Der Kleine Münsterländer Im Mittelalter war über ganz Europa eine Gruppe von Hundetypen verbreitet, die man damals unter dem Namen Vogel- oder Habichthunde zusammenfasste, da sie dazu dienten, das Wild für den Beizvogel aufzustöbern und in geeignetes, offeneres Gelände zu treiben, wo Falke oder Habicht es schlagen konnten. Vogelhunde wurden ausserdem dazu verwendet, gefundenes Wild durch Vorstehen anzuzeigen und gelten deshalb als die Vorfahren vieler heute verbreiteter Vorsteh- und Stöberhunderassen. |
Welpe Venus. Titelfoto: Rüde Grisu |
Ihrer Anregung und der Leidenschaft einer Handvoll anderer Kynologen ist es zu verdanken, dass man im Münsterland und auch im angrenzenden Holland begann, sich näher mit diesen alten Hundeschlägen zu beschäftigen. Der Beginn der planmässigen Zucht liegt nur hundert Jahre zurück; lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei nachweisen, ob es sich bei den westfälischen Wachtelhunden um eine autochtone „Rasse“ handelte und wieviele andere, bereits etablierte Rassen bei der Entstehung des modernen Kleinen Münsterländers mitwirkten. Man weiss aber, dass bei einem frühen Zuchtversuch nachweislich Spaniels, Deutsch Langhaar und Epagneul eingekreuzt wurden. Andere Meinungen sehen im Kleinen Münsterländer einfach eine Weiterzüchtung des Epagneul Breton, der während der Napoleonischen Feldzüge auch nach Deutschland gelangt war. Sicher ist, dass der „Spion“ oder das „Magisterhündchen“, wie man den Kleinen Münsterländer in seiner Heimatregion ursprünglich nannte, nun als „Heidewachtel“ bekannt wurde. Der erste Verein gründete sich 1912. 1930 spaltete sich der Deutsche Heidewachtelclub ab. 1949 vereinten sich beide Vereine wieder, um in den 50er Jahren noch einmal für kurze Zeit getrennte Wege zu gehen. Die endgültige Wiedervereinigung erfolgte 1962. Der Gründungsname des Klubs von 1912 lautete übrigens Verein für Kleine Münsterländer Vorstehhunde (Heidewachtelhunde), heute heißt er Verband für Kleine Münsterländer Vorstehhunde e.V. Der erste Rassestandard wurde 1921 verfasst; die letzte aktualisierte Version (FCI Standard 102) stammt aus dem Jahr 2004. |
Grisu |
Der Präfix „Kleiner“ dient wohl in erster Linie der sprachlichen Unterscheidung der Rasse von ihrem Namensvetter, dem Grossen Münsterländer Vorstehhund, der ursprünglich eine Farbvariante des Deutsch Langhaar war. Nachdem 1878 mit der Formulierung des Standards die Farbe schwarz-weiss für den letzteren jedoch abgelehnt und 1908 endgültig ausgeschlossen wurde, gründeten Befürworter des nun in seinem Fortbestehen gefährdeten Farbschlags 1919 den Verein für die Reinzucht des langhaarigen, großen, schwarzweißen Münsterländer Vorstehhundes und formulierten 1936 einen ersten eigenen Rassestandard. Trotz seiner exzellenten Jagdanlagen blieb der Grosse Münsterländer mit einer Widerristhöhe bis zu 65 cm und den ausschliesslichen Farben Schwarz-Weiss, Schwarzschimmel und beide mit Lohabzeichen, in seiner Popularität bei den Jägern deutlich hinter dem Kleinen Münsterländer zurück, dessen erlaubte Farben (Braun-Weiss, Braunschimmel, mit und ohne Lohabzeichen) und geringere Widerristhöhe (Rüde 54 cm, Hündin 52 cm, jeweils +/- 2 cm erlaubt) ihn optisch klar vom Grossen unterscheiden. |
Grosse Münsterländer Hündin Aika. |
Laut VDH Statistik wurden 2009 vom Grossen Münsterländer 370 Welpen eingetragen, vom Kleinen hingegen 1202, was diesen zahlenmäßig immerhin fast mit dem Deutsch Kurzhaar gleichziehen lässt. Auf Grund der wachsenden Beliebtheit der Rasse auch im Ausland wurde 2006 der Verband für Kleine Münsterländer-International gegründet, dessen Mitgliedstaaten aktuell ausser Deutschland auch Belgien, Frankreich, Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Österreich, Schweiz, Tschechien und die USA sind. Im Gegensatz zu den Klubs in anderen Ländern, empfiehlt der deutsche Verband seinen Züchtern Welpen nur an Jäger abzugeben. Denn obwohl der Kleine Münsterländer unzweifelhaft ein intelligenter, lebhafter Hund mit einem grundsätzlich aufgeschlossenen und freundlichen Naturell ist, der bei angemessener Haltung eine intensive Bindung an seinen Menschen aufbaut, darf doch nie übersehen werden, dass es sich hier um einen äusserst bewegungsfreudigen Arbeitshund mit stark ausgeprägtem Beutetrieb handelt, den man nicht so ohne weiteres zum reinen Spiel- und Sporthund umfunktionieren kann. Kommt hinzu, dass er schon als Welpe und junger Erwachsener sehr konsequent und mit Verstand erzogen und ausgebildet werden muss, da gerade seine Intelligenz und gute Beobachtungsgabe ihn sonst unweigerlich dazu verleiten würden, die Schwächen und Erziehungsfehler seines Herrn zu seinen eigenen Gunsten auszunutzen. |
Grisu |
Fotos 1, 3, 5: Christian Brinkmann; 2 Cornelia Bögli; 4 Ilona Janssen > Erfahrungsbericht
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