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Wachteltraining


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Wachteltraining
Von Elisabeth Smat

Die kleinste in Europa vorkommende Wildhuhnart ist die Wachtel. Eigentlich ist sie ein Zugvogel, aber immer öfter wird sie in Volieren gehalten, da sie bei uns sehr selten geworden ist. Sie ist nur etwa von der Größe eines Stares und gleicht ansonsten in ihrem Erscheinungsbild einem kleinen Rebhuhn.
Das Wachteltraining für mich und meinen Irish Setter Murphy begann stets mit einem Ritual:
Vorsichtig näherten wir uns der Voliere. Im Abstand von 10 Metern musste sich der Rüde ablegen. Ein mit Stroh ausgepolsterter Korb (mit verschließbarem Deckel) war zum Transport vorbereitet. Mit der gespreizten Hand gelang es immer sehr schnell, eine Wachtel in der Voliere zu greifen. Sie wurde in den Korb gesetzt. Dabei drückte sie sich natürlich sofort ins Stroh. Der Deckel wurde verschlossen und die Wachtel ins Auto gebracht.

Murphy wartet aufmerksam während die Wachtel aus der Voliere geholt wird.

All dieses konnte Murphy beobachten. Mit der Wachtel im Fußraum und dem abgeholten Hund im Kofferraum fuhren wir dann zum Feld. Mein Mann ging mir nun zur Hand, denn ich arbeite ja mit einer nicht gehandicapten Wachtel: also keine kupierten Flügel, kein Band an den Beinen, um sie anzubinden. Diese Methoden müssen aus tierschutzrelevanten Gründen unterlassen werden; die kleinen Hühnervögel sollen jederzeit die Flucht ergreifen können.
Aber es geht ja auch anders:
Mein Mann nahm vorsichtig den Korb aus dem Auto und begab sich mit ihm auf eine große Wiese. Dort öffnete er den Korb, nahm die Wachtel vorsichtig zwischen seine Hände und ließ sie, mit einem kleinen Anstoß, fliegen. Die Wachtel flatterte einige Meter durch die Luft, um sich dann, im Gras gelandet, sofort unter Büschel zu verstecken. Die Nähe der Stelle markierte mein Mann mit einer dünnen Stange, damit auch ich den ungefähren Aufenthaltsort der Wachtel kannte. Das alles war nun aber nicht mehr sichtig für den Hund.
Schliesslich bekam ich ein vorher verabredetes Zeichen und konnte Murphy vorbereiten. Er trug für das Training eine breite Halsung, ähnlich einer Schweißhalsung. Daran befestigt war eine 30 Meter lange Feldleine. (Ich arbeite mit Leinen die mindestens 2 cm breit sind, denn das schont die Hände!)

Man kann die Windrichtung auch durch Hochhalten der Hand mit angefeuchteten Fingern prüfen.

Der nächste wichtige Punkt zum Erfolg ist die Feststellung der Windrichtung. Dazu wird ein dünner Grashalm in die Luft geworfen und man beobachtet die Fallrichtung. Man kann die Windrichtung natürlich ebenso durch Hochhalten der Hand mit angefeuchteten Fingern prüfen. Die Suche wird immer mit Stirnwind, also dem Wind von vorn oder schräg von vorn, gearbeitet. Wenn die Windrichtung festgelegt ist, kann die Suche beginnen.
Ich führte meinen Rüden an der vollständig ausgelegten Leine an eine geeignete Stelle, um mit der Suche zu beginnen. In großen Schleifen suchte er die Wiese ab. Dabei lief er aber immer an der Leine. Man merkte deutlich, wenn er in den Witterungsstrom der Wachtel kam. Die Schleifen wurden kürzer. Dabei nahm auch ich die Leine kürzer, denn er sollte ja nicht einspringen und die Wachtel greifen. Die angebrachte Markierung kam näher, und plötzlich stand Murphy vor. Ich rückte auf, leise lobend auf ihn einredend. Dabei wurde die Leine immer kürzer und kürzer gehalten.

Suche an der Feldleine.

Der Hund zog behutsam weiter (eine wichtige Eigenschaft für Vorstehhunde) um kurz darauf wieder vorzustehen. Nun konnte ich im Abstand von ca. 2 Metern die Wachtel vor mir erkennen. Ich rückte bis zum Kopf meines Rüden auf, hielt ihn in an der Halsung fest und brachte durch heftiges auf den Boden treten die Wachtel dazu, sich einige Flügelschläge weiter zu bewegen. Diesen Zeitpunkt konnte ich nutzen, Murphy aus seiner Vorstehposition abzutragen. Bei einem großen, schweren Hund gar nicht so einfach. Doch die Hauptsache ist, dass man den Hund aus dem Witterungsstrom nehmen kann.
Mit einer großen Tüte Belohnungshäppchen beendeten wir diesen ersten Suchengang. Danach wurde der Rüde abgelegt und die Wachtel wieder eingefangen. Mit der weit gespreizten Hand, die für das kleine Wildhuhn ähnlich einem Greifvogel aussieht, konnten wir die Wachtel wieder einfangen und in die Transportkiste setzen.
Bei der 2. Suche, ähnlich aufgebaut wie die vorhergehende, wollte Murphy einspringen. Jedoch konnte ich ihm mit einem deutlichen Leinenruck und einem kräftigen „Nein“ diesen „Erfolg“ verbauen.

Nach vielen Übungsstunden mit unseren Wachteln, (alle Wachteln sind unbeschadet aus dem Training gekommen!) wurden wir mit einem sehr gut vorstehenden Hund „belohnt“. Es macht große Freude, heutzutage unbeschwert mit ihm durch Feld und Flur zu streifen und zuzusehen, wie eine große Hundenase die Düfte „filtert“.
Ich empfehle allerdings jedem, der so mit seinem Hund trainieren möchte dringend, sich nach den Landes - bzw. Bundesgesetzen zu richten!  Ganz wichtig ist es, die tierschutzrelevanten Dinge zu beachten, also kein Kupieren oder Anbinden der Wachteln usw.
Abgesehen davon gibt es mittlerweile schon chemische Witterungen, die der natürlichen Witterung sehr ähnlich sein sollen. In Gegenden, in denen es vielleicht Probleme gibt (Jäger - Nichtjäger - Landesgesetze) könnte man mit ruhigem Gewissen den chemischen Stoff auf einem Vogeldummy verwenden. Abgesehen davon, dass einem Jagdhund das Training Freude macht, muss man auch ganz klar sagen, dass ein gut ausgebildeter Hund eben viel besser gelenkt und kontrolliert werden kann, ein Aspekt, der sicherlich jedem am Herzen liegt!

 

Links: Nach erfolgreicher Suche.

Alle Fotos: (c) Elisabeth Smat

 

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