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Erfahrungen mit dem


Barbet

 

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Erfahrungen mit dem Barbet (Französischer Wasserhund)
Von Sabine Middelhaufe

Obwohl der Barbet lange Zeit als Vorstehhund klassifiziert wurde, wäre es sicherlich falsch, von ihm die Leistungen eines Korthals oder Pudelpointers zu erwarten, denn für die flotte Feldsuche des typischen Vorstehers besitzt er nicht die Anlagen. Seine moderne Zuordnung in die FCI Gruppe 8 impliziert auch nicht, dass er wie Wachtelhund oder Springer Spaniel zur Suche ins dichte Zeug geschickt werden sollte, das verbietet allein schon sein rassetypisches Fell.
Nein, die Aufgabe, für die der zähe Barbet spezialisiert ist, ist das gewissenhafte, geduldige Stöbern im Schilf, die Arbeit im Sumpf, dort, wo andere Rasse sich zweifellos nicht mehr in ihrem Element fühlen, die Verlorensuche und natürlich der Apport. Denn was in Brombeerhecken ein starkes Handicap wäre, erweist sich in seinem eigentlichen Einsatzgebiet als immenser Vorteil: das dichte, wollige Haarkleid nämlich, das dem Barbet erlaubt, auch an bitterkalten Wintertagen für viele Stunden unbekümmert im Wasser zu arbeiten, selbst wenn um ihn her kleine Eisschollen treiben. Hierbei ist die Rasse selbst dem ansonsten sehr widerstandsfähigen Labrador Retriever oft überlegen. Was Jäger insbesondere schätzen, ist die Ausdauer und Geschicklichkeit, mit der der Barbet, ohne den Kontakt zum Führer zu verlieren, die in den Binsen gut versteckten Krickenten aufspürt, unter der Flinte hochmacht und problemlos aus tiefem Wasser apportiert oder im Bedarfsfalle das angebleite Federwild verlorensucht.

Im Mutterland der Rasse gibt es diverse Prüfungen für Barbets.
Die erste ist die TAN Eau (Test d'Aptitudes Naturelles) oder Anlagenprüfung, die der Hund vor Vollendung des 3. Lebensjahres ablegen muss, um durch Apport aus dem Wasser und Schussfestigkeit seine grundlegenden, angeborenen Fähigkeiten für die Wasserarbeit zu demonstrieren.
Als nächstes kann ein Barbet die BCE (Brevet de Chasse à l’Eau), also die einfache Arbeitsprüfung für die Wasserjagd ablegen, die natürlich nur in der französischen Jagdsaison stattfindet, da hier an lebendem Wild geprüft wird, d.h. der Hund muss die Ente aufstöbern und verfolgen.
Eine anspruchsvollere Prüfung schliesslich ist die BICP (Brevet Internationale de Chasse Pratique), die ähnlich wie die vorgenannte während der Jagdzeit und mit lebendem Wild durchgeführt wird.
Schliesslich muss noch die BTE (Brevet de Travail à I'Eau) genannt werden, eine weitere Herbstprüfung, bei der Hunde aller Vorsteh,- Stöber- und Wasserhunderassen eine Ente, wie bei einer regulären Jagd, jedoch innerhalb vom 15 Minuten, auf Befehl des Führers selbständig aufstöbern, hochmachen, und nach dem Schuss bringen bzw. verlorensuchen und korrekt übergeben müssen. Die Prüfungsordnung verlangt, dass das Prüfungsgewässer dem Hund erlaubt zu schwimmen und rund 2500 qm weit ist. Beurteilt wird u.A. der Such,- und Bringstil, Führigkeit und Gehorsam.
Sehr nützlich ist der Barbet in anderen Ländern auch als disziplinierter Begleiter in der Treiberkette, wo er freilich nicht selbständig jagen, sondern lediglich die Treiber dabei unterstützen soll, die Vögel hoch zu machen und über die Flinten zu bringen.
Brillieren kann er auch als Gehilfe des "Picker-up", einer im angelsächsischen Jagdwesen typischen Figur. Der Picker-up hat die Funktion, den Schützen zu folgen und übernimmt die Verantwortung dafür, dass sämtliches Wild, das fällt, von seinen oft mehreren Hunden aufgesammelt wird. Mensch und Vierläufer müssen also zunächst diszipliniert abwarten, sehr genau darauf achten, wo Vögel zu Boden gehen, sich diese Stellen merken und wenn das Signal ergeht mit dem Apport beginnen. Beim Barbet setzt diese Aufgabe folglich absolut zuverlässigen Gehorsam, Aufmerksamkeit, gutes Gedächtnis, Bringfreude und beste Lenkbarkeit durch den Führer voraus auch auf Distanz, ausserdem gute Nase, um zu Fuss geflohene, verletzte Vögel möglichst rasch zu finden und schliesslich gute Sitten beim Bringen, schliesslich möchte niemand einen vom Hund geknautschten Vogel. Da der Barbet den verletzten Vogel also sachte aufnimmt und brav in die Hand seines Führers legt, ist es offensichtlich an diesem das Wild schnell und möglichst schmerzlos zu töten.
Freilich sei noch einmal unterstrichen, dass ein Barbet weit mehr ist als bloss ein Apportierhund. Er hat genügend Jagdtrieb, um Federwild zu suchen und hoch zu machen, und dies eben speziell in einem Terrain, das anderen Rassen Schwierigkeiten bereitet, dem Sumpf nämlich.
Ausbilden lässt er sich hierfür recht einfach, und obwohl er manchmal ein bisschen stur sein kann, besonders wenn ihn die Ausbildungsweise langweilt, macht ihn die Führerbezogenheit, der geringe Arbeitsradius und seine lebenslange Lernfreude durchaus zu einem Hund für Anfänger, zumal sein freundlich-fröhliches Naturell ihn zu einem unkomplizierten Familienmitglied macht.

Alle Fotos: Gabriele Winnewisser "vom Staufener Schlossberg".

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