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Nadja Frazier - Weimaraner "von Walhalla" Als mein Freund Giuliano Mondadori, Chefredakteur der Zeitschrift Cani da ferma e da cerca (Vorsteh- und Stöberhunde), mich fragte, wer mit echtem Wissen über Weimaraner sprechen könnte, dachte ich, dass unter all den Leuten, die ich kenne, die deutsche Züchterin Nadja Fazier, Kennel "Walhalla", die geeignetste Person wäre. Hier ihre Antworten auf unsere Fragen. Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse und warum haben Sie gerade diese gewählt? Ich habe mich der Rasse 1991 genähert, als ich in den USA lebte. Ich hatte das Glück, gleich mit einer fantastischen Hündin zu beginnen, die großartige natürliche Qualitäten am Wild zeigte und einen wunderbaren Charakter. 1993 hatte ich den ersten Weimaraner Wurf. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland 1999 begann ich unter dem Zwingernamen "Walhalla" zu züchten, jedoch ausschliesslich mit Hunden deutscher Herkunft. |
Nadja Frazier mit einem ihrer Hunde. Foto (c) Frazier |
Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen gegenüber bevorzugen könnte? Der Weimaraner wird im Allgemeinen wegen seiner Führerbindung und einfachen Ausbildbarkeit geschätzt. Er ist zwar ein Vorstehhund, wird aber richtiger als Allrounder, als echter Vollgebrauchshund definiert, der ein hervorragender Gehilfe in Feld, Wald und Wasser sein kann, für Federwild ebenso wie für Haarwild, Sauen und Raubwild inbegriffen. Gibt es Ihrer Ansicht nach bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung findet? Die Situation des Weimaraners ist sehr uneinheitlich. |
Weimaraner von Walhalla in Vorstehpose. Foto (c) Frazier |
Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können? In einem Land wie Deutschland, wo wir unsere Hunde nicht auf Field Trials bewerten lassen, sondern bei Gebrauchsprüfungen, muss ein guter Rassevertreter in jedem Falle auch Schnelligkeit und weite Suche im offenen Feld zeigen, Passion und enormen Jagdtrieb bei der Wasserarbeit, insbesondere bei Verlorensuche und Apport der verletzten Ente, zuverlässiges Stöbern im Wald, wenn er Schalenwild jagt. Der Apport muss perfekt sein und ausserdem erwartet man vom Hund Ruhe und Konzentration bei der Nachsuche, Schärfe und Spurlaut wenn er auf der Fährte arbeitet und als Minimum Sichtlaut beim Eräugen des Wildes. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden? Die Lage in Deutschland ist dank der strikten Zuchtverordnung ausgesprochen gut. Damit ein Hund in die Zucht aufgenommen werden kann muss er die HZP wenigstens mit der Mindestpunktzahl bestehen, bei einer ausführlichen Bewertung (also nicht dieses Schnellverfahren wie bei Ausstellungen üblich) als morfologisch korrekt befunden werden, HD-frei sein (mindestens B) und seine DNA muss bei der Ruhruni Bochum deponiert werden. Darüber hinaus muss jede Verpaarung vom Klub zunächst bewilligt werden, und der Verein kann zum Wohl der Rasse und unter Berücksichtigung des Genpools einen Antrag auch ablehnen. Die Mehrzahl der Hunde, die nach Genehmigung durch unseren Klubzuchtwart für die Selektion verwendet werden, übertreffen bei weitem die Mindestanforderungen. 80% der Zuchttiere hat die VJP, HZP und VGP absolviert, einige werden ausserdem auf der 40-Std.-Schweissfährte geprüft sowie hinsichtlich ihrer Anlagen und Schärfe für die Raubwildjagd. |
Afra. Foto: Sabine Hochhäuser. |
Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung? In Deutschland ist die Rasse unter Jägern gut bekannt und wird von ihnen auch wegen ihres Schutztriebs geschätzt. Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen, Ausstellungen teilzunehmen? In Deutschland züchten wir auf der Grundlage unseres eigenen Prüfungssystems, nicht der Field Trials. Ich werde meinen nächsten Junghund aber dafür vorbereiten und ihn dann dabei führen, um das System der Field Trials besser zu verstehen. |
Afra und Ayk. Foto: Sabine Hochhäuser. |
Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse besonders geeignet? Vielleicht bin ich die falsche Person für diese Frage, denn für einen Deutschen muss der Weimaraner ja eben ein Allrounder sein, nützlich für die Jagd auf alle Wildarten und in jedem Terrain. Sie können fantastische Hunde für die Federwildjagd sein, und ebenso unglaubliche Hunde für Schwarzwildjagd (die ich bevorzuge und häufig betreibe). Letztlich ist der Weimaraner hervorragend bei der Art Jagd, die ihm sein Führer am häufigsten bietet! Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen? Das Wichtigste ist, sich ausserhalb Deutschlands ausschliesslich an Züchter von Arbeitslinien zu wenden. Jagdhunde stammen aus Blutlinien die für den Jagdgebrauch selektiert werden, sie enstehen nicht aus Ausstellungshunden. |
Yanka und Nemo. Fotos: S. Byl |
Text (c) Cani da Ferma e da Cerca ; übersetzt aus dem Italienischen von Sabine Middelhaufe mit freundlicher Genehmigung von Cani da Ferma e da Cerca > Kurzportrait (1)
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