Die Totenwacht Hell peitschte
der Schuß aus meiner 243er Winchester durch das Tal des badischen
Odenwaldes und zerriß die Stille dieses brütend heißen
Augusttages, dessen langsam sich neigende Sonne sein Ende anzeigte. |
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Jäger beim Aufbrechen eines Rehbocks. Foto: Langmaack |
schließlich
wollte ich absolute Gewissheit. Nochmals empfand ich tiefe Erleichterung, als ich vor ihm kniete und die blitzblank gefegten Knöpfe des Kümmerers befühlte, während meine Wachtel aufgeregt den toten Bock bewindete. Doch mir blieb wenig Zeit, mich erneut zufrieden zurückzulehnen, die noch immer große Hitze des Augusttages trieb mich zur Eile, schnellstens die rote Arbeit zu verrichten. Gewehr, Glas, Hut, Rucksack und Hund wurden abgelegt, das Messer hervorgekramt und ich begann mit dem Aufbrechen. Schon gesellten sich die ersten Fliegen zu mir, was mich nicht ruhen ließ, schnellstens den Bock zu versorgen. Als auch diese Arbeit verrichtet war, der Bock seinen letzten Bissen bekommen hatte, wollte ich den Weg zum Auto antreten, schließlich sollte der Bock schnell ins Kühlhaus. Doch dann erinnerte ich mich daran, daß ich etwas vergessen hatte. Beim Gedanken an den Weg zum Auto fiel mir ein Holzstoß am Waldrand ein, der auf halber Strecke zum Auto lag. Dort wollte ich bei meinem Bock die Totenwacht halten. Eilig strebte ich dorthin, legte die Sachen und den Hund ab, setzte mich so vor den Holzstoß, daß mir das Holz als Lehne diente, so |
dass ich einen Blick über die hügelige
Landschaft des badischen Odenwalds hatte. Den Bock legte ich
vor
mir auf den Waldboden. Erst jetzt, nach einigen Minuten in der absoluten Stille des Waldes, beim Betrachten der so friedlich vor mir liegenden Hügellandschaft des Odenwalds und dem Anblick des erlegten Bockes überkam mich die notwendige Ruhe, das Geschehene Revue passieren zu lassen. Nur einmal, als weit in der Ferne ein Reh schreckte, wurde ich kurz aus meinen Gedanken gerissen. Der Anblick des Wildes, das Ansprechen des Bockes, der Entschluß des Erlegens, die Freude über einen guten Schuß und einen richtigen Abschußbock gingen mir noch einmal durch den Kopf. Tiefe Zufriedenheit machte sich breit. |
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Doch beim Blick auf den vor mir liegenden Bock kamen
auch mahnende Gedanken. Ich habe als Mensch in die Natur eingegriffen
und dem Leben dieses Tieres ein Ende gesetzt. Auch die Gedanken,
einem Kümmerling ein schmerzloses Ende ermöglicht zu haben,
können einem die immer wieder in diesen Minuten aufkommenden
Zweifel, dieses Recht zu besitzen, nicht nehmen.
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