Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Laufhunde - Meutehunde - Bracken

Rund um die Schleppjagd (2)


Menü Laufhunde - Meutehunde - Bracken

> Wissenswertes
> Erfahrungen mit dem...
> Züchterinterviews
> Portraits


home

Das Jagdpferd
Gibt es das optimale Pferd für die Jagd? Diese Frage kann nicht so pauschal beantwortet werden, es gibt aber einige Kriterien, die einem bei der Auswahl eines geeigneten Jagdpferdes helfen können.
Anders als in Irland gibt es leider in Deutschland keine geplante Zucht für Jagdpferde mehr. Als Grundvoraussetzung für ein Jagdpferd kann man die folgenden Punkte anführen:
Gesundheit - gute Grundausbildung - gute Kondition - Springvermögen - Pferd und Reiter müssen zusammenpassen, also harmonieren - Geländesicherheit - Erfahrung - gutes Interieur.
Streit gibt es immer wieder über die Ausrüstung des Jagdpferdes.
Bewährt haben sich Vielseitigkeitssättel. Die Trense oder das Gebiss sollten eine "Sicherheitsreserve" aufweisen (z.B. Pelham oder Aufziehtrense). Vorderzeug mit Ringmartingal. Die meisten erfahrenen Jagdreiter verzichten auf Gamaschen und Glocken weil sie eher scheuern als dem Pferd helfen sich zu stoßen. Ein Schläger sollte eine rote Schleife im Schweif tragen (eigentlich sollte man einen Schläger gar nicht auf einer Meutejagd einsetzen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sollte man am Ende des Feldes reiten. Rücksichtnahme ist oberstes Gebot.)
Für alle Ausrüstungsgegenstände gilt: ein guter Zustand ist eine Lebensversicherung. Dazu gehört ebenfalls, niemals etwas völlig Neues auf einer Jagd auszuprobieren. Alles sollte sich im Alltag bewährt haben, damit z.B. Materialfehler nicht in brenzligen Situationen zutage treten.
Das Training des Jagdpferdes sollte Dressur-, Spring-und Geländereiten beinhalten. Im Gelände muss das Pferd Trittsicherheit entwickeln, dabei sollte es Äste, Wurzeln, Hänge, Wasser, Gräben und andere Sprünge von sich aus taxieren, der Reiter gibt nur die nötigsten Hilfen weil unsere Pferde das "Lesen" der Strecke mit ihren angeborenen Fähigkeiten besser bewerkstelligen können als wenn wir ihnen immer alles zeigen. Schließlich gehört zum Training auch der Gruppengalopp, dabei auch der Wechsel an der Tete und das Trennen von der Gruppe.

Der Jagdreiter
Voraussetzungen an den Jagdreiter sind zunächst einmal ein klarer Kopf und Konzentration auf der Strecke. Das oberste Gebot lautet Rücksichtnahme denn sie trägt wesentlich zur Unfallverhütung bei. Die Position im Jagdfeld sucht man sich entsprechend der eigenen Erfahrung und nach der seines Pferdes. Man sollte von seinem Pferd jederzeit das Unerwartete erwarten, denn dies entspricht dem charakteristischen Verhalten von Pferden.
Eine gute Dressur- und Springausbildung sollten selbstverständlich sein. Jeder Reiter muss sein Pferd in jeder Situation regulieren können. Schließlich sollte man über eine ausreichende Kondition verfügen, die einem erlaubt lange Strecken im leichten Sitz zu galoppieren ohne zu ermüden.
Auf der Strecke hält jeder die anfangs eingenommene Position ein. Auf der Schleppe wartet man auf das Zeichen des Masters "GUTE JAGD" bevor man angaloppiert. Im Galopp wird nie überholt, das führt nur zu Unruhe im Feld und birgt Verletzungsgefahr für Hunde, Pferde und Reiter.
Bitte niemals den Weg kreuzen um Zusammenstöße zu vermeiden. Man reitet seitlich versetzt (Strich und Lücke). Das wichtigste ist die Hunde zu beobachten und ihnen zu lauschen.
Bei einem Sturz darf man nicht weiterreiten, bis der Reiter versorgt wird. Jeder, der an einem gestürzten, hilflosen Reiter vorbeireitet erfüllt den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung.
Wichtig ist, mit dem Pferd im Gleichgewicht zu sein und nicht vor oder hinter die Bewegung zu kommen. Ein weiterer Tipp lautet "nicht Knieschluss sondern Wadenschluss".
Der vielleicht wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist eine splittersichere Kappe mit 3- oder 4-Punkt Befestigung. Die Radfahrer haben es uns Reitern vorgemacht, hier hat sich eine Mode entwickelt, so dass kaum noch ein Radfahrer oben ohne zu sehen ist. Zylinder oder Melonen gibt es übrigens auch mit integriertem Sturzschutz.

Der Jagdrock ist in der Regel lang und sollte erst eine Hand breit oberhalb des Knies enden. Das hält im Herbst und Winter schön warm. Als Farbe trägt der Herr in der eigentlichen Saison im Herbst und Winter Rot, Schwarz, Blau, Grün oder Tweed. Damen tragen nach landläufiger Meinung nicht Rot, wer immer die Herkunft dieser Regel kennt teile sie mir bitte mit. Der rote Rock soll im Frühjahr oder der Vorsaison nicht getragen werden. Den roten Jagdrock tragen nur erfahrene Jagdreiter, frühestens nach dem 10ten Ritt im ersten Feld hinter Hunden ist eine geläufige Regel. Unter dem Jagdrock trägt man eine Weste. Die Reithose sollte weiß oder hellbeige sein. Die Stiefel sind Schwarz, bei Herren mit braunen Lederstulpen. Das rührt daher, dass die Stiefel früher über die Knie reichten und
zwischendurch heruntergeschlagen wurden, so kam dann das hellere Futter zum Vorschein.

Das Hemd ist Weiß, dazu trägt man ein Plastron mit schmückender Plastronnadel. Bitte tragen sie nur dieses und keine Vorgefertigten oder eine Schlips. Das traditionelle Plastron kann als Verband, als Hundeleine und als Flickzeug für Leder dienen. Außerdem ist es sehr kleidsam und hält an kalten Tagen schön warm. Die Handschuhe sollten weiß sein.
Diese Regeln gelten aber nur für die allgemeine Reitjagd in Deutschland. Im Ausland haben viele Equipagen eigene Kleiderordnungen. Als Gast sollte man in England, Irland, USA und Frankreich niemals einen roten Rock tragen.
Aus Sicherheitsgründen ist auf jeden Fall eine Sturzweste empfehlenswert. Es gibt für einen Geländereiter zwei Hauptursachen für tödliche Verletzungen: das Schädel-Hirn-Trauma oder einen Rippenbruch bei dem ein Bruchende eine Lunge durchspiesst und diese dabei kollabiert. Man kann nur hoffen, dass die Hersteller hier bald bessere Produkte auf den Markt bringen.
Sporen kann man tragen aber nicht zum Stelldichein oder zum Schüsseltreiben. Die Hetzpeitsche mit Lederschlag ist übrigens den Mastern und Pikören von Meuten vorbehalten. Piköre die nicht im Einsatz sind wickeln ihren Schlag auf.
Man kann übrigens zwei Arten von Jagdreitern beobachten, solche in Englischer und solche in Französischer Tradition. In England jagt man um zu reiten, der Ritt, die Strecke und die Hindernisse stehen im Mittelpunkt. In Frankreich reitet man um zu jagen, das Pferd ist bloßes Vehikel um die Hunde beobachten zu können.

Zur Jagdmusik
Zu jeder Schleppjagd gehört traditionell auch eine musikalische Umrahmung durch Jagdhörner.
Signalhörner sind seit der Antike bekannt und wurden damals aus Tierhorn gefertigt. Später wurden sie aus Holz, Ton, Elfenbein, Glas und Metall hergestellt. Hörner aus Metall wurden am populärsten weil sich zeigte, dass sie am besten formbar, am stabilsten und am haltbarsten waren.
Auf seinem Weg zum Instrument hat sich insbesondere das französische Jagdhorn schrittweise verlängert, vermehrt gebogen und aufgerollt, bis zu seiner heutigen Form, einer Metallröhre von mehr als vier Metern Länge und mehrmals um sich selbst aufgewickelt.
Ursprünglich wurde das Jagdhorn dazu eingesetzt alle Ereignisse der Jagd über weite Entfernungen mittels Fanfaren zu übermitteln. Jede Fanfare hat eine bestimmte Bedeutung. Das Repertoire umfasst dabei Fanfaren für Tiere, für Orte oder Wälder, für Familien und Meuten um hier nur die wichtigsten zu nennen. Insgesamt existieren über 3500 Fanfaren. Das Jagdhorn war und ist teilweise auch heute noch essentiell für die Kommunikation in mehr oder weniger dicht bewachsenem, unwegsamen Terrain. So kann jeder auch ohne irgendetwas zu sehen mitverfolgen was auf der Jagd gerade passiert. Ferner dienen die Signale dazu, die Meutehunde zu führen und aufmerksam zu machen.

Diese Tradition wird weiterhin sehr gepflegt.
Darüber hinaus intonieren heute viele Bläsercorps nicht nur die traditionellen Signale, sondern auch anspruchsvolle Musikstücke.
Auf Jagden in Deutschland kam vor allem das Fürst-Pless Horn und Parforcehörner in B und Es zum Einsatz, in Frankreich das Parforce-Horn in D bzw. die Trompe de Chasse in D sowie in England das englische Huntinghorn, ein reines Signalinstrument. Heute ist man besonders in Deutschland flexibel und bringt alle genannten Jagdhörner zum Einsatz, je nach Geschmack der Veranstalter.
Wegen der Signalfunktion der Jagdhörner oblag das Blasen früher und auch heute noch bei den Jagden auf lebendes Wild, der Equipage.

Leider gibt es in Deutschland nicht mehr viele berittene Jagdhornbläser zur musikalischen Umrahmung von Schleppjagden, so dass die Jagdhornbläser häufig von den Organisatoren an markante Stellen der Jagd gebracht werden müssen und so die Musik bzw. Signale nicht ständig verfügbar sind.
Eine besonders schöne Tradition ist auch die Durchführung einer Hubertus-Messe bzw. eines Hubertus Gottesdienstes im Vorfeld der Reitjagd.

Das Jagdreglement
Die hier aufgeführten Regeln treffen vor allem auf die Reitjagden in Deutschland zu. Hier sucht man sich aus allen Traditionen das Beste heraus. Englisch ist der rasante Ritt hinter schnellen Hunden in Verbindung mit dem Überwinden fester Hindernisse, aus dem Französischen stammen die Schabracken, viele Jagdhornsignale und Zeremonien wie das Curée.
Urdeutsch ist der Brauch (aus der "grünen" Jagd) die Reiter mit einem Bruch zu ehren.
Alle Reiter tragen eine splittersichere Kappe mit 3-oder 4-Punkt Befestigung, roten, schwarzen oder grünen Rock (Damen nach landläufiger Meinung nicht in rot aber auch in blau, der rote Rock sollte auch von Männern nur im Herbst und nicht im Frühjahr oder der Vorsaison getragen werden), weiße oder hellbeige Reithose, schwarze Stiefel (Herren mit braunen Lederstulpen), weißes Hemd, Plastron und weiße Handschuhe.
Die Jagd beginnt am Stelldichein (meet, rendez-vous), es wird das Signal "Wecken der Jagdreiter bzw. Réveil" geblasen. Ein Fauxpas ist es, gespornt zum Meet oder zum Schüsseltreiben zu erscheinen. Aufgesessen wird nach dem Signal "Aufsitzen bzw. monter à cheval", oder wenn der Jagdherr aufgesessen ist. Aufstellung im Halbkreis vor dem Jagdherrn. Man sucht sich das Feld in dem man reiten möchte und grüßt den Feldführer (ohne Handschlag). Im ersten Feld besteht Sprungpflicht, im Zweiten sollten die Sprünge zu umreiten sein, das dritte Feld mit jungen Pferden und Anfängern springt nicht. Die Anzahl der Reiter in einem Feld sollte 20 nicht überschreiten.

Wenn die Hunde eintreffen ruft man "Die Hunde" die (männlichen) Jagdteilnehmer ziehen zum Gruß die Kappe. Die Hunde und die Equipage werden in das Halbrund aufgenommen. Es ertönt zur Begrüßung die jeweilige Fanfare der Meute. Nie zu nahe an die Hunde heranreiten. Hier hat nur die Equipage etwas zu suchen. Die Pferde sollten mit dem Kopf zu den Hunden gestellt sein.
Der Jagdherr (weiß-schwarz-weiße Binde links) begrüßt die Equipage und gibt die Details der Jagdstrecke (Länge der Runs [Teilstrecken], Hindernisse [üblich: 90 + / - 10 cm x 6 - 10 m], Art des Geläufs [Bodenbeschaffenheit], Checks bzw. Stops) bekannt. Er gibt auch die Einteilung der Felder und Jagdchargen bekannt (stellvertretender Jagdherr: schwarz- weiß- schwarze Binde links, Jagdleiter bzw. Chef der Equipage bzw. Master: weiße Binde rechts, eingeteilte Piköre der Meute: Hetzpeitsche mit Schlag und grüne Binde links, nicht eingeteilte Piköre der Meute: Hetzpeitsche mit aufgewickeltem Schlag, Feldführer und Feldpiköre: grüne Binde links, schließende Feldpiköre: rote Binde links, Zuschauerführung: gelbe Binde links und gelbe Flagge).
Wenn das Feld zur Anlegestelle der 1. Schleppe aufbricht wird "Aufbruch zur Jagd bzw. le départ pour la chasse" geblasen.
Wenn die Hunde sicher auf der Fährte liegen ruft der Chef der Equipage bzw. der Master "Gute Jagd" und es kann los gehen.
Jeder bleibt auf seinem anfangs eingenommenen Platz und hält insbesondere vor Hindernissen Sicherheitsabstand ein. Das Kreuzen des Feldes ist fahrlässig und sehr gefährlich. Man reitet auf Strich und Lücke. Rücksichtnahme (vor, während und nach der Jagd) ist oberstes Gebot.
Es werden mehrere Checks bzw. Stops zur Erholung der Hunde und Pferde eingerichtet. Dabei soll Wasser zum Tränken (bzw. Befeuchten der Nasen) der Hunde bereitgestellt werden, die Pferde sollten insbesondere bei einem längeren Stop geschützt stehen. Zum Hauptstop können die Bläser die "Stop-Fanfare" und danach "Absitzen" blasen.Die Fortsetzung der Jagd wird durch die Signale "Aufsitzen" und "Aufbruch zur Jagd" verkündet.
Am Ende der letzten Schleppe zieht man den rechten Handschuh aus, hält ihn hoch und ruft noch im Galopp "Halali". Dieser Ausdruck stammt aus dem Französischen: Hal a lui. Auf Deutsch: Hetzt an ihn (z.B. den gestellten Hirsch). Hier wird das Halali geblasen , zunächst "l'hallali sur pied" bis alle am Halali eingetroffen sind, dann "l'hallali par terre", ebenfalls mehrfach.

Danach versammelt man sich am Halali-Platz, möglichst mit Jagdfeuer. Aufstellung im Halbkreis.
Es folgt das Genossenmachen bzw. Curée der Hunde, die Reiter sitzen dazu ab, nehmen den Hut ab als Dank für Pferde und Hunde. Dazu ertönt das Signal "Curée".
Um Unruhe auf dem Platz zu vermeiden sollten erst dann, auf das Signal "Bruchverteilung", die Brüche (möglichst der Art von Bäumen, wie sie am Halali-Platz vorkommen, normalerweise Eichenzweige, ab dem Hubertustag, am 3.November, Fichte) verteilt werden. Um Unfälle zu vermeiden kommen die Reiter ohne Pferde zur Jagdherrin und Jagdherr. Häufig frisst das Pferd den Bruch - deshalb nie Nadeln Draht oder sonstiges potentiell für Pferde gefährliches Zierwerk am Bruch anbringen. Bei der Übergabe des Bruchs erwidert man den Wunsch des Jagdherrn "Waidmannsheil" mit einem aufrichtigen "Waidmannsdank". Sind alle Brüche verteilt, kann ein Jagdteilnehmer Dankesworte an den Jagdherrn und seine Helfer richten, die er mit einem dreifachen "Horrido" (ho Rüde ho) abschließt, das die Jagdreiter jeweils mit "Joho" beantworten.
Als Abschluss kann das Signal "Verabschiedung der Master bzw. l'adieu des maîtres" geblasen werden. Die Hunde werden abgeführt und verladen, die Pferde werden auf Verletzungen untersucht und trocken geführt. Nachdem die Pferde versorgt und verladen sind beginnt das Schüsseltreiben.

Es ist ein unvergleichliches Naturerlebnis zu Pferde eine gut laufenden Meute zu beobachten. Weitere Informationen und Termine finden Sie unter www.meutejagd.de.

Fotos: Torsten Keller 1, 4, 6; Bernd Romeike 2, 3, 5

 

home Seitenanfang Menü Fotoalbum