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Baujagd in Thüringen

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Baujagd in Thüringen
Von Jürgen und Gabriele Rassbach

Der Züchter unserer Charis vom Jüttendorfer Anger fragte uns um die Jahreswende herum, ob wir an einer Baujagd teilnehmen wollten. Natürlich wollten wir und so fuhren wir Anfang Januar in aller Herrgottsfrühe von der Nähe Potsdams in die Nähe von Weimar. Es war eine gute Fahrt, Autobahn  recht leer, dann ging  die Sonne wunderschön auf. 
Um ca. 9 Uhr waren wir im Dörfchen, wo sich alle Teilnehmer trafen. Die Hundeführer und Jäger wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Dann fuhren die Kolonnen ins jeweilige Revier, in dem insgesamt ca. 30 Kunstbaue, natürlich befahren, lagen. Die Baue lagen immer in um mit Hecken bewachsenen Feldrändern oder auch in Gräben. Schneetreiben setzte ein und eiskalter Wind. Wehe dem, der da nicht entsprechend angezogen war!
Das Günstige an den Kunstbauen ist vor allem, dass man in Notfällen gut an den Hund 'ran kann. Außerdem gibt es nur die ein bis drei Ausgänge und so weiß der Schütze, wo das Raubwild heraus kommen wird. Aber sie werden von Füchsen, Dachsen, Waschbären etc. auch gerne angenommen, sozusagen als „fertige“ Wohnung. Und da das so ist, können auch mehr von ihnen erlegt werden zum Schutz vom Niederwild. Die Baue haben keine Schieber wie die in den Schliefanlagen, sodass es dann eben eine natürliche Jagd ist.  Es gibt Baue mit 20 cm, 25 cm und 30 cm Röhrendurchmesser. Je nachdem, was man gerne drin haben möchte, wird die entsprechende Röhre gelegt.  Auch die Längen richten sich nach dem Durchmesser. Je stärker das Rohr, umso länger der Bau (ca. 10 – 30 m).  Dachse gehen nicht in 20iger Röhren, während Fuchs, Waschbär und Marderhund genau die annehmen.

Oben und unten: Vorbereitungen für die Baujagd.
Titelfoto: unsere Teckel.

Wir hatten zwar alle vier Teckel mit, aber nur die beiden älteren, Kendra v. d. Ziegelquelle FCI und Charis v. Jüttendorfer Anger,  wollten  wir einsetzen. Es zeigte sich, dass Kendra ein guter „Inspekteur“ ist und so wurde sie immer zuerst geschickt, um zu sehen, ob was „drin“ ist und auch am Ende, ob vielleicht noch etwas drin geblieben ist. War der Bau leer, zogen wir weiter. 
Der dritte Teckel unserer Gruppe sprengte einen Fuchs aus dem 20. Bau.
Dann kam ein Bau, in dem ein Dachs lag. Kendra wurde geschnallt und an der „Einfahrt“ angesetzt, sie schliefte ein, gab ordentlich Laut.  Aber er wollte, typisch Dachs, nicht freiwillig heraus kommen. Irgendwann hörten wir Kendra klagen. Sie erschien und hatte Wunden an der rechten Wange. Sie schliefte trotzdem noch einmal am anderen Ende ein, sprengte den Dachs und der Revierinhaber konnte ihn erlegen.  Nun musste ihre Wunde (sah nach Pfotenhieb des Dachses aus) gereinigt und versorgt werden.
Charis drückte mit starkem Laut den nächsten Dachs heraus, ohne verletzt zu werden. Ein Glück. Sie durfte ihn nach dem Schuss noch beuteln.
Wichtig ist, dass man keinen „Fliegertypen“ als Hund hat, der hektisch rein und raus rennt, denn so hat das Raubwild immer wieder eine Chance, sich im Bau an eine neue Stelle zu setzen.  Die „Vorliegetypen“ sind da besser, weil sie so lange vorliegen, bis  das Wild springt oder der Einschlag (= öffnen der Röhre) gemacht wird und der Jäger es erlegen kann.

Kendra von der Ziegelquelle (lks.) und Charis vom Jüttendorfer Anger.

Die Jägerschaft war zufrieden, denn in der anderen Gruppe wurden zwei Waschbären erlegt. 
In Thüringen gibt es zur Freude aller wieder mehr Niederwild. Aber die hohe Population von Dachs und Waschbär vernichtet zu viele Gelege Bodenbrüter. So ist Baujagd wichtig zur Hege von Hasen, Fasan, Rebhuhn etc.
Zur Gaststätte zurückgekehrt wurden die Hunde gefüttert. Sie durften sich nun  ausruhen und wir uns stärken. Wir waren immerhin fünf Stunden unterwegs gewesen. Unsere beiden Teckel erhielten das Leistungszeichen Bauhund Natur(Dachs)  (BhN(D)). Es wurde auf ihren Ahnentafeln eingetragen.
Schließlich wieder Zuhause war dann noch das Baden der Hunde an der Reihe, wegen eventuell aufgefangener Parasiten, und Antibiotikum Gabe  für Kendra.  Auch der Tierarzt schaute später  noch auf die Wunde und nach zwei Wochen war alles vergessen – nur die gesammelten Erfahrungen nicht.      

Kendra und Charis erhielten das Leistungszeichen Bauhund Natur(Dachs).

Text (c) 2020, alle Fotos (c) Rassbach
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