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Erfahrungen mit dem Pointer Mein Abenteuer mit den Jagdhunden begann 2006 und mehr aus Zufall. Meine Kinder hatten inzwischen aus beruflichen Gründen oder wegen des Studiums das Haus verlassen, und also wollte ich mir zur Gesellschaft einen Hund anschaffen. |
Air King Aviano. genannt Neil |
Im darauf folgenden Jahr, 2007, kam Bea zu uns, ein Welpe, der Neil Gesellschaft leisten sollte und tatsächlich sofort von ihm adoptiert und beschützt wurde. Die Kleine heisst eigentlich Beatrice, aber wir nennen sie alle Bea, und dabei wird's auch bleiben.
Bea ist im Haus aufgewachsen, so dass ich ihre Entwicklung genau verfolgen konnte, ihre Streiche und kleinen Untugenden miterleben und ich schätze, kein Hund könnte mehr auf mich bezogen sein als sie. Im Gegensatz zu Neil, der ein recht hoch gewachsener Rüde ist, ist Bea viel zierlicher, aber gut gebaut, mit einem sehr typischen Kopf und Fang "von der Form eines Tellerrandes" wie Arkwright es beschreibt, sehr, sehr schnell und dynamisch. |
Bea |
Und dann zog schliesslich Sila bei uns ein, eine weitere Pointer Hündin, auch wieder weiss-orange und Halbschwester von Neil. Ich fand sie in einem Zwinger, wo sie unter disaströsen Bedingungen lebte, abgemagert und menschenscheu. Klar, dass ich sie mit nachhause nahm. Mit der richtigen Behandlung und viel Liebe hat sie ihre Panik beim Anblick von Menschen überwunden und die Begeisterung fürs Rennen, Toben und Jagen wiedergefunden.
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Oben: Sila als Angela sie fand. |
Als letzter Pointer Welpe kam, ebenfalls 2008, Ciucc (sprich: Tschuck) dazu. Sein Name bedeutet im Dialekt meines Geburtsortes "betrunken", weil er anfangs so einen seltsamen Gesichtsausdruck hatte, als wäre er halt ein bisschen betrunken. Ciucc ist noch klein, gerade drei Monate alt, aber enorm lebhaft. Zusammen mit seinem Freund (oder besser gesagt: Komplizen) Chirone, meinem Bracco Italiano, richtet er alle denkbaren Arten von Disastern an und zerfleddert so ziemlich alles, was ihm unter kommt. Aber er ist ein so liebenswerter Schurke, dass ich kaum mit ihm schimpfen kann und das nutzt er natürlich weidlich aus. |
Ciucc |
Mein Leben ist mittlerweile völlig von meinen Hunden bestimmt, derer ich sechs habe, denn ausser den vier Pointern und Chirone ist da auch noch die Bracco Italiano Hündin Uva, sechs Monate jung, enorm anhänglich und total sympathisch.
Manchmal nimmt mein Schwager Neil mit zur Jagd; die anderen führe ich selbst, allerdings ohne Gewehr, und wenn sich die Gelegenheit ergibt, begleite ich mit ihnen auch mal einen befreundeten Jäger. Ich gehe oft mit der ganzen Bande raus, und es macht riesigen Spass zu sehen, wie sie bei der Suche nach Wild ihre Jagdleidenschaft abreagieren, in den Kanälen schwimmen, und bei Ebbe sogar Muscheln suchen. Wir haben das Meer hier in Lido delle Nazioni ja vor der Haustür, und alle sechs Hunde bemühen sich redlich, Venus- und Tellmuscheln zu finden, nach denen sie ganz verrückt sind und die sie praktisch vollständig auffressen, Schale plus Inhalt. |
Oben: Sila, Bea und Neil. Unten: Sila, Bea, Neil und Uva. |
Neil ist der Bandenführer; er kümmert sich um die Welpen, beschützt sie und geht auf alle ihre Spiele ein. Er ist eben ein sehr pflichtbewusster Rüde und auch hervorragend für die Jagd geeignet.
Sila, die durch die schlimmen Erfahrungen mit ihrem ersten Besitzer ziemlich traumatisiert war, hat sich sehr eng an mich gebunden. Besonders verspielt ist sie nicht, sehr reserviert, aber für den praktischen Jagdeinsatz bestens veranlagt. Bea, der echte "mein Hund", noch jung, überschwänglich und voller Lebensfreude kühlt ihr heisses Blut vor allem durch lange Galopprennen, denn sie ist wie gesagt extrem schnell. Von Ciucc, dem dreimonatigen Nichtsnutz, kann man bisher nur sagen, dass er sympathisch, frech, halt ein normaler Welpe ist, den ich ganz und gar ins Herz geschlossen hab. |
Neil und Bracca Italiana Uva. |
Ich gehe praktisch jeden Tag mit den Hunden nach draussen; mal für ein paar Stunden, mal für etwas weniger, aber dass ich unsere Ausgänge ausfallen lassen muss, passiert nur selten. Ich bringe sie dann in Gebiete, wo sie Wild finden, was ihnen natürlich immensen Spass macht. Ausserdem spielen sie sehr viel miteinander und amüsieren sich im Wasser, das es hier ja überall gibt. Ich lasse sie auch in den Feldern frei laufen, damit sie ihre Rennen veranstalten können und geniesse es, den Elan dieser Pointer zu sehen, die sich frei entwickeln konnten. Ich hab die Erlaubnis, meine Hunde auch ausserhalb der Jagdmonate in mit Wild besetzte Zonen zu bringen, die Brut- und Setzzeit selbstverständlich ausgenommen. Wenn wir also nicht in die Felder gehen können, bringe ich sie an den Strand, der ausserhalb der Saison verlassen, riesig und frei ist. |
Oben: Neil the boss.
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Ich bilde meine Hunde nicht regelrecht aus, sondern beschränke mich darauf, sie ans Wild heran zu führen und an den Rückruf zu gewöhnen, den sie sehr oft, freilich nicht immer, beherzigen. |
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Oben: Bea apportiert im Alter von 70 Tagen ihre erste Bekassine. |
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Es ist schon interessant gleichzeitig zwei Jagdhunderassen zu haben, die in ihrem Temperament und Arbeitsstil so verschieden sind. Zwar hält sich jeder an seine rassebedingten Vorgaben, lernt aber auch vom anderen. Meine Bracchi suchen zum Beispiel sehr viel weiträumiger (als für die Rasse üblich), halten dabei aber immer ein sorgsames Auge auf mich. Die Pointer wiederum laufen, wie es ihrer Natur entspricht, sehr weit voraus, speziell wenn sie zu zweit arbeiten, und suchen das Wild dort, wo die Wahrscheinlichkeit fündig zu werden, am grössten ist. Sie haben aber von den Bracchi gelernt, dass man bei der Jagd lieber etwas näher bleibt, denn sonst verpasst man die Gelegenheit zu apportieren, was sie doch so lieben. |
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Oben: Sila |
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Der Charakter der Pointer ist sicherlich sehr "british" und viel weniger offenherzig als jener der Bracchi, wohingegen diese unheilbare "latinos" sind, die sehr an mir hängen und gar zu gern Liebesbekundungen annehmen und austeilen; eifersüchtig sind obendrein. |
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Alle Fotos: Angela Paltrinieri |
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