Jagd & Jäger
> Wissenswertes |
Fuchsjagd mit Brackenmix Wilma Alles begann wie einer der vielen Reviergänge mit meiner Jagdkameradin Wilma. |
Meine Wilma hatte aufgrund ihres Blickwinkels die Bewegung zwar nicht wahrgenommen, doch als sie sah, wie Herrchen auf einmal eine gebückte Haltung einnahm und wie Quasimodo über die Wiese wackelte, war für sie klar, dass da was Besonderes sein musste, vermutlich sogar Beute für sie und mich. Die Umhängeleine hing schlapp und ohne Zug zwischen mir und Wilma, die nun wie ein Schatten an meinem linken Bein hing. |
Ich liess die Waffe am Boden liegen, Aufrichten und Fernglas ans Auge nehmen waren eins, und sah gerade noch den krankgeschossenen Fuchs mit nachgezogenem Hinterlauf im Weizenfeld verschwinden. Die Waffe aufnehmend und voller Selbstvorwürfe über den missglückten Schuss ging ich zur am Platz verharrenden Wilma zurück und warf mir die Umhängeleine um. Am vermuteten Anschuss konnte ich keinen Schweiß (Blut) finden wodurch meine Verzweiflung einen Höhepunkt erreichte. Ich weiß, dass Wilma ein guter Schweißhund ist, aber sie hat mir bisher bei jeder jagdlichen Übung, wenn es darum ging eine toten Fuchs zu apportieren, die Treue versagt (na ja, ich kann sie da verstehen, ich würde so ein stinkendes Tier auch nicht in den Mund nehmen). Da ich den Fuchs nicht im Weizen sehen konnte, entschloss ich mich, meine Wilma mit dem Befehl „Such verwund“ ins freie Feld zu entlassen. Da ich weder einen Schweißriemen noch die passende Halsung dabei hatte geschah das Ganze als eine Art „freiverloren Schweißsuche“. |
Die Wilma stob, vom Instinkt getrieben, wie ein Blitz ins Feld und suchte völlig selbstverständlich quer nach irgendetwas Brauchbarem für die Nase. Als sie über die Verwundfährte des Fuchses kam, erstarrte sie in ihrer Suche und warf noch einen fragenden Blick zu mir, den sie sich aber selbst beantwortete, und ohne ein weiteres Kommando abzuwarten rannte sie mit tiefer Nase durch den Weizen genau auf eine große Schlehenhecke zu. Dort also hatte sich der Fuchs verkrochen! Wilma verschwand für ein paar Minuten in dem Heckenstreifen, bis plötzlich ein Quieken und Bellen zu hören war. "Wildschweine!", schoss es mir durch den Kopf, "mein Wilmchen hat 'ne Rotte Schweine flott gemacht." Also nahm ich die Beine in die Hand und rannte wie ein Irrer durchs Weizenfeld an den Rand der Schlehenhecke, nur um nichts, aber auch gar nichts mehr zu hören. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine treue Hündin schon als blutiges Etwas zerfetzt von den Sauen im Heckenrain liegen... Nach etwa fünfzehn Metern entlang der Hecke traute ich mich ein zaghaftes „Wilma?“ auszurufen. Keine Antwort. Vier, fünf Meter später die gleiche Frage: „Wilma?“ Aber wieder keine Resonanz. Zwei Schritte weiter hörte ich dann aber doch etwas, das sich anhörte, als würde ein Gegenstand in regelmäßigen Abständen auf den Boden geklopft. Dann endlich die Erlösung: meine Wilma stand in der Hecke, den toten Fuchs im Genick gepackt und schleuderte ihn was das Zeug hielt. Auf meinen Ruf „Wilma komm!“ stürmte sie freudig und erschöpft (natürlich ohne Fuchs) aus der Hecke und setzte sich mit einem breiten Grinsen vor mich ins Gras. Ich war stolz wie Oskar und freute mich über meine Heldin. |
Wie oft hab ich sie bei der Jagdhundausbildung schon verflucht, wenn sie nach erfolgreicher Ausarbeitung der Fuchsschleppe den Fuchs selbst einfach liegen ließ, ohne ihn zu apportieren. Übrigens, so als Nachtrag: nachdem das Wilmchen aus der Hecke gestiegen war fiel mir schnell der penetrante Fuchsgestank auf, den sie an sich hatte. Also ab nach Hause, Reinigungsprozedur mit dem Gartenschlauch, Wilma abgetrocknet, aber, na ja, sie stank immer noch wie ein Fuchs... |
Fotos 1, 2 Andreas Straub; 3-5 Sabine Middelhaufe
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