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Anschuss-Seminar beim Hegering Ennepetal



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Anschuss-Seminar beim Hegering Ennepetal
Von Engelbert Braun

Der Hegering Ennepetal hatte zum Anschuss-Seminar eingeladen. Dieses Seminar war von der Hegeringleiterin Beate Flockenhaus initiiert worden. Wie sie selbst sagte, hat sie erst bei der Bestätigung durch den Schweißhundeführer erfahren, wen sie da hochkarätiges eingeladen hatte. Wir hatten nämlich das Vergnügen, von Ulf Muuß einen Einblick in die Arbeit des Schweißhundeführers vermittelt zu bekommen. Herr Muuß ist zumindest den Jägern, die im Landesjagdverband NRW organisiert sind von einem Titelbild der Verbandszeitschrift „Rheinisch Westfälischer Jäger“ bekannt. Eingeladen wurde mit dem folgenden Schreiben:

Anschuß-Seminar
Erfreulicherweise können wir unseren Hegeringmitgliedern ein Anschuss-Seminar mit dem erfolgreichen Schweißhundeführer Ulf Muuß anbieten.

"Schuss raus - Stück weg - was nun?"

Dieser Vortrag beschäftigt sich mit dem Verhalten des Jägers, wenn das beschossene Stück Schalenwild nicht direkt liegt. Wie untersuche ich den Anschuss, was sagen mir die Pirschzeichen und vor allem: Wie weit gehe ich mit dem eigenen Hund? Welche Rolle spielt dabei die Rasse?
Hier wird kein besserwissender Zeigefinger erhoben oder das Schweißhundewesen glorifiziert. Es geht vorwiegend darum, anfallende Nachsuchen im Sinne des Tierschutzes durchzuführen oder vorzubereiten, um dem Wild unnötige Qualen zu ersparen. Für alle Fragen - auch hinsichtlich der Einarbeitung des eigenen Hundes - gibt es ein offenes Ohr.
Schwerpunkte können der Jahreszeit und dem örtlichen Wildvorkommen angepasst werden. Bildmaterial und Inhalt stammen aus hunderten selbst durchgeführter Nachsuchen und ständigem Austausch mit engagierten Nachsuchenführern.
Vorher Simulation verschiedener Anschüsse, Interpretation der vorgefundenen Pirschzeichen in Gruppen.
Die Termine beginnen mit einem praktischen Teil im Revier und enden mit einer Powerpoint-Präsentation. Ein kleines Picknick mit erfrischenden Getränken wird vorbereitet.

Rechts: Schweisshundführer Ulf Muuß. Foto (c) Ulf Muuß

Am 16.07.2011 um 13°° Uhr war Treffen an der „Guten Quelle“ in Ennepetal–Jellinghausen zum ersten der beiden Termine. Im Revier der Waidkameraden Katrin und Jörg Latuske, welches die „Gute Quelle“ einschließt, versammelten wir uns bei schönstem Sommerwetter auf einer Wiese.
Hier lernten wir Ulf Muuß und Christoph Schäfer kennen. Herr Schäfer ist der Schweißhundeführergruppe Südsauerland angeschlossen und in Nachrodt-Wiblingwerde stationiert. Er kann von uns im Bedarfsfall auch für eine Nachsuche angefragt werden. Beide Herren hatten für uns schon einige Vorbereitungen getroffen. Nachdem die Hegeringleiterin ein paar Worte zur Einstimmung gesagt hatte, übergab sie an Herrn Muuß.
Ulf Muuß gab einige einleitende Erklärungen zur Anschussuntersuchung im Allgemeinen.
Wichtig ist, daß gefundene Pirschzeichen für die Nachsuche gesichert werden. Hierzu eignet sich ein Folienbeutel besser als ein Papiertaschentuch, da die gefundenen Teilchen im Beutel weitgehend frisch bleiben wohingegen sie im Taschentuch zusätzlich austrocknen.
Auch ist es manchmal nötig und sinnvoll, die Pirschzeichen durch eine Folie vor Regen oder Abhandenkommen zu sichern.
Dann ging es an die Arbeit. Herr Muuß erklärte, dass er und Herr Schäfer für immer zwei Personen einen Schützenstand und einen dazugehörigen Anschuß verbrochen hatten und wies dann die Gruppen ein.

Verbrochene Anschüsse.

Das Ausgangsszenario war, dass zum Aufgang der Bockjagd (Bock noch am Umfärben) nach dem Schuß das Stück nicht aufzufinden war. Jede Gruppe bekam nun am Schützenstand noch nähere Informationen zum Zeichnen und zu besonderen Auffälligkeiten genannt. Die Anschüsse waren so verbrochen, wie sie vom Schützen bestimmt worden waren.
Die Angaben zum Anschuß meiner Gruppe waren, dass der Bock vorne steil aufgestiegen und dann hochflüchtig abgegangen wäre.
Wir begaben uns also vorsichtig suchend in Richtung des Anschusses. Nachdem wir schon etliche Meter am Anschuß vorbei waren und immer noch keinen Hinweis gefunden hatten, suchten wir noch mal rückwärts. Mein Partner untersuchte ein ausgerissenes Grasbüschelchen, welches wir vorhin nicht beachtet hatten. Dabei entdeckte er, dass es durch den Kugelriss, den wir nun auch fanden, so auf der Wiese lag. Wir konnten aber, so sehr wir uns auch bemühten keine weiteren Pirschzeichen finden. Auch Ulf Muuß und Christoph Schäfer fanden keine mehr. Also vermuteten wir, dass der Bock unterschossen und durch auffliegende Teilchen zum Steigen und Flüchten veranlasst worden war.

Auf der Suche nach Pirschzeichen.

Nachdem alle Gruppen die Pirschzeichen eingesammelt hatten, trafen wir uns wieder am Ausgangspunkt und setzten uns im Halbkreis um die Schweißhundeführer. Jede Gruppe zeigte die gesammelten Pirschzeichen herum und trug die daraus gezogenen Schlüsse vor.

Besprechung der gefundenen Pirschzeichen.

Die beiden Schweisshundeführer, Ulf Muuß (r.) und Christoph Schäfer..

Hier gab es dann Kuriositäten, die natürlich auch in der realen Situation vorkommen können.
Eine Gruppe stieß beispielsweise am Anschuß außer auf ein Stückchen Leber auf einige Büschel krauser Haare. Alle rätselten über den möglichen Treffer, an dem diese Haarbüschel beim Rehbock abgetrennt worden sein könnten. Wir kamen allerdings zu keinem Schluß. Klar, dass das Leberstückchen dadurch auch nur von den Wenigsten richtig bestimmt wurde.
Herr Muuß klärte schliesslich die Sache auf: an der Stelle, die er als Anschuß ausgewählt hatte, lagen diese Haarbüschel, die vom Hasen oder Kaninchen stammen könnten, schon auf der Wiese und waren wohl vor ein paar Tagen mit der Gülle ausgebracht worden. Das hatte natürlich großes Gelächter zur Folge. Auch stellte sich so heraus, dass die Erwartungshaltung, mit der man an den Anschuß geht, die Sicht sehr beeinflussen kann.

Kuriositäten gibt es auch in der realen Situation.

Nachdem die Hälfte der Funde besprochen war, schlug die Hegeringleiterin vor, doch erst mal eine Pause zu machen und zum Picknick zu schreiten. Essen und Trinken waren liebevoll vorbereitet und in Kühltaschen und –boxen gehalten worden.
Wir nutzten die Pause freilich auch zum Gedankenaustausch und zum Fachsimpeln.

Verdiente Picknick Pause.

Nach dieser gerne angenommenen Unterbrechung ging es mit den nächsten Gruppenbesprechungen weiter. Als wir an der Reihe waren, wurde von Ulf Muuß das Rätsel unserer Pirschzeichen gelöst: eigentlich war "unser" Bock an der Unterseite gestreift worden, was durch einen schmalen Streifen Haut dokumentiert worden war. Dieser Streifen Haut sowie ein winziger Spritzer Schweiß und etwas Schnitthaar waren aber bei unserer Suche nicht mehr auffindbar. Zertrampelt hatten wir allerdings auch nichts, da wir uns vorsichtig seitlich an der Linie Schützenstand – Anschuß entlang bewegt hatten. Die Besprechung machte sehr deutlich, dass eine ernsthafte und vorsichtige Anschussuntersuchung außerordentlich wichtig für eine anschließende Nachsuche ist.

Gruppenbesprechung.

Vortrag zum Abschluss des Seminars.

Im Anschluß an die Arbeiten auf der Wiese fielen wir in der Guten Quelle zum Kaffetrinken ein.
Herr Muuß hatte noch eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet, die er über einen Beamer auf Leinwand projizierte. Hier zeigte er Besonderheiten, die ihm bei seiner Arbeit begegnet sind und die er fotografieren konnte. Die Präsentation war nach folgenden Überschriften gegliedert.

- Nachsuchen vermeiden: technische, organisatorische, persönliche Gründe für Nachsuchen.
- Stück liegt nicht: Verhalten direkt nach dem Schuss, Interpretation und Sicherung der Pirschzeichen, Kugelriss.
- Wie weit mit welchem Hund: rechtliche Grundlagen, Besonderheiten verschiedener Treffer und bei der Rehwild-Nachsuche, persönliche und versicherungstechnische Risiken.
- Schweiß- und Scheißhunde: Schweißhunde werden nicht geboren. Die Rasse macht es nicht, sondern die Erfahrung des Gespannes und der Charakter des Führers.
- Anerkannte Stationen und Biogemüse: Über die Aussagekraft von Gütesiegeln.

Wir diskutierten danach noch eine Weile, und jede Frage wurde ausführlich beantwortet.
Es war wirklich ein sehr lehrreicher Nachmittag, und ich glaube, dass jeder, auch die alten Füchse, etwas für sich mit nach Hause nehmen konnte. Außerdem war diese Veranstaltung sehr gut dafür geeignet, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Vielen Dank an die Organisatoren, die sehr zum Gelingen beigetragen haben.
Hier sind übrigens die Kontaktdaten der Schweißhundestationen in NRW zu finden.


Text (c) 2011
Titelfoto: Bayrischer Gebirgsschweisshund (c) Sabine Middelhaufe
Alle übrigen Fotos mit frdl. Genehmigung des Hegerings Ennepetal und Ulf Muuß.

 

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