Der Weg zum brauchbaren Jagdhund - Teil 2
Von Engelbert Braun
19.05.2010
Zuerst gingen wir an diesem Tag zum Fotografieren für die Neugestaltung der Internetseite des Hegerings. Dann folgten die üblichen Gehorsamsübungen. Die waren aber auch dringend notwendig (nicht nur für uns, vielleicht lag's aber auch am Wetter).
Nuccia ließ sich schon ganz gut ablegen und ich konnte mich auch von ihr entfernen.
Beim Schießen setzte sie sich zwar auf, aber das ist ja auch noch in Ordnung. Das Gras auf der Wiese war schon jetzt ziemlich hoch und sie wollte ja gerne sehen, was so passierte.
02.06.2010
Bei den Gehorsamsübungen hielten sich die Fortschritte bei den meisten von uns noch immer in Grenzen. Nuccia und ich hatten diesmal ausserdem eine 100 m Schweißfährte zu arbeiten.
Am Anschuß ließ Nuccia sich brav ablegen, nahm die Schweißfährte an und arbeitete sie auch ein Stück, aber dann, ganz plötzlich, wurde sie unruhig und die Rute pendelte wild. Sie zog von der Fährte weg und hatte sich wohl verleiten lassen. Ich rief sie zurück zur Fährte, setzte sie wieder neu an und sie brachte ihre Arbeit gut zu Ende.
16.06.2010
9. Übungsabend, Gehorsamsübungen, und noch immer keine deutlichen Verbesserungen zu bemerken. Aber vielleicht war ich auch zu ungeduldig...
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Ablege Übung.
Titelfoto: Nuccia.
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23.06.2010
Im Kurs zeigte sich, dass Nuccia nun für die Rüden recht interessant duftete; ihre Läufigkeit stand also bevor. So machten wir an diesem Abend nur unsere Fährte und fuhren dann wieder nach Hause, damit die Anderen mit den Rüden in Ruhe weiterarbeiten konnten.
Für die Fährtenarbeit sollte ich Nuccia diesmal weiter vom Anschuß ablegen und diesen auch länger und eingehender untersuchen. Der Anschuss, so erklärte der Ausbilder, müsste für Nuccia so richtig interessant gemacht werden: „Was wird das, was macht der da?“
Na ja, die Fährte war für mich schwer zu erkennen und in der Aufregung übersah ich sogar deutlich sichtbare Blutflecken, die wohl extra für meine Orientierung gemacht worden waren. Wir kamen am Ende dann doch einigermaßen zum Stück Rehdecke, obwohl der Dachsbau unterwegs für Nuccia viel interessanter war.
(29.06.- 14.07.2010 : wir sind wegen Nuccias Läufigkeit zu Hause geblieben.)
21.07.2010
Zuerst wurden wieder auf der Wiese die Gehorsamsübungen gemacht. Nuccia wollte noch nicht so richtig. (Ich selbst war auch noch nicht wieder bei der Sache). Ich hatte sie in etwa 30 m Entfernung auf der Wiese abgelegt und die Leine gelöst, ging zurück bis zum Ausgangspunkt und liess nun den Doppelpfiff los. Nuccia blieb einfach liegen und ich musste noch winken und rufen bis sie dann endlich langsam zu mir kam. Na gut, das war nichts. Also noch mal probieren. Sie kam ebenso widerwillig wie beim ersten Versuch.
Als ein anderer Teilnehmer dann erklärte, dass er seinen Jack Russel nur aus dem Sitz heranpfeift aber aus dem Platz abholt, fiel mir natürlich sofort ein, was ich falsch gemacht hatte! Wir hatten das Heranpfeifen auch immer nur aus dem Sitz geübt und so sollte es auch bleiben.
Also noch mal von vorn: Nuccia in etwa 30 m ins Sitz, dann zurück und Doppelpfiff und siehe da, kaum machte ich’s richtig, klappte es auch wieder!
Anschließend hatten wir unsere 200 m Fährte zu arbeiten. Ich musste Nuccia ein paar Mal helfen und wieder zur Fährte holen. Im Großen und Ganzen war unser Gruppenleiter, der diesmal die Fährte für uns vorbereitet hatte, mit unserer Arbeit aber zufrieden und recht beeindruckt, wie ruhig Nuccia gearbeitet hatte.
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Wenn der Herr es richtig macht, gehorcht auch der Hund!
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28.07.2010
Nuccia und ich hatten wieder eine 200 m Fährte zu arbeiten. Ohne das Wissen des Übungsleiters um den Verlauf würden wir wahrscheinlich heute noch suchen... Nuccia ging nämlich immer mal wieder zielstrebig in die falsche Richtung. Sie ließ sich dummerweise nicht anmerken, dass sie die Fährte verlassen hatte und einer Verleitung folgte. Dabei hatte ich sie genau im Auge behalten um verdächtige Anzeichen feststellen zu können. Na ja, wir üben weiter.
04.08.2010
Wir wurden darauf hingewiesen, dass der Termin für die Prüfung jetzt in greifbare Nähe gerückt sei. Das war mir gar nicht so bewusst gewesen. Aber klar, es war ja schon Anfang August. Jetzt musste die Anmeldung für die Prüfung raus und das Nenngeld bezahlt werden und mir wurde doch etwas bange. Schaffen wir das oder sollte ich mit der Anmeldung noch bis zum letzten Termin warten?
Die Gehorsamsübungen klappten alles in allem ganz gut; bei der letzten Fährtenarbeit hatte sie sich allerdings ein paar Mal vergaloppiert. Sie machte den Eindruck, als sei sie genau auf der Fährte, arbeitete aber in Wahrheit stetig in die falsche Richtung.
Natürlich sprang sie an diesem Tag auch beim ersten Schuß auf, was sie sonst noch nie gemacht hatte. Das Laufen durchs Stangenholz klappt immerhin noch gut.
Aber da war ja noch das Hauptproblem: das freie Laufen auf der Wiese und kommen oder setzen auf Pfiff. Diese Übung hatten wir seit Anfang April schön brav an der 10 m Schleppleine gemacht. Trillerpfiff: Nuccia setzte sich und wartete, bis ich zu ihr kam; Doppelpfiff: sie kam mit wehenden Ohren gelaufen und setzte sich (mal mehr, mal weniger) ordentlich neben mich. Bei der Prüfung würden wir diese Übung aber natürlich nicht mit der Schleppleine vorführen können, deshalb sollte jetzt die Premiere ohne Leine stattfinden.
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"Voran!"
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Nuccia wurde also geschnallt und mit "Voran" losgeschickt. (Das "Such" hatte ich noch gerade rechtzeitig unterdrückt.) Mein Herz hing in Kniehöhe als ich dann stehen blieb, um sie zu beobachten. Madame begriff natürlich sofort, daß ich keine Möglichkeit der Einwirkung mehr auf sie hatte, also Schnüffel auf die Erde und los. Als sie so zwischen 15 und 20 m entfernt war, kam der Doppelpfiff - nichts passierte; sie drehte sich nicht mal zu mir um. Hektischer Trillerpfiff, Rufen, Winken, wieder nichts, sie galoppierte fröhlich weiter Richtung Waldrand. Mir wurde Angst und Bange. Ich fummelte an der Plastiktüte, in der ihre aktuellen Lieblingsleckerchen untergebracht waren. Boah, sie hörte das selbst auf die Entfernung, schaute zu mir, kam mit fliegenden Ohren zurück und setzte sich vor mich hin. Natürlich hab ich sie ordentlich geknuddelt und ihr einige Stückchen Wurst gegeben. Wir wiederholten dieses Spiel noch zweimal, immer mit der gleichen Reaktion.
Ich wußte allerdings auch ganz genau was passieren würde, wenn Nuccia, von mir voraus geschickt, auf eine relativ frische Fährte stieße. Ob dann das Tütenrascheln auch noch in ihrem Köpfchen ankäme? Nee, bestimmt nicht, da könnte ich ihr Tüte und Leberwursttube nachwerfen, das würde sie nicht interessieren.
Auf jeden Fall meldete ich uns an diesem Tag zur Prüfung an und überwies das Nenngeld. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben..!
07.08.2010 (Extra Trainingseinheit bei Sabine Otto in Ennepetal)
Zuerst gingen wir mit der 20 m Schleppleine auf die Wiese und ich rief Nuccia so bei 15 m zu mir zurück. In dieser Weise arbeiteten wir den gesamten Wiesenrand ab und stellten fest, daß keine "gefährlichen" Verleitungen zu befürchten waren. Auf dem Rückweg liess ich Nuccia dann frei laufen und übte immer wieder den Rückruf. Das Problem bei der Geschichte war, dass Nuccia, wenn ich sie bisher von der Leine gelassen hatte, immer schon meine Angst, dass sie weglaufen würde, spürte. Dadurch, dass Sabine nun so sicher war, dass es klappen würde, war ich auch schon wesentlich ruhiger und sicherer. Damit Nuccia ausserdem einen starken Anreiz bekam, auf Pfiff zu mir zurück zu laufen, gab ich ihr für jede einwandfrei ausgeführte Übung ein Lieblingsleckerchen. Das war für sie wohl so toll, dass sie bald schon auf den Pfiff wartete. Diese Reaktion hatte wieder zur Folge, dass ich bald überhaupt kein Angstgefühl mehr hatte, wenn ich Nuccia schnallte.
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Einwandfreie Rückkehr auf Pfiff.
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11.08.2010
Diesmal zeigte das Training, dass Nuccia die Kurve doch kriegt! Wir waren zuerst dran mit der Fährtenarbeit. Die Fährte war vom Ausbilder am Tag zuvor gelegt worden. In der Nacht und auch noch am Vormittag hatte es aber geregnet, also keine Chance für mich, etwas zu sehen.
Man wies mich am Anschuß ein. Ich hatte Nuccia etwas zu nahebei abgelegt, so dass sie schon selbstständig den Anschuß inspizierte, als ich ein paar Meter auf der Fährte voranging.
Einer der Ausbilder hatte im Hinblick auf die Prüfung mal gesagt: „Wenn der Hund dann selbstständig kommt, ruhig die Schweißleine aufnehmen und den Hund gewähren lassen“.
Nuccia nahm sich den Anschuß genau vor, wühlte ihre Nase ins feuchte Laub und man hörte förmlich, dass das, was sie da gerochen hatte, doch sehr interessant für sie war. Mit „Such verwundt“ schickte ich sie nun auf die Fährte. Nuccia zog ganz ruhig los. Nach ein paar Metern bog sie ein Stück nach links ab. Dort zögerte sie und schaute mich an. Da ich das Gefühl hatte, dass sie etwas ratlos war, blieb ich stehen und sagte ganz ruhig „Zurück zur Fährte“. Sie begann zu bögeln und zog nach kurzer Zeit wieder auf die Fährte. Etliche Meter weiter eine ähnliche Situation. „Zurück zur Fährte!“ Nuccia bögelte und fand die Fährte wieder. So etwa 30 m vorm Stück machte sie einen größeren Bogen von der Fährte weg, kam aber wieder zurück und dann zum Stück.
Sehr schön, wie ruhig das Hündchen diese Arbeit leistet! Natürlich gab es am Stück erst mal Leckerchen und reichlich Knuddeleinheiten.
Wieder beim Rest der Gruppe durften wir zeigen, dass wir uns auch vernünftig durchs Stangenholz bewegen können (aber das klappt ja schon länger).
Danach war viel Warten angesagt. Einer nach dem anderen ging mit seinem Hund bei Fuß zur Ausbilderin auf die Übungswiese. Dort wurde der Hund ein Stück weiter geführt, ins Sitz gebracht und geschnallt. Mit „Voran“ wurde er losgeschickt. Als Nuccia an der Reihe war und so etwa 30 m entfernt, schoß die Ausbilderin (nach Ansage) mit der Flinte in die Luft. Nuccia blieb augenblicklich stehen und schaute sich zu uns um. Ich wartete noch einen kleinen Moment und holte sie dann mit Doppelpfiff zurück. Mit fliegenden Ohren kam sie im Galopp heran. Ich leinte sie nach ausgiebigem Loben an und wir gingen „bei Fuß“ von der Wiese wieder zurück zu den Anderen. Dort legte ich Nuccia ab und wir warteten, bis alle Teilnehmer mit dieser Übung fertig waren. Nuccia blieb die ganze Zeit ruhig, ohne zu quiemen liegen.
Abschließend wurde auch noch die Drückjagdsimulation geübt: Wir standen alle mit unseren Hunden mit jeweils zwei drei Metern Abstand in einer Reihe. Die Ausbilder machten dann etwas Krach und es wurden zwei Schüsse abgegeben. Nuccia setzte sich zwar auf, stand aber nicht auf und zerrte auch nicht an der Leine. Ich war ganz schön stolz auf das Hündchen! |
Gruppenarbeit.
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18.08.2010
Nuccia und ich hatten keine Fährte zu arbeiten und übten stattdessen Gehen durchs Stangenholz, sie dabei geistig total woanders, fast immer an der falschen Seite am Baum vorbei.
Anschliessend trat jeder Teilnehmer einzeln auf die Wiese, schnallte seinen Hund und schickte ihn voraus. Ich machte Nuccia bei dieser Lektion mit der linken Hand los und liess sie währenddessen von meinem rechten Zeigefinger Leberwurst ablecken. Dann lief sie so etwa 15 m weit, drehte sich um und ich schickte sie noch mal voran. Sie lief 5 m weiter und schaute sich wieder um. Als sie doch noch etwas weiter gelaufen war, schoss die Ausbilderin in die Luft. Nuccia drehte sich um und kam auf Zuruf sofort zu mir zurück. Ich leinte sie an und wir gingen „bei Fuß“ von der Wiese.
Danach machten wir noch etwas Drückjagdsimulation. Bei den Schüssen setzte sich Nuccia auf, blieb aber ansonsten ruhig.
Nach dem Kurs war noch Treffen in der Gaststätte in Ennepetal. Hier waren auch einige der Prüfer anwesend und ebenso der Ansprechpartner für das Hundewesen der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr.
Die Uhrzeit für die Prüfungen am 8. September 2010 wurde auf 16 Uhr angesetzt.
25.08.2010
Wir konnten gleich mit der Fährte anfangen. Ich war ganz gut drauf und von Nuccia hatte ich auch den Eindruck. Wir gingen also zum Anschuß. Unterwegs fiel mir ein, dass dies die letzte Fährte vor der Prüfung war, also Generalprobe. Und was für eine! Nuccia wollte sich nicht ans Schweissgeschirr nehmen lassen, dann blieb sie nicht liegen, damit ich den Anschuß in Augenschein nehmen konnte. Und so ging's weiter. Ein Stückchen lief sie auf der Fährte und bog dann auf eine natürliche Verleitung ohne, wie sonst, Unsicherheit zu zeigen. Rückruf, wieder auf die Fährte. Ich sah wahrscheinlich mehr Blutflecken auf dem Boden als Nuccia erschnüffelte, jedenfalls kamen wir nur durch die aktive Mithilfe unserer Ausbilderin zum Stück. Da gab's dann das nächste Problem. Um die Attraktivität der Beute zu erhöhen war ein Stück (aufgetaute) frische Winterrehdecke an den Baum gebunden worden. Nuccia fasste das Stück - und das war's. Es half kein Tauschversuch, kein gutes Zureden, letztlich nur Zwang, indem ich ihr um den Fang griff und drückte, um ihr die Beute wieder abzunehmen. Ich hab sie am Ende aber doch noch ganz doll geknuddelt und ihr die Leckerchen gegeben, die zur Beute gehörten. Etwas enttäuscht war ich natürlich über den Ablauf.
Bei den weiteren Übungen zeigte sich Nuccia wieder voll einsatzfähig. Das Laufen durchs Stangenholz klappte bis auf einen Hänger, der Feilauf auf der Wiese wurde einmal auf Pfiff und beim zweiten Mal durch den Schuß beendet. Die Drückjagdsimulation überstand sie ganz gelassen liegend, obwohl ein Schuß ziemlich dicht vor uns abgegeben wurde.
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Ruhe beim Schuss.
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01.09.2010
Dies war nun endgültig die letzte Übungsstunde vor der Prüfung. Ich war gespannt, wie es klappen würde. Fährte hatten wir keine mehr. Die Gehorsamsübungen liefen verlässlich und ruhig ab. Das Laufen durchs Stangenholz bereitete uns keine Schwierigkeiten. Auf der Wiese wollte Nuccia sich aber gar nicht von mir lösen und ich hatte meine Mühe, sie etwas wegzubekommen.
Im Anschluß war dann die übliche Drückjagdsimulation. Da ein Rüde sich nicht ablegen oder auch nur beruhigen ließ, kam Unruhe auf, so dass die anderen Hunde dann auch nicht mehr liegen bleiben wollten. Ansonsten klappte die Übung für die anderen aber ganz gut.
08.09.2010 - der grosse Tag
In der Nacht schlief ich ziemlich schlecht. Ich hatte mir schon Urlaub genommen, um den Tag ruhig angehen zu lassen. Um 15 Uhr fuhren wir zum Treffpunkt. Als alle Prüfer und Prüflinge da waren, ging es weiter zu unserem Übungsbereich. Die Gruppe, die sonst in einem zweiten Trainingssgelände für die Brauchbarkeit auf Niederwild geübt hatte, wurde in den Fächern, die für alle gleich sind, mit und gemeinsam geprüft, und so waren 13 Hundeführer und Hunde anwesend.
Zuerst ging ein Gespann nach dem anderen durchs Stangenholz.
Das klappte bei Nuccia und mir schon mal prima.
Dann wurde immer ein Gespann auf die Wiese geschickt.
Als wir dran waren, schnallte ich Nuccia und schickte sie ein Stück voran. Aber was ich auch versuchte, sie wollte nur mit mir toben und wich nicht von meiner Seite. Ich kam mir so richtig blöd vor und wusste mir nicht zu helfen. Da rächte sich nun die Leberwurst. Beim Üben war der Einsatz von Leckerchen als befristete Lösung zwar geeignet gewesen. Der Nachteil zeigte sich aber ausgerechnet jetzt, als Nuccia, die den Ablauf der Übung ja genau kannte, sich in Erwartung der obligaten Leberwurst überhaupt nicht von mir lösen wollte. Das war regelrechtes Betteln nach dem Motto: "Nun gib mir schon die Belohnung, die krieg ich doch sowieso gleich, also brauche ich ja gar nicht erst voran zu laufen." Von einem der Prüfer kam dann zum Glück Hilfe: er warf Nuccia ein Stöckchen, dem sie auch gleich hinterher lief. Als sie das Stöckchen noch suchte, fiel der Schuß, aber sie suchte unbeirrt weiter. Kurz darauf rief ich sie zu mir und leinte sie wieder an. Bange Frage: Hat das jetzt gereicht oder nicht..?
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Rückkehr auf Ruf.
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Als nächster Punkt stand die Drückjagdsimulation an.
Wir stellten uns in Abständen von etwa 5 m in einer Reihe in den Wald. Mit lautem Hopp, hopp, hopp und mehreren Schüssen zogen die Prüfer vor uns her. Nuccia setzte sich nur auf, blieb aber sonst ganz gelassen.
Im Anschluß an diesen Prüfungsteil wurde für die meisten Prüflinge verkündet, dass der Gehorsamsteil bestanden war. Nur ein Rüde war bei der Drückjagdsimulation so aufgebracht gewesen, dass er durchfiel.
Nun wurden die Fährten ausgelost.
Nuccia und ich erwischten die 2. Fährte und mussten den Standort wechseln. Wir, die sonst in diesem Revier geübt hatten, mussten in ein anderes Revier fahren, damit jede Gruppe in einem für sie unbekannten Gelände geprüft werden konnte. Vom Parkplatz ging es noch ein Stück den Berg hinauf. Dort mussten wir warten während das erste Gespann losging um seine Fährte zu arbeiten.
Ungefähr eine halbe Stunde später kamen sie zurück. Herr und Hund trugen stolz einen Bruch und wir konnten gratulieren!
Schliesslich wurden Nuccia und ich zur Fährte gebracht. Bei den Prüfern angekommen, musste ich erst mal meinen Namen und dann Nuccias Namen und Rasse angeben. Dann ging’s los.
Ich bekam den Anschuß und die Fluchtrichtung gezeigt, legte Nuccia das Suchengeschirr an und machte den Schweißriemen fest. Sie musste sich ablegen, ich warf den Schweißriemen ganz aus und untersuchte den Anschuß sehr intensiv, um ihn auch für sie interessant zu machen. Es war allerdings nichts zu sehen, weil es seit dem Vorabend immer mal wieder geregnet hatte. Auch ein paar Schritte in die Fluchtrichtung brachten keine sichtbaren Zeichen. |
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Schliesslich nahm ich Nuccia, die brav liegen geblieben war, auf. Sie untersuchte den Anschuß sehr ausgiebig und ganz ruhig, indem sie ihre Nase fest in den Waldboden bohrte, an dieser Stelle kratzte und auch noch etwas die Umgebung untersuchte, ehe sie bedächtig loszog, die Nase fest am Boden. Ich ließ den Schweißriemen bis kurz vors Ende durch meine Hände rutschen und folgte ihr. Manchmal nahm sie die Nase hoch, witterte mal hierhin, mal dahin und nahm dann die Suche mit tiefer Nase wieder auf. Zwischendurch hörte ich von hinten einmal jemanden sagen: „Der Hund hat meistens Recht“. Na, das konnte doch nur als Bestätigung gemeint sein? Also einfach auf Nuccia vertrauen und hinterher. Plötzlich bekam ich aus dem Augenwinkel mit, dass ein Prüfer schon einen Fichtenzweig abbrach - das konnte nur ein gutes Zeichen sein, dann war es bestimmt nicht mehr weit! Und ja, jetzt sah ich in etwa 20 Schritt Entfernung ein Stück Rehdecke an einem Baum liegen. Nur, meine Nuccia ging nicht direkt darauf zu, sondern kam in einem großen Bogen dorthin und genau so war auch der Fährtenverlauf! Ich bewegte die Decke ein bisschen, da Nuccia nicht sonderlich interessiert daran war, und dann bekam sie natürlich ihre Leberwurst und ich hab sie so richtig glücklich geknuddelt.
Die Prüfer gratulierten uns und wir bekamen unsere Brüche überreicht. Alle drei Prüfer waren sich einig, dass Nuccia eine brave Leistung gezeigt hatte und dass es angenehm sei, hinter so einem ruhig und konzentriert arbeitenden Hund zu gehen.
Von den übrigen Teilnehmern wurde uns auch ganz herzlich gratuliert und wir gingen erleichtert zurück zum Parkplatz, wo wir warteten, bis die restlichen Gespanne fertig waren, die auch allesamt bestanden. Zum Abschluß trafen wir uns in einer Gaststätte, die Prüfer beschrieben die Prüfung aus ihrer Sicht und wir feierten gemeinsam das Bestehen.
Nun ist mein sardischer Segugio Mischling also ganz offiziell ein "brauchbarer Jagdhund" und ja, ich bin stolz auf sie! |
Geschafft!
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