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Rund um die Schleppjagd (1)


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Rund um die Schleppjagd
Von Bernd Romeike

Die Schleppjagd
Schleppjagden in Deutschland laufen in der Regel unblutig ab. Bei einer Schleppjagd wird nicht auf lebendes Wild gejagt, sondern zu Pferde eine Hundemeute verfolgt, die auf einer künstlichen Fährte geht. Die Arbeit der Hunde zu beobachten, wie sie die Fährte aufnehmen, verfolgen, verlieren und wiederfinden steht im Mittelpunkt des Geschehens. Schleppjagden sind der Sport, an dem die Geschlechter gleichberechtigt teilnehmen und es am Ende keinen Sieger braucht.
Gerade Hunde und Pferde sind dem Menschen seit tausenden von Jahren in Mythologie und Historie sehr eng verbunden und so hat auch die Reitjagd hinter Hunden eine sehr lange Tradition. Die frühesten Aufzeichnungen stammen aus der Zeit um 400 vor Christus und sind der Reitlehre von Xenophon zu entnehmen. In einigen Gebieten der Welt reitet man auch heute noch mit Meuten auf lebendes Wild, vorwiegend in England, Irland und Nordamerika auf den Fuchs und in Frankreich auf den Hirsch. Solche Hetzjagden sind moralisch umstritten und nicht planbar weil in vielen Punkten unbekannte Grössen eine Rolle spielen.
Seit 1934 sind in Deutschland Reitjagden auf lebendes Wild verboten.

Oben und Titel: Die Hardt-Meute. Fotos: Bernd Romeike

Vor einigen Jahrhunderten, in der Zeit bevor Reitjagden hinter lebendem Wild populär waren, wurde das Wild häufig im Rahmen von Treibjagden in Gehege, einen so genannten Hetzgarten, getrieben, dort in die Enge getrieben und regelrecht abgeschlachtet. Diese Gemetzel erregten damals viele Gemüter. Mit der Zeit wurden deshalb Hetzjagden populärer, weil man dem Wild eine Chance zu entkommen einräumen wollte und sich mit dem Wild "sportlich" messen wollte. Der Meute stellten sich nur schwache und kranke Tiere und so kam es zur Selektion. Ein Hirsch der zwei mal vergeblich gehetzt wurde ist mit Meute praktisch nicht mehr zu jagen weil seine Fluchtstrategien von einer Meute kaum mehr zu überwinden sind.
Heute ist die weit überwiegende Mehrzahl der Reiter und Pferdebesitzer nicht in erster Linie Jäger sondern Tierliebhaber, so dass eine Jagd auf lebendes Wild für die Meisten nicht in Frage kommt. Wie war das nun früher? Zunächst musste man das Wild erst aufstöbern, was manchmal mehrere Stunden dauerte. Wenn man dann ein geeignetes "Opfer" aufgeschreckt hatte, floh das Wild in eine beliebige Richtung und niemand wusste wohin, wie schnell oder wie lange die Hatz noch gehen würde. Wenn man "Pech" hatte und nicht Acht gab, verpasste man den Anschluss und Wild, Hunde, sowie Jagdgesellschaft waren auf und davon. Eine Unterbrechung der Veranstaltung zur Versorgung von Pferd, Hunden oder Reitern war während der Hatz nicht möglich, wenn man bis zum Schluss dabei sein wollte.

Foxhound Meute. Foto: T. Keller

Eine gut organisierte Schleppjagd ist die Alternative um die Tradition der Reitjagden hinter Hunden fortzusetzen. Hierbei simuliert ein Reiter (Schleppenleger) das zu verfolgende Wild und reitet eine zuvor festgelegte und teils mit Hindernissen präparierte Strecke. Dabei werden Galoppstrecken, die Schleppen bzw. Runs und Schrittstrecken den Bodenverhältnissen angepasst wobei während der Schrittstrecken keine Schleppe gelegt wird, die Hunde gehen "bei Fuß" bis zur nächsten Schleppe. Der Hundeführer (Master of Hounds) hält mit seinen Helfern, der Equipage, die Hunde bis zur nächsten Schleppe zusammen. Wenn eine Schleppe gelegt ist, gibt er den Hunden das Signal los zu stürmen und kurz darauf den Reitern das Signal, dass sie folgen können. Auf gar keinen Fall darf man den Hunden zu Nahe kommen und sie gefährden.
Der Begriff Schleppjagd rührt übrigens daher, dass früher die Schleppenleger eine Kugel oder einen Schwamm, welche mit Duftstoffen präpariert waren, manchmal auch ein Hirschkeule, an einem Seil hinter sich herzogen. So manch Einer kugelte sich dabei den Arm aus, wenn die Schlepp-Hilfe z.B. an einer Wurzel hängen blieb.
Heute wird häufig ein flüssiger Duftstoff (je nach Meute Fuchslosung, Heringslake oder Anis) in einem Kanister am Sattel oder an der Satteldecke mitgeführt, aus dem vom Schleppenleger der Duftstoff auf die Strecke getropft wird. Einige wenige Meuten, darunter die Hardt-Meute des Badischen Schleppjagdvereins, begnügen sich auch mit der Naturfährte, d.h. dem Geruch der Pferdehufe des Schleppenlegers. Man sagt auch sie jagen auf Trittsiegel.
Es obliegt dem Schleppenleger und den Organisatoren der Schleppjagd, die Flucht-Taktik des gejagten Wildes möglichst naturnahe zu simulieren. Durch eine geschickte Planung der nun bestimmbaren Streckenführung, kann man auch in dichter besiedelten Gebieten einen sportlichen aufregenden Ritt hinter den Hunden durchführen.

Die Hardt-Meute. Foto: Bernd Romeike

Bei einer größeren Anzahl von Teilnehmern, kann man die Jagdgesellschaft in mehrere Felder aufteilen die von einem Feldführer am Anfang und Pikören im Feld und am Schluß geführt werden. Dabei kann man auch ein Feld für Reiter, die nicht springen möchten, einrichten. Auf einer Hetzjagd müsste man ja auf direktem Weg dem Wild folgen und zwangsläufig Gräben, Mauern und umgestürzte Bäume springend überwinden um nicht, wenn man ein Hindernis umreitet, abgehängt zu werden. (Andererseits würde man auf einer Hetzjagd nie über ein Hindernis springen, dass leicht umreitbar ist, um sein Pferd zu schonen weil man ja nie weiß wie lange die Hatz noch geht). Hindernisse sollten deshalb auf Schleppjagden nach Möglichkeit so aufgebaut werden, daß sie auch umritten werden können. Ist dies nicht zu verwirklichen, so wird das nichtspringende Feld auf einem anderen Weg ohne Hindernisse geführt.
Die Naturhindernisse selbst sollten aus Sicherheitsgründen breit und massiv gebaut sein und vor allem nicht zu hoch sein. In der freien Natur gibt es immer Unebenheiten im Boden und vor den Sprüngen ist somit kein Galoppsprung wie der andere. Dadurch wird aber ein passendes Anreiten der Sprünge wie im Parcours von Springturnieren unmöglich. Die Jagdpferde müssen lernen selber auf den Weg zu achten und sollten aus jeder Lebenslage die Sprünge überwinden können. Der Reiter gibt dem Pferd lediglich etwas Anlehnung. Die Anzahl, Art und Höhe der Naturhindernisse sollte vor der Jagd bekannt gegeben werden. Bei Unfällen oder nach Verpflegungspausen, zur Schonung der Hunde und Pferde, kann man die Jagd nach kurzer Unterbrechung ohne wesentliche Beeinträchtigung, aber mit deutlichem Gewinn an Sicherheit und Komfort fortführen, nur dürfen die Unterbrechungen nicht ausarten und zu lange dauern. Die Hunde brauchen ausreichend Wasser, um die Nasen feucht zu halten, die Pferde müssen unbedingt windgeschützt stehen.

Beagle. Foto: S. König

Bei dieser Art der Reitjagd ist es deutlich mehr Teilnehmern als auf Hetzjagden vergönnt bis zum Ende mit dabei zu sein, wenn die Hunde zur Belohnung und als Ersatz für die Innereien des aufgebrochenen Wildes das sog. "Curée" (in der Regel Rinderpansen) und die Reiter einen "Bruch" (möglichst der Art von Bäumen, wie sie am Halali-Platz vorkommen, normalerweise Eichenzweige, ab dem Hubertustag, am 3. November, Fichte) erhalten.
Am Schluss gibt es dann kein totes Wild und keine Verlierer. Egal ob Männlein oder Weiblein, ob arm oder reich. Jeder der eine gut jagende Meute gesehen und ihr Geläut (das charakteristische Gebell solange die Hunde auf der richtigen Fährte sind) gehört hat wird sich als Sieger fühlen, denn es ist immer ein einmaliges Erlebnis das Zusammenspiel von Hunden, Pferden und Menschen in der freien Natur zu beobachten.
Manche Veranstalter locken auch zahlreiche Zuschauer an, insbesondere wenn diese mit Traktoren oder Kutschen an die interessantesten Stellen gebracht werden und so die Schleppjagd gut verfolgen können.

Harrier. Foto: Sabine Sievers.

Die Hundemeuten
Für Schleppjagden werden Foxhounds, Beagles, Französische Hirschhunde, Bloodhounds, Black and Tans, und Deutsche Bracken eingesetzt. Jede Rasse hat ihre Vor- und Nachteile. Am wichtigsten ist die Nase für den Meutehund. Durch sie erhält er seine Fähigkeit eine Fährte aufzunehmen und sie sicher mit Passion zu verfolgen. Diese Eigenschaft bezeichnet man auch mit Spurtreue. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das "Geläut" der Hunde, das charakteristische Gebell der Hunde solange sie auf der Fährte angesetzt sind. Schließlich sollten die Hunde einer Meute mit gleicher Geschwindigkeit jagen. Die meisten Meuten gehen auf mehr oder weniger stark riechender künstlicher Fährte (z. B. Pansen-lauge, Fuchslosung oder Heringslake) die es den Hunden erlaubt mit hoher Geschwindigkeit querfeldein zu laufen. Als Welpen werden die Hunde auf ihren "scent", den Duftstoff der Meute, eingejagt. Außerdem werden sie mit verschiedenen Gerüchen vertraut gemacht die Ihnen auf der Jagd begegnen können (z.B. Wild, fremde Hunde), so dass sie diese Gerüche nicht für eine Jagdbeute halten. Diesen Vorgang bezeichnet man als "eine Meute wildsauber und fremdhundesauber" zu machen.

 

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