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Die Russische Bracke oder Kostroma Bracke

 


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Die Russische Bracke oder Kostroma Bracke (Gontchaja Russkaja)
Von Sabine Middelhaufe

Die Kostroma Bracke, im englischen Sprachraum Kostroma Hound oder Russian Drab Yellow Hound genannt, ist ein rötlich-gelber, bis zu 70 cm hoher und bis zu 45 kg schwerer Laufhund von relativ wölfischem Aussehen, mit eher kurzem aber sehr dichtem Fell, der in seiner russischen Heimat im Winter auch bei härtesten Wetterbedingungen bei der Brackierjagd vor allem auf Füchse und Hasen eingesetzt werden kann.
Russland hat rund 20 Hunderassen hervor gebracht, von denen die berühmteste vermutlich der Barzoi oder Russische Wolfshund ist, während die russischen Bracken in all den Jahrhunderten ihrer Existenz nur geringe Bekanntheit ausserhalb ihres Ursprungsgebietes erlangten.
Wie überall sonst in Europa begeisterte sich der Adel auch im Osten vom frühen Mittelalter bis zum Ende der Zarenherrschaft 1917 für die traditionelle Jagd mit kopfstarken Hundemeuten und züchtete speziell hierfür diverse Laufhunde. Und genau so wie etwa in Deutschland oder Frankreich, entstanden auch im weiten Russischen Reich unterschiedliche Brackenschläge, die in der Regel nach ihrem Entstehungsgebiet benannt wurden.

Der (jagd-)kulturelle Austausch zwischen Ost und West aber vor allem Ost und Fernost funktionierte je nach politischer Grosswetterlage mal besser, mal schlechter, aber natürlich gelangten ausländische Bracken nach Russland und wurden mehr oder weniger häufig und gezielt mit den eigenen, schon vorhandenen Hunden gekreuzt.
Die Vorfahren der heute als Kostroma Bracke bekannten Rasse lassen sich im 16. Jahrhundert anhand schriftlicher Quellen als "fein nasige Spürhunde mit melodiöser Stimme" nachweisen.
Ihre Aufgabe bestand unter anderem darin, das Wild mit tiefer Nase zu suchen, aus dem Versteck zu treiben und dann Laut gebend ins offene Gelände zu zwingen, wo der Barzoi das Stück "übernahm" und nun auf Sicht und natürlich erheblich schneller als die Bracke weiter jagte.
Man braucht allerdings nur den kräftigen, breiten Kopf der Kostroma Bracke, und ihre kleinen, kurzen, dreieckigen Ohren zu betrachten, und erkennt, dass hier ganz andere Rassen ihren genetischen Fingerabdruck hinterlassen haben als wir üblicherweise in der Laufhunde Geschichte antreffen.

Tatsächlich ist gewiss, dass die Urahnen der Kostroma Bracke zur Gruppe Bracco tataricus, also den Bracken des Ostens, gehörten. Wenn man Willmshaide folgen will (und es spricht nichts dagegen dies zu tun) ging aus der schwarz-gelben Chinesenbracke mit den kleinen, spitzen, fast noch stehenden Hängeohren die gleichfarbige Tatarenbracke hervor, die von den Mongolen während ihrer fast zweieinhalb Jahrhunderte währenden Herrschaft über Russland ebenso in den eroberten Territorien verbreitet wurde wie ihre Pferde und ihre Jagdkultur.
Natürlich kreuzte man die Tatarenbracke auch mit bodenständigen Hunden, doch hielt man bei der Selektion ihrer Nachkommen offensichtlich an wesentlichen äusseren Merkmalen wie den kleinen, dreieckigen Ohren, dem schützenden Fell und der Farbe fest, liess aber Weiss einfliessen; die von den fernöstlichen Ahnen vererbte Schädelform ist übrigens ein anatomischer Aspekt, der die nicht europäische Herkunft der Kostroma Bracke schon vor knapp 100 Jahren wissenschaftlich nachweisbar machte.

Was die westlichen und intermediären Bracken von den östlichen unterschied, waren nicht nur die extrem langen, tief angesetzten Behänge und das Klima bedingt so andere Haarkleid der Ersteren, sondern vor allem auch der Jagdlaut der Ostbracken, in Russisch "saliw" genannt und von E. Artinow folgendermaßen beschrieben:
"Die Bracke schreit auf und dehnt zugleich, um eine oder auch zwei Oktaven höher als ihre normale Stimmlage, einen Laut in der Art eines fortgesetzten "ach" oder "ai, ai, ai", darauf folgt eine mehr oder weniger verlängerbare Unterbrechung, eine Pause, als hätte der Bracke die Stimme überschlagen, wonach sie dann wieder in ihre normale, gewöhnliche Lage mit vielleicht nur wenig veränderter Tonfarbe verfällt. Dieses "ach" wird überaus hoch genommen, so daß Hündinnen häufig bis zu den dreifach gestrichenen, oft auch viermal gestrichenen Noten hinaufkommen."
Woraus Artinow schloss, dass es sich beim "saliw" zwar um einen Doppellaut handelt, der aber vom Doppellaut der französischen und schweizer Heuler völlig verschieden ist.
Die Wurzeln der Kostroma oder nach ihrem wichtigsten Züchter früher auch Kischenskji Bracke genannten Rasse liegen zwar im fernen Osten, doch darf man mit einiger Zuversicht annehmen, dass im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts auch einmal europäische Laufhunde eingekreuzt wurden.

Bester Rüde und beste Hündin bei der Finnischen Spezial Schau 2011 unter der russischen Richterin Elvira Romanenkova.

Die gezielte Reinzucht begann ohnehin erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts; die gewünschten Rassekennzeichen wurden 1925 vom 1. Sowjetischen Kynologischen Kongress standardmäßig erfasst und die bis dahin vorhandenen Lokalschläge dieses russischen Laufhundes mehr und mehr verdrängt.
Heutzutage erfreut sich die Brackierjagd und mit ihr der Laufhund in Russland wieder grösster Beliebtheit und es sind tausende von Kostroma Bracken ins Zuchtbuch eingetragen, zumal dieser Hund nicht nur ein ausdauernder, feinnasiger Jäger, sondern auch ein angenehmer, ruhiger und fröhlicher Hausgenosse ist, der sich gut mit Kindern versteht und meist keine Probleme mit anderen Haustieren schafft.
In Finnland und anderen skandinavischen sowie osteuropäischen Ländern erlangt er zunehmend Beliebtheit als zuverlässiger Jagdgehilfe, allerdings ist die Rasse bis heute nicht von der FCI anerkannt.

Alle Fotos Päivi Pesonen

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