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Erfahrungen mit der


Alpenländischen Dachsbracke

 

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Erfahrungen mit der Alpenländischen Dachsbracke
Von Sergio Leonardi

Egal welche Form der Jagd man mit Hilfe eines Hundes ausübt, sie muss immer akzeptabel sein, auch für die ärgsten Gegner der Jagd, und zwar weil das Gespann Jagdhund-Jäger gegenseitiges Verstehen, gegenseitige Hilfe, Respekt und Liebe zwischen den beiden impliziert.
Vielleicht erscheint es so manchem übertrieben, hier von Liebe zu reden, und zweifellos empfindet auch nicht jeder dieses Gefühl für seinen vierbeinigen Gehilfen, aber diese Leute sollten sich dann eben nicht als Jagdhundefreunde bezeichnen. Genauso wie der Jäger jemand sein sollte, der das Waidwerk ausübt und sich an allen Aspekten dieses Handwerks erfreut und nicht bloß Wild erbeutet, um sich dann mit der erreichten Strecke zu brüsten.
Stefano Vassale, Emiliano Centofanti, Patrizio Tassoni, Giorgio Navone und Renzo Piaggio, die ich im Rahmen einer Arbeitsprüfung kennen lernte, entsprechen meiner Meinung nach dem positiven Bild des Jagdhundeliebhabers. Die fünf Freunde züchten im kleinen Rahmen Alpenländische Dachsbracken, für die sich im Italienischen mittlerweile der Spitzname "Dacke" eingebürgert hat, und sie sind sehr enttäuscht darüber, dass diese Rasse von manchen Jägern so schlecht eingeschätzt und verwendet wird, nämlich mit dem einizigen Ziel, das egoistische Vergnügen zu befriedigen, auf etwas schiessen zu können und Strecke zu machen.

Von links: Patrizio Tassoni mit Lilli, Stefano Vassale mit Atos und Emiliano Centofanti mit Laika.

Stefano Vassale mit Atos, auch im Titelbild.

Dank der fünf Freunde konnte ich mich persönlich von der Eignung ihrer Hunde bei einer in Italien noch wenig verbreiteten Jagdweise überzeugen, die man als "girata" )* bezeichnet; die Dachsbracken zeigten gute Nasenleistung bei der Suche, Arbeitsfreude, Ausdauer und vernünftige Schärfe gegenüber dem Wild, in unserem Falle den Sauen. Der Standlaut aller geprüften Hunde war rassetypisch, anhaltend, entschieden und von guter Klangfarbe.
)*Die "girata" ist eine Alternative zur Brackierjagd. Benutzt wird dabei nur jeweils eine Bracke, die den Hundeführer zunächst an der Leine oder in sehr geringem Radius frei laufend zum Wild führt und die Wildschweine dann aus der Dickung zwingt. Der Hund wird von 4-8 Jägern unterstützt.
Schauen wir uns die Dachsbracke, ihre besonderen Eigenschaften, Anlagen, ihre ursprüngliche Funktion und ihre allgemeine Verwendung einmal genauer an.
Die F.C.I. hat die Rasse der Gruppe 6 - Laufhunde, Schweisshunde - und darin der Sektion 2, Schweisshunde, mit Arbeitsprüfung, zugeordnet. Als Ursprungsland gilt Österreich (der ital. Brackenklub gibt als Heimat fälschlich Deutschland an).
Der Standard von 1995 sagt hinsichtlich der Verwendung der Rasse: dieser robuste Hund, resistent gegenüber dem Klima, wird von den Jägern im Gebirge sowohl als Schweisshund für Schalenwild als auch zum Aufspüren von Fuchs und Hase (Kaninchen) eingesetzt.
Um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, muss die Rasse sich Arbeitsprüfungen unterziehen, die in den einzelnen europäischen Ländern etwas unterschiedlich sind und in Italien seit 1979 Schweissarbeit und Einsatz am Schwarzwild beinhalten. Hunde, die an Prüfungen an Wildschweinen teilnehmen, können die Bescheinigung ihrer Eignung als "Leithund für die Schwarzwildbejagung" und als "geeigneter Hund für die Einzeljagd auf Schwarzwild" erhalten.

Patrizio Tassoni mit seiner Lilli.

Atos gibt Standlaut vor der Sau.

Atos während der Suche.

Hier eine Kurzfassung der Arbeitsprüfung gemäß den Regeln der ENCI (Verband für das ital. Hundewesen), die sich in 6 einzeln zu bewertenden Phasen vollzieht.
Gehorsam muss der Hund gegenüber seinem Führer zeigen, indem er sich auf einer relativ kurzen Strecke von ihm führen lässt und an seiner Seite bleibt, bereit, weitere Befehle entgegen zu nehmen.
Warten auf den Hundeführer ist ein weiteres Beurteilungselement, das mit dem Gehorsam in Verbindung steht. Hierbei muss die Dachsbracke dem Kommando gehorchen, die Rückkehr des Führers dort ruhig abzuwarten, wo sie abgesetzt wird, während der Führer sich entfernt und ein Schuss abgegeben wird.
Die Schweissarbeit überprüft die Anlage des Hundes, verletztes Wild nachzusuchen, indem er der Schweissfährte folgt, die warm oder kalt sein kann und einige Richtungswechsel aufweist.
Es folgt das Verhalten am Ende der Schweissfährte: sind Hund und Führer in der Nähe des Wildes angelangt, bittet der Richter letzteren anzuhalten. Einige Helfer nehmen nun das Stück auf, entfernen sich damit und verstecken es etwa 50 m entfernt. Erst jetzt darf der Führer seine Bracke schnallen und diese soll allein zum Stück finden. Der Richter muss hier zwei Bewertungen vornehmen, entsprechend der Kategorie, in der der Hund gemeldet wurde, nämlich entweder als Totverbeller (nur stimmliche Anzeige beim Finden des toten Stücks) oder als Totverweiser (der Hund kehrt zu seinem Führer zurück und leitet ihn dann gezielt zum Wild) oder als beides. Im letztgenannten Falle werden Strafpunkte gegeben, wenn die Bracke nur überzeugend totverbellt oder totverweist.

Tigre, von Giorgio Navone.

Atos, zweijähriger Rüde.

Verhalten am Wild. In dieser Phase wird beurteilt, wie sich die Dachsbracke benimmt, sobald sie am Stück anlangt. Der Hund muss sich beherrschen und den Instinkt unterdrücken, auf das Wild los zu gehen, es zu beissen oder anzufressen. Kurzes Fassen an der Kehle oder den Läufen werden zwar tolleriert, führen jedoch zu Punktabzug bei der Endbewertung.
Bewachen des Wildes oder des toten Stücks. Auch diese Anlage muss den Charakter des Prüflings zeigen, seine Entschlossenheit, die Beute als Eigentum zu betrachten, das er ausschliesslich mit dem eigenen Herrn teilt und gegen andere Wildtiere und fremde Personen zu verteidigen weiss.

Dies also sind die hauptsächlichen Eigenschaften der Alpenländischen Dachsbracke, einer Rasse, die eine nicht unerhebliche Rolle im Jagdwesen spielt, man denke nur an die Nachsuche auf verletztes Wild - oder das Ausbleiben einer solchen Nachsuche, das einer Verachtung der Natur, einem sinnlosen Tod gleich käme und den Jäger eindeutig vom Waidwerk disqualifizieren und einmal mehr bezichtigen würde, nur aus Freude am Töten zu jagen.
Bei der Brackierjagd auf Schwarzwild ist die "Dacke" meiner Ansicht nach unentbehrlich, da hierbei andernfalls sehr oft verletzte Stücke verloren gehen würden.
Der Einsatz der Rasse an Wildschweinen ermöglicht es, die Eignung eines Hundes für spezifische Jagdhandlungen, dort wo solch eine Spezialisierung benötigt wird, zu beurkunden und ein bestimmtes Verhalten des Hundes zu garantieren, wie es etwa von Institutionen für die Bestandsaufnahme von Wild in Schutzgebieten u.Ä, gefordert ist.
Der heute übliche italienische Begriff für Leithund, Limiere, ist übrigens aus dem Französischen übernommen, wo “Limier” wörtlich übersetzt Bracke bedeutet, während man früher vom "Guidaiolo" ("Führhund") sprach, da er dazu dient, vor der eigentlichen Brackierjagd die Zone festzustellen, in der Wild vorhanden ist und wo später die Bracken geschnallt werden. Folglich beruht ein wesentlicher Aspekt der Organisation einer Jagd auf der Leistung und Zuverlässigkeit dieses "Führhundes".

Lilli.

Die ENCI hat den Ablauf der genannten Prüfungen und genaue Anweisungen für die Organisatoren, die Richter und die Hundeführer festgelegt; von letzteren wird die Eignung ihrer Alpenländischen Dachsbracke in den folgenden Fächern gefordert.
Für die Bescheinigung der Eignung als Leithund für die Schwarzwildbejagung:
- Schussruhe
- Gehorsam
- Spurtreue
- Korrekte Annäherung an das Wild
- Korrekte Anzeige des Wildes
Für die Bescheinigung der Eignung für die Einzeljagd auf Schwarzwild
ergänzende Prüfung der Fächer:
- Anzeige des Wildes durch Standlaut
- spurlaute Verfolgung des Wildes
- Rückkehr zum Hundeführer nach beendeter spurlauter Verfolgung

Die Alpenländische Dachsbracke ist also ganz klar ein formidabler Gefährte bei der praktischen Jagd und bei den Prüfungen auf nationaler und internationaler Ebene. Und ich pflichte den hier zitierten Dachsbracken Führern und ihren Ressentiments bei, denn es stimmt, dass diese Rasse viel zu oft aus rein persönlichen Motiven mit dem einen Ziel eingesetzt wird, ein oder zwei Stücke zu erbeuten. Das aber hat mit Jagd und Jagdhundeliebhaberei nichts zu tun...

Patrizio Tassoni mit Lilli.

Emiliano Centofanti mit Laika, einer typischen Hündin von 2 Jahren.

Fotos: Sergio Leonardi

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