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Erdelyi Kopo

 

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Erfahrungen mit dem Erdelyi Kopo (Transsylvanische Bracke; Ungarische Bracke)
von Sabine Middelhaufe

Obwohl der Erdelyi Kopo heute längst nicht mehr so vielseitig eingesetzt werden kann wie in seiner Goldenen Ära, als er Bär, Luchs, Wolf, Bison, Hirsch und Sau aufspüren und verfolgen durfte, hat er viele der damals erforderlichen Eigenschaften beibehalten.
Neben der hervorragenden Riechleistung ist sein immer wacher Jagdtrieb zu nennen, der den Eindruck eines stets hellwachen, neugierigen Hundes, der mit allen Sinnen aufmerksam seine Umgebung erforscht noch unterstreicht.
Dabei kommt ihm seine von Alters her gerühmte Fähigkeit zu gute, sich auch in dichter Vegetation und in zerklüfteten, schwer begehbaren Gebirgszonen bestens zu orientieren und nach beendeter Jagd selbständig zu seinem Herrn zurück zu finden. Letzteres ist besonders wichtig, weil der Kopo ein äusserst weitjagender Laufhund ist, der sich im Bedarfsfalle auf beachtliche Distanzen, lies: viele Kilometer, von seinem Führer entfernen muss.

Diese Notwendigkeit, autonom arbeiten und selbst Entscheidungen treffen zu müssen, die Erfolg oder Misserfolg einer langen, anstrengenden Jagd bestimmen können, machten hohe Intelligenz, Jagdverstand und ausgeprägte Unabhängigkeit schon sehr früh in der Geschichte der Rasse zu einem wichtigen Merkmal des Kopo, die heute nicht minder erforderlich und geschätzt ist.
Wichtig für den Jäger ist natürlich zu wissen, was sein Hund entschieden hat und demzufolge tut. Eine deutliche, weithin hörbare und ausdrucksvolle Stimme ist deshalb für jede Bracke unverzichtbar. Dass er die frische Fährte des Wildes gefunden hat, sagt der Kopo mit einem fast klagenden, winselnden Ton, während er bei der Verfolgung des fliehenden Stücks seinen sonoren, hellen Spurlaut hören lässt.

Aufgrund der in vielen europäischen Ländern erfolgten Restriktion der Brackenjagd wird der Kopo in Ungarn heute in erster Linie in 3-5 Kopf starken Gruppen bei der Jagd auf Wildschweine eingesetzt, die etwa von Anfang November bis Ende Januar dauert. Wohlgemerkt werden die Hunde normalerweise nicht meuteweise gehalten, sondern jeder Hundeführer bringt seine ein oder zwei Kopos mit. Natürlich können auch andere Rassen an den Treiben teilnehmen, und der Erdelyi arbeitet problemlos neben den in Ungarn auch gebräuchlichen Sibirischen Laikas, Slowensky Kopovs und Border Terriern.
Die Brackenführer, die gleichzeitig als Treiber fungieren, schnallen ihre Kopos sobald das Signal für den Beginn des Treibens erfolgt und feuern die Hunde nun lebhaft zur Suche an. Zunächst sucht jeder Hund selbständig vor der Treiberkette nach Witterung; hat er sie aufgenommen oder gar Wild entdeckt, gibt er erstmals Laut und beginnt die Verfolgung, der sich die anderen Kopos anschliessen. Wie bei allen Laufhunden wird der Spurlaut umso intensiver und erregter je näher die Hunde dem Wild kommen, das sie den Schützen zuzutreiben versuchen. Allerdings ist es absolut unerwünscht, dass ein Kopo, trotz aller Entschlossenheit und Schärfe, die er zweifellos besitzt, dem Wildschwein zu nahe kommt oder gar versucht, es anzugreifen.

Üblicherweise werden die Junghunde in Saugattern auf ihre künftige Arbeit vorbereitet, so dass sie Geruch, Form und Verhalten des Wildschweins kennen lernen, durch Übung herausfinden, wie sie dieses Wild in Bewegung bringen können, aber auch, dass es ratsam ist, sich vor den Attacken der wehrhaften Sauen zu hüten. Hat der junge Kopo so die nötigen Grundkenntnisse erworben, darf er in Begleitung älterer, Praxis erprobter Hunde mit zur Jagd gehen.
Von der zunächst sehr verlockenden aber unerlaubten Verfolgung der Rehe und Hirsche, die ihn unter Umständen viele Kilometer vom Treiben entfernen, wird er bald ablassen, denn die Bracke ist intelligent genug, um zu begreifen, dass nur dort tatsächlich Beute gemacht wird, wo die Schützen und die anderen Hunde sind. Der natürliche Schlüssel zum Gehorsam, könnte man sagen, denn der junge Kopo will Beute machen, und wer ihm dazu verhilft, dessen Befehl befolgt er - sei es ein älteres Meutemitglied oder der menschliche Führer!
Ausserhalb der Saison für die Saujagd werden Kopos auch beim sog. "Grünen Treiben" im Sommer eingesetzt, um die erheblichen Schäden zu reduzieren, die die Wildschweine zu dieser Zeit oft in den grossen Maisanbaugebieten verursachen.
Erwähnenswert ist sicher noch, dass der Kopo nicht nur in der Meute, sondern ebenso erfolgreich paarweise oder als Einzelhund arbeiten kann. In Rumänien darf er gegenwärtig auch für die Jagd auf Bären und Wölfe eingesetzt werden.
Der moderne Erdelyi Kopo findet in der Schweissarbeit ein weiteres Einsatzgebiet, da er dank bester Nase, Spurwillen, Spursicherheit und Wildschärfe ohne weiteres geeignet ist, krank geschossenes Wild nachzusuchen, auch wenn es, wie Eszter Balogh anmerkt, bei seinem Temperament und seiner Autonomie sicherlich mehr diesbezügliche Früherziehung braucht, als bei reinen Schweisshunden.

Foto 1-3, 6 Christiane Marmulla; 4, 5 copyright © Bükkaljai Vadűző kennel Eszter Balogh

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