Über den Epagneul Breton und Field Trials in Schottland
Von Bill Thayne
Samstag 10. September 2015.
Das Schottische Grenzland - 9.30 Uhr - wolkig, warm und leicht windig.
Es war der erste Field Trial für meine Epagneul Breton Hündin Libby und mein erster Field Trial seit über 20 Jahren. Es ging um eine Prüfung für alle Altersklassen, ein Platz blieb frei und ich nahm ihn. 11 Hunde liefen in diesem 12-Hunde-Wettbewerb. Einige Deutsch Kurzhaar und Deutsch Drahthaar, ein Korthals Griffon, ein Vizsla und ein Breton.
Aus meiner Sicht hätte es kaum einen ungünstigeren Trial in Großbritannien geben können! Ich hatte den Veranstalter zuvor telefonisch befragt, ob das Gelände hügelig sei, und mir wurde versichert, nein, nicht zu hügelig und ausserdem sei es üblich, von einem Jagdgebiet zum anderen zu fahren, statt zu laufen. Tatsächlich war es auch ein bisschen wie beschrieben, aber eben nicht genug, um mich vor diesen Hügeln zu retten..!
Nun, das Gelände war also hügelig, teilweise sogar ganz schön steil und die Vegetation bestand vorwiegend aus Farn auf den Hängen und Weissgras und Raugras überall sonst. Es gab kaum Bäume oder Büsche in den Abschnitten wo wir jagten, aber als Libby an die Reihe kam, wurde ihr zur Suche eine eher weniger tiefe Schlucht zugeteilt, die auf beiden Seiten von oben bis unten mit hohen Ginsterbüschen bedeckt war. Ich wusste bereits, dass dort Vögel zu erwarten waren; der vorherige Hund hatte uns das gerade gezeigt, und ausserdem war die Schlucht für die Vögel ein offensichtlicher Ort, sich zu verstecken, als sie die Jagden der ersten Hunde sahen, die sich das Gelände herauf und entlang der Hügelseite bewegten.
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Oben: So sieht Prüfungsgelände in Schottland aus. Titelfoto: Victoria of Talwater, genannt Vicky, war Bill Thaynes erster Bretone. Sie hatte einen frz. Vater und ihre Mutter stammte aus Texas, U.S.A. Sie gewann bei Crufts und sie gewann bei field trials. Bei den HPR Meisterschaften wurde sie der einzige Bretone, der je eine Auszeichnung erlangte, und das ist fast 30 Jahre her. Vicky und ein Deutsch Kurzhaar waren die beiden einzigen Hunde, die es bis ans Ende der zweitägigen Championships schafften. Bill meint, Vicky besass die "Vitalität des Mischlings ", weil Bretonen aus Amerika für so viele Jahre von den europäischen Bretonen getrennt waren. Sie war fähig, den meisten Deutsch Kurzhaar davonzulaufen und sie beim Jagen zu übertreffen und tat das auch oft.
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Ich steckte bereits in Schwierigkeiten, ehe ich Libby überhaupt zum Jagen schicken konnte, denn ich hatte den Hügel in ziemlicher Geschwindigkeit erklimmen müssen und nun protestierte mein Herz. Ich schnallte sie schliesslich und hatte Glück: Libby musste gar nicht tief in den Ginster gehen, um Vögel zu finden, sie stand viereinhalb Meter vor mir vor, kaum, dass sie von der Leine war. Sie befand sich am Rande der Ginsterbüsche und am Abhang der Schlucht zwischen Raugras, Disteln und Ginster. "Hochmachen," sagte der Richter und also schickte ich Libby voran, den Vogel hochzumachen, aber der hatte sich schon zu Fuß davon geschlichen.
Um einmal kurz abzuschweifen: bei der Prüfung stellten etliche Leute fest, dass so ziemlich jeder Fasan, den man in dieser Saison findet, vorm vorstehenden Hund davon läuft...oder auch noch bevor es überhaupt zum Vorstehen kommt. Gestern geschah das immer wieder und ebenso bei einem Offenen HPR*) Trial am Freitag zuvor. Es konnten keine ersten Plätze vergeben werden, da die laufenden Vögel "ordentliche" Arbeit entweder schwer oder völlig unmöglich machten. Werden Fasanen jetzt anders gezüchtet oder wirken da andere Faktoren ein?
*) HPR: Hunt, Point, Retrieve; gemeint sind vielseitige Vorstehhunderassen, die alle drei dieser Aufgaben erfüllen.
Auch Libbys Vogel lief, aber zu meinem Glück war der Bewuchs unten in der kleinen Schlucht so dicht, dass er nicht schnell oder weit lief. Die Hündin folgte dem Fasan, und der Richter und ich folgten ihr entlang der Seite des Hangs für ungefähr 10 Meter, als der Vogel aufflog, dicht gefolgt von zwei anderen, die tiefer aus den Ginsterbüschen kamen. Ein paar Schüsse wurden gefeuert und eine Fasanenhenne fiel 20-30 Meter ausserhalb der Schlucht und weiter hügelauf ins Gras.
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Libby befand sich noch auf dem Grund der Schlucht und hätte den Vogel von dort nicht fallen sehen können, weshalb der Richter mich anwies, sie zurück zu rufen und dann vom Rande des Hangs aus zu diesem "blinden" Apport zu schicken. Sie begann ihre Arbeit auch gut, schwenkte dann aber herum und wandte sich erneut Richtung Schlucht. Dort unten saßen noch Vögel und sie stand sie entschlossen vor. Sie aus dem Vorstehen abzurufen und zurück zum Apport zu schicken war keineswegs einfach; es brauchte zwei Befehle meinerseits. Einmal entschlossen, nach dem gefallenen Fasan zu suchen, fand sie ihn auch ganz einfach, aber das Vorstehen während der Apportierarbeit liess die ganze Sache ein bisschen "unsauber" aussehen.
An einem Jagdtag hätte ich sie erst mal in Ruhe die anderen Vögel vorstehen lassen, bevor sie die geschossene Henne apportierte....schliesslich konnte die ja nicht mehr verschwinden, aber dies war eine Prüfung und die restlichen Fasanen sollten ja für andere Hunde benutzt werden.
Der Richter teilte mir mit, ich sei "in der nächsten Runde dabei" und solle Libby anleinen. Das war die kürzeste Jagd, die ich je hatte! Es war alles innerhalb von 3-4 Minuten vorbei und Libby hatte unangeleint nur 40-50 Meter zurück gelegt, das meiste davon war obendrein die Distanz beim Apportieren! Dann sagte mir der Richter, Libbys nächster Einsatz würde in sehr viel offenerem Gelände stattfinden, denn offensichtlich müsste er sehen, ob sie wirklich jagen könne. Ich war sehr froh darüber.
Zwei Hunde waren während der ersten Runde aus dem Trial ausgeschieden, weil sie die Vögel "geworfen" hatten, glaube ich, aber ich war zu weit entfernt, um sicher zu sein. Und wieder sprach man von laufenden Vögeln, die den Hunden große Probleme bereiteten. Ich wusste durchaus, dass ich vorhin echtes Glück gehabt hatte, weil all die Ginsterbüsche die Vögel für Libby gehalten hatten.
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Kaum begann die Prüfung den nächsten Geländeabschnitt zu bejagen, wusste ich, dass ich in ernsten Schwierigkeiten war. Wir sollten hügelab in ein steil abfallendes Tal gehen, das hauptsächlich mit Farn bewachsen war. Ich bezweifelte, dass meine Nummer aufgerufen würde, bevor das Ende des Tals erreicht war, und ich bezweifelte noch mehr, dass ich fähig wäre, aus dem Tal wieder hinauf zu steigen.
Das Tal endete in der Tat ehe ich dran war und folglich musste ich den mühsamen Aufstieg beginnen. Ich schaffte nur ungefähr ein Drittel der Strecke und musste anhalten. Ich hatte echte Probleme und ein Quad Biker kam herunter, um mich abzuholen.
Wieder auf dem mehr ebenen Gelände oben auf dem Hügel war ich schliesslich an der Reihe, Libby noch einmal jagen zu lassen; 40 Meter vor mir war ein Meer aus Weissgras und etwas Raugras. Als ich das sah, fühlte ich mich schon wieder viel besser, allerdings waren die 40 Meter bis dorthin dicht mit Gras, Büschen und Gott weiss was bewachsen und ausserdem lief ein Graben hindurch.
Dieses Mal "jagte" Libby 6 Meter weit und stand auch schon vor. Auf Anweisung des Richters schickte ich sie, den Vogel hochzumachen, aber der hatte sich, wieder mal, zu Fuß davon geschlichen. Libby zog nach und wir folgten ihr durch all den Bewuchs und über den Graben bis zu einer Umzäunung. Libby wollte ihr Nachziehen einfach durch den Zaun hindurch fortsetzen, aber der Schütze war noch nicht ganz in Stellung und folglich gab ich ihr das Pfiffsignal zum stehen bleiben. Das Feld direkt jenseits des Zauns war mit herrlichem Weissgras bedeckt, aber das Zeug verbirgt Fasanen nicht so gut, wie sie es gerne hätten.
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Wenn sich der Vogel gleich hinter der Umzäunung drücken würde, wäre alles in Ordnung, dachte ich, aber wenn er weiter liefe, wäre die Chance für den Hund äusserst gering, ihm je nahe genug zu kommen, ohne ihn ausser Reichweite der Flinte hochzumachen.
Mit dem Schützen nun bereit, schickte ich Libby wieder vorwärts, aber kein Vogel flog auf. Ich nehme an, er hatte den heran kommenden Schützen wahrgenommen und war scharf nach links abgebogen ins Gras und dann gerannt wie ein verdammter Strauss! Libby folgte, machte die scharfe Linksbiegung und zog nun in diese Richtung nach. Es muss ihr klar gewesen sein, dass dieser Vogel drauf und dran war, zu entkommen und sie hatte nicht die Absicht, das zuzulassen. Sie rannte ihm full speed hinterher und bremste nicht, ehe der Vogel erneut abbog, weil er ungefähr 120 Meter von mir entfernt von Schafen abgeweidetes, sehr kurzes Gras erreichte. Meine Entscheidung war da bereits getroffen. Ich hätte Libby schon früher aus dem Nachziehen abrufen und zur Suche nach einem anderen Vogel im Gras schicken können. Das wäre die "sichere" Entscheidung gewesen, aber ich spiele bei Prüfungen selten aus Sicherheit...ich ziele sozusagen nach der Kehle. Ich liess Libby, die dem Vogel nachsetzte, etwa die fünffache Schussdistanz voraus gehen, hoffend, sie würde es schaffen ihn festzumachen und noch einmal vorzustehen.
Das geschah nicht. Kaum näherte sich Libby dem Fasan da draussen, flog der sofort auf - in Ermangelung eines sicheren Ortes, zu dem er, einmal auf dem abgeweideten Gras angelangt, noch hätte weiterlaufen können.
Und damit waren Libby und ich A-U-S-G-E-S-C-H-I-E-D-E-N!
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Bei dieser Prüfung, wie auch bei der am Freitag zuvor, wurde kein 1. Platz vergeben. Und die Ursache schien immer die zu sein, dass die Vögel liefen, liefen und weiter liefen!
Einer der Richter hatte bei seiner kleinen Rede am Ende der Prüfung etwas dazu zu sagen. Er meinte, er hätte das Gefühl gehabt, die Hunde seien nicht entschlossen und schnell genug vorwärts gegangen, um mit laufenden Vögeln fertig zu werden, bis auf eine Ausnahme und dabei wies er auf Libby, die, sagte er, das ein bisschen zu gut getan hätte!
Mein einziger Verdruss bezüglich des Trials war, dass Libby, da sie nur sehr wenig Bewegung bei beiden ihrer rekordverdächtig kurzen Prüfungsläufe bekam, "high as a kite" war! Ich hätte sie gern mehr als 3-4 Sekunden laufen gesehen, bevor sie zum Vorstehen kam. Das Gelände war hervorragend, aber ausgerechnet ich hatte das Pech, sie im einzig dichten Bewuchs weit und breit jagen lassen zu müssen, als der Richter meine Nummer aufrief.
Es klingt vielleicht nicht so, aber diese Prüfung hat mir wirklich Spaß gemacht. Die Landschaft war traumhaft und die Gesellschaft exzellent. Und dieser Trial könnte mein letzter gewesen sein, es war gestern offensichtlich für mich...und für alle anderen...dass meine Gesundheit beim Laufen in den Hügeln nicht mehr mitspielt. Aber was soll's, immerhin bin ich mit einem Bang gegangen und nicht mit einem Wimmern.
Der Grund, wieso Libby ausschied war, denke ich, dass die Schützen den Vogel nicht schiessen konnten. Sie hätte mit Sicherheit nicht angehalten und wäre nicht zurück gekommen, ehe sie den Vogel gefunden hatte! Und als sie erst mal 50-60 Meter entfernt war und im vollen Galopp hinter dem davon laufenden Fasan her, (den übrigens weder wir noch sie sehen konnten) war sie tatsächlich ausserhalb meiner Kontrolle. Zu dem Zeitpunkt war sie 4 Stunden lang an der Leine gelaufen, mit einer nur 3-4 Minuten langen Jagd plus Apport, um ihre Anspannung und Energie abzubauen. Sie hatte Vögel auffliegen sehen, sie hatte gesehen, wie Vögel geschossen wurden und sie wollte auch etwas von dem Spaß ab haben!
Jedenfalls, ich habe keine Klagen, ich finde die Prüfung wurde gut und fair bewertet.
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Übrigens machten die Richter beim Trial ein paar Bemerkungen, die ich interessant fand. Mein Eindruck war gewesen, dass die meisten Hunde weder in dem Radius noch der Geschwindigkeit gejagt hatten, den ich in relativ "offenem" Gelände erwartet hätte. Ich bin ziemlich sicher, dass die Richter das auch so sahen. Einige breite Streifen guten Geländes wurden von den Hunden völlig ausgelassen während sie jagten und es waren etliche Vögel dort; wir sahen sie auffliegen.
Am Ende der Veranstaltung wieder zurück bei den Autos, wollte ein Hundeführer nett zu mir sein bezüglich Libbys Hochgeschwindigkeits- und Fern-Nachziehen und Hochmachen. Er meinte, sie brauche eben mehr oder besseres Training in puncto Haltepfiff.
Er und ein paar andere waren allesamt der Auffassung, der richtige Weg einen Hund auszubilden sei über Haltepfiff, Haltepfiff und noch mal Haltepfiff, bevor der Hund überhaupt mit Wild in Berührung kommen dürfe. Ich widersprach sofort, trotz allem, was mir vorher beim Trial passiert war und ein paar andere ältere Handler widersprachen ebenfalls. Es scheint, dass die jüngere Generation der HPR (Hunt-Point-Retrieve) Trialer oft eine Einstellung hat, die der entspricht, die man der jüngeren Generation der Retriever Trialer so häufig vorwirft: das Streben nach zu viel Kontrolle, - das eine mögliche Ursache dafür sein könnte, dass die Hunde als Jäger etwas gehemmt sind.
Ein anderer Hundeführer, Schotte wie ich, hatte einen der wenigen Hunde, die beim Trial tatsächlich so zielstrebig arbeiteten, wie ich es gerne mag. Er sagte, ihm sei die Geschwindigkeit aufgefallen, die Libby bei dem davon laufenden Fasan entwickelte, und er hätte sie gern im offenen Gelände jagen gesehen. Ich auch...!
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Ich erklärte dem englischen Typen mit dem Haltepfiff Fetisch, dass ich genau das Gegenteil tue. Ich bringe Hunden nicht bei, stehen zu bleiben, ehe sie sich nicht selbst beigebracht haben, zu "gehen", also Geschwindigkeit und Weiträumigkeit zu entwickeln. Ich glaube allerdings nicht, dass jemand auf mich hören wird. Schliesslich bin ich ja durch die Prüfung gefallen...
Ich spiele sehr selten auf Sicherheit, weder bei der Ausbildung für die Jagd, noch bei Prüfungen. Gestern hab ich dafür bezahlt - aber die Leute, die "sicher gespielt" haben auch.
Ich streite aber gar nicht ab, dass Libby etwas mehr Haltepfiff-und Rückpfiff Training braucht; sie neigt dazu, die sprichwörtliche ganze Hand zu nehmen, wenn man ihr den kleinen Finger bietet!
Eine andere interessante Frage ist diese: sollte ein Hund dafür bestraft werden, dass er auf eigene Initiative hin seinen Standort wechselt, um dem Vogel zu folgen, der sich dem Vorstehen zu Fuß entzieht? Oder muss man verlangen, dass er fest stehen bleibt, bis der Hundeführer bei ihm anlangt?
Ich stellte diese Frage vor 30 Jahren bei einem HPR Trainings-/Trialing Seminar, das von einer vierköpfigen Gruppe sehr erfahrener HPR Leute gehalten wurde (Louise Petrie Hay, Lord Joicey und zwei weitere, inzwischen leider alle verstorben). Damals gab es keine definitive Antwort und heute gibt es sie auch nicht. Manchmal funktioniert eine Lösung besser als die andere, und wenn sie die hauptsächliche Erfahrung eines Trainers ist, dann wird er die Frage eben entsprechend beantworten.
Ich glaube, ein viel größeres Problem entsteht, wenn ein Richter aus "ästhetischen" Gründen - wenn das das richtige Wort ist - bevorzugt, dass der Hund fest bleibt, bis der Handler zu ihm kommt. Nach Meinung dieses Richters gibt dann ein Hund, der selbständig nachzieht, kein so hübsches Bild ab. Ich mag hübsche Bilder auch, aber noch lieber mag ich sehen, dass ein Hund seine Eigeninitiative benutzt, selbst wenn dabei einige Vögel in äusserster oder gar ausserhalb der möglichen Schussdistanz hoch gehen.
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Vor vielen Jahren nahm ich an einem Open trial teil, bei dem mein Deutsch Kurzhaar in einem unbenutzten Steinbruch am Eingang zu einem Alkoven von der Dimension eines großen Zimmers in Vorstehhaltung ging. Als der Richter und ich uns der vorstehenden Hündin näherten sahen wir, wie sie ganz langsam den Kopf drehte, um nach hinten zu ihrer Rute zu schauen, während der Rest von ihr in Vorstehpose blieb. Der Richter war ein "der Hund darf sich nicht rühren" Fan und entschied sofort, dass sie das Vorstehen unterbrochen hätte. Ich hingegen sagte, der Vogel, den sie vorstünde, habe kehrt gemacht, um an ihr vorbei aus dem Alkoven heraus zu kommen, und der Grund, dass sie ihren Kopf drehte, sei das Bestreben, so der Fluchtbewegung zu folgen. Der Richter war anderer Ansicht und verlangte, dass sie den Vogel hochmache, der, wie er meinte, vor ihr sein müsste. Ich weigerte mich, auch nur zu versuchen, meine Hündin zuerst in den Alkoven zu schicken und sandte sie stattdessen in die Richtung, in die sie jetzt schaute. Hoch ging der Fasan, wurde geschossen und dann von ihr auf Befehl apportiert. Der Richter warnte mich, dass meine Hündin durch die Prüfung fallen würde, wenn sich im Alkoven noch ein Vogel befände. Aber in diesem Alkoven befand sich rein gar nichts mehr, als er hindurch stampfte, und folglich wurde ich ein bisschen hochnäsig und gab ihm zu verstehen, dass er beim Lesen von Hunden ein ziemlicher Analphabet sei! Ich respektiere die, die es verdienen, aber für diesen bestimmten Richter hatte ich ziemlich wenig Respekt. Aber wie üblich hatte er das letzte Wort und ich gewann die Prüfung natürlich nicht.
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Aber um zum gestrigen Trial zurück zu kommen: die Wasserprüfung war schon eine Herausforderung. Da es sich ja um einen Wettbewerb für alle Altersklassen handelte wurde eine "blinde" Verlorensuche übers Wasser verlangt. Das Gewässer war ein großer Teich - oder ein kleiner See - oben in den Bergen. Er war reichlich von Schilf gesäumt und die Stellen, wo die Hunde ins Wasser steigen mussten, bestanden aus tiefem, sickerndem Schlamm, den viele überhaupt nicht mögen. Die Hunde mussten also auf Befehl durch Schilf und triefenden Schlamm gehen, dann 50 Meter über den Teich schwimmen, sich dann durch Schilf und Schlamm der gegenüber liegenden Seite arbeiten, um nach den Vögeln zu suchen, die ungefähr 10-20 Meter weiter ausserhalb versteckt waren und nun durch Ried und Schlamm zurückkehren. Ich fand das schon schlimm genug, aber die natürlichen Ablenkungen waren noch schlimmer! Zwei Schwanenpärchen bewohnten den Teich, und jedes von ihnen beanspruchte ein Ende des Gewässers als sein Territorium. Die Hunde mussten an den äusserst interessierten Schwänen vorbei schwimmen! Nur ein Hund brachte diesen Test nicht zu Ende, aber ich glaube es war der Schlamm am jenseitigen Ufer, der ihn besiegte, nicht die Schwäne.
Seit ich vor 30 Jahren mit HPR Rassen zu jagen begann, haben sich einige Dinge zum besseren gewandelt, andere vielleicht eher nicht. Als ich anfing, gab man den Hunden sehr viel mehr Spielraum als sie heute scheinbar bekommen. Die Dinge haben sich nun in die entgegengesetzte Richtung entwickelt...vielleicht ein bisschen zu weit?
Man verlangt schon sehr viel, wenn man von einem Hund erwartet, dass er im offenen Gelände wie ein Pointer jagt, im dichten Bewuchs wie ein Spaniel und trotzdem noch vorsteht, statt Wild hochzumachen. Man verlangt ebenfalls sehr viel, wenn man von einem Allrounder erwartet, dass er nahezu nach Retriever Prüfungsstandard apportiert.
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Der Katzen-Anschleich-Stil beim Nachziehen ist übrigens etwas, dass meine Deutsch Kurzhaar besser beherrschten als meine Bretonen. Bretonen verlieren die Geduld wenn sich die Sache zu lange hinzieht und dann tun sie oft genau das, was Libby gestern machte. Mein erster Bretone, Vicky, durchschaute allerdings irgendwie, dass 50-100 Meter hinter einem Vogel her zu preschen nicht dazu führte, dass der geschossen wurde. Sie änderte ihre Taktik dementsprechend, zeigte aber nach wie vor die Ungeduld des Bretonen, sie fand nämlich zu der Gewohnheit, in einem großen, bananenförmigen Bogen zu laufen, gelangte so um und hinter den zu Fuss fliehenden Vogel und jagte dann auf ihn und mich zu. Wenn sie das tat, konnte ich oft wie bei einem Treiben schiessen und ich traf die Vögel häufig genug, um diese Vorgehensweise für die Hündin lohnenswert zu machen. Ich wünschte, Libby würde diesen Trick auch schnell lernen, aber da ich nie Fasanen vor ihr schieße bekommt sie auch nicht genug Erfahrung, um laufende Vögel in dieser Weise zu arbeiten. Ich muss mich also mit einem Hund bescheiden, der in meiner sehr langsamen Gangart sucht und dann rasch die Nase davon voll hat, dass ich unfähig bin mitzuhalten. Entsprechend macht sie den 100 Meter Sprint hinter dem Vogel her zu ihrer ganz eigenen Befriedigung, um bloß den Vogel endlich hoch gemacht zu haben! Sie arbeitet mit dem was sie hat, und das ist die Schnelligkeit eines Rally Wagens, während ich nur Schneckentempo aufbringe. Das passt nicht recht zusammen, aber so ist das Leben nun mal. Wir schaffen es trotzdem, uns ziemlich zu mögen...es ist ein bisschen wie verheiratet sein!
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Oben: Bill Thayne mit 9 Monate altem DK Junghund.
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Ich bekam übrigens meinen ersten HPR (den erwähnten Bretonen), um mir dabei zu helfen genügend Wild zu finden, das meine ersten Field Trial Labradors dann apportieren konnten. Sie brauchten die "walk up" Erfahrung für die Trials, und die Heide in der ich jagte bot zwar Fasanen, Rebhühner, Schnepfen usw., aber in so geringen Mengen, dass man nicht darauf hoffen konnte, einfach durchs Gelände zu wandern und Wild vor die Flinte zu bekommen. Ich hatte meine Freunde mit ihren Field Trial Spaniels mit in der Heide, aber die jagten nicht weit und frei genug, um Wild zu finden.
Also schaffte ich mir diesen Bretonen an und war schnell vollkommen begeistert von der HPR Arbeit. Ich hörte auf, mit den beiden Labradors Prüfungen zu laufen (beide hatten schon 2-Tage-24-Hunde Open Trials gewonnen) und begann stattdessen mit dem Bretonen zu laufen.
Ich habe es nie bereut. Es eröffnete mir eine enorme Fülle an Verständnis für Geruch und Wind, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass es sie gab. Es lehrte mich auch Dinge über das Verhalten von Wild, das ich vorher nicht kannte. Und es lehrte mich, dass der Epagneul Breton nicht die einfachste Rasse bei der Ausbildung ist! Die Deutsch Kurzhaar sind einfacher und es ist der DK, den ich jedem empfehle, der mich fragt welche HPR Rasse er sich anschaffen sollte. Wenn du ein einfaches Leben möchtest, nimm einen DK, wenn du deine Fähigkeiten als Ausbilder erweitern willst, nimm einen Bretonen. Ich kaufe üblicherweise direkt im Anschluss an einen Bretonen wieder einen Deutsch Kurzhaar. Das gibt mir nämlich die Chance, mich zu erholen, aber es lässt meine gerauften Haare nicht wieder nachwachsen!
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Ich liebe die bretonische Rasse weil sie eine der jagdbegeistertsten Rassen der Welt ist; Bretonen sind ganz natürliche Jäger und Vorsteher und zwar so sehr, dass ihren Bringtrieb zu entwickeln ein Problem sein kann. Sehr oft apportieren sie willig genug frisch geschossenes Wild, sind aber nicht im geringsten an Dummies oder auch kaltem Wild interessiert. Libby hat früher auch oft den Dummy "übersehen".
Die Erwartungen, die viele Leute an die HPR Rassen stellen sind aber vielleicht ein bisschen unrealistisch. Wie ich schon sagte: Man verlangt schon sehr viel, wenn man von einem Hund erwartet, dass er im offenen Gelände wie ein Pointer jagt, im dichten Bewuchs wie ein Spaniel und trotzdem noch vorsteht, statt Wild hochzumachen. Man verlangt ebenfalls sehr viel, wenn man von einem Allrounder erwartet, dass er nahezu nach Retriever Prüfungsstandard apportiert.
Wenn ich mit einem Spaniel jage halte ich entweder entschlossen die Hundepfeife fest oder habe sie fast ständig zwischen den Lippen. Spaniels brauchen die ganze Zeit deine volle Aufmerksamkeit während sie jagen; der Radius von HPR Rassen, plus die Tatsache, dass sie vorstehen, bedeutet hingegen, dass man sich zeitweise ein bisschen entspannen kann und nicht zappelig mit der Hundepfeife werden muss, ehe der Hund sich nicht wirklich anschickt, am Horizont zu verschwinden. Auf solchen Distanzen ist Libby dann aber wirklich "freischaffend". Sie kommt auf Pfiff nur zurück, wenn es ihr passt. Wenn sie meint, dass da draussen wo sie gerade ist noch Wild steckt, könnte ich den Morgengesang der Vögel trällern und es würde sie nicht kümmern.
Vor langer, langer Zeit fegte ich noch hinter dem ungehorsamen Bretonen oder Deutsch Kurzhaar her und sorgte dafür, dass sie verdammt noch mal umkehrten oder anhielten, aber diese Zeiten sind dahin, genauso wie meine Zähne und meine Haare dahin sind.
Libby liebt Leckerchen, aber sie liebt Jagen noch viel mehr und wenn sie entscheidet, nicht zu gehorchen, sitze ich in der Klemme. Ich habe sogar mal erwogen, ein Elektrohalsband auf der geringsten Stromstärke auszuprobieren, um mehr Gehorsam in sie hinein zu kriegen, aber Libby jagt nicht, wenn sie irgendeine Art von Halsband um hat. Sie streikt oder läuft sogar zu meinem Wagen zurück und schmollt. Letztes Jahr habe ich es mit einem Glöckchen am Halsband versucht, einfach um zu wissen, wo im Bewuchs sie überhaupt steckt - sie rannte zum Auto und weigerte sich zu jagen, bis ich nicht das Halsband abgemacht hatte. Sie ist eine bockige, egozentrische und entschlossene kleine Zicke!
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Was ich jetzt sage wird vielen Spaniel Besitzern zwar nicht gefallen, aber meiner Meinung nach kommt man als rough shooter *) mit einem wirklich guten HPR öfter zum Schuss als mit einem wirklich guten Spaniel, sogar wenn er ein Field Trial Champion ist. Es sei denn, das Jagdgebiet hat massenhaft sehr dichten, unangenehmen Bewuchs, der eine Menge Wild hält. *) Beim rough shooting zieht der Jäger mit seinem Hund allein los und bringt was immer er geschossen hat nachhause.
Ich hab es mir nie leisten können, in richtig gutem Gelände mit sehr viel Wild darin jagen zu gehen. Wie die meisten rough shooter war ich immer in Gebieten, die fast wildfrei waren und meistens gab es dort nicht, was ich als richtig dichte, unangenehme Dickichte bezeichnen würde. HPR Rassen finden mir viel mehr Wild als jeder Spaniel den ich je hatte - oder den ich je in solchen Gebieten gesehen habe, wo ich jagen und schiessen kann. Ich besitze selbst drei Spaniels und lasse sie viel weiträumiger jagen als es die meisten Handler oder Jäger tun würden, und trotzdem verschafft mir der eine HPR mehr Wild als alle drei Spaniels zusammen.
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Alle Fotos (c) Bill Thayne
Text (c) Bill Thayne 2016
> Zum englischen Originaltext
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