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Vom Jagdhelfer zum Rettungshund

 

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Vom Jagdhelfer zum Rettungshund
Von Sabine Hochhäuser

Ein Trend oder die Alibiausrede einen Jagdhund als Nichtjäger zuführen? Um eins vorweg zu nehmen, die Arbeit mit Rettungshunden ist mehr als nur ein Hobby! Im Ernstfall heißt es Menschenleben zu retten!
In Deutschland steckt die Ausbildung von Jagdhunden in den Rettungshundestaffeln noch in den Kinderschuhen. Deutsch Kurzhaar, Ungarisch Kurzhaar (Vizsla), Deutsch Drahthaar, Weimaraner, Irish und Gordon Setter, und natürlich die diversen Retriever halten mittlerweile Einzug in die Staffeln und etablieren sich erfolgreich als Rettungssuchhunde.
Bei den Jagdhunden zeigen sich folgende Eigenschaften als besonders vorteilhaft für die Rettungsarbeit: die feine Nase, den ausgeprägte Such- und Stöbertrieb, die Härte, die Führigkeit gepaart mit der Arbeitsfreude, den unbedingten Finderwillen, und systematische, ausdauernde und eigenständige Suche.
Die Rettungshundearbeit ist eine Möglichkeit den Jagdhund ohne tatsächliche Jagdausübung artgerecht auszulasten. Die Aufgaben des Hundes bei Suche nach Vermissten liegen sehr nahe der Aufgaben der Hunde bei der Jagd, der eigentliche Unterschied ist, dass der (Jagd)Rettungshund auf Menschen und der Hund im Jagdeinsatz auf Wild konditioniert ist!

Sabine Hochhäuser mit ihrem "Rettungs-Weimaraner". Foto: Klein

Jagdhund und Hundeführer müssen eine ganze Reihe an Voraussetzungen für die Rettungshundearbeit mitbringen.
Ziel der zeitaufwendigen Ausbildung ist die Einsatzfähigkeit des Rettungshundeteams, d.h. einen jederzeit zuverlässig arbeitenden Hund, der lebende Personen anzeigt, und einen Hundeführer, der seine fachspezifischen Kenntnisse im Ernstfall anwenden kann. Diese Ausbildung dauert etwa 1 bis 3 Jahre und wird mit der Prüfung der jeweiligen Organisation abgeschlossen.
Die Prüfung wird in folgenden Bereichen ablegt: Unterordnung (Gehorsam), Geräte (Gewandtheit), Flächensuche, Trümmersuche und Theorie (Kynologie und fachspezifisches Basiswissen).
Erst nach erfolgreich abgelegter Prüfung werden Hund und Mensch als Rettungshunde-Team anerkannt und sollten mit ihrer Staffel in den Einsatz gehen. Die Prüfungen müssen in der Regel jährlich wiederholt werden.
Grundlage der Suche nach vermissten Personen in einer freien Fläche (Flächensuche) ist im Grunde die Verlorensuche bzw. die Schweißarbeit,
nur dass die Rettungshunde systematisch ein definiertes Suchgebiet freilaufend durchstreifen.
Bei der Trümmersuche, nach Erdbeben oder Gasexplosionen, ist es notwendig, verschüttete Personen in eingestürzten Häusern aufzuspüren, hier die Parallele zur Bauarbeit zu ziehen ist vielleicht ein bisschen an den Haaren herbeigezogen!
Für die Trümmersuche ist ein nicht zu großer und wendiger Hund erforderlich, der zwischen die Schuttberge und geborstenen Betonplatten nach verschütteten Menschen sucht und findet. Dann kommen in der Regel die Helfer (THW, Feuerwehr) mit schwerem Räumgerät und befreien die schütteten Person.
Unabhängig vom Schadensfall hat der Rettungshund gelernt ausschließlich nach dem Geruchsbild lebender Personen zu suchen und diese anzuzeigen. Verleitungen, wie zu Beispiel Lebensmittel, Wild, Vieh, Maschinen, Rauch, Wäsche hat er unbedingt zu ignorieren. Hat er die gesuchte Person gefunden zeigt der Hund durch Verbellen, Bringsel oder durch Rückverweisen an, je nach Eignung des Hundes.

Spielerische Vorbereitung für die künftige Arbeit. Foto: Hochhäuser

Die Rettungshundearbeit baut entweder auf den Spiel- und Beutetrieb des Hundes oder auf Futter auf.
Konditioniert werden die Hunde auf ein Spielzeug, Dummy, Ball, Handschuh etc, oder auf Futter, in Verbindung mit einem Menschen, der zu suchen und zu finden ist. Dabei werden Suchen in der Ausbildung möglichst realistisch nachgestellt, das heißt Gelände und Opfer müssen ständig gewechselt werden, damit kein Gewöhnungseffekt eintritt sondern das Ritual der Suche konditioniert wird.
Trainiert wird in den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel, Bundeswehrdepot, Bunker, Wald/Weide, Feld, Abrissgelände, Steinbruch, Baustellen.
Hier wünschen sich die Staffeln mehr Unterstützung der Revierinhabern/pächter, die ihnen geeignetes Gelände zur Verfügung stellen. Durch den permanenten Wechsel der Örtlichkeiten wird so ein Revierbereich oft nur 2 mal im Jahr in Anspruch genommen, und nur nach Abstimmung mit den Revierin-habern/-pächtern.
Mantrailing, die Personensucharbeit.
Eine hier zu Lande recht unbekannte Möglichkeit einen Jagdhund im Rettungs-bzw. Polizeidienst einzusetzen, ist das Mantrailing.
Mantrailer können bei der Suche von abgängigen Schockopfern nach Autounfällen, Räubern nach Raubüberfällen, Vergewaltigern, Suizid-gefährdeten, Dieben und Mördern eingesetzt werden, vorausgesetzt der zu Suchende ist identifiziert und es liegt für den Hund eine Geruchsprobe vor
.

Weimaraner Afra auf der Suche. Foto: Hochhäuser

Während der Fährtenhund Bodenverletzungen verfolgt, dabei so nahe wie möglich auf der Fußspur bleibt, sucht der Flächensuchhund mit halbhoher oder hoher Nase nach dem Menschen, wobei jede gefundene Person anzuzeigen ist.
Problematisch ist diese Art der Suche für den ausgebildeten Flächensuchhund bei hohem Aufkommen an Verleitfährten in stark frequentiertem oder städtischem Gelände. Hier kommt der Mantrailer zum Einsatz.
Beim Mantrailing folgt der Hund ausschließlich einer ihm bekannten Individualgeruchspur eines Menschen. Es steht ihm frei wie er der Spur folgt. Nahe oder sogar direkt auf der Spur oder mehrere hundert Meter davon entfernt. Der Mantrailer bekommt das Geruchsbild einer bestimmten Person auf einem Gazestreifen in einer Tüte direkt unter die Nase gehalten, der anhand von Kleidungsstücken oder irgend welchen Dingen die ein Täter oder die vermisste Person angefasst oder getragen hat oder sonst mit ihm in Berührung gekommen ist. Die Fährte wird vom Mantrailer, der übrigens wie der Schweißhund an einem 6 bis 10 m langen Riemen gearbeitet wird, auf unterschiedlichstem Gelände über große Distanzen mit vielen Verleitfährten verfolgt.
Die Suche des Hundes kann quer durch die Stadt, Dorf, Bach, Feld, Wald, Wiese oder einem Einkaufszentrum bei jedem Wetter erfolgen. Sie kann durchaus Stunden bzw. eine ganze Woche dauern, endet mit der sicheren Anzeige der gesuchten Person, z. B. innerhalb einer Menschenmenge in einen Einkaufszentrum.
Zum Mantrailer werden bevorzugt Bloodhound (St. Hubert) eingesetzt, aber auch unsere Schweißhunde kommen hier zum Einsatz. Bei weniger spezialisierten Rassen ist die ernsthafte Verwendung fraglich, denn Schäferhund und Co. kommen an die Riechleistung dieser Hunde naturgemäss nicht im Entferntesten heran.
Für nichtjagende Jagdhundehalter eröffnet sich mit der Rettungshundearbeit eine hervorragende Alternative ihren Jagdhund artgerecht gemäß ihren angewölften Eigenschaften zu beschäftigen. Vorausgesetzt, auch der Hundehalter ist bereit, seinen Einsatz im Rettungsdienst zu leisten. Jagdhund und Hundeführer arbeiten zum Wohle des Menschen, denn die Rettungshundearbeit ist ein Ehrenamt!
Weitere Betätigungsfelder für die Spezialisten mit der feinen Nase sind die Minensuche, die Sprengstoffsuche, der Therapiehund, Diabetes- und Hormon-Spürhunde, Tabak- und Drogenspürhunde. Dem Jagdhund ist ganz egal ob sein Hundeführer das „Grünzeug vom Haken“ nimmt oder die Einsatzklamotten einer Organisation! Nur eines ist diese Art der alternativen Beschäftigung nicht, ein letztes Auffangbecken bzw. Therapie für fehlgeleitete, unerzogene oder aggressive Jagdhunde!

Weimaraner Afra beim Training. Foto: Klein

 
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