelia Bögli
(c) Text 2010

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