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8 Vorurteile über den Pointer - ein Gespräch mit Salvatore Bellavista Der Pointer gehört in den deutschsprachigen Ländern zu den Rassen, die man im praktischen Jagdgebrauch kaum je antrifft. In Südeuropa hingegen zählt dieser Vorsteher par excellence zu den beliebtesten und am meisten verbreiteten Begleitern des Jägers. |
Salvatore Bellavista mit seiner Hündin Ceciliensis Nedda, genannt Mirka Titelbild: Fauno. |
1. Der Pointer ist ausschliesslich für die Jagd in weiten, ebenen Terrains geeignet und geht freiwillig nicht ins Dickicht. "Mir ist es etliche Male passiert, dass Pointer, die ich immer und ausschliesslich für die Jagd auf Steinhühner und Waldschnepfen verwendet hatte, mich ziemlich dumm dastehen liessen, wenn ich zur Wachteljagd in abgeernteten Weizenfeldern eingeladen wurde. Angesichts weiter "Prärien" fühlten sich meine Hunde stets ganz verzagt und starteten prompt in Richtung irgendeines Kanals, Hügels oder Waldes, der ihnen auf Grund ihrer bisherigen Erfahrungen und Gewohnheiten vertrauter und vielversprechender erschien. |
Impressionen aus Salvatores Jagdgebiet. |
2. Der Pointer ist auf Grund seines Kurzhaars und der äusserst feinen Haut sehr empfindlich und muss vor Hitze, Kälte, Regen und Dornen geschützt werden. "Das Fell ist natürlich kurz, aber die Haut keineswegs empfindlich, wie überhaupt nichts am Pointer sonderlich empfindlich ist. Zwei von mir gezüchtete Pointer leben in Sardinien, wo sie im Wald und in der undurchdringlichen Macchia jagen, bei schwüler Hitze im Sommer, bei Kälte und Eis im Winter, alles kein Problem - Apport aus dem Wasser inbegriffen." 3. Häufig hört man, dass sich der Pointer nur ausdrücken kann, wenn ihm das Gelände seinen atemberaubenden Galopp ermöglicht, während er sich in engen Feldern unwohl fühlt. "Es ist völlig richtig, dass ein guter Pointer nur im angemessenen Terrain seinen besten Galopp zeigen kann, eine Gangart, die wirklich spektakulär ist und einem beim Zuschauen Herzklopfen und Gänsehaut bereitet. Aber das bedeutet nicht, dass der Pointer im unwegsamen oder klein strukturierten Gelände im Sinne seiner Jagdanlagen nicht trotzdem sein Bestes tut." |
Fauno. |
4. Obwohl ursprünglich ein Jagdgebrauchshund, eignet sich der Pointer bestens als reiner Familienhund, denn er ist auch ohne zu jagen glücklich und begnügt sich gern ein Leben lang mit Spaziergängen an der Leine und dem bequemen Sofaplatz. "Der Pointer ist ein Hund, der sich wie jeder andere an das anpasst, was ihm geboten wird, aber dessen ungeachtet sehe ich für einen Pointer kein Leben ohne die Jagd. Er ist für eine bestimmte Art der Arbeit konstruiert und ich glaube nicht, dass er als bloßer Begleiter, Wohnungs- oder Ausstellungshund glücklich sein könnte. Ein Pointer hat Feuer im Blick und in den Adern, und um seine Essenz, sein Pointer-Sein auszudrücken, muss er die Möglichkeit bekommen, in angemessenen Terrains am Wild zu trainieren" 5. Der Pointer ist auf Federwildjagd spezialisiert und interessiert sich nicht für Haarwild, das er obendrein nicht apportieren würde. "Das trifft nun ganz und gar nicht zu. Der Pointer ist zwar zweifellos unangefochtener Meister der Federwildjagd, bei der er seine besten Qualitäten demonstrieren kann, ob nun auf der Suche nach Steinhuhn oder Bekassine, Wachtel oder Waldschnepfe, aber wenn er ein Vollgebrauchshund ist, erledigt er jede Aufgabe, auf seine Weise offensichtlich. Und das bedeutet, er steht auch Sau, Hasen, Kanin, Fuchs vor und zwar, das muss schon sagen, mit einer gewissen atavistischen "Bösartigkeit". Wenn ein Pointer den Apport beherrscht, bringt er alles, denn im Gegensatz zu manchem Menschen gibt es da für ihn nichts "Ekliges". |
Attila als Welpe. |
6) Der Pointer ist sehr schwer auszubilden; auf Grund seines sensiblen Wesens darf man ihn nicht hart anfassen und auf Grund seiner Unabhängigkeit und seines weiten Aktionsradius ist er für die enge Zusammenarbeit mit dem Hundeführer nicht geeignet. 7) Der in Südeuropa gezüchtete Pointer ist im Hinblick auf Größe, Wesen und Arbeitsstil heute vollkommen anders als der Pointer in England. "Man darf wohl sagen, dass der Pointer seit langem der Pointer vom Kontinent ist. Insbesondere die italienische und französische Zucht hat es geschafft, jene Qualitäten zu erhalten und noch zu verbessern, die aus dem Pointer diesen grandiosen Hund machen, sei es morfologisch, sei es im Hinblick auf die Jagdanlagen, und jedes Land das gute Pointer züchten wollte, hat diese Blutlinien benutzt." |
Attila als Erwachsener mit Salvatore. |
8) Der Pointer steht häufig "leer" vor, denn da er auf weite Entfernungen vorsteht, ist er nicht in der Lage zwischen Lebendwitterung und der Witterung am eben verlassenen Versteck des Vogels zu unterscheiden. "Wer so etwas behauptet, kann vermutlich einen Pointer nicht vom Dalmatiner unterscheiden. Bei allen Vorstehhunderassen sind Exemplare, die "leer" vorstehen absolut unerwünscht. Im Falle des Pointers wäre ein derartiges Verhalten aber ein wahres Sakrileg. Sofern der Hund nicht durch "Dressur" verdorben wurde oder in Bezug auf die Jagdanlagen psychische Defekte hat, hat der Pointer die Besonderheit, Wild, von dem er auch nur die leichteste Witterung wahrnimmt, auf beachtliche Distanzen zu lokalisieren und korrekt vorzustehen." |
Auf der Fahrt zur Jagd: Attila und Fauno, Vater und Sohn. |
Alle Fotos: Salvatore Bellavista
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