Das
Jagdpferd
Gibt es das optimale Pferd für
die Jagd? Diese Frage kann nicht so pauschal beantwortet werden, es
gibt aber einige Kriterien, die einem bei der Auswahl eines geeigneten
Jagdpferdes helfen können.
Anders als in Irland gibt es leider in Deutschland keine geplante
Zucht für Jagdpferde mehr. Als Grundvoraussetzung für ein
Jagdpferd kann man die folgenden Punkte anführen:
Gesundheit - gute Grundausbildung - gute Kondition - Springvermögen
- Pferd und Reiter müssen zusammenpassen, also harmonieren -
Geländesicherheit - Erfahrung - gutes Interieur.
Streit gibt es immer wieder über die Ausrüstung des Jagdpferdes.
Bewährt haben sich Vielseitigkeitssättel. Die Trense oder
das Gebiss sollten eine "Sicherheitsreserve" aufweisen
(z.B. Pelham oder Aufziehtrense). Vorderzeug mit Ringmartingal. Die
meisten erfahrenen Jagdreiter verzichten auf Gamaschen und Glocken
weil sie eher scheuern als dem Pferd helfen sich zu stoßen.
Ein Schläger sollte eine rote Schleife im Schweif tragen (eigentlich
sollte man einen Schläger gar nicht auf einer Meutejagd einsetzen.
Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sollte man am Ende des Feldes
reiten. Rücksichtnahme ist oberstes Gebot.)
Für alle Ausrüstungsgegenstände gilt: ein guter Zustand
ist eine Lebensversicherung. Dazu gehört ebenfalls, niemals
etwas völlig Neues auf einer Jagd auszuprobieren. Alles sollte
sich im Alltag bewährt haben, damit z.B. Materialfehler nicht
in brenzligen Situationen zutage treten.
Das Training des Jagdpferdes sollte Dressur-, Spring-und Geländereiten
beinhalten. Im Gelände muss das Pferd Trittsicherheit entwickeln,
dabei sollte es Äste, Wurzeln, Hänge, Wasser, Gräben
und andere Sprünge von sich aus taxieren, der Reiter gibt nur
die nötigsten Hilfen weil unsere Pferde das "Lesen"
der Strecke mit ihren angeborenen Fähigkeiten besser bewerkstelligen
können als wenn wir ihnen immer alles zeigen. Schließlich
gehört zum Training auch der Gruppengalopp, dabei auch der
Wechsel an der Tete und das Trennen von der Gruppe. |
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Der
Jagdreiter
Voraussetzungen an den Jagdreiter sind zunächst
einmal ein klarer Kopf und Konzentration auf der Strecke. Das oberste
Gebot lautet Rücksichtnahme denn sie trägt wesentlich zur
Unfallverhütung bei. Die Position im Jagdfeld sucht man sich
entsprechend der eigenen Erfahrung und nach der seines Pferdes.
Man sollte von seinem Pferd jederzeit das Unerwartete erwarten,
denn
dies entspricht dem charakteristischen Verhalten von Pferden.
Eine gute Dressur- und Springausbildung sollten selbstverständlich
sein. Jeder Reiter muss sein Pferd in jeder Situation regulieren können.
Schließlich sollte man über eine ausreichende Kondition
verfügen, die einem erlaubt lange Strecken im leichten Sitz zu
galoppieren ohne zu ermüden.
Auf der Strecke hält jeder die anfangs eingenommene Position
ein. Auf der Schleppe wartet man auf das Zeichen des Masters "GUTE
JAGD" bevor man angaloppiert. Im Galopp wird nie überholt,
das führt nur zu Unruhe im Feld und birgt Verletzungsgefahr für
Hunde, Pferde und Reiter.
Bitte niemals den Weg kreuzen um Zusammenstöße zu vermeiden.
Man reitet seitlich versetzt (Strich und Lücke). Das wichtigste
ist die Hunde zu beobachten und ihnen zu lauschen.
Bei einem Sturz darf man nicht weiterreiten, bis der Reiter versorgt
wird. Jeder, der an einem gestürzten, hilflosen Reiter vorbeireitet
erfüllt den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung.
Wichtig ist, mit dem Pferd im Gleichgewicht zu sein und nicht vor
oder hinter die Bewegung zu kommen. Ein weiterer Tipp lautet "nicht
Knieschluss sondern Wadenschluss".
Der vielleicht wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist eine splittersichere
Kappe mit 3- oder 4-Punkt Befestigung. Die Radfahrer haben es uns
Reitern vorgemacht, hier hat sich eine Mode entwickelt, so dass kaum
noch ein Radfahrer oben ohne zu sehen ist. Zylinder oder Melonen gibt
es übrigens auch mit integriertem Sturzschutz.
Der Jagdrock ist in der Regel lang und sollte erst
eine Hand breit oberhalb des Knies enden. Das hält im Herbst
und Winter schön warm. Als Farbe trägt der Herr in der eigentlichen
Saison im Herbst und Winter Rot, Schwarz, Blau, Grün oder Tweed.
Damen tragen nach landläufiger Meinung nicht Rot, wer immer die
Herkunft dieser Regel kennt teile sie mir bitte mit. Der rote Rock
soll im Frühjahr oder der Vorsaison nicht getragen werden. Den
roten Jagdrock tragen nur erfahrene Jagdreiter, frühestens nach
dem 10ten Ritt im ersten Feld hinter Hunden ist eine geläufige
Regel. Unter dem Jagdrock trägt man eine Weste. Die Reithose
sollte weiß oder hellbeige sein. Die Stiefel sind Schwarz, bei
Herren mit braunen Lederstulpen. Das rührt daher, dass die Stiefel
früher über die Knie reichten und zwischendurch
heruntergeschlagen wurden, so kam dann das hellere Futter zum Vorschein. |
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Das Hemd ist Weiß, dazu trägt man ein Plastron mit schmückender
Plastronnadel. Bitte tragen sie nur dieses und keine Vorgefertigten
oder eine Schlips. Das traditionelle Plastron kann als Verband,
als Hundeleine und als Flickzeug für Leder dienen. Außerdem
ist es sehr kleidsam und hält an kalten Tagen schön warm.
Die Handschuhe sollten weiß sein.
Diese Regeln gelten aber nur für die allgemeine Reitjagd in
Deutschland. Im Ausland haben viele Equipagen eigene Kleiderordnungen.
Als Gast sollte man in England, Irland, USA und Frankreich niemals
einen roten Rock tragen.
Aus Sicherheitsgründen ist auf jeden Fall eine Sturzweste empfehlenswert.
Es gibt für einen Geländereiter zwei Hauptursachen für
tödliche Verletzungen: das Schädel-Hirn-Trauma oder einen
Rippenbruch bei dem ein Bruchende eine Lunge durchspiesst und
diese dabei kollabiert. Man kann nur hoffen, dass die Hersteller
hier bald bessere Produkte auf den Markt bringen.
Sporen kann man tragen aber nicht zum Stelldichein oder zum Schüsseltreiben.
Die Hetzpeitsche mit Lederschlag ist übrigens den Mastern und
Pikören von Meuten vorbehalten. Piköre die nicht im Einsatz
sind wickeln ihren Schlag auf.
Man kann übrigens zwei Arten von Jagdreitern beobachten, solche
in Englischer und solche in Französischer Tradition. In England
jagt man um zu reiten, der Ritt, die Strecke und die Hindernisse
stehen im Mittelpunkt. In Frankreich reitet man um zu jagen, das
Pferd ist bloßes Vehikel um die Hunde beobachten zu können.
Zur Jagdmusik
Zu jeder Schleppjagd gehört traditionell auch eine musikalische
Umrahmung durch Jagdhörner.
Signalhörner sind seit der Antike bekannt und wurden damals
aus Tierhorn gefertigt. Später wurden sie aus Holz, Ton, Elfenbein,
Glas und Metall hergestellt. Hörner aus Metall wurden am populärsten
weil sich zeigte, dass sie am besten formbar, am stabilsten und
am haltbarsten waren.
Auf seinem Weg zum Instrument hat sich insbesondere das französische
Jagdhorn schrittweise verlängert, vermehrt gebogen und aufgerollt,
bis zu seiner heutigen Form, einer Metallröhre von mehr als
vier Metern Länge und mehrmals um sich selbst aufgewickelt.
Ursprünglich wurde das Jagdhorn dazu eingesetzt alle Ereignisse
der Jagd über weite Entfernungen mittels Fanfaren zu übermitteln.
Jede Fanfare hat eine bestimmte Bedeutung. Das Repertoire umfasst
dabei Fanfaren für Tiere, für Orte oder Wälder, für
Familien und Meuten um hier nur die wichtigsten zu nennen. Insgesamt
existieren über 3500 Fanfaren. Das Jagdhorn war und ist teilweise
auch heute noch essentiell für die Kommunikation in mehr oder
weniger dicht bewachsenem, unwegsamen Terrain. So kann jeder auch
ohne irgendetwas zu sehen mitverfolgen was auf der Jagd gerade passiert.
Ferner dienen die Signale dazu, die Meutehunde zu führen und
aufmerksam zu machen.
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Diese
Tradition wird weiterhin sehr gepflegt.
Darüber hinaus intonieren
heute viele Bläsercorps nicht nur die traditionellen Signale,
sondern auch anspruchsvolle Musikstücke.
Auf Jagden in Deutschland
kam vor allem das Fürst-Pless Horn und Parforcehörner
in B und Es zum Einsatz, in Frankreich das Parforce-Horn in D
bzw. die Trompe de Chasse in D sowie in England das englische Huntinghorn, ein reines Signalinstrument. Heute ist man besonders
in Deutschland flexibel und bringt alle genannten Jagdhörner
zum Einsatz, je nach Geschmack der Veranstalter.
Wegen der Signalfunktion der Jagdhörner oblag das Blasen früher
und auch heute noch bei den Jagden auf lebendes Wild, der Equipage.
Leider gibt es in Deutschland nicht mehr viele berittene Jagdhornbläser
zur musikalischen Umrahmung von Schleppjagden, so dass die Jagdhornbläser
häufig von den Organisatoren an markante Stellen der Jagd gebracht
werden müssen und so die Musik bzw. Signale nicht ständig
verfügbar sind.
Eine besonders schöne Tradition ist auch die Durchführung
einer Hubertus-Messe bzw. eines Hubertus Gottesdienstes im Vorfeld
der Reitjagd. |
Das Jagdreglement
Die hier aufgeführten Regeln treffen vor allem auf die Reitjagden
in Deutschland zu. Hier sucht man sich aus allen Traditionen das
Beste heraus. Englisch ist der rasante Ritt hinter schnellen Hunden
in Verbindung mit dem Überwinden fester Hindernisse, aus dem
Französischen stammen die Schabracken, viele Jagdhornsignale
und Zeremonien wie das Curée.
Urdeutsch ist der Brauch (aus der "grünen" Jagd)
die Reiter mit einem Bruch zu ehren.
Alle Reiter tragen eine splittersichere Kappe mit 3-oder 4-Punkt
Befestigung, roten, schwarzen oder grünen Rock (Damen nach
landläufiger Meinung nicht in rot aber auch in blau, der rote
Rock sollte auch von Männern nur im Herbst und nicht im Frühjahr
oder der Vorsaison getragen werden), weiße oder hellbeige
Reithose, schwarze Stiefel (Herren mit braunen Lederstulpen), weißes
Hemd, Plastron und weiße Handschuhe.
Die Jagd beginnt am Stelldichein (meet, rendez-vous), es wird das
Signal "Wecken der Jagdreiter bzw. Réveil" geblasen.
Ein Fauxpas ist es, gespornt zum Meet oder zum Schüsseltreiben
zu erscheinen. Aufgesessen wird nach dem Signal "Aufsitzen
bzw. monter à cheval", oder wenn der Jagdherr aufgesessen
ist. Aufstellung im Halbkreis vor dem Jagdherrn. Man sucht sich
das Feld in dem man reiten möchte und grüßt den
Feldführer (ohne Handschlag). Im ersten Feld besteht Sprungpflicht,
im Zweiten sollten die Sprünge zu umreiten sein, das dritte
Feld mit jungen Pferden und Anfängern springt nicht. Die Anzahl
der Reiter in einem Feld sollte 20 nicht überschreiten.
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Wenn
die Hunde eintreffen ruft man "Die Hunde" die (männlichen)
Jagdteilnehmer ziehen zum Gruß die Kappe. Die Hunde und die
Equipage werden in das Halbrund aufgenommen. Es ertönt zur Begrüßung
die jeweilige Fanfare der Meute. Nie zu nahe an die Hunde heranreiten.
Hier hat nur die Equipage etwas zu suchen. Die Pferde sollten
mit
dem Kopf zu den Hunden gestellt sein.
Der Jagdherr (weiß-schwarz-weiße Binde links) begrüßt
die Equipage und gibt die Details der Jagdstrecke (Länge der
Runs [Teilstrecken], Hindernisse [üblich: 90 + / - 10 cm x 6
- 10 m], Art des Geläufs [Bodenbeschaffenheit], Checks bzw.
Stops) bekannt. Er gibt auch die Einteilung der Felder und Jagdchargen
bekannt (stellvertretender Jagdherr: schwarz- weiß- schwarze
Binde links, Jagdleiter bzw. Chef der Equipage bzw. Master: weiße
Binde rechts, eingeteilte Piköre der Meute: Hetzpeitsche mit
Schlag und grüne Binde links, nicht eingeteilte Piköre der
Meute: Hetzpeitsche mit aufgewickeltem Schlag, Feldführer und
Feldpiköre: grüne Binde links, schließende Feldpiköre:
rote Binde links, Zuschauerführung: gelbe Binde links und
gelbe Flagge).
Wenn das Feld zur Anlegestelle der 1. Schleppe aufbricht wird "Aufbruch
zur Jagd bzw. le départ pour la chasse" geblasen.
Wenn die Hunde sicher auf der Fährte liegen ruft der Chef der
Equipage bzw. der Master "Gute Jagd" und es kann los
gehen.
Jeder bleibt auf seinem anfangs eingenommenen Platz und hält
insbesondere vor Hindernissen Sicherheitsabstand ein. Das Kreuzen
des Feldes ist fahrlässig und sehr gefährlich. Man reitet
auf Strich und Lücke. Rücksichtnahme (vor, während
und nach der Jagd) ist oberstes Gebot.
Es werden mehrere Checks bzw. Stops zur Erholung der Hunde und
Pferde eingerichtet. Dabei soll Wasser zum Tränken (bzw. Befeuchten
der Nasen) der Hunde bereitgestellt werden, die Pferde sollten insbesondere
bei einem längeren Stop geschützt stehen. Zum Hauptstop
können die Bläser die "Stop-Fanfare" und danach
"Absitzen" blasen.Die Fortsetzung der Jagd wird durch die
Signale "Aufsitzen" und "Aufbruch zur Jagd"
verkündet.
Am Ende der letzten Schleppe zieht man den rechten Handschuh aus,
hält ihn hoch und ruft noch im Galopp "Halali". Dieser
Ausdruck stammt aus dem Französischen: Hal a lui. Auf Deutsch:
Hetzt an ihn (z.B. den gestellten Hirsch). Hier wird das Halali geblasen
, zunächst "l'hallali sur pied" bis alle am Halali
eingetroffen sind, dann "l'hallali par terre", ebenfalls
mehrfach. |
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Danach versammelt
man sich am Halali-Platz, möglichst mit Jagdfeuer. Aufstellung
im Halbkreis.
Es folgt das Genossenmachen bzw. Curée der Hunde, die Reiter
sitzen dazu ab, nehmen den Hut ab als Dank für Pferde und Hunde.
Dazu ertönt das Signal "Curée".
Um Unruhe auf dem Platz zu vermeiden sollten erst dann, auf das
Signal "Bruchverteilung", die Brüche (möglichst
der Art von Bäumen, wie sie am Halali-Platz vorkommen, normalerweise
Eichenzweige, ab dem Hubertustag, am 3.November, Fichte) verteilt
werden. Um Unfälle zu vermeiden kommen die Reiter ohne Pferde
zur Jagdherrin und Jagdherr. Häufig frisst das Pferd den Bruch
- deshalb nie Nadeln Draht oder sonstiges potentiell für Pferde
gefährliches Zierwerk am Bruch anbringen. Bei der Übergabe des Bruchs erwidert man den Wunsch des Jagdherrn "Waidmannsheil"
mit einem aufrichtigen "Waidmannsdank". Sind alle Brüche
verteilt, kann ein Jagdteilnehmer Dankesworte an den Jagdherrn und
seine Helfer richten, die er mit einem dreifachen "Horrido"
(ho Rüde ho) abschließt, das die Jagdreiter jeweils
mit "Joho" beantworten.
Als Abschluss kann das Signal "Verabschiedung der Master bzw.
l'adieu des maîtres" geblasen werden. Die Hunde werden
abgeführt und verladen, die Pferde werden auf Verletzungen
untersucht und trocken geführt. Nachdem die Pferde versorgt
und verladen sind beginnt das Schüsseltreiben.
Es ist ein
unvergleichliches Naturerlebnis zu Pferde eine gut laufenden Meute
zu beobachten. Weitere Informationen und Termine finden Sie unter www.meutejagd.de.
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Fotos: Torsten Keller 1, 4,
6; Bernd Romeike 2, 3, 5
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