Der Rhodesian
Ridgeback "Oh, ist
das ein Ridgeback? Wie sind die denn so?" Ich weiß nicht,
wie oft ich diese Frage schon gestellt bekam, und immer noch weiß
ich nicht, was ich darauf antworten soll. |
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Der Ridgeback ist sehr sensibel. Das bedeutet allerdings nicht,
dass er etwa durch negative Erziehungsmaßnahmen besonders leicht
zu beeindrucken wäre, sondern, dass er dank seiner überaus
scharfen Sinne sofort merkt, wenn etwas im Busch ist. Er registriert
jede Stimmungsschwankung und reagiert darauf.
Leider sind diese Reaktionen oft nicht die, die sein Mensch erwartet.
So wird ein Ridgeback, der beispielsweise eine Abneigung gegen das Treppensteigen hat, alles aufbieten, um der Sache aus dem Weg zu gehen. Wird der Mensch daraufhin wütend, wird dies den Hund noch bestärken und dazu führen, dass er die Mitarbeit total einstellt und das Vertrauen in seinen Menschen verliert. Es soll auch Ridgebacks geben, die sich bei irgendwelchen bedrohlichen Vorkommnissen einfach auf ihren Allerwertesten setzen, sich weigern weiterzugehen und so eine volle Stunde ausharren. Der Hund vertraut in solchen Momenten seinen Menschen nicht, was ja auch kein Wunder ist, ist er doch der Meinung, dass diese gar keine Ahnung haben, wie gefährlich bestimmte, unvorhergesehene Situationen sein können! Außenstehende würden derartiges Verhalten vielleicht als Ängstlichkeit deuten. Fakt ist, dass die meisten Ridgebacks Neuartigem eher misstrauisch gegenüber stehen. Angst ist hier m.E.n. das falsche Wort, es handelt sich um eine gewisse Vorsicht, die sie dann aber oft durch ihre sehr deutliche Körpersprache ausdrücken. Man sagt Ridgebacks tatsächlich einen 6. Sinn für Gefahren nach. |
Dies hängt
zum Einen mit den sehr sensiblen Sinnen der Rasse zusammen,
und
zum anderen mit dem Misstrauen gegenüber Neuem und Unvorhergesehenem.
Hier ist der Besitzer ganz klar gefordert, dafür zu sorgen,
dass sein Ridgeback genügend positive Erfahrungen
mit unterschiedlichen Umweltfaktoren machen darf - dies bitte
das ganze
Ridgebackleben lang, aber natürlich ohne den Hund zu überfordern.
Ein, zwei positive Erlebnisse sind hier mehr wert als 10 gute
und
3 schlechte. Ein Welpenbesitzer darf nicht dem Trugschluss verfallen, es reiche, seinem Welpen nur viele verschiedene Dinge zu zeigen, damit er für den Rest seines Lebens an eben diese Dinge gewöhnt ist. Ein junger Ridgeback, der es gewöhnt war, dass in seinem Haus Menschen ein und aus gehen, wird dies nicht unbedingt dulden, wenn sich die Wohnverhältnisse ändern und nur noch selten Besucher zu erwarten sind. Er wird nun vielmehr die veränderten Bedingungen als "normal" einstufen. Den nun selten stattfindenden Besuch findet er daher ungewöhnlich oder gar bedrohlich. Seine Reaktion wird entsprechend ausfallen, schließlich war der Ridgeback neben seiner Rolle als Jagdhelfer auch immer schon ein Wachhund. Andererseits kann es aber auch so sein, dass ein Hund, der verlässlich Fremde gemeldet hat, dies plötzlich nicht mehr tut, weil seine Menschen bspw. über einige Tage Handwerker im Haus hatten, welche der Hund lernte zu ignorieren. Steht dann plötzlich ein ungebetener Gast in der Tür, so kann es sein, dass auch dieser für einen Handwerker gehalten wird und vielleicht nicht schwanzwedelnd begrüßt, aber zumindest ignoriert wird. Rigdebacks sind absolute Gewohnheitstiere und werden immer aufmerksam, vielleicht sogar argwöhnisch jede Veränderung beobachten. Andererseits gewöhnen sie sich schnell an solche Veränderungen, die dann wiederum zur Gewohnheit werden. Und das ist es letzlich, was den sechsten Sinn beim Ridgeback ausmacht, der Sinn für alles was vom Gewohnten abweicht und somit als potentiell gefährlich eingestuft wird. |
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Eine Begebenheit
möchte ich dazu kurz erzählen: Eines Nachts wachte ich auf, weil meine junge Hündin Lisa unruhig im Zimmer herumirrte. Sie sah bemitleidenswert aus und ich dachte, sie wäre verrückt geworden, denn sie hechelte, hatte einen panischen Blick und tigerte im Zimmer auf und ab. Als ich sie dann auf ihren Platz verwies, trollte sie sich zwar, schaute mich aber umso panischer an! Ich kam mir vor wie ein Tierquäler - hatte ich die Ärmste etwa im Schlaf geschimpft oder beim Versuch sich auf meine Beine zu legen getreten? Soll ja vorkommen, wenn frau nicht Herrin ihrer Sinne ist. Dann nahm ich meine Ohropax aus den Ohren (ich habe einen leichten Schlaf und man wird es nicht glauben, aber Ridgebacks schnarchen hin und wieder) und mir wurde klar was los war: draußen regnete es stark. Irgendwo in der Nachbarschaft tropfte es sehr laut auf etwas Blechernes. Ein unheimliches Geräusch, welches durch die ganze Siedlung hallte. Ich ging gefolgt von meiner Hündin durch alle Zimmer, schaute durch die Fenster, schloss einige und sagte ihr, es sei alles in Ordnung. Dann legte ich mich zurück ins Bett und Lisa legte sich auf ihren Platz und schlief augenblicklich ein, als sei nichts gewesen. |
Doch
was braucht man nun, um einen Ridgeback zu erziehen? Ganz einfach:
Geduld und die Bereitschaft, sich auf seinen Hund einzulassen.
Das darf nicht mit Nachgiebigkeit oder Weichheit verwechselt
werden.
Eher eine ruhige, liebevolle Standhaftigkeit. Und wenn man dann für
seinen Hund oft genug der Fels in der Brandung war, scheint es,
als
ginge diese Eigenschaft in ihn über. Hat er gelernt, er kann
seinen Menschen vertrauen, so wird er selbst zu einem überaus
vertrauenswürdigen Hund. Hat er gelernt, dass er sich auf
seinen Menschen verlassen kann, so kann man sich auch auf ihn
verlassen. Es wird immer
wieder Situationen geben, in denen ein Ridgeback mal "checkt",
ob die Dinge immer noch so sind, wie sie zu sein pflegten. Wenn
der Hund bspw. einmal gelernt hat, was "Sitz!" bedeutet,
so kann es sein, dass er auch mal probiert, ob man bei "Sitz!"
nicht auch stehen kann. Wird dann aber darauf bestanden, so wird
das Kommando auch ausgeführt und der Hund scheint zufrieden
zu sein, dass "Gott sei Dank" alles beim Alten ist. Während
es bei meinem Deutsch Kurzhaar oft so scheint, als hätte er
ein Kommando total vergessen, so ist es bei Ridgebacks eher so,
dass sie nur mal sehen wollen, ob auch ihre Menschen die Bedeutung
eines Kommandos noch kennen. Alles in allem ist der Ridgeback für mich der ideale Begleiter, der einiges von seinen Menschen verlangt aber jede Mühe doppelt und dreifach wieder wett macht. |
Alle Fotos: Bianca Pertz |
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