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Der lange Weg zum leinenlosen Glück (1)


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Der lange Weg zum leinenlosen Glück (Teil 1)
von Tanja Winkler

Wie das Schicksal uns zu Setterin Brandy brachte
Es war einmal ...ein heißer Augusttag im Jahre 2003. Aus für mich unerklärlichen Gründen fing ich an, im Internet auf Tierschutzseiten zu stöbern. Irgendetwas trieb mich dazu. Wir hatten damals zwei Katzen, und die Anschaffung eines Hundes stand überhaupt nicht zur Diskussion. Doch dieser innere Drang ließ mich nicht los. Jeden Tag aufs Neue klickte ich mich durch sämtliche Websites. Über die Ausmaße des Elends war ich mir nie bewusst gewesen und bedauerte, nicht schon früher aktiv geworden zu sein.
Als das schicksalhafte Inserat auf dem Bildschirm erschien, war ich wie vom Blitz gerührt. Denn Brandys Augen trafen mitten in mein Herz. Sie sollte zu uns kommen; dieser Hund und kein anderer! Obwohl wir eigentlich gar keinen Hund gewollt hatten…
Ich glaube ans "Schicksal", und jeder, der schon einmal "Liebe auf den ersten Hunde-Blick" erlebt hat, wird nachvollziehen können, wie mich diese Setterhündin berührte.
Dennoch keimten einige Zweifel auf: würden wir es schaffen, einem Tier mit unbekannter Vorgeschichte gerecht zu werden?
Durch interne Schwierigkeiten zwischen zwei
Organisationen zog sich Brandy´s Einzug hin. Geplant war der 16. September (zufällig an meinem Geburtstag). Am 4.10.2003 war es dann wirklich soweit; ich war total aufgeregt und neugierig was mich erwarten würde.

Ganz steif befreite ich Brandy aus der Transportbox. Wir gingen erst mal alle vier Pfoten vertreten. Nach einigen Minuten sprang sie in unseren VW Bus als wäre sie niemals anderswo gewesen und verschlief beinahe die ganze Heimfahrt. Zuhause angekommen zeigte sie sich freundlich, allerdings gab es Startschwierigkeiten mit unseren Katzen.
Nichts woran wir nicht arbeiten könnten, dachte ich, und dieser Satz sollte mich noch sehr lange begleiten …!
Brandy lebte sich gut ein, konfrontierte uns allmählich mit ihren alten Ängsten, an denen es zu arbeiten galt. Ich scheute keine Mühe, jegliche Informationen über Jagdhunde zu inhalieren, um unseren Hund besser zu verstehen. An meine Grenzen stieß ich eines Tages trotzdem.

Der Jagdtrieb bricht durch
Das Sprichwort "Der Weg ist das Ziel" war zu Anfang mein Motto. Doch was ist, wenn dieser Weg nicht zu enden scheint? Sich damit abfinden, niemals da anzukommen, wo man hin möchte? Schon als ich Brandy bekam, war ich
entschlossen, meinen Hund ausschließlich sanft und liebevoll zu erziehen.

Wegen ihrer schlechten Vergangenheit packte ich sie in Watte, setzte nötige Grenzen zu locker oder auch gar nicht. Heute erkenne ich dies und denke, viele Hundehalter machen mit Tierschutzhunden den selben Fehler.
Während ihrer Eingewöhnungsphase bei uns in Deutschland zeigte Brandy sich sehr umgänglich und nicht sonderlich interessiert an Vögeln oder Wild. Das änderte sich allerdings schlagartig als mit dem Winter die ersten Zug- und Wasservögel am Fluss eintrafen. Erst jetzt erkannte ich, wieviel natürlicher Jagdtrieb in diesem Setter steckte. Trotz Winterkälte schwamm sie den Enten hinterher und war nicht mehr ansprechbar.
Die Schleppleine wurde deshalb im ersten gemeinsamen Winter unser "ständiger Begleiter".
Im Frühling startete ich dann die ersten Ableinversuche. Frau Hund, hellauf begeistert, rannte als wäre der Teufel hinter ihr her. Einige Zeit klappte das auf freiem, übersichtlichen Gebiet sehr gut. Dann fing sie an, Vögel und Hasen zu hetzen, war nicht mehr auf
nahmebereit für meine Kommandos. Sie kehrte zwar nach wenigen hundert Metern wieder um, war niemals ganz verschwunden; dennoch konnte ich so nicht weitermachen - unkontrollierte Hunde sind eine Gefahr für sich selbst und die Umwelt.
Die gängigen Erziehungskurse brachten keine dauerhafte Lösung
Ich besuchte einige Kurse, um unter Anleitung einen guten Grundgehorsam mit Brandy aufzubauen. Ich konnte auf diese Weise einiges lernen, Fehler ausbessern, doch leider blieben wir auf einem bestimmten Niveau stehen. Es ging nicht voran, und heute weiß ich warum: das "Jagdproblem" wurde nämlich bei den Kursen gar nicht in Angriff genommen, da die Trainerin keine Erfahrung mit Jagdhunden hatte.
So stand ich wieder allein auf weiter Flur, übte an der Schleppleine bei Wildkontakt immer wieder das "Hundeeinmaleins" bis wir soweit waren, dass Brandy in bekanntem, übersichtlichen Gebiet relativ kontrollierbar wurde. Allerdings immer unter "Vorbehalt", Restrisiko und Adrenalinschüben für mich. Ich war ruhelos, konnte Brandy nicht die nötige Freiheit und das Vertrauen schenken, welches sie doch brauchte, um ein glücklicher Setter zu sein...
Diese ständige Angst vergiftete meine Gedanken und die Beziehung zu meinem Hund. Ich konnte unsere Ausflüge in die Natur nicht vollends genießen, obwohl mich Brandy immer wieder positiv überraschte, denn sie wurde abrufbarer, setzte sich bei Wildkontakt bereits eigenständig hin usw. Doch das ABER blieb. Sie gehorchte, doch teilweise sehr zäh, und testete immer wieder ihre Grenzen. Ich hingegen wollte eine zuverlässige Begleiterin, mich wohlfühlen und entspannt durch die Natur streifen.
Als ich den Aufruf zum jährlichen Dressurlehrgang bei den Bamberger Jägern las, war ich zuerst unentschlossen. Aber wer sollte uns besser helfen können, als Menschen, die ihr ganzes Leben lang mit Jagdhunden und deren Ausbildung beschäftigt sind?
Nach einem langen Telefonat mit Schilderung unseres "Werdeganges" meldete ich uns zum Kurs an. Zunächst war ich skeptisch, aber aufgrund unseres "Stillstandes" in der Ausbildung auch offen für neue Wege.

Weiter zu Teil 2: Unser Tagebuch über den Kurs bei den Jägern

 

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