Schweißhundführerlehrgang beim Verein für Schwarzwälder Schweißhunde Was stellt man mit seinem Laufhund an, wenn er selten frei jagen darf, da er sehr wahrscheinlich alsbald viel zu weit und zu selbständig jagen würde?
Herrchen Jäger möchte aber ernsthaft mit dem Vierläufer arbeiten, der im Herbst 2010 seine Prüfung zur Brauchbarkeit §7 bestanden hatte ... |
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Schweißhundeführer und Lehrgangsleiter Josef Hupfer. |
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Sodann begann der Kurs und Herr Hupfer erläuterte uns als erstes den idealen Ausbildungsgang vom Welpen zum geprüften Schweißhund. |
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Anlegen der Schleppen /Fährten mit dem Wind im Rücken um die Nasenarbeit zu fördern! |
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Die Fährten sollen vorzugsweise mit Fährtenschuh getreten werden. Der Hund orientiert sich bei der Arbeit auch an den Gerüchen der Bodenverwundung. Läufe und Schweiß sollten von der gleichen Wildart stammen. Optimal sind Schweiß und Läufe von einem Stück. Schweißverbrauch: 100 ml pro 1000 m. Also spärlich verwenden! Mit Spritzflasche (z.B. leere Leimflasche aus dem Tischlerbedarf) vorsichtig ausbringen. |
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Fährtenschuh. |
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Herr Huber erklärte uns auch, wie er den Schweiß für seine Übungsfährten erhält und bevorratet. Beim Aufbrechen wird der Schweiß in einem Eimer aufgefangen und später durch ein feines Sieb gegossen, um feste Bestandteile auszufiltern. Das ist besonders wichtig, damit die Tropffläschchen nicht ständig verstopfen. Der gefilterte Schweiß wird in großen PET-Flaschen eingefroren. Für die Arbeit kann man dann eine Flasche auftauen und in kleinere Fläschchen umfüllen. Nicht direkt benötigte Fläschchen werden wieder eingefroren. So steht immer ein Vorrat an Schweiß im Gefrierschrank zur Verfügung. Es kann aber auch Schweiß mit verschiedenen Inhalten wie Pansen, Leber, Lunge etc. eingefroren werden. Der eignet sich dann allerdings nicht zum Tropfen, sondern die Fährte wird damit getupft. Dazu verwendet man einen Stock, an dessen Ende ein Schwamm befestigt wird. Dieser wird beim Legen der Fährte immer wieder in den Eimer getaucht und dann einfach auf die Erde getupft. Auch die Schalen können gut mehrfach verwendet werden, wenn man sie nach der Arbeit gleich wieder einfriert. Die Fährten werden mit Zellstoff-Markierungsband an jungen Bäumen ausgezeichnet. Lieber eine Markierung zu viel, als zu wenig lautet die Devise. Die Knoten der Bänder werden natürlich auf derselben Seite des Bäumchens angebracht, an der man selbst auch vorbei gegangen ist. Eine gute und sparsame Möglichkeit der Markierung, von Jos Wersant, dem Schwarzwälder-Schweißhundführer aus Luxemburg vorgestellt, besteht übrigens darin, Markierungsbandabrisse an Wäscheklammern zu befestigen und diese an Ästchen anzubringen. Hier gilt dann, Wäscheklammer auf der Seite, an der man den Baum passiert hat. Die Wäscheklammern können nach dem Arbeiten der Fährte einfach wieder eingesammelt werden. Riemen: Waffen: |
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Teil einer Schweissfährte in der Praxis (Schwarzwild). (Foto: Sabine Middelhaufe) |
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Die Anschußuntersuchung: Beim Eintreffen sind von dem Schützen wichtige Informationen einzuholen. (Diese sind jedoch, da sie sehr von seiner Wahrnehmung beeinträchtigt werden, mit Vorsicht zu behandeln.) Uhrzeit des Schusses, Standpunkt des Schützen, Abgabe des Schusses freihändig oder angestrichen?. Angestrichen wo? Entfernung und Richtung in der das Wild beschossen wurde? Wildart, Geschwindigkeit mit der sich das Wild bewegt hat? Einzelstück oder in Rudel/Rotte? Geschätztes Abkommen und Gewicht? Welche Körperseite? Verhalten des Wildes vor und nach dem Schuß? Zeichnen nach dem Schuß? Was konnte nach dem Schuß vernommen werden (röcheln, blasen, schnaufen, klagen etc.)? Fluchtrichtung? Allein oder mit Rotte/Rudel? Wie flüchtet das Stück (sicher – unsicher, leise – laut, benutzt es alle Läufe, flieht es gegen Hindernisse)? Auf dem Anschuß ist Ruhe zu bewahren, er sollte auch erst nach einer Wartezeit von mind. 30 Minuten betreten werden, da das Wild noch in der Nähe (nächste Dickung) sein könnte. Sonstige Begleitumstände wie Wetterbedingungen, Lichteinfall usw. sollten mit in die Beurteilung einfließen. Angaben zum Kugelschlag sind nicht wirklich aussagefähig. Der vom Schützen beschriebene Bereich wird umschlagen und der Anschuß von der entgegengesetzten Seite aus leise und vorsichtig angegangen. Das ist sinnvoll, da man von hinten meist mehr erkennen kann. So tastet man sich langsam an den Kugelriss heran, der häufig auch zu finden ist. |
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Teil einer Schweissfährte in der Praxis (Schwarzwild). (Foto: Sabine Middelhaufe) |
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In der Wiese ist das oft sehr schwierig. Im Waldboden sind aus unserer Richtung vor dem Kugelriss manchmal Erdkrümel auf den liegenden Blättern zu erkennen.
Ist der Kugelriss gefunden, ergibt dieser mit der Position der Schußabgabe schon mal die Flugrichtung des Geschosses. Daraufhin wird nach Schaleneingriffen oder anderen Bodenverwundungen durch das beschossenen Stück gesucht. Man wird auch ausgerissenen Bodenbewuchs feststellen. An der Stelle wo das beschossene Stück Wild die Schaleneingriffe verursacht hat, wird mittig ein Stock positioniert. Während nun ein Helfer den Stock hält, peilt man die Richtung - Mündung der Waffe vom Schützen aus zum Kugelriss, der vorher mit z.B. einem weißen Taschentuch markiert wurde. Der Helfer wird dann angeleitet seine Hand an dem Stock in die Flugbahn der Kugel zu bringen. Die angezeigte Höhe ergibt so eine ziemlich genaue Treffer- (oder Fehler-) höhe. Aus dieser Höhe können mögliche Pirschzeichen angenommen werden, die es jetzt zu finden gilt. Helfer bei der Suche nach Pirschzeichen sind viele Waldinsekten. Besonders Fliegen und Käfer sind hier hilfreich. Auffällige Käfer an einer Stelle im vermuteten Anschußbereich sind schon ein sicheres Zeichen. Bei einem Treffer sind immer Schnitthaare vorhanden. Diese sind auf der dem Schützen zugewandten Seite (vor dem Stück) zu suchen. Aus den gefundenen Schnitthaaren erkennt man mit Hilfe eines Schnitthaarbuches wieder etwas genauer den Kugelsitz. Auf der dem Schützen abgewandten Seite (Ausschußseite) wird nach Rißhaar gesucht. Rißhaar ist mit der Wurzel und oft noch mit Hautteilen verbunden. Die Wurzel kann oft nur erfühlt werden. Durch Luftbewegungen kann auch Schnitthaar hinter dem Stück gefunden werden. Zu den Haarwechselzeiten kann auch Wurzelhaar (abgestorbenes Haar mit vertrockneter Wurzel welches noch in den nachgewachsenen Haaren hängt) unter oder um das Stück verteilt gefunden werden, da dieses durch Bewegungen abfällt. Gefundene Pirschzeichen werden markiert oder, wenn eine Nachsuche nicht direkt angeschlossen werden kann, sichergestellt (abdecken mit Folie oder eintüten in Folienbeutel). Keine Taschentücher verwenden, da diese die Pirschzeichen austrocknen. Fundstellen markieren. Eine Nachsuche kann nur nach genügender Wartezeit angeschlossen werden und wenn noch ausreichend lange mit Tageslicht zu rechnen ist. Nachsuchen mit Einbruch der Dunkelheit abbrechen. Den Hund dann von der gerechten Fährte abtragen und Stelle markieren, damit am nächsten Morgen weitergearbeitet werden kann. |
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Teil einer Schweissfährte in der Praxis (Schwarzwild). (Foto: Sabine Middelhaufe) |
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Wichtige Pirschzeichen: Schnitthaar: Schnitthaarbuch anlegen! Schweiß: Beurteilung nach Geruch / Geschmack. Knochenmaterial: Röhrenknochenstücke stammen vom Lauf. Wildpret oder Feist Organteile (Beschaffenheit? Leberrand oder Leberbrei, Dick- oder Dünndarm) |
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Teil einer Schweissfährte in der Praxis (Rehwild). (Foto: Sabine Middelhaufe) |
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Achtung: Auch wenn wir keine Hinweise auf einen Treffer finden heißt das nicht, daß ein Fehlschuß vorliegt. Ziemliche Sicherheit kann nur ein Schweißhundführer mit gut eingearbeitetem Schweißhund geben. Auch im Straßenverkehr verunfalltes Wild muß mit einem erfahrenen Hund nachgesucht werden. Vorbereitung der Nachsuche: Schweißhundführer verständigen |
Wenn Wild nicht nachgesucht wird... (Foto: Sabine Middelhaufe) |
Wissenswertes: Faustregel: 71 ml Schweiß pro kg Lebendgewicht des Wildes Anforderungen an einen Nachsuchenführer Freude an der Arbeit mit dem Hund |
Arco, F1 Generation Hannoverscher Schweißhund x PlottHound. HF Jos Wersant. |
Nach diesem theoretischen Teil nahmen wir im „Engel“ das Mittagessen ein. Anschließend ging es bei herrlichem sonnigen Herbstwetter ins Staatsjagdrevier. Hier waren von Hubertus Schätzle und Jos Wersant verschiedene Anschüsse vorbereitet. Da jeder Anschuß geschossen war, war die Situation bis auf den fehlenden Schweiß sehr realitätsnah. Fotos von der armen Sau sind vorhanden aber das mag nicht unbedingt jeder sehen... Die einzelnen Anschüsse waren mit Flatterband voneinander abgegrenzt und wurden von kleinen Gruppen nacheinander untersucht. Hierbei wurden dann die im theoretischen Teil gelernten Punkte in die Praxis umgesetzt. Der Schütze (Hubertus Schätzle) wurde an jeder Station nach den Begleitumständen zu seinem Schuß befragt. Anschließend wurde der Anschuß von der jeweiligen Gruppe umschlagen und von hinten angegangen. Alle übrigen Lehrgangsteilnehmer standen an der Flatterbandabgrenzung außen herum. Natürlich versuchten alle, auch die nicht direkt Beteiligten, Pirschzeichen zu finden. So kamen wir dann über den Kugelriß zu den Schaleneingriffen, ermittelten die etwaige Trefferlage, suchten nach Pirschzeichen und konnten dann mit Unterstützung der Ausbilder eventuelle Verletzungen am Stück bestimmen. Auch Käfer und Fliegen unterstützten uns bei der Suche. Wir fanden Gewebeteile und Geschoßsplitter an Bäumen, Schnitt- und Rißhaar, Knochenkrümel vom Gelenk, Knochensplitter vom Laufknochen und einen Dornfortsatz vom Krellschuß. Somit konnten bei Laufschuss, Waidwundschuss, Leberschuss, Krellschuss, Äser- bzw. Gebrechschuss, u. a. die Höhe des Einschusses, die Trefferlage, die mögliche Verletzung des Wildes, die dadurch notwendige Form der Nachsuche inklusive der empfohlenen Wartezeit und vieles mehr in der Praxis nachvollzogen werden. Auch ein Fehlschuß durch eine junge Buche von etwa 8 cm Durchmesser konnte untersucht werden und erstaunlicher Weise war auch hier der Kugelriß zu finden. Bei den praktischen Übungen ging die Zeit rasend schnell um. Es folgte eine Pause in der wir unsere Hunde beschäftigen konnten und wir trafen uns dann um 19 Uhr wieder im Gasthaus "Zum Engel" zum Essen und Gedankenaustausch. Dieser Abend brachte uns eine ganze Menge weitere Informationen und vertiefte das tagsüber Gehörte und Erlebte. Vor dem Frühstück am nächsten Morgen hatte ich schon mit meinem Hund eine Wanderung an der Kirche vorbei über den Waldspielweg gemacht. Schuttertal hat hier sehr gut angelegte und ausgeschilderte Themenwanderwege zu bieten. Leider hatten wir für diese Ausflüge nur zu wenig Zeit. Da müsste man dann doch mal richtig Urlaub in Schuttertal machen. Nach dem Frühstück sammelten wir uns auf einem Parkplatz an der Einfahrt zum Revier - und es fing an zu regnen... Nachdem alle eingetroffen waren, fuhren wir wieder zusammen in unser Übungsgebiet. Das Wetter verbesserte sich, und es wurde erneut ein schöner Tag im Freien. |
An diesem toten Überlaufer wurden die verschiedenen Einschüsse simuliert. |
Zuerst nahmen wir die am Vortag untersuchten Anschüsse noch ein zweites Mal in Augenschein. Zu unserem Erstaunen war oft noch mehr als am Vortag zu erkennen und das, obwohl am Vortag ja schon viel darüber hinweggelaufen wurde. Laut Herr Hupfer lag das daran, daß unsere Augen sich auf das eingestellt haben, was wir suchen. So wurden alle Anschüsse noch ein weiteres Mal gearbeitet. An einem Gestell auf der anderen Seite des Weges war der Überläufer aufgehängt worden. Dahinter war eine Folie gespannt. Hubertus Schätzle hatte einen Kammerschuß auf den Wildkörper abgegeben. Wir schauten uns jetzt die Folie von hinten an. Es war ein Ausschußloch und mehrere kleinere Löcher zu erkennen. Diese Löcher stammten von Geschoßsplittern, die sich im Wildkörper vom Geschoß separiert hatten. Von den Geschoßsplittern hätten noch weitere Stücke in der Rotte oder dem Rudel verletzen werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig darauf zu achten, daß das Tier, welches man beschießt, auch frei steht. Sonst bleibt ein Stück am Anschuß liegen und ein Weiteres flüchtet verletzt und wird nicht nachgesucht. Das Erschreckendste für uns aber war, daß der Überläufer schon nach der kurzen Zeit vom Vormittag bis zum Nachmittag an allen Verletzungen mit einer dicken Schicht Fliegeneier und -maden überzogen war. Hier wurde uns eindringlich klar, daß ein Stück Wild auch bei nur geringen Verletzungen bei warmer Witterung in kürzester Zeit von Fliegenmaden auch bei lebendigem Leib aufgefressen wird. Um dem Wild so einen jämmerlichen und qualvollen Tod zu ersparen ist eine Nachsuche immer außerordentlich wichtig. Die Nachsuchenführer machen ihre Arbeit ausschließlich aus Achtung vor dem Tier. Von manchen Jägern wird die Meinung vertreten „Nicht geschossen ist auch gefehlt“. Diese Einstellung wird von Schweißhundführern rigoros abgelehnt, da sie zu unbedachten und unsauberen Schnellschüssen führt. Und gerade diese produzieren dann die Nachsuchen. Es ist schon schlimm genug, wenn bei einem sauber und bedacht abgegebenen Schuß eine Nachsuche nötig wird und auch dies kann immer passieren. Anschließend führten uns die Ausbilder des SSH vor, wie man eine Schleppe und Schweißfährte im Gelände anlegt. Die Schleppen und Fährten sollen mit dem Wind im Rücken angelegt werden. Der Hund soll die Arbeit mit der Nase auf dem Boden lernen und nicht mit hoher Nase die Geruchsspur über den Wind aufnehmen. Die Arbeitsstrecken sollen auf unterschiedlichen Untergründen, Brombeergestrüpp, Farn, Nadelwald, Laubwald, durch Wasserläufe, über Wege etc., bei unterschiedlichen Wetterlagen und in verschiedenen Revierteilen angelegt werden. Wiederholungen nur nach einigen Tagen mit anderer Streckenführung. Ein wichtiger Punkt ist die Kenntlichmachung des Verlaufes. Um sich bei der Arbeit voll auf seinen Hund konzentrieren zu können ist das enorm wichtig. Wir sollen ja lernen, wie sich unser Hund auf der gerechten Fährte, auf der Verleitfährte oder bei Verlust der Fährte verhält. Jeder Hund zeigt das irgendwie an und das wie zu lernen, ist für uns die Hauptaufgabe dieser Übungen. Der Hund trainiert bei dieser Arbeit seine Nase, wir müssen unseren Hund lesen lernen. Wenn wir uns bei dieser Arbeit nicht sicher auf die Streckenführung verlassen können, ist die Beobachtung des Hundes nicht kontinuierlich möglich. |
Die Nachsuche geschieht aus Respekt vor dem Wild. Foto: Sabine Middelhaufe |
Zum Mittagessen brachte uns der Wirt des "Engel" eine leckere Suppe, Brot und Getränke in den Wald. Wir genossen das Essen im Freien, kümmerten uns um die Hunde und begannen dann mit dem Anlegen unserer Fährten für den nächsten Tag. Immer zwei Hundeführer erarbeiteten eine Fährte. Einer ging voran und knüpfte die Markierungsbänder, der Zweite trat die Fährte für seinen Hund und spritzte den Schweiß. Die Fährten verliefen im Wald in der Nähe der Wege. Sie waren so angelegt, daß die Gruppe die Arbeiten am nächsten Tag vom Weg aus beobachten konnte. Anschließend gingen alle mit ihren Hunden oberhalb des Waldweges etwa 100 m weiter bis wir auf der Seite unterhalb des Weges eine Kanzel sahen. Hier hatten sich Josef Hupfer und Jos Wersant postiert und konnten den Überläufer der für die Anschüsse gebraucht worden war über ein Seil bewegen. Die Hundeführer wurden nun einzeln mit ihrem Hund an den Ausgangspunkt der Schleppe zu Hubertus Schätzle gerufen. Wir bekamen den Anschuß gezeigt und setzten den Hund mit „Such verwundt“ zur Arbeit an. Der Hund arbeitete ein Stück an der Schweißleine und wurde dann für die letzten 20, 30m geschnallt. Er arbeitete die Fährte zu Ende und wurde dort von der Pendelsau attackiert. Es war sehr aufschlußreich, wie die Hunde auf die „angriffslustige“ Sau reagierten. Die einen liefen erschrocken zu ihrem Führer und ließen sich erst von ihm wieder in die Nähe der Sau führen, andere erschraken und sprangen einen Satz zurück, um wieder auf die Sau loszugehen und sie zu verbellen. Dabei zeigte sich ob bei den Hunden eine gesunde Scheu vor dem wehrhaften Wild, unüberlegtes und damit gefährliches Drauflosstürmen oder ängstliche Zurückhaltung zu beobachten war. Dieses Wissen um die Eigenschaften seines Hundes ist eine hilfreiche Information die sehr bei der Arbeit und dem speziellen Vorgehen bei Nachsuchen helfen kann. Nuccia die an Schwarzwild hinter einem trennenden Zaun wenig Interesse hat, arbeitete ihre Fährte sauber und ruhig bis ich dann von Herrn Schätzle die Anweisung zum Schnallen bekam. Ich löste die Leine und schickte sie mit „Suuuch verwundt“ weiter. Ich ging etwas langsamer hinterher und beobachtete ihre Arbeit. Als plötzlich die an einem Seil vom Hochsitz aus bewegte Sau aus den Büschen „sprang“ machte Nuccia einen kurzen Satz zurück und wendete sich mit kräftigem Laut der Sau zu. Sie hielt sich dabei etwa einen halben Meter von der Sau entfernt, aber immer zum Absprung bereit. Andererseits wollte sie die Sau aber auch binden und ließ sie nicht aus den Augen und verbellte sie ausdauernd. Das hat mir ganz gut gefallen. Nuccia war vorsichtig aber auch entschlossen die Sau zu halten, das kann nur gesund für sie sein. Erst als ich dann dazu ging und die Sau an den Federn fasste, packte Nuccia auch mal kräftig zu. Immer noch sehr aufmerksam und so, daß sie auch noch schnell einen Satz nach hinten hätte machen können. Anschließend konnten noch zwei junge Schwarzwälder Schweißhunde der Teilnehmer die von den Ausbildern gelegte Schleppe und Fährte arbeiten. Der Rest der Gruppe beobachtete diese Arbeiten und wir diskutierten im Anschluß unsere Beobachtungen. |
Arco |
Bis 18 Uhr hatten wir dann Zeit uns um unsere Hunde zu kümmern. Dann trafen wir uns wieder im Gasthaus. Wir konnten von Dietmar Geiger, Tierarzt, Jäger und Hundeführer aus Freiburg wichtige Informationen zur Ersten Hilfe am Hund erfahren. Herr Geiger benötigte einen Hund um zu demonstrieren, wie Verbände angelegt werden und der Hund daran gehindert werden kann, uns zu beißen, wenn er durch Verletzungen Schmerzen hat usw. Für diese Möglichkeit im Rampenlicht zu stehen stellte sich Nuccia sehr gerne zur Verfügung. Sie mimte gekonnt den leidenden Patienten, ließ sich von Herrn Geiger mit Leckerchen füttern und dafür auch in Seiten- oder Rückenlage bringen. Sie war so geduldig, daß sie nach dieser Vorführung von den versammelten Kursteilnehmern sogar Beifall bekam. Nach dem Vortrag beantwortete Herr Geiger noch viele Fragen und war uns ein angenehmer und kompetenter Ansprechpartner. Der Abend ging dann mit gemeinsamen Abendessen, vielen Diskussionen und interessanten Unterhaltungen zu Ende. Am Sonntagmorgen fiel die Morgenrunde vor dem Frühstück gekürzt aus, da es sehr stark regnete. Nach dem Frühstück im Hotel und dem Auschecken trafen wir uns dann wieder auf dem Parkplatz am Waldrand und fuhren zusammen weiter ins Revier. Leider hörte der Regen heute gar nicht mehr auf. Zuerst wurden Gehorsamsübungen mit den Hunden gearbeitet, so wie sie auch bei den Jugendprüfungen des SSH durchgeführt werden. Dazu gehörte die Leinenführigkeit, Prüfung der Ruhe am Stand, Verträglichkeit mit anderen Hunden und Menschen, Ablegen und das Abrufen aus dem Sitz. Wir erfuhren von Herrn Schätzle, daß die Umhänge- und Führleine so eingestellt sein sollte, daß der Karabiner bei lose hängender Leine eben den Boden berühren soll. Nach diesen Übungen teilten wir uns wieder in die Gruppen vom Vortag auf und arbeiteten nacheinander unsere Fährten. Nach jeder Arbeit wurde besprochen, was uns dabei aufgefallen war. Zuerst berichtete der Hundeführer über seinen Eindruck. Danach brachten die übrigen Gruppenmitglieder ihre Beobachtungen vor und zum Schluß gab der Ausbilder der die Gruppe führte, seine Ratschläge und Hinweise für die Arbeit. Das war für uns Hundeführer sehr hilfreich, da man auch selbst mal von außen Informationen bekam. Da die Fährte gut gekennzeichnet war, konnte ich mich voll auf Nuccia und ihre Reaktionen konzentrieren. Ich stellte erstmals fest, daß sie es vermied, der Fährte durch Brombeergestrüpp zu folgen. Sie umschlug die Brombeeren, kam hinten wieder auf die Fährte und arbeitete weiter. So kamen wir dann gut zum Stück, obwohl ich beim Legen der Fährte doch arg sparsam mit dem Schweiß war. Nuccia senkt leicht die Rute und hebt kurz den Kopf wenn sie von der Fährte abweicht bzw. kurz auf einer Verleitfährte läuft. Alle Anzeichen habe ich aber noch nicht erkannt. Da sind sicher noch einige Übungsfährten notwendig. |
Jos Wersant und Schweisshund Arco nach erfolgreicher Arbeit. |
Herr Hupfer und Herr Schätzle demonstrierten uns dann noch, warum für sie eine Kurzwaffe als Nachsuchenwaffe nicht die erste Wahl ist. Es wurden zwei 5 l Eimerchen mit Wasser gefüllt und mit Deckel verschlossen. Dann schoß Herr Hupfer mit dem Revolver Kaliber .357Mag auf einen Eimer. Der Eimer zerbarst und das Wasser lief aus. Anschließend schoß Herr Schätzle mit der Langwaffe Kal. 9,3x74 auf den zweiten Eimer. Dieser zerplatzte regelrecht in viele kleine Stücke. Es war deutlich erkennbar, daß der 2. Eimer durch eine viel höhere Energieeinwirkung zerstört worden war, als der erste. Herr Hupfer demonstrierte uns dann noch auf unseren Wunsch an der ersten Übungsfährte wie er mit seiner Schwarzwälder Schweißhündin die Fährte arbeitet. In der Gaststätte fand dann die Abschlußbesprechung statt. Die Erwartungen der Teilnehmer des Kurses waren durchweg erfüllt oder übertroffen worden. Die Durchführung des Kurses wurde sehr gut beurteilt und wir haben sehr viel gelernt. Wir erhielten die Teilnahmebescheinigungen und verabschiedeten uns (nicht so richtig gerne). In den 3 Tagen waren wir zu einem ganz netten Haufen geworden. Das war zu einem Großteil auch den Kursleitern zu verdanken. Ganz herzlichen Dank deshalb an die Ausbilder Josef Hupfer, Hubertus Schätzle und Jos Wersant. Es war beeindruckend zu erleben, mit welchem Enthusiasmus die drei Schweißhundführer ihr Wissen weitergegeben und uns für ihre schwierige Arbeit sensibilisiert haben. Ein lehrreicher und doch unterhaltsamer Kurs in entspannter Atmosphäre in Schuttertal im Schwarzwald. |
Text (c) 2011
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