Jagdliche Frühförderung der Gebirgsbracken > Wissenswertes |
Jagdliche Frühförderung der Gebirgsbracken am Beispiel der Steirischen Rauhaarbracke Es ist soweit, ein Welpe ist bei Ihnen eingezogen, eine rauhaarige Gebirgsbracke um genau zu sein, und noch weist kaum etwas auf den grossartigen Jäger hin, der in diesem Fellknäuel steckt! Zu keinem Zeitpunkt in seinem Leben ist der Hund so aufnahmefähig für Eindrücke wie im ersten Lebensjahr, und wir wollen das nutzen. Natürlich soll der Hund auch ein angenehmer und gehorsamer Begleiter werden, seine wichtigste Aufgabe aber muss die Jagd sein! |
Also fangen wir an: Der Welpe muss im ersten Lebensjahr lernen was Beute ist! Gib ihm ab der 10. Woche so oft wie möglich Gelegenheit, frisch erlegtes Wild zu untersuchen, zieh es vor ihm her (Flucht verstärkt den Beutetrieb!), erweck es für ihn zum Leben (Wild oder Wildteile kann man an der Reizangel „fliehen“ und „springen“ lassen!). Falls der Welpe am Anfang zu vorsichtig ist, bessert sich das mit solchen Spielen; sollte es aber nicht ausreichen, etwa bei Schwarzwild oder Raubwild, hilft ein älterer Hund, der dem Welpen vertraut ist und der an diesem Wild passioniert anpackt. Man weiß ja, dass sogar der Wolf jenes Wild, das er nicht in seiner Jugend kennen gelernt hat, längere Zeit nicht als potentielle Beute behandelt. Wer also will, dass seine Bracke später sicher abwürgt oder packt, muss sie jetzt die richtigen Griffe üben lassen. |
Auch das Töten will gelernt sein. Es ist zwar angewölftes Instinktverhalten, muss jedoch in der entsprechenden Entwicklungsphase Gelegenheit haben, sich zu festigen! Vor allem sollte der Junghund in dieser sensiblen Zeit nicht entmutigt werden. Am besten lernt er mit seinem Meuteführer, dem Menschen. Wer sich also selbst fürchtet, wird schwerlich schneidige Hunde haben! Umgekehrt sollten übermütige vierläufige Draufgänger jetzt lernen, wann Vorsicht angebracht ist, sonst wird ihre jagdliche Karriere eine kurze sein! Natürlich gibt es hochpassionierte und talentierte Hunde, die vieles auf Anhieb richtig machen, aber Spitzenleistungen können sie auch bei besten Anlagen nur durch entsprechende Förderung erreichen. |
Bracken sollen mit tiefer Nase arbeiten, also fördern wir dies bei jeder Gelegenheit! Auch die ersten Futterschleppen sollten mindestens eine Stunde Stehzeit haben, denn erst dann ist mehr Witterung am Boden als in der Luft. Das ist auch für den Junghund nicht zu schwer; wir machen die Schleppen ja anfangs kurz, geradlinig, einfach, aber das Futter - die Beute also - ist stets ausser Sicht, und die Schleppe wird natürlich immer mit dem Wind gelegt! Bald fangen wir mit Haarwildschleppen an (wenn wir wirklich kein Schleppwild auftreiben können benutzen wir halt eine rohe Decke oder so etwas ) und wenn wir am Stück sind folgt ein „Fass das Wild-Spiel!“ und ein Leckerbissen. Sobald sich unsere Bracke hier leicht tut, werden Stehzeit und Schleppe länger, wobei der Hund aber immer (immer!!!) Erfolg haben soll! |
Wenn alles klappt können wir ab dem 5.-6. Monat beginnen, Fährten zu treten, mit und ohne gespritzten Schweiss. Auch das Verweisen soll nun schon geübt werden. Normalerweise haben unsere Bracken den Drang, ihren wichtigsten Meutengenossen, und hoffentlich auch Meuteführer, nämlich ihr Fraule oder Herrle, zum gefundenen Wild zu holen. Diese Anlage zu fördern ist nicht nur für die Jagdpraxis wichtig, es ist auch eine gute Gelegenheit beim Welpen die Führerbindung und die Erkenntnis zu festigen, dass der Hund nur gemeinsam mit uns erfolgreich ist. Gehorsam hingegen wird nie bei der Jagd geübt; wenn sich hier Mängel zeigen, muss man das separat üben, uns geht es darum die Jagdpassion zu fördern, und nicht unsere Autorität zu beweisen! |
Bracken arbeiten eigenständig! Bracken sind frei jagenden Hunde! |
Bracken sind Hunde für alle Nachsuchen! Wir müssen unserem Hund aber auch welche bieten damit er´s lernt. Jeder Abschuss bietet die Möglichkeit einer kleinen Suche - wir ziehen das Stück einfach noch hundert Meter, brechen es auf, warten eine Stunde (nur wenn es kühl ist!), und dann an den Riemen mit dem Welpen. Natürlich ist das nur eine Übung für Junghunde, bevor die Riemenarbeit auf der Übernachtfährte in den Vordergrund tritt. Aber unsere Bracke lernt immerhin einen echten Anschuss kennen und echte Krankwitterung, auch wenn das Stück nur wenige Meter gelaufen ist, und wir haben überdies eine Erfolgsgarantie für unseren Welpen. Viele Bracken dienen heute jedoch auch wenn sie fertig ausgebildet sind der raschen Nachsuche ohne lange Wartezeit, um die Verwertbarkeit des Wildbrets zu gewährleisten. Gerade bei solchen Arbeiten bewährt sich der gute Hatzer mit sicherem Spurlaut, enormem Spurwillen, unbedingter Spurtreue und ausgeprägter Wildschärfe, und genau auf diese Eigenschaften züchten wir unsere Steirische Rauhaarbracke! Das Wichtige ist dann aber zu wissen, wann ich einen Spezialisten holen muss. Die Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke hat allemal das Zeug zum Spezialisten auf der Wundfährte, aber nur Übung und Gelegenheit (viele, viele praktische Einsätze!) machen den Hund (und seinen Führer) zu echten Spezialisten. |
Bracken sind eher Problemlöser als Befehlsempfänger! Um ihre Arbeit, das anhaltende Jagen, die freie Suche, das zähe Stellen und Halten der Bail leisten zu können, brauchen Bracken ein hohes Maß an Unabhängigkeit, Jagdverstand, Beutewillen und Mut. Von hochpassionierten Solojägern, die Stunden lang auch an wehrhaftem Wild jagen sollen, fern von ihrem Führer und auf sich allein gestellt, kann man nicht den Gehorsam und die Hörigkeit eines Hühnerhundes oder Apportierers erwarten! Wir müssen beim Gehorsam deshalb behutsam vorgehen: ein Hund der gewöhnt ist, beim kleinsten Ruck an der Leine bestraft zu werden, wird am Schweißriemen durch jedes Hängenbleiben aus der Konzentration gerissen. Wenn unsere Bracke mal durchbrennt und jagen geht, soll sie beim Zurückkommen nie bestraft werden - sie verbindet die Strafe nämlich unweigerlich mit dem Zurückkommen, nicht mit dem Jagen, und kommt in Zukunft noch viel später! Wir schlucken also unseren Zorn herunter, am Platz geblieben sind wir ja sowieso, und loben unser Hundl wenn es zurückkehrt. Anschliessend üben wir das Down oder das Abpfeiffen etc. unter kontrollierten Verhältnissen. Wir fragen uns aber vor allem, ob wir unserer Bracke auch genug Gelegenheit zum Jagen geben, und genug Bewegung! Vor Beginn aller Übungen, gerade auch der Fährtenarbeit, sollten wir den Hund ausgiebig bewegen, damit er ruhig und konzentriert arbeiten kann. 10 – 20 km am Tag zu laufen ist ab dem 1. Lebensjahr nicht zu viel für eine durchtrainierte Bracke, schliesslich zeigen Studien an einem langen Jagdtag Laufleistungen von über 40 Km! |
Auch wenn gezielte Leistungszucht gewährleistet, dass unsere durchschnittliche Steirische Rauhaarbracke imstande ist, die genannten Leistungen bei ausreichender Förderung zu erbringen, hat jeder Hund Stärken und Schwächen. Wir müssen das erkennen, unseren Hund so akzeptieren, wie er ist, und ihn dann in Richtung seiner größten Stärke einsetzen. Es gäbe noch so viel zu erzählen und zu erklären, was den Rahmen dieser Einführung freilich sprengen würde, aber ich hoffe, diese Anregungen für das 1. Jahr haben Ihr Interesse geweckt und machen Lust auf all die Jagderlebnisse, die noch auf Sie und Ihren neuen Jagdkameraden warten! |
Alle Fotos (c) Johannes Plenk Weitere Informationen über
die Steirische Rauhaarbracke finden Sie hier: |
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