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Züchterinterview


Finnenbracke




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Jari Fors - Finnenbracke
Interview von Sabine Middelhaufe

Seit dem März 2010 ist Jari Fors, ein bekannter Ausstellungsrichter und mit seinem Alapörkän Kennel für 5 Jahre zum “Besten Züchter Finnlands gekürt”, nun auch Präsident des Finnish Hound Club; wen könnte man also besser zu dieser faszinierenden Rasse befragen, als ihn?!

Seit wann interessieren Sie sich für die Finnenbracke, und warum haben Sie gerade diese Laufhundrasse gewählt?

Ich wurde in einer Familie geboren, in der es immer Jagdhunde gab, und zwar Finnenbracken und Finnenspitze. Als ich mit 15 Jahren anfing, allein jagen zu gehen, hatten wir zuhause den damals in Finnland sehr berühmten Finnischen Arbeitschampion Jallu. Zu der Zeit gab es in unserer Gegend auch eine gute Hasenpopulation und so ging ich oft Hasen jagen. Es war dieser Rüde, Jallu, der mein Herz für die Finnenbracke gewann.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Bracken gegenüber bevorzugen könnte?

Der Finnish Hound wird dafür gezüchtet, Hasen und Füchse in Finnlands karger und schneereicher Landschaft zu treiben. Seine stets präsente Jagdlust, die ihm erlaubt auch mehrere Tage hintereinander zu arbeiten und zwar jedesmal 5-10 Stunden, seine gut hörbare Stimme mit verschiedenen Klängen und seine geniale Fähigkeit, die komplizierten Finten auf der Spur des Hasen und Fuchses zu lösen sind die besten Qualitäten der Finnenbracke.

Oben: Jari Fors mit dreien seiner Finnish Hounds. Titelfoto: Alapörkän Liinu

Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet?

Der Finnische Jäger weiss die Eigenschaften des Finnish Hound sicherlich zu schätzen, insbesondere seine enorme Jagdleidenschaft und gleichzeitig die Ruhe und Problemlosigkeit bei der Haltung zuhause. Die Rasse hat allerdings auch negative Merkmale, so etwa ihre Schüchternheit, einige Haut- und Herzprobleme und Krebskrankheiten, die heute recht verbreitet sind.

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Ein Finnish Hound von Top Qualität muss folgende Charakteristiken haben: Ruhe und Freundlichkeit, Reisefestigkeit (im Auto, Zug, Schiff und Flugzeug), exzellenten Jagdtrieb, exzellente Treibereigenschaften, eine zumindest als sehr gut bewertete Stimme und schliesslich Gehorsam.

Alapörkän Liinu (gew. 6.4.2008) hat bei Ausstellungen das Zertifikat als Beste Hündin erhalten und bei Leistungsprüfungen vier Mal den 1. Platz belegt.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Die Finnenbracke ist für sehr lange Zeit die populäreste Hunderasse in Finnland gewesen. Während der besten Jahre, in den 80ern und 90ern, wurden jährlich mehr als 5000 Hunde eingetragen. Heutzutage haben sich die Registrierungen auf 2000 – 2300 pro Jahr eingependelt. Im Vergleich zu anderen Rassen ist der Finnish Hound aber immer noch der bei weitem verbreitetste Jagdhund hier. Auch in anderen nordischen Ländern ist er zum beliebtesten Laufhund aufgestiegen.
Es hat eine Menge Inzucht und Linienzucht bei dieser Rasse gegeben, was zwar zu guten Ergebnissen bei den Jagdanlagen geführt hat, aber gleichzeitig Krankheiten und Wesensprobleme ans Licht brachte. Heute tendieren wir dazu, so viel wie möglich mit nicht verwandten Hunden zu züchten, um die Rasse gesund und mit dem gewünschten Temperament zu erhalten.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Der Finnish Hound ist in seiner Heimat und den anderen nördlichen Ländern sehr gut bekannt. Die Finnish Hound Association ist der grösste Rasseverein in Finnland und hat die Präsentation der Rasse in der Hundewelt sehr gut gehandhabt.

Die 6 Jahre alte Alapörkän Bella. Sie ist Finnish and Norwegian Working Trial Champion und Finnish Champion.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen?

Es ist sogar sehr wichtig, an Shows und Laufhunde Prüfungen teilzunehmen, denn durch die dabei gewonnenen Informationen kann man sich das beste Bild von den Zuchtqualitäten eines Hundes machen. Ich selbst gebe beispielsweise keine Welpen an Personen ab, die ihre Hunde nicht zu solchen Veranstaltungen bringen. Verschiedene Klubtreffen und die sogenannten Laufhund-Tage sind lauter wunderbare Gelegenheiten. Üblicherweise erfährt man dort auch Neues über die Hundezucht und die aktuelle Situation der Rasse. Und das Beste ist, dass Leute mit gleichen Interessen sich hier kennen lernen können.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet?

Wie ich eben schon sagte wird der Finnish Hound dafür gezüchtet, Hasen und Füchse zu verfolgen und zum Schützen zu treiben, aber er jagt auch gern den Rotluchs und manche Exemplare sogar den Wolf.
Die Jagd auf Paarhufer ist mit der Finnenbracke verboten, aber durch den enormen Jagdtrieb dieser Hunde konnte ihr Interesse an solchem Wild nicht vollständig eliminiert werden.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Wenn man zum ersten Mal mit einer Finnenbracke jagen will, sollte man nicht allein gehen, sondern mit einem erfahrenen Fan dieser Rasse. So sieht man am besten, wie man sich mit dem Hound im Wald verhalten muss. Wenn der Jagdausflug dann erfolgreich endet, wird man sich immer an die harte Arbeit der Finnenbracke erinnern, an ihr intensives, mehrtöniges Geläut und die aufregenden Empfindungen, wenn man merkt, dass der Hase oder Fuchs auf den eigenen Anstand zu getrieben wird, von wo aus man schiessen kann. Man wird verstehen, wieso die Finnenbracke als bester Laufhund der Welt bezeichnet wird!

Liinu's Profil.

Alle Fotos (c) Jari Fors

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