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Erziehungsmittel Futterbeutel


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Erziehungsmittel Futterbeutel
Von Carola Hannweg-Kreß

Man braucht zunächst ein Behältnis, das für den jeweiligen Hund als Dummy richtig proportioniert und für den Menschen leicht zu öffnen ist, für den Hund jedoch nicht!
Ein Federmäppchen mit Reißverschluss zum Beispiel wäre geeignet; es gibt spezielle Futterbeutel aber auch im Zoohandel zu kaufen.
In dieses Futtersäckchen geben wir ein bisschen vom Lieblingsfutter des Hundes. Man kann ihn nun daran schnuppern lassen, zeigen, was sich darin befindet, zeigen, dass nur der Mensch das Ding aufmachen und die „Beute“ mit ihm teilen kann.
Wichtig beim Einsatz des Futterbeutels ist, dass der Hund ihn nie unkontrolliert wegschleppen, allein damit spielen und in einer Ecke zerbeißen kann! Er ist auch kein Mittel für die Beschäftigung des Vierbeiners, der irgendwo auf Herrchen oder Frauchen warten muss!
Anfangs übt man vielleicht am besten in der Wohnung oder im Garten: den Beutel interessant machen… zur Not an einen dicken Faden binden und schleppen oder einfach bewegen, damit der Jagdtrieb geweckt wird. Schnappt der Hund dann nach dem Beutel, einen Befehl geben, „Halt fest“, “ nimm“ o.ä.

Dann ganz schnell „Aus“, und der Hund soll den Beutel hergeben. Dann wird er geöffnet, und der Hund darf sich Futter aus dem Beutel nehmen. Wichtig: Nur bei korrekter Ausführung des Befehls wird der Beutel geöffnet!
Wichtig auch: in Teilschritten arbeiten, nicht schwierige Aufgaben vor leichten verlangen. Und Kreativität ist gefragt. Gerade beim Basset muss man sich oft viele kleine Schritte auf dem Weg zum Erfolg einfallen lassen!
Und nicht vergessen: jeder Hund ist anders und lernt auf seine Weise - wie, das muss der Hundeführer herausfinden.

Bei der Ausbildung zum Apport ersetzt der attraktiv duftende Futterbeutel den normalen Dummy. Man übt damit folglich zuerst das Aufnehmen vom Boden, kurzes Festhalten und schließlich das Übergeben einer Beute in die Hand des Menschen.
Spätestens wenn der Hund den Beutel aus einigen Metern Distanz holen soll, wird man ihn vorsichtshalber an die Schleppleine nehmen, damit er auch getreulich zurückkommt, bzw. man ihn zurückholen , dann den Beutel öffnen und die „Beute teilen“ kann.
Ist der Hund schließlich im Grundapport durchgearbeitet und beherrscht dieses Fach, kann man den Beutel weiter werfen, den Vierbeiner gehörig suchen und aufnehmen, bei der Rückkehr gemäß dem üblichen Ritual vorsitzen und übergeben lassen.
Das Ganze lässt sich natürlich steigern, indem man den Hund ruhig absitzen lässt, sich von ihm entfernt, den Futterbehälter von ihm unbeobachtet wirft, dann zu ihm zurückkehrt und zum Apport auffordert…
Oder man legt den Hund ab, versteckt den Beutel außer Sicht … Im Gras, zwischen den Ackerfurchen, im Gebüsch oder irgendwo im Wald geworfen oder versteckt, spornt dieses simple Hilfsmittel den Vierbeiner jedenfalls enorm dazu an, sorgsam zu suchen und eiligst mit dem Fund zum Führer zu laufen, der ja allein in der Lage ist, ins „Innenleben“ der Beute zu gelangen
und die dort befindlichen Leckereien auszuteilen.
Bei der Gestaltung der Übungen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bei meiner Weimaraner Hündin Emmy hab ich den Beutel mal auf die Äste eines Baumes gelegt und suchen lassen…sie hat lange daran gearbeitet, aber am Ende doch gefunden und gebracht.
Meine Hunde haben totalen Spaß an der Sache und können gar nicht genug bekommen. Auch beim täglichen Gassigehen nehme ich den Beutel oft mit. Das hält ihr Interesse bei mir und funktioniert als gute Bremse im Falle anderweitiger „Versuchungen“.
Ziel der Aktion Futterbeutel ganz allgemein ist es, dass der Mensch aus Sicht des Vierbeiners zum eindeutigen Anführer und Verbündeten wird, der so manche Veranlagung des Jagdhundes auf ein kontrollierbares Ziel richtet und befriedigt, weil ja jedes Mal gemeinsam Beute gemacht und geteilt wird.
Mein Weimi Emmy hatte den Apport im
Rahmen der jagdlichen Ausbildung gelernt, mit Apportierbock, Hasen und Federwild. Basset Lotte hat sich die Arbeit mit dem Futterbeutel dann einfach bei ihr abgeschaut! Erziehung kann so einfach sein…
Freilich, der Futterbeutel ist kein Wundermittel bei allen Problemen. Bei Hunden, die ohnehin schon sehr auf Futter fixiert sind, sollte man ihn sehr behutsam einsetzen, damit sie nicht den Gehorsam quittieren, wenn der gefüllte Dummy mal zuhause bleibt!
Bei keinem Vierbeiner soll außerdem die Fehlverknüpfung entstehen: mein Mensch ist bloß eine wandelnde Futterküche! Der „Beuteanteil“ aus dem Säckchen ist die Belohnung für gemeinsame, erfolgreiche Arbeit, und man sollte schon während der Ausbildung genau darauf achten, was beim eigenen Hund sonst noch hoch im Kurs steht, um ihn auch darüber motivieren zu können.
Schließlich sei auch nicht vergessen, dass es eine Menge Hunde gibt, denen Futter ziemlich schnurz ist – erst recht, wenn sie vor der Wahl stehen, dem versteckten Beutel oder dem flüchtenden Hasen nachzusetzen.
Trotzdem: vernünftig und gezielt eingesetzt, ist der Futterbeutel ein wunderbares kleines Hilfsmittel bei der Erziehung. Und wie gesagt, jeder Hund, nein, jedes Hund-Mensch-Gespann ist anders und muss seinen eigenen Weg damit finden.

Fotos: 1 Tanja Winkler; 2-5 Carola Hannweg-Kreß; 6 Anke Lange

 

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