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Erfahrungen mit der


Steirischen Rauhaarigen Hochgebirgsbracke

 

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Erfahrungen mit der Steirischen Rauhaarigen Hochgebirgsbracke
Von Sabine Middelhaufe

Wie alle österreichischen Bracken zählt auch die Peintingerbracke zu den Solojägern, ist also nicht für die Arbeit in der Meute konzipiert. Sie arbeitet ebenso vor wie nach dem Schuss. Wie dabei ihre konkrete Aufgabenstellung aussieht hängt sehr vom Revier ab, in dem sie zum Einsatz kommt.
In ihrer Heimat wird die Peintinger bei der echten Brackierjagd ausschliesslich auf Hasen und Füchse angesetzt - gesundes Schalenwild muss sie also ignorieren - und soll dabei zunächst einmal in einem Radius von mindestens 300 m in kreisenden Suchbewegungen die Nachtfährte finden. Übrigens gibt sie, im Gegensatz etwa zu den italienischen Laufhunden, erst auf der warmen Fährte Laut, die freilich bei einem reichlichen Vorsprung des Hasen schon bis zu 20 Minuten alt sein kann. Stimmlich zu signalisieren, dass sie die Nachfährte von Meister Lampe gefunden hat ist jedenfalls unerwünscht und ein Fehler, den die Rasse nur ausnahmsweise macht.
Hat die Steirische Bracke einmal die warme Fährte aufgenommen, erwartet man, dass sie das Wild möglichst solange jagt, bis ihr Führer zum Schuss kommt. Insbesondere am Hasen sollte sie im Bedarfsfalle bis zur Erschöpfung "dran bleiben", und die so genannten Langjäger, die auch ohne weiteres 2 Stunden spurlaut sind, werden für die Zucht üblicherweise bevorzugt.
Wie alle Bracken, sagt auch die Steirische ihrem Führer durch Klangfarbe und Frequenz, welches Wild sie verfolgt. Eine helle Stimme verweist auf den Hasen, ein im Vergleich dunklerer Ton auf den Fuchs, und beim Schwarzwild schliesslich schwingt in der tiefen Stimme deutliche Angriffslust mit. Der erfahrene Brackenführer weiss ausserdem, dass sein Hund umso lauter und häufiger Laut gibt, je näher er dem Wild kommt; sticht er es, ertönt oft ein charakteristischer Schrei, "Heblaut" genannt.



Mut, Entschlossenheit und Beutetrieb auch hinterm Fuchs zu demonstrieren ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal, denn Bracken, denen schon bei Reineke der Schneid ausgeht, werden niemals Sauen jagen und solcher Mangel an Courage ist bei dieser Rasse unerwünscht. Die Peintinger ist nämlich nicht nur dafür geeignet, ihren Führer an der langen Leine auf der Nachtfährte des Schwarzwildes zu dessen Einstand zu führen, sondern auch bei der eigentlichen Sauhatz ein hervorragender Gehilfe, da sie das Wild anhaltend und laut in Bewegung hält und mit einer gesunden Mischung aus Schärfe und Jagdverstand versuchen wird, es fest zu machen.
Gerade für den Jäger, der gern allein mit seinem Hund oder wenigen Waidgenossen jagen geht, ist die Steirische Bracke wegen ihrer Vielseitigkeit also eine gute Wahl, denn sie kann neben den schon genannten Funktionen eben auch als Schweisshund eingesetzt werden, der die direkte Begegnung mit dem kranken Wild nicht scheut.
Leider entspricht ein ausdauernd laut jagender Hund nicht immer den Wünschen oder Revierbedingungen des Jägers. In Österreich ebenso wie in Deutschland wird die Peintingerbracke aufgrund der fast ganzjährigen Schalenwildbejagung fast vorwiegend als Schweisshund mit sicherem Hatzlaut eingesetzt.
Soll sie hingegen bei den üblichen Bewegungsjagden verwendet werden, gibt man als Durchgehschütze vielfach Bracken den Vorzug, die nur 10 - 20 Minuten laut jagen und somit nicht sehr lange ausserhalb des Einflussbereichs ihres Führer arbeiten. In den oft von zahlreichen Strassen durchzogenen Revieren ist das nicht ganz unverständlich. Sollen die Bracken vom Stand geschnallt werden und weiträumig suchen und jagen, wie das von der Wildbiologie heute gefordert wird, braucht man anhaltend jagende Hunde und grosse Jagdgebiete - dies entspricht auch eher der Arbeitsweise der Steirischen Rauhaarbracke.

Tatsächlich kann das Bestreben, die Führigkeit der Rasse, ihre Ruhe am Schweissriemen und bei der Pirsch zu erhöhen und genetisch zu festigen in Verbindung mit einer zu strengen Gehorsamserziehung und mangelnden Möglichkeit zur weiten Suche im Welpenalter bei manchen Rassevertretern zur merklichen Reduzierung der ursprünglich erwünschten und typischen Weiträumigkeit führen. Der echte Brackenjäger freilich wird solche Einschränkungen weder gutheissen noch benötigen, denn wenn der Hund, durch häufige Erfahrung Beute zu machen, den nötigen Jagdverstand entwickelt hat, wird er beim Brackieren von selbst anhalten und den Hasen oder Fuchs wenden. Entsprechendes gilt für Bewegungsjagden: gerät der Hund ausserhalb des Bereichs der Schützen, wird er die Verfolgung des Wildes bald abbrechen, weil er aus Erfahrung weiss, dass es ohne den Jäger keinen Erfolg geben kann.
Was den Einsatz von Bracken in Deutschland grundsätzlich erschwert, ist das Verbot der Brackade in Revieren von weniger als 1000 ha, eine Regelung, die, wie Johannes Plenk erklärt, der Logik entbehrt: "Wenn ein spurlauter Hund den Hasen 20 Minuten jagt, bewegt sich die Jagd auf etwa 40 Hektar im Kreis, bei Füchsen können schon mehr als 100 Hektar im Spiel sein und Sauen gehen zwar noch weiter, aber eine solo jagende Bracke muss schon sehr viel Druck machen, um gröbere Sauen lange in Bewegung zu halten. Um einen Hasen und auch Fuchs anhaltend und erfolgreich zu brackieren braucht es also keine 1000 Hektar. Und selbst wenn die zur Verfügung stehen, man die Bracke jedoch am Rande dieser 1000 Hektar schnallt, reichen auch die nicht..."
Damit die Peintingerbracke ihre Arbeit künftig erfüllen kann, muss man ihren züchterisch gefestigten Anlagen natürlich die Möglichkeit zur Entfaltung geben, weshalb die Ausbildung der jungen Bracke schon ab der 10. Lebenswoche beginnt, indem man ihr zunächst das weniger „attraktive“, frisch geschossene Raubwild und später „süsses“ Wild zum ausgiebigen Beriechen anbietet, es dann mittels der Reizangel laufen und springen lässt und schliesslich die ersten, einfachen und kurzen Schleppen damit legt. Wichtig ist, dass der Welpe die verschiedenen Gerüche kennen lernt, entdeckt, dass er seiner Nase folgend zum Stück findet und nicht scheut, die Beute fest in den Fang zu nehmen und auch ruhig mal ordentlich zu beuteln. Immerhin soll er schon im zweiten Lebensjahr fähig sein, verletztes, aber noch lebendes Haar- oder Raubwild, das er nach der Suche findet, geschickt und beherzt abzuwürgen oder niederzuziehen und dem Schwarzwild die Stirn zu bieten.

Ebenso wichtig ist es, dem Welpen bzw. Junghund bereits in diesen ersten Monaten zur unverrückbaren Erkenntnis zu verhelfen, dass Jagderfolg letztlich nur durch Kooperation mit seinem Herrn möglich ist. In der Praxis bedeutet das, der jungen Bracke einerseits die Möglichkeit und Motivation zu verschaffen, sich zur Untersuchung des Geländes und bei der Verfolgung einer Fährte vom Führer zu entfernen, denn nur so kann sie Selbstvertrauen, Orientierungsvermögen und Umwelterfahrungen sammeln. Andererseits muss sie bei diesen gemeinsamen Ausgängen lernen, dass der Herr und nur er für den Auftakt und die Beendigung einer Jagd zuständig ist, dass er, der Führer, seinen Hund am Erfolg teilhaben lässt und, dass die Bracke ihren Herrn immer an genau dem Punkt wiederfindet, wo sie zur Suche geschnallt wurde. Dank solcher einfachen Regeln erlebt der junge Hund, dass er seinem Menschen vertrauen kann, weil dieser ganz offensichtlich sein Handwerk versteht.
Obwohl es zwischen den vier österreichischen Rassen - Tiroler Bracke, Brandlbracke, Alpenländische Dachsbracke und Steirische Rauhaarbracke - schon aufgrund übereinstimmender Zuchtvorgaben viele Ähnlichkeiten gibt, unterscheidet sich die Peintinger doch in einigen Aspekten deutlich von den anderen. Da seien vor allem die ausgeprägte Härte, die Wild- und Raubwildschärfe genannt. Wir haben es hier mit einem wirklich schneidigen Arbeitshund zu tun, der ganz entschieden Beute machen will und bereit ist, dafür beachtliche Anstrengungen und Risiken in Kauf zu nehmen. Erwachsene Peintinger legen an einem Jagdtag durchaus 40 km und mehr zurück und lassen sich von einer unvermeidbaren Blessur normalerweise nicht lange beeindrucken.

Nicht zufällig nennt man sie die Jagdterrier unter den Bracken. Das gilt auch im Umgang mit Artgenossen, denen gegenüber sie ein recht dominantes Verhalten zeigen können, weshalb man, falls Zwingerhaltung denn unumgänglich ist, die Tiere einzeln oder höchstens paarweise unterbringen sollte. Auch in Bezug auf inkompetente Hundeführer neigt die Peintingerbracke zur Dominanz, denn anders als die oft sehr sanftmütigen und unterwürfigen italienischen und französischen Laufhunde begehrt die Steirische Bracke auf, wenn sie unangemessen behandelt wird. Sie ist also, wie die mit ihr am ehesten zu vergleichende Dachsbracke gewiss kein Hund für unerfahrene Erstlingsführer!
Die oft ausgeprägte Sturheit muss vom Führer verstanden und bis zu einem gewissen Grade akzeptiert werden; gute Sozialisierung im Welpenalter, liebevolle aber konsequente Erziehung beim Zusammenleben in der Familie und gerechte Führung im täglichen Leben wie auch bei der Ausbildung sind angeraten, da eine Peintinger auf jähzornige Prügel oder ähnliche Demonstrationen menschlichen Unverstandes durchaus mit eigener Aggression reagieren kann. Wie viele andere rauhaarige Jagdhunderassen hat sie zwar ein sehr robustes Nervenkostüm, lässt sich nicht so einfach aus der Ruhe bringen, ist bei korrekter Haltung ein anhänglicher, liebevoller Hund und erscheint im Alltag fast phlegmatisch, doch dem gegenüber steht die, wohl mit dem Haartyp genetisch verkoppelte Schärfe, die sich eben auch gegen den Menschen richten kann, wenn dieser den Hund dauerhaft falsch behandelt. Viel Bewegung und Training für den Einsatz sind auch ausserhalb der Jagdzeit sehr wichtig, um sich eine ausgeglichene, arbeitsfreudige und zuverlässige Peintingerbracke zu bewahren.

Herzlichen Dank an Johannes Plenk vom Österreichischen Brackenverein, durch dessen unermüdliche Hilfe die Informationen für diesen Beitrag zusammengestellt werden konnten.

Foto 3: Frédéric Duhoger; alle übrigen: Johannes Plenk

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