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Jagdhund als Schulbegleithund in einer Förderschule


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Jagdhund als Schulbegleithund in einer Förderschule
Von Elke Lawrenz

Zwanzig Jahre hatte ich mit Hunden verbracht, als ich vor der Entscheidung stand, weiter mit oder ohne Hund. Das Aufgabenfeld meiner bisherigen Begleiter als Familienhund gab es nicht mehr, da nun auch das letzte meiner drei Kinder das Haus verlassen hatte.
Ich selber arbeite inzwischen in einer Förderschule als pädagogische Mitarbeiterin und bin daher an den meisten Wochentagen deutlich mehr als 6 Stunden außer Haus; mein Gefährte, von Beruf Lehrer, ebenfalls. Allerdings hatte sich unsere Freizeitgestaltung um ein Gebiet erweitert: wir sind jagdlich aktiv und ein Hund könnte uns dabei sinnvoll unterstützen. So sollte es diesmal ein Jagdhund werden. Aber - er müsste mich bei meiner täglichen Arbeit begleiten können! Meine Auswahlkriterien waren neben der jagdlichen Eignung daher Folgende:
Der Hund sollte nicht groß und nicht schnell sein, sich im Haus ruhig und angepasst verhalten und freundlich zu jedermann. Er sollte absolut verträglich mit anderen Hunden und farblich auffällig sein. Die Wahl fiel auf einen finnischen Dreverwelpen, Håkan. Wir holten ihn aus Finnland zu Beginn der Sommerferien 2012. Wie das geschah, ist hier ausführlich zu lesen.

Bis zum Ende der Sommerferien wurde Håkan stubenrein, lernte an der Leine zu laufen und die ersten Grundgehorsamsbefehle zu befolgen. Er war nun drei Monate alt. Mehr als ein Jahr der Planung lag zu diesem Zeitpunkt schon hinter mir.
In dieser Zeit war ich als Pädagogische Mitarbeiterin in einer Oberstufenklasse eingesetzt. Zusammen mit der Klassenlehrerin, die an der Planung und Vorbereitung beteiligt war, versprachen wir uns vom "Schulbegleithund" einen pädagogischen Gewinn für die Klasse und die einzelnen Schüler. So begannen wir gemeinsam, unsere Schüler und deren Eltern über unser Vorhaben zu informieren. Alle fanden die Idee gut. Und so unterrichteten wir auch die Schulgemeinschaft, die Schulführung und den Elternrat über unser Vorhaben. Auch hier war die Resonanz überwiegend positiv.

Natürlich gab es einige Bedenken und ich musste diverse Auflagen erfüllen bezüglich der Hygiene, der Organisation im Schulalltag und der Sicherheit:

  • Håkan ist über meine Betriebshaftpflichtversicherung als Reitpädagogin sowohl als mein Privathund als auch als Therapiehund versichert, die Versicherung ist über den Einsatzort informiert und hat mir zugesichert, dort entstehende Schäden zu übernehmen.

  • Håkan wird regelmäßig geimft, entwurmt, erhält alle 4 Wochen eine Kur gegen Ektoparasiten und wird vierteljährlich dem Tierarzt vorgestellt.

  • Im Klassenraum ist für uns und die Schüler Flüssigseife und Sterillium bereitgestellt, die Schüler sind angewiesen, sich regelmäßig (besonders vor dem Essen) die Hände zu reinigen.Ebenfalls bereitgestellt ist ein desinfizierendes Putzmittel, Putzeimer und Wischmob zur Reinigung des Fußbodens.

  • Im Nebenraum hat der Hund eine verschließbare Hundebox aus leicht zu reinigendem Kunststoff als Rückzugsort und als Quartier für Zeiten, in denen er nicht im Unterricht dabei sein kann, wie z.B. Sport oder Hauswirtschaft.

  • Håkan hat ausreichend Möglichkeiten zur Ruhe: die Schüler dürfen mit ihm vor dem Unterricht und in den Pausen spielen, während der Unterrichtszeiten wird er nicht beachtet! (Die Schüler haben dies sofort akzeptiert!) Er liegt dann auf seinem Platz und schläft.

  • Die betroffenen Fachkollegen haben mir zugesagt, dass sie sich durch die Anwesenheit des Hundes nicht gestört fühlen.

  • Mit den Schülern ist er nie ohne meine Aufsicht zusammen. Auf dem Schulgelände wird er an der Leine geführt.

  • Ein Ausbildungsplan liegt vor. Neben der normalen Grundausbildung in einer renommierten Hundeschule nahmen wir im Oktober 2012 an einem Seminar „Schulbegleithund“ (vom DEIHM) teil.

Inzwischen hat Håkan mich ein ganzes Schuljahr lang täglich durch den Schulalltag der 11. Klasse begleitet. Er fügte sich gut ein, ist vor dem Unterricht und teilweise in den Pausen aktiv. Während der Unterrichtsphasen schläft er auf dem ihm zugewiesenen Platz. Dort wird er nicht gestört.
Die Schüler bemühen sich um sein Wohlergehen. Sie sind gerne bereit, Rücksicht auf die Bedürfnisse des jungen Hundes zu nehmen. Einige Schüler übernehmen von sich aus Verantwortung für bestimmte Dinge, z. B. Futter geben. Sie sind informiert über die Hygienevorschriften und halten sich daran, ihn während des Unterrichtes und während des Essens nicht zu beachten.
In der Klasse ist es deutlich ruhiger geworden.
In diesem Schuljahr wechselten Håkan und ich unseren Einsatzort. Wir sind jetzt täglich in der 6. Klasse – sehr zum Bedauern der nun 12. Klasse. Sie vermisst ihren „Klassenhund“ sehr.
Auch die 6. Klasse ist begeistert über den kleinen Hund und jeder einzelne Schüler bemüht sich um seine Freundschaft. Håkan geht freundlich und gelassen mit dem Wechsel um, obwohl es in dieser Klasse noch wesentlich unruhiger und lauter zugeht als in der Oberstufe. Daher lasse ich ihn derzeit noch ab und an zu Hause, wenn ich den Eindruck habe, dass es ihm zu anstrengend wird. Es ist jedoch deutlich zu merken, dass sich Verantwortungsgefühle regen und die Sorge um das Wohlergehen des Hundes mehr und mehr in die Gedankenwelt der Kinder einzieht.
In meinen Augen liegt das Besondere an diesem Projekt darin, dass es zwar als pädagogische Maßnahme angesehen werden kann, andererseits aber nicht allein als solche einzusetzen ist. Es ist nicht möglich, einfach einen „Schulhund“ anzuschaffen, weil ein Hund als Lebewesen eine Bezugsperson braucht, die sich alleinverantwortlich um ihn kümmert und immer auf seiner Seite steht. So wirken nicht nur die mit der Anwesenheit des Tieres verbundenen Reize auf die Gefühlswelt und die Verpflichtung der Schüler zur Rücksichtnahme, sondern auch das Erleben meines verantwortlichen und erzieherischen Umgangs mit meinem Tier.

Fotos (c) Elke Lawrenz
Text (c) 2013

 

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